API-Lösungen als Produkt: Innovative Tools für App-Entwickler
Egal ob soziale Netzwerke wie Twitter, Youtube und Facebook, Produktivitätslösungen wie Box und Evernote oder Web-basierte Business-Applikationen wie Salesforce.com: Online-Dienste, die eine kritische Masse erreicht haben, verfügen über offene Programmierschnittstellen, die zu ihrem Erfolg und ihrer Popularität erheblich beigetragen haben. Diese sogenannten APIs (Application Programming Interface) ermöglichen Drittentwicklern, auf die Daten und Funktionen eines Web-Services zuzugreifen. Sie sind die treibende Kraft des kollaborativen Web und haben die Grundlage für die Integration verschiedenster Web-Apps und somit für die Entstehung unzähliger Mashup-Dienste und neuartiger Angebote geschaffen.
B2D: Business-to-Developer
Die Zahl der privaten und offenen APIs wächst rasant. Die sogenannte API-Economy boomt. Hier ist eine spannende Entwicklung zu beobachten, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie Software-Anwendungen designt und implementiert werden, grundlegend zu verändern. Der Trend: APIs werden verstärkt zu eigenständigen Produkten. Softwareanbieter, die sich auf ein bestimmtes Themengebiet spezialisiert haben, finden in einem API-Produkt neue Möglichkeiten, ihr fachliches Know-How, ihre selbst entwickelten Technologien und bestehende Cloud-Infrastrukturen zu monetarisieren.
Hinzu kommen immer mehr Startups, die sich weder an Consumer- noch an Business-Kunden richten, sondern gezielt an Softwarehersteller. Damit entsteht neben den klassischen B2C- und B2B-Märkten der B2D-Markt: Business to Developer. Die Anbieter verkaufen keine Apps, sondern eine gut dokumentierte Programmierschnittstelle, die ihren Kunden den Zugang zu spezifischen Web-Diensten erlaubt.
There is an API for that!
Payment-Lösungen wie PayPal und Stripe, technisch anspruchsvolle Online-Dienste wie Google Maps, Analytics-Tools wie New Relic und Mixpanel, sowie BaaS-Lösungen (Backend as a Service) wie Kinvey und Parse spielen in diesem Umfeld eine Vorreiterrolle. Doch das Angebot an API-Diensten geht inzwischen weit über diese Softwaresegmente hinaus. Mit etwas Glück findet man auf dem heutigen Cloud-Markt für jedes erdenkliche Programmierproblem einen Service, der es effizient lösen kann und eine schnelle Implementierung nach dem Plug-and-Play-Prinzip ermöglicht.
Es gibt beispielsweise eine ganze Reihe leistungsfähiger Content-APIs, die den Umgang mit Dateien, Web-Inhalten und Dokumenten vereinfachen können. Dazu zählt etwa Swifttype. Das System, das namhafte Internetfirmen wie die Online-Shoplösung Shopify und der Streaming-Dienst Twitch einsetzen, wird als eine „Search as a Service”-Lösung vermarktet. Entwickler erhalten damit eine anspruchsvolle und funktionsreiche Suchmaschine, die sie leicht in eigene Web- und Mobile-Apps integrieren können. Ein weiteres Feature, das in vielen Apps implementiert werden muss, sind Dateikonvertierungen. Mit ConvertAPI steht ein leichtgewichtiges API-Tool zur Verfügung, das dabei wertvolle Dienste leisten kann. Es unterstützt viele gängige Dateitypen, darunter PDF, HTML, Word, Excel, PNG und JPG, und ermöglicht beliebige Konvertierungen über entsprechende API-Endpoints. Wer am Thema Natural Language Processing interessiert ist, sollte auch einen Blick auf AlchemyAPI, Pionier im Bereich Computerlinguistik, werfen.
Transaktionale E-Mails
Neben Content-orientierten Diensten gibt es auf dem Cloud-Markt auch API-Lösungen, die ein breiteres Publikum ansprechen. Mit Mandrill bietet beispielsweise MailChimp, der Spezialist für E-Mail-Newsletter-Lösungen, einen zuverlässigen API-Service für transaktionale E-Mails an. Das sind Nachrichten, die von einer App, etwa bei der Benutzerregistrierung oder Passwortwiederherstellung, automatisiert versendet werden. Über die Jahre hat MailChimp eine massive Serverinfrastruktur aufgebaut, mit der seine Kunden inzwischen über zehn Milliarden E-Mail-Newsletter im Monat verschicken. Von dieser hochskalierbaren Plattform können nun auch andere Softwarehersteller profitieren. Wer es schlicht und einfach liebt, kann den SMTP-Server von Mandrill mit der Standardkonfiguration nutzen. Die angebotene API bietet Zugang zu einem umfangreichen Featureset, das dem Anwender mehr Kontroll- und Anpassungsmöglichkeiten erlaubt. Zudem punktet die Lösung mit ausführlichen Analytics-Funktionen. Direkt mit Mandrill konkurrieren die ebenfalls weitverbreiteten API-Dienste Sendgrid und Mailgun.
User-Management
Die Implementierung einer sicheren Benutzerverwaltung ist alles andere als trivial. Mit Stormpath können sich Softwareentwickler die Implementierung von Standard-Funktionen rund um die Authentifizierung und sichere Verwaltung der User ersparen. So lassen sich mit der Stormpath-API typische Anwendungsfälle wie Registrierung, An- und Abmeldung, Passwortwiederherstellung und so weiter mit wenig Aufwand realisieren. Um den Einstieg zu erleichtern, bietet der Dienst vorgefertigte SDKs (Software Development Kit) für populäre Web-Sprachen wie Java, PHP, Python und Ruby an. Auf dem Online-Dashboard können Administratoren ihre Apps anlegen und die registrierten User-Accounts zentral verwalten.
Social Sharing
Social-Sharing-Funktionen können das Marketing dabei unterstützen, ein Softwareprodukt bekannter zu machen. Um die Erfolgschancen dabei zu erhöhen, wollen App-Entwickler so viele soziale Netzwerke wie möglich in ihre Apps integrieren. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn jeder Dienst hat eine eigene Schnittstelle, in die man sich zunächst einarbeiten muss – so einfach diese laut Anbieter auch sein mag. Abhilfe versprechen dabei professionelle API-Tools wie Singly, OneAll und Socialize. Eins der zentralen Features dieser Lösungen stellt das „Social Login” dar. Damit können Entwickler ihren App-Nutzern erlauben, sich mit LinkedIn, Twitter, Facebook und Co. zu registrieren, was zu besseren Conversions führen sollte. Darüber hinaus lassen sich Social Sharing-Funktionen auf schnelle Weise in Web- beziehungsweise Mobile-Apps integrieren. Mit nur einem einzigen API-Call ist es mit diesen Diensten beispielsweise möglich, in verschiedenen Netzwerken gleichzeitig zu posten.
Kommunikationsdienste
Mit dem Siegeszug von Smartphones und Tablets gewinnen Kommunikationsdienste in der mobilen App-Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Wer SMS-Nachrichten oder Telefonanrufe in seiner App anbieten möchte, kann auf zahlreiche API-Lösungen zurückgreifen, die sich in der Praxis bereits bewährt haben. Hierzu zählen beispielsweise Twilio aus San Francisco und Nexmo aus London. Ihre Messaging- und Voice-APIs schaffen eine Abstraktionsebene zwischen den Systemen der Mobilfunkbetreiber und der eigenen App. Die Einarbeitungszeit wird dank vorgefertigter Code-Bibliotheken für Java, Python, PHP, Ruby, JavaScript und Co auf ein Minimum reduziert. Mit nur einem einzigen API-Aufruf kann man eine SMS in praktisch jedes Land der Welt verschicken und internationale Telefongespräche führen. Für moderne Kommunikationsmethoden wie Videokonferenzen, Chat, Push-Benachrichtigungen oder Instant Messaging stehen Dienste wie Quickblox, Pusher, TokBox ebenfalls in der Cloud als Service zur Verfügung.
API-Management-Tools
Softwareentwickler, die APIs nicht nur konsumieren, sondern selber anbieten möchten, finden in 3Scale eine interessante Cloud-Lösung, die in Sachen API-Management tolle Dienste leisten kann. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche API-Management-Plattform, mit der Anbieter ihre Online-Services professionell bereitstellen, überwachen, analysieren und monetarisieren können. Dazu bietet die Software zahlreiche Werkzeuge an, die typische Prozesse rund um Design, Implementierung und Bereitstellung von APIs abbilden. Hierzu zählen unter anderem eine einheitliche Benutzerauthentifizierung, die professionelle Verwaltung von Rate Limits, ein zentrales Dokumentationsportal sowie professionelle Deployment- und Reporting-Tools. Ein weiterer Pluspunkt: Dank der integrierten Zahlungsfunktionalität können Softwarehersteller ihre APIs auf einfache Weise monetarisieren.
Das in San Francisco ansässige und von namhaften Investoren wie Amazon-Gründer Jeff Bezos und Google-CEO Eric Schmidt unterstützte Startup Mashape betreibt einen zentralen Online-Marktplatz für Programmierschnittstellen, bei dem die einfache und schnelle Integration verschiedener Cloud-Dienste in den Vordergrund gestellt wird. Das Angebot richtet sich sowohl an Softwarehersteller, die ihre APIs auf der Plattform veröffentlichen, als auch an solche, die Web-Services von Drittanbietern nutzen möchten. Nach Herstellerangaben stehen bereits über 5000 APIs auf der Plattform zur Verfügung. Auch Mashape bietet interessante Monetarisierungsmöglichkeiten an. So können API-Anbieter ihre Dienste zu beliebigen Preiskonditionen bereitstellen.
Fazit
Der B2D-Markt steckt zwar noch in den Kinderschuhen. Doch das Potenzial von API-Produkten für Softwareentwickler ist enorm, das Angebot wächst stetig: Transaktionale E-Mails effizient versenden, Benutzer sicher verwalten, Web-Content in der Cloud parsen, Search as a Service, SMS-Nachrichten verschicken, Social Sharing, Push-Benachrichtigungen, Videokonferenzen und Telefonate durchführen oder Natural Language Processing. So unterschiedlich die angebotenen Features auch sind – eins haben alle aufgeführten API-Lösungen gemeinsam: Sie erleichtern die Implementation komplexer, standardisierbarer Funktionen und drücken die Kosten. Dadurch werden Entwickler in die Lage versetzt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren: Einzigartige Features, ein tolles Interfacedesign und eine bestmögliche Benutzererfahrung.
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