#Facebookdown und #Twitchleak: "Too big to fail" sieht anders aus

In unserem wöchentlichen Sampler-Briefing für die Pro-Community geht es diesmal um die Lehren aus #Facebookdown und #Twitchleak. Was für eine Woche. Bei Facebook und den angeschlossenen Diensten gehen einfach mal für ein paar Stunden die Lichter aus, bei Twitch lässt ein Hack mit anschließender Veröffentlichung des Codes die Alarmglocken schrillen. Auf den ersten Blick durchaus unterschiedliche Ereignisse. Auf den zweiten Blick haben #Facebookdown und #Twitchleak aber doch erstaunliche Gemeinsamkeiten. Obendrein Gemeinsamkeiten, die auch längerfristig Konsequenzen haben könnten. In beiden Fällen hat es Mitglieder des GAFA-Clubs erwischt, den echten Big Playern im Digitalgeschäft also. Während Facebook mit sämtlichen Diensten außer Gefecht war, über Stunden hinweg offenbar nicht einmal interne Kommunikation möglich war, ist die Twitch-Sache für Amazon nicht der ganz heftige Einschlag im Kerngeschäft. Aber eben ganz und gar nicht ohne. Was auch mit der offensichtlich gemeinsamen Ursache für die durchaus spektakulären Ereignisse zu tun hat. Sowohl bei Facebook als auch bei Amazons Twitch ist laut offizieller Bestätigung etwas flapsig gesagt bei der Konfiguration von Servern rumgemurkst worden. Wie vor nicht allzu langer Zeit wohl auch schon bei Fastly und Slack. Echt jetzt? Giganten des Internet lassen Fehler zu, die eher dem Hobby-Admin der Vereinswebsite zuzutrauen wären? Es scheint ganz so zu sein. Das ist beruhigend und beunruhigend zugleich. Beruhigend, weil sich an einer solchen Kleinigkeit zeigt, dass die ganz Großen eben auch nicht unfehlbar sind. Einen Schritt weiter gedacht, ist das auch Ermutigung für alle, die sich mit einem StartUp genau in diese Felder bewegen wollen. Es gibt Chancen, auch die Giganten lassen Lücken. Das häufig beschworene "Too big to fail", die alles erdrückende Übermacht, die Unzerstörbarkeit der GAFA-Mitglieder haben sich die meisten Menschen wohl etwas anders vorgestellt. Es wäre ja im Übrigen nicht das erste Mal, dass ein Unternehmen zumindest gefühlt kurz davor stand, die Weltherrschaft zu übernehmen und dann plötzlich damit beschäftigt war, den eigenen Laden wieder auf Spur zu bringen. Bestes Beispiel dafür, die Älteren werden sich erinnern, ist Microsoft. Es gab Zeiten, da wurde befürchtet, dass Bill Gates und seine Truppe kurz davor stehen, ein Monopol auf alles zu haben. Inzwischen wissen wir es besser. Microsoft hatte statt der Verwaltung der Weltherrschaft plötzlich damit zu tun, sich der Emporkömmlinge wie Google zu erwehren, den eigenen Platz neu zu definieren. Das ist inzwischen gut gelungen, hat aber einige Zeit gedauert. Auch wenn die Zahlen zumindest bisher eine andere Sprache sprechen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Facebook durch die Kombination verschiedener Faktoren (Ausfall, Whistleblower, Account-Scraping, politischer Druck) in sehr raues Fahrwasser gerät. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Sache entwickelt. Womit wir gleichzeitig beim beunruhigenden Teil wären. Wir alle wissen, über welchen ungeheuren Datenreichtum gerade diese Plattformen verfügen. Wir alle wollen nicht wissen, was passiert, wenn diese Daten tatsächlich mal in ganz falsche Hände geraten. Wir haben zudem gesehen, dass es nicht so ganz problemfrei ist, wenn ein wesentlicher Teil der Internetkommunikation in einer Hand ist. Was wir daraus lernen? Auch die ganz Großen machen kleine Fehler mit erheblichen Folgen. Diese Fehler können durchaus Raum für Neues schaffen.

„Too big to fail“ sieht anders aus