Perfekte Unterhaltung dank cleverer Home-IT
Familie Gates hat ein Haus, nicht irgendein Haus, sondern ein ganz besonderes. Das kann angeblich ganz viele tolle Sachen. Jeder Besucher bekommt beispielsweise einen Chip, der es ermöglicht, dass ihn Licht, Musik oder persönliche Lieblingsraumtemperatur automatisch von Raum zu Raum „begleiten“. Im Grunde sinnlos, aber doch irgendwie cool – ein ganz großes Gadget eben.
Familie Gates hat aber ein Problem: Das hat einen Apfel drauf und Bill mag kein Obst. Also gibt es im Hause Gates einen Mac-Bann: „Nichts von Apple überquert unsere Türschwelle“, bekräftigte Melinda Gates erst vergangenen Herbst gegenüber der New York Times.
Vielleicht ist da ein klein wenig Neid dabei, denn so ein iPhonePodPad ersetzt heutzutage jede Menge Schnickschnack, für den Familie Gates noch vor wenigen Jahren die Kaffeekasse plündern musste. Bisher war ausgeklügelte Heimautomatisierung etwas für Software-Milliardäre und andere Besserverdiener. Maßgeschneiderte Lösungen kosten eben Geld, immer noch.
App die Post
Seit der jüngsten Smartphone- und App-Explosion hat sich jedoch vieles geändert: Intelligente Handys – und man muss Android im selben Atemzug mit den iOS-Geräten nennen – entwickeln sich immer mehr zum Lebensmittelpunkt. Das betrifft aber nicht nur die Kommunikation oder den mobilen Medienkonsum. Ein Smartphone wird auch zu Hause zur zentralen Schnittstelle zwischen Nutzer, Web und Hardware.
Ohnehin drehen sich viele Entwicklungen um Unterhaltungselektronik. Es ist noch nicht lange her, da ging es im Wohnzimmer noch schön übersichtlich zu: Man hatte einen Fernseher und einen Videorekorder. Zwei Fernbedienungen, das ging ja noch. Dann kam aber der DVD-Player dazu und die VHS-Kiste wurde durch einen Festplattenrekorder ersetzt. Irgendwann brauchte man einen Digital-Receiver, eine Streaming-Box, eine Surround-Anlage und eine Spielkonsole – mindestens – und und und.
Universalfernbedienungen waren letztlich eine unbefriedigende Lösung. Zwar reduzierten sie die Anzahl der Steuergeräte deutlich, darüber hinaus konnten sie aber keinen echten Mehrwert bieten. Seit iPhone und Co. hat sich das geändert. Jeder trägt das Smartphone ständig mit sich herum und es liegt natürlich auch auf dem Couchtisch. Die Universalfernbedienung ist also bereits da und heißt Android oder i-Irgendwas. Ihr Vorteil: Sie ist internettauglich und dank Apps auch ungemein flexibel.
Da die Geräte so populär sind, müssen nun die Hersteller zum User und nicht umgekehrt – das gute alte Prophet-/Bergprinzip. Das Smartphone ist der neue Standard und wer etwas auf sich hält, macht heutzutage seine Elektronik netzwerkfähig und bietet eine passende App an.

Mediola von Telefunken und Tecnovum verbindet netzwerktaugliche Geräte mit Infrarot-Hardware, die der Anwender dann beispielsweise mit seinem iOS-Gerät steuern kann.
Heimautomation bedeutet aber nicht nur Unterhaltungselektronik. Die eigentliche Herausforderung besteht in der Anbindung von Licht, Heizung, Überwachungskameras und anderer Heimelektronik. Hier ist allerdings deutlich mehr Aufwand nötig, schließlich ist ein Lichtschalter nicht per se netzwerktauglich. Mit dem herkömmlichen WLAN geht es nicht, sodass man ein zusätzliches Netz installieren muss, das die Kommunikation übernimmt.
Funk oder Kabel
Zunächst einmal muss man sich entscheiden, ob man drahtlos oder verkabelt für die Verbindung sorgen will. Letzteres ist zwar die deutlich günstigere Lösung, aber gleichzeitig auch eine Art Light-Variante. Das entsprechende Protokoll heißt X10 und nutzt die Stromleitung für die Datenübertragung („PowerLAN“). Der Vorteil: Das Stromnetz ist normalerweise überall im Haus vorhanden, die Steuerelemente können mit verhältnismäßig geringem Aufwand auch nachträglich eingebaut oder einfach an die Steckdose angeschlossen werden.
Besonders leistungsstark ist X10 allerdings nicht und eignet sich nur für einfache Funktionen wirklich gut, etwa das An- und Ausschalten von Licht oder das Öffnen und Schließen eines Garagentors. In den USA ist X10 dennoch recht beliebt. Das liegt nicht nur an einem dafür besser geeigneten (einphasigen) Stromnetz, sondern auch daran, dass gesetzliche Bestimmungen in Deutschland einen Einsatz von X10 lange stark einschränkt haben.
Es gibt auch ganz praktische Gründe. Nicht alle werken gerne am Strom herum, die meisten sind völlig zufrieden, wenn er einfach aus der Steckdose kommt. Eine drahtlose Übertragung ist sicherlich sinnvoller, hier stößt man aber auf ein anderes Problem: Viele Hersteller kochen ihr eigenes Protokollsüppchen, ein Standard konnte sich bisher nicht etablieren. Nicht dass es keine Bestrebungen dazu gäbe. Das Motto lautet aber: Zwei Standards sind einer zuviel. Entsprechend konkurrieren auch zwei Herstellerkonsortien miteinander, Zigbee und Z-Wave.
Beide Technologien sind zwar durchaus miteinander verwandt, unterscheiden sich aber in der Übertragungsart. Zigbee nutzt vor allem das stark frequentierte und deshalb anfällige 2,4-GHz-Band, bietet allerdings auch die Möglichkeit, auf 868 MHz auszuweichen. Z-Wave dagegen arbeitet ausschließlich im niederfrequenten Bereich von 868 MHz und ist deshalb von Störungen durch WLAN oder Bluetooth nicht betroffen.
Begnadete Bastler
In der Praxis spielt aber nicht die eingesetzte Technologie die Hauptrolle, sondern vielmehr der Preis. Wer aufwändige Heimautomatisierung will, muss mit Kosten zumindest im vier- oder fünfstelligen Eurobereich rechnen, nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt. Um Fachpersonal kommt man kaum herum, denn eine Selbstinstallation ist nur wirklich begnadeten Heimwerkern zu empfehlen. Ohnehin ist aber ein nachträglicher Einbau nicht die optimale Variante, die Anschaffung eines solchen Systems sollte man am besten planen, lange bevor der Grundstein des Hauses gelegt worden ist.
Das macht Besitzer von Häusern mit Heimautomatisierung zu einem sehr exklusiven Verein, zumindest in Deutschland. In den USA ist diese Technologie deutlich weiter verbreitet, was aber auch an einer unterschiedlichen Wohnkultur liegt. So ist der Anteil an Eigenheimen in Nordamerika (rund zwei Drittel) deutlich höher als bei uns (weniger als die Hälfte). Für einen Altbaumieter hierzulande kommen derart aufwändige Installationen wohl nur selten in Frage. Otto Normalanwender wird also weiterhin nochmal aufstehen müssen, wenn er vergessen hat, das Licht im Badezimmer auszuschalten.

Die Boxee Box von D-Link überträgt in 1080p und bietet dem Anwender im Bereich Entertainment viele Freiheiten.
Zu einem Massenmarkt wird sich die umfassende Vernetzung des Haushalts wohl nicht so schnell entwickeln, auch aufgrund von Sicherheitsbedenken. Sowohl ZigBee als auch Z-Wave bieten keinen vollkommenen Schutz vor Angriffen von außen. Das liegt zum einen an mangelhafter Verschlüsselung (ZigBee), zum anderen daran, dass so manche Geräte die Kryptografie-Funktion erst gar nicht nutzen (Z-Wave). Ein gehacktes WLAN ist schon schlimm genug, die Kontrolle über das gesamte, weil vernetzte, Haus zu verlieren, ist aber noch eine ganz andere Dimension.
Gateway to Heaven
Heimautomation ist und bleibt ein Minderheitenprogramm. Im „Kleinen“, also bei der vergleichsweise harmlosen Unterhaltungselektronik, haben dagegen die wenigsten Hemmungen. Ganz im Gegenteil: Viele kommen erst durch die Möglichkeiten, die ein Smartphone mit sich bringt, auf diese Idee. Die Fernbedienungen der Zukunft können ihr volles Potenzial aber nur dann ausspielen, wenn die Geräte, die sie steuern können, auch tatsächlich auf Höhe der technischen Zeit sind. Eine alte Stereoanlage wird man auch mit einem iPhone nicht bedienen können, wenn sie nicht netzwerktauglich ist, sondern sich nur per Infrarot fernsteuern lässt.

Nutzer, die Multimedia-Inhalte vom Internet auf den Fernseher streamen wollen und ein Faible für iTunes haben, finden in Apple TV einen verlässlichen Begleiter.
Eine interessante Möglichkeit, sie dennoch zu vernetzen, kommt aus Deutschland: Das von Telefunken und Tecnovum entwickelte Mediola-System. Herzstück der Anordnung ist das so genannte „a.i.o. Gateway“, das wie ein WLAN-Router aussieht. Mit netzwerktauglichen Geräten verbindet es sich via DLNA/UPnP, für IR-Hardware steht ein interner Sender/Empfänger zur Verfügung. Infrarotkomponenten, die in anderen Räumen stehen, können mittels Blaster – dem „IR Multiroom Extender“ – an das System gehängt werden.
Den Trend zu Smartphone-Steuerung geht Mediola konsequent mit: Eine echte Fernbedienung bietet das Unternehmen erst gar nicht an, stattdessen erhält man ein Softwarepaket, das (frei konfigurierbare) Anwendungen für den Browser oder iOS-Geräte bietet. Eine entsprechende Android-App ist in Vorbereitung beziehungsweise in der Testphase (Alpha). So praktisch das Mediola-System auch sein mag, auch hier stellt der Preis eine gewisse Hürde dar. Rund 500 Euro werden für das Basispaket bestehend aus Gateway und Software fällig.
Man boxt sich durch
Der Großteil der User möchte Multimedia-Inhalte – also vor allem Audio und Video – bequem vom Rechner (beziehungsweise dem Internet) auf den Wohnzimmerfernseher bekommen. Die ersten Nachrufe auf physikalische Datenträger sind ja längst geschrieben und tatsächlich kann man sich nur schwer vorstellen, dass einem Medium wie Blu-ray eine glorreiche Zukunft bevorsteht.
Das wissen natürlich auch die Hardware-Hersteller und haben in den vergangenen Jahren massenhaft diverse Multimedia- und Streaming-Boxen auf den Markt geworfen. Die (kabellose) Übertragung von Offline-Inhalten klappt dabei zwar meist ganz gut, gar grausig sind aber oft Bedienung, Menüführung und Implementierung von Webdiensten. Um sich „internettauglich“ auf die Verpackung schreiben zu können, wird häufig eine lieblos zusammengepfuschte YouTube-Funktion eingebaut. Nutzen und Bedienkomfort gehen dabei meist gegen Null.
Dienste wie das vergangenen Herbst in den USA gestartete Google TV setzen dagegen vollkommen auf Internet-Inhalte. Live-Streaming und On-Demand-Angebote können theoretisch schon jetzt alle anderen Übertragungswege für Fernsehen überflüssig machen. Doch Google hat die Rechnung vorerst ohne den Wirt gemacht. So vielversprechend die Plattform auch sein mag, wenn die Content-Anbieter nicht mitmachen wollen, dann nützt auch der cleverste Vertriebskanal nichts. Dementsprechend haben auch alle großen vier US-Networks Google TV von ihren Seiten und somit Streams ausgesperrt, ebenso die neue Großmacht hulu.com.
In Deutschland sind die Erfolgsaussichten für Google TV wohl noch geringer, da das Dickicht aus nationalen und internationalen Ausstrahlungsrechten noch weniger durchdringbar ist. Anders gesagt: Was nicht mal in den USA richtig klappt, kann man in Deutschland getrost vergessen.
Weitaus sinnvoller erscheint da schon eine Hybridlösung, also eine Box, die sowohl auf Internet-Inhalte zugreift als auch vom lokalen Rechner streamt. Die Shootingstars in dieser Kategorie heißen eindeutig Apple TV und Boxee Box von D-Link, die beide auf eine eingebaute Festplatte verzichten.
Die zweite Version des Apple-Geräts (für 119 Euro) ist vor allem für jene interessant, die den iTunes Store intensiv nutzen. Die Boxee Box (229 Euro), die im Gegensatz zur Apple-Konkurrenz auch in 1080p überträgt, erlaubt deutlich mehr Freiheiten bei Anwendungen sowie Formaten und unterstützt beispielsweise einen Container wie .mkv.

Mit Mac mini als Mediacenter und einem USB-TV-Tuner von Elgato kann man sogar unterwegs auf dem iPad fernsehen.
Wer sich noch mehr Freiheit wünscht, kann einen Mac mini zum Mediacenter umwandeln. Neben vorinstallierter Software wie FrontRow bieten sich vor allem die Open-Source-Mediacenter-Lösungen von Boxee und Plex an, die nicht nur lokale Medieninhalte verarbeiten, sondern dank zahlreicher freier Apps auch Fotos, Videos und Musik aus dem Netz auf den Bildschirm holen. Fernsehfreunde können ihren Mac mini zudem mit einem USB-TV-Tuner von Elgato zum Videorekorder machen, inklusive iOS-App zum Programmieren und Fernsehen unterwegs.
Und führe mich nicht in Versuchung
Die umfangreiche Vernetzung unserer unmittelbaren Umgebung ist also längst im Gange. Der Trend geht eindeutig in die Richtung der Steuerung per Smartphones und Tablets. Und vielleicht überdenkt die (nur noch) zweitreichste Familie der Welt auch ihr Mac-Verbot. Immerhin hat Melinda Gates schon mal zugegeben, dass sie eigentlich nichts dagegen hätte: „Von Zeit zu Zeit sehe ich mir meine Freunde an und denke: Oh, es würde mich gar nicht stören, so ein iPhone zu haben.“
Leute, Leute. Ich muss Euch leider sagen: Einen so lieblos zusammengeschusterten nichtssagenden aber trotzdem vier Seiten füllenden Artikel habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Oder wurde er nur lieblos zusammengekürzt? Sich zum Thema „Clevere IT für zu Hause“ zu 95% mit Unterhaltungselektronik, Streamingboxen und dem iPhone als Fernbedienung (wieder für die Unterhaltungselektronik) auseinanderzusetzen und die eigentlichen Themen mit sinnleeren Allgemeinplätzen abzutun ist sträflich, langweilig, Schade um die vertane Chance und unter der Würde dieser Zeitschrift. Hoffentlich wird das nicht richtungsweisend.