Blogosphäre – Zwischen Web-2.0-Unlust und sozialem Engagement: Deutschlands schlafmützige Internetnutzer
WordPress ist derzeit das führende System in Sachen Blogging. Mit der Version 2.5 hatte sich der Adminbereich deutlich gewandelt, für die aktuelle Version 2.7 wurde das Design noch radikaler geändert. Diesmal aber haben sich die Macher um WordPress-Gründer Matt Mullenweg ausführlich und professionell beraten lassen: Usability-Tests zeigten die Probleme des alten Layouts [1]. Kleinere Änderungen daran brachten praktisch keine Besserung. Ein vollkommen neuer Entwurf kam hingegen bestens an. Also zog man die Konsequenzen. Unter anderem gibt es nun eine vertikale Navigation. Matt Mullenweg wird übrigens am 14. Februar auf dem BarCamp Mitteldeutschland in Jena erwartet, das zugleich WordCamp ist [2].
Automattic, die Firma hinter WordPress, war unterdessen auf Einkaufstour. Der externe Kommentardienst IntenseDebate gehört jetzt mit dazu und poliert die etwas angestaubten Kommentarfeatures von WordPress auf [3]. Zum Ende des Jahres wird außerdem die erste finale Version der Plugin-Sammlung BuddyPress [4] erwartet. Mit ihr lässt sich eine Installation der Multiblog-Version WordPress MU zum Social Network aufrüsten. Eine Entwicklung, die sich auch anderswo abzeichnet, zum Beispiel beim Konkurrenten Movable Type aus dem Hause Six Apart. Dessen Chef Chris Alden erklärte gegenüber dem amerikanischen Magazin Wired, Blogs seien auf dem Weg hin zu kleinen Netzwerken und schon bald eine Konkurrenz für Facebook & Co [5].
Während WordPress und andere somit weiter wachsen, schlagen manche die Gegenrichtung ein. Habari [6] beispielsweise ist ein Blogsystem, das sich ganz auf seine Kernfunktionalität beschränkt. Gut möglich, dass WordPress über kurz oder lang eine entsprechende Lücke im Markt hinterlässt, so lang es nicht eine abgespeckte Variante gibt.
Aber es geht noch kleiner: Um maximal 140 Zeichen geht es Ende Januar in Hamburg. Cem Basman hat die Microblogging Conference ins Leben gerufen, Karten können vorbestellt werden [7]. Unter Microblogging werden Dienste wie Twitter zusammengefasst, in denen es um die Verbreitung von Kurznachrichten geht. Über reines Alltagsgeplänkel sind sie inzwischen hinaus. Es gibt sie für den Business-Einsatz, per Link lassen sich zudem andere Medieninhalte wie Fotos, Videos oder Musik verbreiten und mit Laconica gibt es ein interessantes Open-Source-Projekt [8].
Nur: Was nützen diese vielen schönen Tools, wenn sie keiner nutzt? Oder wenn es niemanden gibt, der sich alle diese Inhalte ansieht? In Deutschland scheint das besonders schwierig zu sein. Das jedenfalls will man bei Forrester herausgefunden haben. Satte 53 Prozent der Deutschen nutzen keine der Möglichkeiten des „Mitmachweb“. Blogs, Podcasts, Foren, selbst Bewertungsportale interessieren sie nicht. Ganz anders die Südkoreaner: Bei ihnen ist fast die komplette Bevölkerung im Internet aktiv. Und hier sind die Frauen die intensiveren Internetnutzer als die Männer [9].
Dazu passt die Idee, die hinter dem Projekt „Blogpatenschaften“ [10] steht: Es will Profis und Laien in Sachen Bloggen zusammenbringen. Auf diese Weise sollen vor allem sozial engagierte Projekte den Sprung ins Web 2.0 schaffen. Wer sich als Blogpate einträgt, stellt sein eigenes Blog für Gastbeiträge zur Verfügung oder hilft anderen bei Einrichtung und Betrieb eines eigenen Weblogs. Hier wird das Internet wirklich „social“.
Außerdem gab es natürlich wieder eine neue Folge der Soap: „Journalisten und Blogger – eine Geschichte voller Missverständnisse“. Diesmal war es die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung – Blogger wurden darin mit Hundeflöhen verglichen. Sehr nett. Aber diese ganze Diskussion ist inzwischen so langweilig geworden, dass wir über diese neueste Episode an dieser Stelle einfach den Mantel des Schweigens decken.
Ich bin vor allem auf die erste finale Version von BuddyPress gespannt. Mal sehen, wie viele WorPress-basierte Social Networks das Jahr 2009 hervorbringen wird.
Finde Buddypress „technisch“ noch nicht richtig rund -> für den Produktiveinsatz sollte man sich wohl noch etwas gedulden.