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Die App-Economy: Wie Mini-Anwendungen die digitale Welt verändern

Eine Marktgröße von bis zu 30 Milliarden US-Dollar wird für das Geschäft mit den kleinen Programmen bis 2013 prognostiziert. Längst ist ein eigenes Ökosystem rund um App-Stores entstanden. Was zunächst wie ein Hype für iPhone-User schien, gehört mittlerweile zum Alltag vieler Internet- und Mobilfunknutzer. Damit ist die App-Economy innerhalb von nur zwei Jahren viel mehr geworden als nur ein vorübergehendes Phänomen.

6 Min. Lesezeit
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Die digitale Welt – mit allen dazugehörigen und angrenzenden Märkten – wächst rasant. Treiber dieser Entwicklung sind insbesondere Social Networks sowie die Weiterentwicklung mobiler Endgeräte. Etwa vier Milliarden Mobilfunknutzer sowie 400 Millionen Facebook-User sprechen für sich.

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Seit Apple 2008 seinen App-Store eröffnet hat und damit in kürzester Zeit große Erfolge verzeichnen konnte, sind viele Hersteller, meist Anbieter mobiler Endgeräte, mit eigenen App-Stores auf diesen Zug aufgesprungen – ob RIM für das Blackberry, Nokia mit dem Ovi Store, Palm mit dem App Catalog oder Google mit dem Android Market.

Die Vielfalt an Applikationen für mobile Endgeräte ist enorm.

Die Vielfalt an Applikationen für mobile Endgeräte ist enorm.

Definition und Markt

Apps sind kleine Programme, die auf mobilen Endgeräten zusätzlich zum Betriebssystem installiert werden. „App“ ist die Abkürzung für Application, zu Deutsch Anwendung. Apps werden über eine vom Hersteller betriebene Plattform, die App-Stores, heruntergeladen und auf dem mobilen Endgerät installiert. Die durchschnittliche Nutzungsdauer einer App beträgt 30 Tage, wobei Games die am meisten nachgefragte Art von Apps sind und die längste Nutzungsdauer aufweisen [1]. Das Spektrum reicht von Spielen und Spaßanwendungen über (Produktivitäts-) Tools bis hin zu komplexeren Programmen, die teilweise sogar im Businessumfeld zum Einsatz kommen.

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Auch kleine Programme auf Social Networks, die meist von Drittanbietern stammen, werden als Apps bezeichnet. Facebook etwa kooperiert hier unter anderem mit Zynga, einem der größten Hersteller von Browser-Games.

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Für den User sind Apps bequem. Beim Stöbern in den App-Stores stößt man auf viele Anwendungen, die neue Möglichkeiten durch das mobile Endgerät aufzeigen, nach denen man so vermutlich nie gesucht hätte. Und dann werden diese durch die Optimierung für das jeweilige Endgerät auch noch wesentlich schöner und übersichtlicher dargestellt, als das mit dem vorinstallierten Browser häufig der Fall ist. Aber auch mobile Browser selbst können im App-Store zum Erfolg werden. So wurde der kürzlich für das iPhone erschienene „Opera Mini“ schon am Tag der Veröffentlichung rekordverdächtige 1.000.000 Mal heruntergeladen [2].
Aufgrund der unglaublichen Vielfalt der Apps kann ein User zumeist kostengünstig die Möglichkeiten seines mobilen Endgeräts erweitern und auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmen. So erhalten Apps durch bereits bekannte Anwendungsmöglichkeiten, wie etwa Navigationslösungen, Einzug in unseren Alltag und werden mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Allerdings bieten nur wenige Apps wirkliche Neuerungen. Das Geld für Innovationen fehlt in diesem hart umkämpften Markt häufig.

Die tatsächliche Größe des Markts ist nur schwer abzuschätzen. Die gängigen Marktforschungsinstitute und Unternehmensberatungen überschlagen sich regelrecht mit ihren Studien und Forecasts. Aktuell schätzt man den Umsatz für 2009 auf etwa zwei Milliarden US-Dollar. Die Wachstumserwartungen für die nächsten Jahre sind enorm, wobei das Spektrum der Prognosen für das Jahr 2013 zwischen 15 und 30 Milliarden US-Dollar liegt und damit weit auseinandergeht [3].

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Geschäftsmodelle in der App-Economy

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Methoden, um mit Apps Geld zu verdienen. Eine Möglichkeit ist der Verkauf der Apps, wobei der Durchschnittspreis von Apple-Apps in Europa bei unter fünf US-Dollar und somit im Micropayment-Bereich liegt. Neben kostenpflichtigen Apps gibt es auch eine Vielzahl kostenloser Apps.

Die zweite Möglichkeit ist In-Game-Advertising, die Finanzierung über Werbung innerhalb von Spielen. Für die Industrie bieten Apps eine Werbeplattform mit einem großen Vorteil: Streuverlustminimierung. Im Gegensatz zu vielen anderen Werbeformen können sich die Unternehmen sicher sein, mit einer App relativ genau die Zielgruppe zu treffen, die auch angesprochen werden soll. Denn nur diese Zielgruppe hat sich auch vorher die entsprechende App heruntergeladen.

Die dritte Möglichkeit besteht im Verkauf von digitalen Gütern. Darunter versteht man virtuelle Produkte, die vom User gegen echtes Geld erworben werden können. Diese digitalen Güter sind vor allem im Segment der Spiele sehr beliebt. So bietet Zynga dem User in seinem Spiel „Farmville“ beispielsweise die Möglichkeit, Saatgut für bestimmte Pflanzen, zusätzliche Tiere oder Gerätschaften zu kaufen. Innerhalb von nur drei Tagen verdiente Zynga auf diese Weise mit einem Paket Saatgut für „Sweet Potato Seeds“ zu einem Preis von fünf US-Dollar pro Stück sagenhafte 400.000 US-Dollar [4].

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Die Umsätze in Apples App Store gehen zu 30 Prozent an Apple und zu 70 Prozent an die Entwickler. Dafür übernimmt Apple die weltweite Distribution der Apps. Das ist vor allem für kleinere Entwickler interessant, die nicht selber über globale Absatzmöglichkeiten verfügen. Die Vielzahl der Entwickler bringt aber auch einen harten Wettbewerb mit sich, da von den Usern in der Regel nur die höchstplatzierten Apps wahrgenommen werden. In App-Stores, in denen mittlerweile zwischen 20.000 (Android Market) und weit über 100.000 (Apple) Apps erhältlich sind, ist es für die Entwickler sehr schwierig, unter die Top 100 – geschweige denn die Top 10 – zu gelangen. Nur wenige User verirren sich im App-Labyrinth zu schlechter platzierten Apps.

Trotz verschiedener Erlösmöglichkeiten ist der Verkauf kostenpflichtiger Apps die bevorzugte Variante (Quelle: mobclix).

Trotz verschiedener Erlösmöglichkeiten ist der Verkauf kostenpflichtiger Apps die bevorzugte Variante (Quelle: mobclix).

Auch wenn die App-Economy großes Umsatzpotenzial birgt, so scheinen vor allem viele Entwickler auf der Strecke zu bleiben. Die Mehrheit von ihnen verdient aktuell kein Geld mit den Apps.

Die digitale Welt verändert sich

Die App-Economy verändert auch Spielregeln entlang vieler Wertschöpfungsketten. Eine globale und reichweitenstarke Veränderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ist die Folge. Besonders stark davon betroffen sind Gerätehersteller sowie der gesamte Telekommunikationssektor. Derzeit profitieren Netzanbieter lediglich von der vermehrten mobilen Internetnutzung, haben sich selbst aber (noch) nicht in der App-Economy etabliert. Apple hat durch das iPhone einen völlig neuen Markt geschaffen. Die großen Hersteller verdienen nicht nur an den Endgeräten, sondern auch an dem zur Verfügung gestellten Content.

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Ebenfalls betroffen sind die Softwareanbieter. Große Unternehmen haben vermehrt Schwierigkeiten, ihre Produkte so wie bisher üblich zu verkaufen. Apps sind leicht zu verstehen, kostengünstig und mit geringen Einstiegsbarrieren sofort zu nutzen.

Für jedes kleine Problem gibt es eine App, die die individuellen Probleme des Einzelnen löst – auch in der Geschäftswelt.

All diese Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Themen Netzneutralität und Zensur. Denn dort, wo App-Store-Betreiber alleine darüber bestimmen können, welche Inhalte dem User zugänglich gemacht werden und welche nicht, ist immer auch der Vorwurf der Zensur nicht weit. Die App-Store-Betreiber agieren als gigantische Gatekeeper, die in naher Zukunft auch unabsehbar großen Einfluss auf andere Medienmärkte haben werden. Im Fall von Apple ist dies heute schon zu beobachten.

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Auf gewisse Weise stellt diese Entwicklung sogar einen Rückschritt dar. Noch vor wenigen Jahren galten die Mobilfunkanbieter als Gatekeeper. Die Nutzer bewegten sich nach ihrem Willen in den so genannten Walled Gardens. Verließen sie diese geschlossenen Bereiche (und damit den dort vom Betreiber ausgewählten Content), wurde dies in der Regel durch höhere Kosten bestraft – derartige „Surftouren“ waren im Tarif nicht vorgesehen. Heute sind es nicht mehr primär die Mobilfunkkonzerne, sondern die Betreiber der App-Stores, die hier das Heft in der Hand halten. Sie können kontrollieren, welche Inhalte wie verteilt und genutzt werden dürfen, weil der User eines Endgeräts meist an diesen einen dazugehörigen App-Store gebunden ist.

Was ist die Zukunft?

Nichtsdestotrotz geht die Entwicklung im Bereich App-Economy nach wie vor ungebremst weiter.

Tatsächlich stehen wir noch am Anfang einer Entwicklung, die viele Dinge, wie wir sie heute im Internet kennen, verändern wird. Grenzen zwischen Online und Offline werden durch die Einfachheit bei der Nutzung von Apps zunehmend verwischen. Unser Alltag wird mehr und mehr durch die Nutzung von Apps geprägt sein, weil diese Apps „kleine Helfer“ für uns sind. Sie helfen uns, den Weg zu finden, das nächste Restaurant, das Paar Schuhe, das im Laden nebenan 20 Euro billiger ist, mit unseren Freunden zu kommunizieren, fernzusehen oder einzukaufen, während wir im Zug nach Irgendwo sitzen. Sie helfen uns, Spaß zu haben, spielerisch die Welt neu zu entdecken oder einfach nur die Langeweile zu bekämpfen.

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Vor allem Spiele werden noch eine ganze Weile lang gute Wachstumszahlen verzeichnen. Diese könnten in Kombination mit Location Based Services und Augmented-Reality-Anwendungen für einen zusätzlichen Schub im Wachstum der App-Economy sorgen. Spiele werden unseren Alltag durch diese Kombination gänzlich verändern. Der Alltag selbst wird damit zu einer Art Spiel. Services wie Foursquare oder Gowalla geben heute bereits einen Vorgeschmack darauf, was uns in den nächsten fünf bis zehn Jahren erwartet. Immer und überall, was und wann wir möchten – und das ist alles andere als ein vorübergehender Hype!

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