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MIT Technology Review Kommentar
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Wenn die KI schweigt: Warum der 10-Stunden-Ausfall von ChatGPT ein Warnsignal ist

War da was? ChatGPT fällt für zehn Stunden aus, und das Internet macht ein paar lahme Witze. Zeit, das Problem ernst zu nehmen, meint unser Autor.

Von Wolfgang Stieler
3 Min.
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"Out of Order": Was tun, wenn der Chatbot nicht verfügbar ist? (KI-generiertes Symbolbild: Midjourney / MIT Technology Review)

ChatGPT war am 10. Juni weltweit für rund zehn Stunden offline. OpenAI bestätigte die Probleme, hat jedoch bisher keine Erklärung für den Ausfall gegeben, obwohl er weitaus schwerwiegender war als die Störung der Plattform im März 2025.

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Viel beunruhigender als die technische Störung ist jedoch die weltweite Reaktion darauf. Denn sie zeigt, wie eng verflochten ChatGPT mittlerweile mit der digitalen Wirtschaft ist. Die Abhängigkeit, die sich daraus ergibt, sollte als Warnsignal gewertet werden, denn solch ein Ausfall kann jederzeit wieder geschehen.

Mögliche Ursachen des Ausfalls von ChatGPT

Obwohl OpenAI bisher nichts zu den Ursachen gesagt hat, gibt es eine Reihe wahrscheinlicher Auslöser für mehr oder weniger gravierende Performance-Probleme.

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  • Überlastung der Server bei der Einführung neuer Features: Als OpenAI die Bildgenerierung in GPT-4o einführte, haben die Anfragen laut Sam Altman „die GPUs zum Schmelzen gebracht“.
  • Fehlerhafte Software-Updates: Weil OpenAI laufend das Modell hinter ChatGPT verbessert, besteht immer die Gefahr, dass ein nicht ausreichend geprüfter Patch das System ausbremst oder instabil macht.
  • Sicherheitsprobleme: Wenn das System ein verdächtiges Verhalten feststellt – beispielsweise missbräuchliche Eingaben in großer Zahl –, kann OpenAI den Zugriff einschränken oder den Dienst vorübergehend abschalten, um die gesamte Plattform zu schützen.
  • Probleme mit dem Backend: ChatGPT läuft auf der Cloud-Infrastruktur von Microsoft Azure. Wenn Azure einen Ausfall oder ein Netzwerkproblem hat, kann auch ChatGPT offline gehen.

So reagierte das Netz auf die ChatGPT-Störung

Der Ausfall von ChatGPT löste vor allem in den sozialen Netzwerken zahlreiche bissige Reaktionen aus – von der Aufforderung jetzt doch mal das eigene Hirn zu benutzen über Postings, die die plötzliche Leere in den sozialen Medien auf den Ausfall zurückführten bis hin zu Postings mit einer gewissen Schadenfreude.

Hinter den Witzeleien steckt allerdings ein ernsthaftes Problem: Immer mehr Nutzer:innen verwenden große Sprachmodelle für immer mehr Aufgaben: als Formulierungshilfe in E-Mails oder für soziale Medien, als Recherche-Tool, als Ideenfinder – und natürlich auch zum Programmieren. Oft passiert das in einem mehr oder weniger informellen Rahmen, sodass die zunehmende Abhängigkeit der digitalen Sphäre von wenigen, zentralen Playern unter dem Radar bleibt. Aber das sollte sie nicht, denn diese Abhängigkeit ist gefährlich.

Künstliche Intelligenz: Too big to fail?

Sie ist gefährlich, weil das Risiko, dass ChatGPT von heute auf morgen der Stecker gezogen wird, nicht nur auf der technischen Ebene besteht (was ja schon schlimm genug wäre).

Das von den KI-Kritikerinnen Meredith Whittaker und Kate Crawford gegründete AI New Institute widmet dem Problem in seinem jüngst erschienenen Report Artificial Power einen eigenen Abschnitt mit der bezeichnenden Überschrift „Too big to fail?“.

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„Das Wachstumsmodell der KI-Branche, das von der Behauptung angetrieben wird, dass unbegrenztes Wachstum zu überlegenen Produkten führt, hat KI-Unternehmen hervorgebracht, die zu groß sind, um zu scheitern“, schreiben die Autor:innen. Dieses Wachstum um jeden Preis – größere Modelle, mehr Daten, mehr Hardware, mehr Energie, mehr Kapital – habe zu einer Situation geführt, „in der eine Handvoll großer Technologieunternehmen die Kontrolle über den Markt haben“. Und weil diese Unternehmen angeblich die Technologie-Führerschaft der USA garantieren, dürfen sie aus Sicht der US-Regierung auf gar keinen Fall scheitern und müssen immer weiter wachsen. Die Situation erinnert nicht zufällig an die der großen Banken vor dem internationalen Finanzcrash 2008. Wenn die großen KI-Firmen aber immer stärker zentraler Baustein geostrategischer Machtspielchen werden, ist es dann klug, sich auf sie zu verlassen? Wohl eher nicht.

Denn dann haben zahlreiche Unternehmen ein Problem. Mal ganz abgesehen davon, dass mit dem zunehmenden selbstverständlichen Einsatz von KI-Tools nicht nur Fähigkeiten verloren gehen – irgendwann kann tatsächlich niemand mehr coden, weil das ja immer die Maschine macht – sondern auch Strukturen so „verschlankt“ werden, dass die Arbeit ohne KI-Unterstützung nicht mehr zu schaffen ist. Vielleicht wäre es klug, mal darüber nachzudenken.

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Kommentare (3)

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Michael Rhein

Wow was ein Artikel, wenn chatgpt ausfällt geht die Welt unter aber wenn die Zahlkarten Systeme fast den ganzen Tag nicht gehen liest man nie etwas… leben die t3n Autoren wirklich noch in der Realität???

Markus Zink

Natürlich sollte so ein Vorfall uns zum Nachdenken bringen. Dennoch sollte man sich bewusst machen: es gibt nicht nur OpenAI bzw. ChatGPT. Also lohnt es sich, auch die Dienste anderer Anbieter zu nutzen und – insbesondere als Unternehmen – selbst Lösungen zu bauen, die entweder auf kleinere lokale Anbieter oder sogar selbst gehostete Modelle setzen. man braucht nämlich nicht für alle Aufgaben diese riesigen Ressourcenfresser. oft tut es auch ein gut ausgewähltes und mit lokalen Daten (RAG) und Tools angereichertes mit unter 10 Milliarden Parametern. sowas läuft auf Hardware für 2000€.

Jürgen Kröning

klappt es nicht mit der Recherche ohne chatgpt?
schaut einfach mal bei cloudflare.
es gab durch einen Totalausfall in Teilen bei cloudflare massive Probleme im Internet.
eine Authentifizierung mit Google war z.b. nicht möglich.

auch andere KIs wie z.b. riffusion waren betroffen, so wie online Games.

es scheint also das Problem war NICHT bei chatgpt.

was es aber nicht besser macht, im Gegenteil.
ein großer Teil des Internets ist abhängig von cloudflare und zu cloudflare muß man denke ich nicht mehr viel sagen.

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