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Whitelabel-Lösungen für Social Networks: Community-Baukästen

Seit über einem Jahrzehnt erfreuen sich Diskussionsforen im Internet großer Beliebtheit. Internetnutzer diskutieren dort nach Herzenslust, tauschen Erfahrungen aus und finden Hilfe zu diversen Themen, meistens in halb anonymisierter Form unter dem Deckmantel eines Nicknames. Allerdings zeichnet sich hier ein Wandel ab – Foren werden immer öfter Bestandteil von etwas Größerem: einem Social Network. Wir zeigen, was gehostete Community- und Social-Network-Baukästen hier leisten und vergleichen drei große deutsche Anbieter.

7 Min. Lesezeit
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In vielen Nischen finden sich heute sehr erfolgreiche Social Networks, in denen nicht nur diskutiert wird, sondern auch die sozialen Verflechtungen in den Mittelpunkt rücken. Fast täglich starten neue Social Networks zu Nischenthemen, Marken oder Magazinen. Bisher entstehen solche Netzwerke häufig auf Basis von Open-Source-Software und einer Menge eigener Anpassungen. Beliebte Grundgerüste sind dabei Drupal, Dolphin [1], Elgg [2] oder auch WordPress MU [3]. Viele Kunden beauftragen externe Kräfte mit der Erstellung eines Social Networks. Dabei wünschen sie zwar individuelle Lösungen, dennoch werden schnell 80 Prozent des Projektbudgets für immer gleiche Basisfunktionen ausgegeben. Vor allem in Anbetracht des akuten Mangels an technisch versierten Entwicklern werden bestehende Werkzeugkästen immer interessanter, die alle nötigen Funktionen mitbringen, anpassbar sind und vor allem eines bieten: Zeitersparnis.

In den USA kam der Stein ins Rollen

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Im Markt der gehosteten Community-Baukästen tummeln sich mittlerweile zahlreiche Akteure. Das erste und bisher erfolgreichste Angebot ist Ning aus den USA, das unter der Federführung des einstigen Netscape-Gründers Marc Andreesen bereits über 200.000 Netzwerke auf seine Plattform ziehen konnte [4]. Dies gefällt auch US-amerikanischen Investoren, so erweiterte sich kürzlich die finanzielle Basis des Branchenriesen um 60 Millionen auf nun über 100 Millionen US-Dollar Risikokapital. In Deutschland tun sich vor allem zwei Anbieter hervor: Mixxt [5] und Sixgroups [6]. Trotz der grundsätzlich ähnlichen Ausrichtung unterscheiden sich auf den zweiten Blick alle Angebote wesentlich.

Ning ist eines der ausgereiftesten Angebote, was sich unter anderem auf einen Marktvorsprung von über zwei Jahren zurückführen lässt. Allerdings leidet Ning an der üblichen amerikanischen Schwäche bei der Internationalisierung. Eine bloße Übersetzung ist eben kein vollwertiger Partner, vor allem nicht, wenn es um geschäftliche Nutzung geht. Die Server und das Unternehmen agieren aus den USA heraus, was eine große Bandbreite von Problemen nach sich ziehen kann. Sie fangen bei rechtlichen Bestimmungen an, betreffen den Datenschutz und führen über hohe Latenzzeiten und kulturelle Unterschiede bis hin zum Unverständnis der regionalen Märkte und somit der Bedürfnisse der Nutzer. Dafür hat Ning allerdings eine respektable API, die allerdings, wie das gesamte Backend, eher für den Konsumenten und die private Nutzung geeignet ist. Einige deutsche Agenturen setzen bei Kundenprojekten auf Ning, klagen aber oft über einen Mangel an Flexibilität.

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Deutschland will es besser machen

In Deutschland positionieren sich seit letztem Jahr zwei sehr unterschiedliche Angebote. Mixxt startete bereits im Mai 2007 das erste Netzwerk für das BarCamp in Köln, bald danach folgten zwei weitere. Im Herbst 2007 stellte Mixxt erstmals eine klickbare Oberfläche vor und mit Sixgroups startete der erste Wettbewerber. Einige Zeit später tummelten sich schon plötzlich vier weitere Dienste im deutschen Markt der Do-It-Yourself-Community-Plattformen. Sixgroups setzt dabei auf den B2C-Markt und entwickelte in kurzer Zeit mit Hilfe des Symfony-Frameworks [7] eine vor allem auf Multimedia-Funktionen ausgelegte Community-Lösung.

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Mixxt hingegen fokussiert stärker auf den B2B-Markt und baute länger an einer eigenen Basis. Nach einer längeren Testphase fiel die Entscheidung gegen die gängigen Open-Source-Frameworks und für die Entwicklung eines eigenen PHP-Frameworks namens Lamda. Mixxt bietet fein granular einstellbare Verwaltungs- und Privatsphärefunktionen. So können die Module (z. B. Forum, Wiki, Veranstaltungen) etwa einzeln konfiguriert und mit verschiedenen Privatsphäre-Einstellungen belegt werden.

Der Segen von Community-Lösungen

Die Vorteile von Community-Baukästen liegen auf der Hand: Mit keiner anderen Herangehensweise kann eine solche Basis innerhalb von wenigen Minuten erstellt werden. Somit hat man mehr Zeit, sich auf die Alleinstellungsmerkmale der Community zu konzentrieren. Denn eines ist sicher: Schon jetzt buhlen zu viele Communitys mit zu wenigen Alleinstellungsmerkmalen um die Gunst der Nutzer.

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Die radikale Kostensenkung an der technischen Basis, die sich durch die Nutzung eines Baukastens ergibt, eröffnet die Möglichkeit, sich um die wesentlichen Dinge zu kümmern: Ein ausgereiftes Konzept, überzeugendes Design, ansprechendes Marketing und viel Service. Alternativ kann man diese neue Kostenstruktur auch an den Kunden oder Partner weitergeben und so neue Märkte erschließen, die aufgrund des hohen Aufwands bisher verschlossen blieben. Freelancer können die Community-Baukästen dazu nutzen, mit wesentlich weniger technischem Aufwand trotzdem vollwertige Lösungen für kleinere Kunden wie Diskotheken oder mittelständische Unternehmen anzubieten.

Ad-hoc-Social-Networks auch für kurzlebige Projekte

Viele Anwendungsfälle für Social Networks waren bisher aufgrund des hohen Aufwands nicht oder nur schwer umsetzbar, obwohl sie sich wunderbar eignen würden. Ein Paradebeispiel hierfür sind Veranstaltungen, bei denen es vor allem um das Kennenlernen anderer Teilnehmer geht. Hier sind die Vorteile eines eigenen Social Network besonders ersichtlich, da die Interessierten sich bereits vorab treffen, Verabredungen ausmachen oder nach dem Event wiederfinden können. Da die Veranstaltung ein kurzlebiges Projekt ist, fielen Social Networks als Online-Angebot oft weg. Schließlich möchte kaum jemand mittelgroßen Aufwand für ein System betreiben, das bereits vor der Realisierung ein Verfallsdatum hat. Aber nicht nur hier punkten gehostete Community-Lösungen.

Auch in der Öffentlichkeitsarbeit gewinnen die Baukästen an Zuspruch, da vieles über die Geschwindigkeit und Agilität der Realisierung entschieden wird. Denn bei den üblichen Realisierungszeitspannen von mehreren Wochen und Monaten ist das Thema häufig bereits ausgebrannt. Will ein Unternehmen, eine Marke oder auch ein Politiker früh mit einer Community am Start sein, zählt jeder Tag. Diese Aktualität und Flexibilität überzeugen immer mehr Marketing- und PR-Agenturen von einer Nutzung der Social-Network-Baukästen.

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Globale Ebene und echtes Whitelabeling

Alle Community-Hoster locken derzeit vor allem die kleinen Social-Network-Interessierten mit einer globalen Ebene, die den Nutzern trotz der Mitgliedschaft in beliebig vielen Communitys auf ihrer Plattform mit nur einem Login das Leben vereinfacht. Dies schränkt allerdings die Unabhängigkeit der einzelnen Community ein. Mixxt geht hier einen anderen Weg und erlaubt die Trennung des Social Network von der globalen Ebene. Ein Nutzer kann also mit unterschiedlichen Profilen Mitglied in verschiedenen Communitys sein – durchaus sinnvoll, wenn man beispielsweise sowohl in privaten als auch in geschäftlichen Communitys aktiv ist. Trotz der Freiheit bei der optischen und inhaltlichen Gestaltung der eigenen Community sind zwei Dinge zu beachten: Als Netzwerkgründer kann man eigene Funktionen nur bedingt hinzufügen. Folglich ist es wichtig zu prüfen, welche Wünsche von dem Baukasten-Anbieter realisiert werden können. Oft hilft dabei die Kontaktaufnahme mit dem jeweiligen Anbieter. Abhilfe würden APIs schaffen, über die sich fehlende Details selbst implementieren ließen.

Der zweite Aspekt, der von vielen als große Einschränkung angesehen wird, ist die Grundidee des Hostings. Immer noch bestehen viele Unternehmen darauf, ihre gesamten Applikationen grundsätzlich selber zu hosten. Als Gründe hierfür werden oft Daten- oder Prozesshoheit genannt. Allerdings bringt der Ansatz des Hostings auch viele Vorteile mit sich.

Da ein eigenes Hosting entfällt, bleiben die Kosten im Rahmen und ein transparenter All-inclusive-Preis wird möglich, was für viele kleine Projekte von Vorteil ist. Aber auch für den ersten Eintritt in einen neuen Markt oder den Test der Akzeptanz bietet das Fremd-Hosting eine hohe Investitionssicherheit. So können Unternehmen mutiger neue oder alternative Ideen angehen, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen. Wenig überraschend ist die Beliebtheit dieses Ansatzes für unternehmensinterne Netzwerke, die Transparenz, Wissenstransfer und Kommunikation innerhalb eines Unternehmens oder eines Teams verbessern sollen.

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Anbieter mixxt.de sixgroups.com mypeopls.de
Basis
Eigene Subdomain ja ja ja
Eigene Domain auf Anfrage auf Anfrage auf Anfrage
Eigenes CSS ja nein ja
Eigene Profilfragen definieren ja ja ja
Granulierbare Privatsphäre ja nein nein
RSS Feed Generation ja für Livestream ja
Ein Login für alles ja ja ja
Unterstützte Sprachen EN, DE, PL EN, DE DE
Module
Bilder-Modul ja, Galerien ja, im Forum ja
Foren-Modul ja ja ja
Wiki-Modul ja nein nein
Video-Modul auf Anfrage im Forum ja
Blog-Modul auf Anfrage nein ja
Veranstaltungen-Modul ja nein nein
Gruppen-Modul auf Anfrage ja nein
News-Import mit RSS Feeds ja bis zu 5 ja
Besonderheiten
Livestream ja ja nein
Statistiken GA GA nein
OpenID ja nein nein
Eigenes Social Grooming (z. B. Anstupsen) ja nein nein
Badges wenige viele nein
SSL auf Anfrage nein nein
Chat / Shoutbox nein ja nein
Flyerdesigner nein ja nein
Verwaltung
Daten-Exports per CSV ja nein nein
Mitgliederadministration ja ja ja
Eigene Willkommens-E-Mails ja nein nein
Gruppenmails an alle Mitglieder ja ja nein

Hilfe bei der Vermarktung der eigenen Community

Es ist nicht nur im Interesse eines Betreibers, dass seine Community online erfolgreich wird. Die Baukasten-Anbieter stellen den Betreibern deshalb eine Reihe an Extras zur Verfügung, um den schwierigen Teil der Vermarktung zu vereinfachen. Hier wartet vor allem Sixgroups mit zahlreichen Widgets und kleinen externen Schmankerln auf. Diese erhöhen nicht nur die Sichtbarkeit außerhalb der Community, sondern verbessern auch den Pagerank durch wertvolle Backlinks. Mixxt hat hier bisher nur zwei einfache Widgets veröffentlicht und weitere angekündigt.

Fazit

Alles in allem stellen Ad-hoc-Social-Networks eine interessante und neue Möglichkeit dar, sich zu vernetzen und auszutauschen. Sie mögen zwar noch in den Anfängen ihrer Entwicklung stehen, aber schon jetzt finden sich zahlreiche erfolgsversprechende Nutzungsszenarien und weitere folgen fast täglich. Anscheinend spornen die Erfolge von Mixxt und Sixgroups weitere Mitbewerber an: Schon jetzt stehen einige neue deutschsprachige Dienste in den Startlöchern, unter anderem Mypeopls. Die folgende Tabelle listet einige weitere.

Anbieter URL
Yooco http://www.yooco.de/beta/
MyFaible http://myfaible.de/
TRIBAX http://www.tribax.com
acomo http://acomo.de/
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