Aktuelle Trends und Entwicklungen in der objektorientierten Programmierung: Die Zukunft von PHP
Volle Unicode-Unterstützung und die Möglichkeit der horizontalen Wiederverwendbarkeit so genannter Traits stehen im Fokus der Weiterentwicklung. Eine weitere bisher bekannte Änderung wird die Entfernung von
„Altlasten“ – wie etwa Register Globals, Magic Quotes und dem Safe Mode – darstellen. Was nun tatsächlich alles inbegriffen sein wird und wann genau das nächste Release veröffentlicht wird, ist jedoch offen [2]. Dieses Jahr wird es wohl nicht mehr so weit sein.
Technisch gesehen hat sich allerdings schon seit der Version 5 die Verwendung der Sprache grundlegend geändert. Zumindest für die Entwickler, die auf den OOP-Zug aufgesprungen sind – und das sind die meisten.
Die Treiber der Entwicklung
Viel mehr als im technischen Bereich hat sich aber in den Köpfen der PHP-Community getan. Ein ausgeprägter Sinn für Qualität hat sich ausgebildet und das Interesse an durchdachten Architekturen steigt kontinuierlich. Der thematische Fokus der großen Konferenzen bestätigt dies. Sicherlich entfernt man sich als professioneller PHP-Entwickler immer weiter vom Image der „Skript-Kiddies“, die ohne lange nachzudenken drauf los hacken. Dieses Erwachsenwerden einer ganzen Entwicklergruppe wird wohl die nahe Zukunft von PHP bestimmen, auch wenn derzeit viele weitere spannende Themen durch die Community geistern.
Vielleicht sind es auch Unternehmen wie Facebook, die die Zukunft von PHP bestimmen und lenken werden. Einen Anfang dabei hat sicherlich die Veröffentlichung des PHP-Quellcode-Transformers „HipHop“ gemacht. Als Open-Source-Projekt gestartet, soll „HipHop“ beliebigen PHP-Code nach C++ transferieren und den dabei entstehenden Code mit g++ kompilieren. Der Vorteil dabei liegt auf der Hand, denn kompilierte Sprachen sind in den meisten Fällen optimaler auf ein System abgestimmt. Facebook selbst gibt einen Performance-Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich an, was Ausführungsgeschwindigkeit und Speicherverbrauch angeht.
Den erhofften Hype konnte diese Technologie jedoch nicht auslösen. Woran das liegt, lässt sich nur schwer sagen. Da „HipHop“ den Entwickler in vielerlei Dingen einschränkt, könnte das Problem schlichtweg in der zu kleinen Zielgruppe liegen. Vielleicht ist es aber auch die umständliche Installation des Systems. Trotz allem ist es aber möglich, dass der Transformer noch durchstartet. Auf jeden Fall ist es der richtige Weg, den Facebook beschritten hat – die Veröffentlichung ihrer Tools in Form freier Software ist ein Gewinn für die PHP-Gemeinde.
Auch aus Ecken, aus denen man es noch vor kurzem nicht erwartet hätte, wird die PHP-Stimme immer lauter. So positioniert sich Microsoft zunehmend als einer der großen Unterstützer der Szene. Kaum noch eine Konferenz ohne den Riesen aus Redmond auf der Sponsorenliste. Eine gestärkte Windows-Version der beliebten Programmiersprache versteht sich da fast von selbst.
Auch der Platzhirsch Zend um Andi Gutmans und Zeev Suraski spielt weiterhin eine wichtige Rolle. Der Zend Server wird immer besser und ist bereits in Version 5 erschienen. Zend Studio gehört zum Besten, was es derzeit auf dem IDE-Markt gibt – auch wenn man hier noch viel erwarten kann, vergleicht man den Funktionsumfang etwa mit dem der Java-Entwicklungsumgebungen.
Man könnte also meinen, es seien die Großkonzerne, die in Zukunft die Richtung
bestimmen werden. Da PHP jedoch traditionell von der Community lebt,
dürfte dieses Szenario eher unwahrscheinlich sein.
Dass die Anwendungsentwicklung im Internet weiterhin von PHP dominiert werden wird, zeigt der aktuelle Tiobe-Index [3], das inoffizielle Ranking der beliebtesten Programmiersprachen. Hier liegt PHP auf Platz vier – weit vor Python, das auf Platz 7 liegt, vor Ruby, das einen zwölften Platz innehat oder ActionScript, das auf Platz 19 rangiert.
Die Zukunft von PHP und der gesamten Webentwicklung verspricht, sehr spannend zu werden. Auch wenn PHP 6 noch eine Weile auf sich warten lässt, gibt es genügend Unternehmen und Technologien, die viel Potenzial haben. Prinzipiell ist dabei nichts in Stein gemeißelt und wenn es so überraschend wie die letzten Monate weitergeht, ist Vorfreude auf jeden Fall angebracht.