Backen gegen den Frust: Unzufriedene Arbeitnehmer sollten sich ein Hobby suchen

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Ich war bis zur achten Klasse ein ziemlich schlechter Schüler. Als ich in dieser Zeit über mein Leben nachdachte, war ich empört bei dem Gedanken, nach all diesen Jahren in der Schule noch mal vier bis fünf weitere Jahre lernen zu müssen. Was ist das für ein Leben, in dem man seine beste Zeit der Schule opfert?
Irgendwann habe ich dann doch die Lust am Lernen entdeckt und Abitur gemacht. Danach war mir aber nach etwas Praktischem, Unintellektuellem zumute – nach einer Lehre als Schreiner. Die Arbeit gefiel mir, aber ich fragte mich irgendwann: Was ist das für ein Leben, in dem man seine Gesundheit und seinen Körper so für den Job schinden muss?
Während der Lehre und auch später, als ich doch noch zur Uni ging, sehnte ich mich nach einem Bürojob und jetzt, wo ich einen Bürojob habe, sehne ich mich immer wieder nach praktischer, handwerklicher Arbeit, bei der ich meinen Kopf nicht übermäßig beanspruchen muss.
Diese Sehnsucht nach dem jeweils anderen hat mich, egal was ich in meinem Leben gerade tat, immer begleitet. Auch jetzt, wo ich den Redaktionsschluss für diese Kolumne schon lange überschritten habe, stelle ich mir vor, wie ein Leben als Busfahrer wohl wäre – und ob das nicht insgesamt entspannter sein könnte.
Weil ich irgendwann gemerkt habe, dass ich eigentlich immer irgendwie unzufrieden mit dem war, was ich gerade tat, habe ich mir Nebentätigkeiten zum Ausgleich gesucht. Statt von meinem Arbeitgeber zu erwarten, dass er mir einen Job anbietet, der alle meine Bedürfnisse befriedigt, konzentriere ich mich lieber darauf, mir Beschäftigungen zu suchen, die meine vom Job nicht erfüllten Bedürfnisse befriedigen.
Das Ergebnis überrascht mich immer wieder selbst: Obwohl ich in den vergangenen 14 Jahren möglicherweise nicht immer hundertprozentig zufrieden mit meinem Job war, habe ich kaum das Bedürfnis, ihn zu wechseln oder neu anzufangen. Wichtiger noch: Ich definiere mich mehr und mehr über meine Hobbys statt über meinen Broterwerbsjob. Ich sehe mich eher als Neuhundebesitzer oder als jemand, der ins Internet schreibt und zum Thema Heimautomatisierung forscht, als jemand der Webentwicklungsprojekte leitet und koordiniert.
Wahrscheinlich ist es mit dem Traumjob ähnlich wie mit der Liebe: Weder das eine noch das andere passieren einem einfach so – zumindest nicht auf Dauer –, sondern sind das Produkt von intensiver Arbeit an sich selbst und der Beziehung. Weder in der Liebe noch im Job kann man erwarten, dass allein die andere Seite alles tut, damit man sich ganz und gar wohlfühlt. Wenn man sich nicht (auch) um sich selbst kümmert, an sich arbeitet, ständig dazulernt und seinen Bedürfnissen Raum verschafft, verdorrt die Beziehung oder die Freude am Job.
Man soll zwar nicht von sich auf andere schließen, aber ich vermute, dieses Phänomen kennen auch andere Menschen. Vor allem vermute ich aber, dass die Unzufriedenheit mit dem, was man gerade tut, oder die zeitweilige Überforderung nur bedingt mit den äußeren Umständen zu tun haben: Oft liegt die Antwort eben in einem selbst.
Nicht jede Tätigkeit, nicht jeder Job kann alle eigenen Interessen bedienen, egal wie sich der jeweilige Arbeitgeber oder Partner anstrengt, einen an sich zu binden. Nicht immer ist ein Neuanfang die Lösung, wenn der Job (oder die Beziehung) nervt. Vereinfacht gesagt: Frage dich nicht nur, was andere für dich tun können, sondern auch, was du für dich selbst tun kannst.
Bildlich gesprochen: Wer seinen Job satt hat, könnte mal einen Kuchen backen. Nicht für die Kollegen, sondern für sich selbst.
ich finde grundsätzlich, dass der autor recht hat. nur die überschrift ist etwas irreführend. „Unzufriedene Arbeitnehmer“ suggeriert mir nämlich, dass ich ein problem mit dem job habe. das aendert sich aber nicht durch hobbiesx hier wird eher ein allgemeines problem der unzufriedenheit durch ein Lack der Work-Life-Balance thematisiert. aber interessant der artikel.
Sollte eigentlich ein no-brainer sein, aber durch die tausenden Artikel, wie man sich selbst im Job verwirklichen sollte, vergessen es doch viele. Klar, der Job soll nicht zu stressig sein oder gar krank machen, aber sich selbst im Job verwirklichen, können nur die wenigsten und es muss ja auch gar nicht sein, dafür ist schließlich die Freizeiz da.