Ein entscheidender Faktor aller DAC-Anlagen ist ihr Energiebedarf. Pro Tonne CO2 liege der Stromverbrauch des gesamten Prozesses, so eine Faustregel, bei etwa einer Megawattstunde, sagt Marc-Simon Löffler vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Hinzu kommen bei den meisten Verfahren etwa drei Megawattstunden an thermischer Energie. „Der Energieverbrauch und die Kosten pro Tonne CO2 sind bei den verschiedenen Verfahren recht ähnlich“, so Löffler.
Damit lässt sich DAC nur in Ländern wirtschaftlich nutzen, in denen die Energie entsprechend günstig ist. Nähme man den durchschnittlichen Strompreis am Spotmarkt der deutschen Strombörse von rund 10 Cent pro Kilowattstunde, würden für jede Tonne CO2 alleine rund 100 Euro Stromkosten anfallen – zuzüglich Netznutzung und Wärme, sofern keine Abwärme genutzt werden kann. Die gesamten Kosten bezifferte das Institut für Mikroverfahrenstechnik am KIT in Karlsruhe 2020 auf 125 bis 800 Euro pro Tonne. Auch 2050 werde man noch mit einem Gesamtenergieverbrauch von 1,4 bis 2,5 Megawattstunden pro Tonne rechnen müssen, ergaben Recherchen des Instituts. Die erhofften Fortschritte ergeben sich durch effizientere Komponenten und optimierte Prozesse. Bis 2050 könnten die Gesamtkosten dann auf 42 bis 82 Euro je Tonne sinken – wenn dafür billiger Strom in ausreichenden Mengen vorhanden wäre.
Direct Air Capture funktioniert nur im Batch-Verfahren: Wenn die Filter mit CO2 gefüllt sind, werden sie regeneriert. (Grafik: Proximo)
Unterdessen geht auch die Entwicklung grundsätzlich neuer DAC-Verfahren weiter. Das 2020 gegründete israelische Unternehmen Repair Carbon will eine DAC-Technik entwickelt haben, die 70 Prozent weniger Energie verbraucht als jene von Climeworks. Unternehmen wie Shell und Equinor haben sich bereits an der Firma beteiligt. Die Anlage komme mit 650 Kilowattstunden Strom pro Tonne CO2 aus, erklärt die Firma. Das Verfahren benötige keine zusätzliche Wärme.
Der Prozess ist von Brennstoffzellen inspiriert. Die Anlage besteht aus zwei identischen Elektroden – Kathode und Anode – getrennt durch eine selektive Membran. Im ersten Schritt wird Umgebungsluft in die Kathodenkammer gesaugt. Dort entstehen durch den Strom Hydroxid-Ionen (OH–), die mit den CO2-Molekülen Bicarbonat-Ionen (HCO3–) bilden. Allein diese Ionen können die selektive Membran zur Anode passieren, wo die Bindung wieder aufgebrochen und reines CO2 frei wird. Solche Zellen liegen in der Anlage als Stapel vor, um die Kapazitäten zu erhöhen.
Atmosphärischen Konzentrationen
Der Baustoffproduzent Holcim hat an seinem Zementwerk im niedersächsischen Höver eine ähnliche Membrananlage des britischen Unternehmens Cool Planet Technologies getestet – mit „guten Ergebnissen“, wie es heißt; eine Anschlussförderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wurde im Juli bekannt gegeben.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht. Torsten Brinkmann, Verfahrenstechniker am Hereon, hebt als Vorteil der Membranverfahren einen geringeren Energieverbrauch hervor; ein Nachteil sei hingegen, dass das CO2 nicht so rein sei wie etwa bei der Aminwäsche. Bevorzugter Einsatz der Membranverfahren seien ohnehin Gasströme mit hohem CO2-Gehalt. Bei den atmosphärischen Konzentrationen funktioniere das nur mit Hilfsmitteln, wie etwa extremer Verdichtung.
Ob DAC energetisch sinnvoll ist, bemisst sich immer auch an den Alternativen: Jede Kilowattstunde Wind- oder Solarstrom, die unmittelbar eine Kilowattstunde Kohlestrom ersetzt, ist dort immer besser genutzt als zur Entfernung des entstandenen Treibhausgases. Deswegen werden DAC-Verfahren vor allem langfristig sinnvoll sein, wenn keine fossilen Energieträger mehr verbrannt werden.
Eine ähnliche Rechnung kann man auch aus wirtschaftlicher Sicht aufmachen. Denn CO2 hat in der EU einen Preis, der sich aus dem Emissionshandel ergibt. In der europäischen Volkswirtschaft kostet es derzeit etwa 80 Euro, die Entstehung einer Tonne CO2 zu vermeiden. Volkswirtschaftlich gesehen würde DAC also erst dann sinnvoll, wenn es die Emissionsrechte preislich unterbietet.
Außerdem stellt sich bei DAC stets die Frage, ob man das CO2 nicht besser aus dem Abgasstrom von Verbrennungsanlagen abgreift, wo es in weitaus höheren Konzentrationen vorliegt als in der Atmosphäre mit einer Konzentration von 0,04 Prozent – und entsprechend einfacher gewonnen werden kann. Diese Verfahren arbeiten meist ähnlich wie DAC, wenn es sich um Post-Combustion-Prozesse handelt, also solche, die nach der Verbrennung ansetzen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, Kohlenwasserstoffe wie Gas oder Kohle mit reinem Sauerstoff zu verbrennen, womit man im Idealfall nur CO2 und Wasser erhält (Oxyfuel-Verfahren).
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Was ist eigentlich mit der Welt los? Sind die Menschen die das Projekt ins leben gerufen haben komplett dement? Es gibt nicht einen Sinnvollen Grund dafür so eine Anlage zu erschaffen, tausende von Arbeitsstunden, Energieaufwand, Rohstoffe und Umweltbelastung nur zur Herstellung eines Völlig redundanten Systems, welches die Natur sogar noch viel besser kann: PFLANZEN, denn diese können etwas das sich Photosynthese nennt. Hierbei wird in den Chloroplasten der Pflanze aus Wasser und Kohlenstoffdioxid mit Sonnenlicht einfach Glukose und Sauerstoff gebildet.
WILD, ich weiß.
Einfach ein paar Bäume hinstellen…..
@tiberius
Empörung ersetzt kein Wissen.
Ein Hektar Buchenwald bindet laut Landwirtschaft.de 12 Tonnen CO2 pro Jahr.
Also 12 Tonne gebundenes CO2 auf 10000 m² Fläche
Die kleine Anlage soll bis zu 80 Tonnen binden können und verbraucht selber nur grob 30 m² Fläche.
Wir reden hier von einer Technologie die in den Kinderschuhen steckt und die jetzt schon, so es den Flächenverbrauch betrifft, sehr sehr viel effektiver ist als Bäume.
Jeh nach Situation, Energiequelle und lokaler CO2 Konzentration (z.B. wäre die Aufbereitung von Fabrikabgasen eine denkbare Einsatzmöglichkeit) ist das also eine unglaublich nützliche Technologie.
Dir ist schon in den Sinn gekommen, dass der Vorteil von Pflanzen oder Wäldern nicht der von Speichern ist, sondern der von Photosynthese?
Im Übrigen müsstest Du jetzt erklären, wie Du auf 12 Tonnen CO² auf 10.000 m² Buchenwald kommst, wenn eine 100-Jährige Buche schon den Kohlenstoff von etwa 3,5 Tonnen CO² speichert. Vielleicht meinst Du ja einen abgeholzten Wald, dann wäre die Zahl immer noch sehr niedrig, da Du die Wurzeln vergisst, aber gut – geschenkt!
Du meinst vielmehr, dass ein Hektar Wald PRO JAHR mindestens den Kohlenstoffanteil von rund 15 Tonnen CO² „speichert“, aber darüber hinaus eben auch noch Sauerstoff und Lebensraum erzeugt. Dass bei dieser Zahl nur der reine Kohlenstoffanteil im Holz gemeint ist und der Wald eine weit größere Kapazität hat, lassen wir einmal beiseite.
Die CO²-Abscheidung ist so energieintensiv, dass wir – um für Deutschland Emissionsneutralität zu erreichen – rund 800 Terrawattstunden Energie bräuchten, also mehr als der gesamte Industriesektor in Deutschland verbraucht. Die CO²-Abscheidung als Lösung ist bestenfalls Augenwischerei.
Würden wir statt auf Wärmepumpen auf Wasserstoff-Brennzellen-Heizungen setzen und die Stromversorgung auf diese Weise dezentralisieren, würden wir nicht nur nur den Energieverbrauch in Deutschland um mehr als ein Viertel senken, sondern gleichzeitig noch die Kosten für Haushalt und Industrie massiv senken, während die CO²-Abscheidung nur die Energiekosten weiter in die Höhe treiben wird.
Das ist sooo krank! Wieviel böses CO2 wird wohl bei der Herstellung dieser Anlagen freigesetzt? Und warum weiß fast keiner mehr, dass unsere Pflanzen, von ganz groß bis ganz klein, ohne CO2 sterben – und wir als Folge davon dann auch, weil wir dann verhungern? Ist das der perfide Plan?
Komm schon, das ist doch so ein ausgelutschter Unfug aus der Klimawandelleugnungsecke. Da sagen Wissenschaftler: Wenn wir die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre noch weiter erhöhen, dann wird es sehr problematisch. Und dann kommt ein fossilindustriegezahlter Akteur und sagt: Aber ohne CO₂ können Pflanzen nicht leben. Vollkommener Unfug. Das ist so, wie wenn jemand sagt: Uns steht das Wasser zum Hals, und wenn noch mehr Wasser reinkommt, ertrinken wir, also sollten wir vielleicht den Hahn nicht ganz so weit aufmachen. Und dann sagt man: Ja, aber ganz ohne Wasser verdursten wir ja …