Briten bevorzugen .co.uk: Darum werden jetzt Hunderttausende .uk-Domains frei
Lange Zeit funktionierte die Vergabe der länderspezifischen Top-Level-Domains des Vereinigten Königreiches ein wenig anders als in den meisten anderen Staaten: Die Registrierung einer Domain direkt unterhalb von .uk war nicht möglich. Stattdessen mussten Website-Betreiber aus insgesamt 15 Second-Level-Domains die zu ihrem Geschäft oder ihrer Organisation passende heraussuchen. Unternehmen erhielten also die Domain-Endung .co.uk, gemeinnützige Organisation die Endung .org.uk und so weiter.
Das änderte sich erst 2014, als auch die direkte Registrierung von .uk-Domains durch die dafür zuständige Organisation Nominet erlaubt wurde. Übermäßig heiß waren die Briten auf die neuen Domains aber ganz offensichtlich nicht: Im Februar 2019 endeten nur 23,3 Prozent der britischen Domainnamen auf .uk, während sich der Rest auf die ehemals üblichen Second-Level-Domain-Endungen wie .co.uk verteilte. Das lag vor allem daran, dass sich die Briten über die Jahre an das System gewöhnt hatten. Zumal Inhaber einer .co.uk-Domain fünf Jahre lang die Einzigen waren, die das Recht hatten, die korrespondierende .uk-Domain zu erwerben.
Nachdem sich die geringe Nachfrage nach .uk-Domains abzeichnete, führte Nominet vor Ablauf der Fünfjahresfrist eine Promoaktion durch, die Besitzern von .co.uk-Domains die Möglichkeit bot, die namensgleiche .uk-Domain zwei Jahre lang kostenfrei zu registrieren. Davon machten mehrere Registrare im Namen ihrer Kunden gebrauch – ohne die jedoch vorher zu fragen. Ganz offensichtlich haben aber viele Besitzer einer .co.uk-Domain kein Interesse daran, für eine zweite zu bezahlen und lassen diese Registrierung daher jetzt auslaufen.
Domainsquatter sollen gezielt API-Limits umgehen, um sich begehrte Domains zu sichern
Laut the Register wurden alleine in einer Januarwoche 2020 180.000 .uk-Domains frei. An einem Wochenende kamen 125.000 weitere dazu. Unter so vielen aufgegeben Domains, die irgendjemand zumindest in der .co.uk-Variante für schützenswert hielt, sind zwangsläufig auch Domains, die einen gewissen Wert haben. Das wiederum hat zu einem massiven Anstieg von Firmen und Privatpersonen geführt, die eine Nominet-Mitgliedschaft abgeschlossen und damit das Recht erworben haben, abgelaufene Domains zu einem vergünstigten Preis zu erwerben.
Wie The Register berichtet, glauben einige alteingesessene Nominet-Mitglieder, dass die Neuankömmlinge zumindest in Teilen nicht alleine agieren, sondern unter der Hand zusammenarbeiten, um das API-Limit zu umgehen und so keine neu aufgetauchte Domain zu verpassen. Ein Anbieter soll im Dezember 2019 bereits Beschwerde bei Nominet gegen einen bulgarischen Konkurrenten eingelegt haben, der angeblich einen solchen Domain-Kauf-Pool organisiert hat. Beweise dafür gibt es indes nicht und das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe. Klar ist allerdings, dass einige Anbieter die derzeitige Gelegenheit nutzen, um möglichst viele Domains für den späteren Wiederverkauf in die Finger zu bekommen.
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