CAMPUS T3 – ein TYPO3-basiertes Learning Management System: E-Learning mit TYPO3
Über E-Learning wird viel geredet, der Begriff ist jedoch nicht eindeutig definiert. Sicher ist, dass es beim E-Learning darum geht, mit elektronischen Hilfsmitteln zu lernen. In den letzten Jahren ist E-Learning ein Synonym für Web-Based Training (WBT) geworden, also für webbasiertes, mit multimedialen Inhalten aufbereitetes Lernen. Wo die Lernenden bisher in einem Klassenzimmer oder einem Hörsaal gesessen haben, von einem Dozenten gelernt haben und den Stoff in Büchern nachgelesen haben, soll dieses Szenario nun durch den Computer unterstützt oder sogar ersetzt werden.
Dafür wird eine Plattform benötigt, die mindestens die notwendige Infrastruktur einer realen Lernumgebung abbilden kann. Ein solches System wird „Learning Management System“ (LMS) genannt. Hier können sich die Lernenden anmelden, Kurse besuchen und haben Zugriff auf Lerninhalte, die von Inhabern einer anderen Benutzerrolle, den Dozenten, zur Verfügung gestellt werden. An dieser Stelle wird in der Literatur zwischen Learning Management Systemen und Learning Content Management Systemen (LCMS) unterschieden. Wo ein LMS für die Verwaltung und Organisation der Kurse zuständig sind, setzt ein LCMS bei den Lerninhalten an. Häufig gehören zu den Lernplattformen auch Autorensysteme, die das Erstellen von Lernmaterial ermöglichen.
Die typischen Aufgaben einer Lernplattform sind:
- Kursverwaltung (LMS)
- Verwaltung der Lernobjekte (LCMS)
- Rollenverwaltung
- Oberfläche für Zugriff auf Lernobjekte bzw. Arbeit mit den Lernobjekten
Entwurf
Beim Entwurf des LMS Campus T3 wurde darauf geachtet, den Kern möglichst schlank zu halten und nur die grundlegenden Funktionen dort zu implementieren. Wichtiger als alle möglichen Features sofort einzubauen ist hier ein modularer Aufbau, der es ermöglicht, die Funktionalität im nachhinein sauber und einfach an vielen Stellen zu erweitern.
Eine der zentralen Entwurfsentscheidungen war die Ausrichtung auf den Benutzer – sei es ein Lernender oder ein Lehrender. Die Folge dieser Entscheidung: Alle Nutzer bedienen den Campus T3 unabhängig von Ihrer Benutzerrolle ausschließlich über das Frontend. Dabei ist der Aspekt Benutzerfreundlichkeit besonders wichtig, da die gleiche Oberfläche von Personen mit sehr verschiedenen Vorkenntnissen genutzt wird.
Eine dezentrale Administration der Benutzer und der Lerninhalte macht das System flexibel. Es gibt keine Benutzergruppe, die zentral für das Freischalten der Zugänge und das Hochladen aller Inhalte verantwortlich ist. Vielmehr sollen diese Aufgaben genau dort erledigt werden, wo sie anfallen.
Auch Mehrsprachigkeit und Barrierefreiheit sind gewünschte Eigenschaften einer Lernplattform, die möglichst vielseitig genutzt werden kann.
Architektur
Im Kern des Campus T3 implementieren vier Bestandteile und das Modul für den WebDAV-Zugriff die grundlegenden Funktionen der Lernplattform. Weitere Funktionen können durch den modularen Aufbau des Systems leicht ergänzt werden. Das Kurs- und Lernobjektmanagement wird im Kern zusammengefasst. Innerhalb der Plattform gibt es verschiedene Typen von Lernobjekten (LO). Diese können unterschiedlich verwendet werden und dienen beispielsweise dazu, die Lerninhalte zu strukturieren oder sie zu tragen. Ein Kurs ist also ein spezieller Typ eines Lernobjekts.
Die Lernobjekte sind hierarchisch aufbaut und verschiedenen Benutzerrollen zugeordnet. Im Campus T3 sind folgende Benutzerrollen vorgesehen:
- Campusmanager (zuständig für das LO „Campus“)
- Studienorganisator (zuständig für ein LO des Typs „Thema“)
- Autor (zuständig für ein LO des Typs „Modul“)
- Dozent (zuständig für ein LO des Typs „Kurs“)
- Abonnenten
Die Abonnenten der Kurse erhalten lesenden Zugriff auf die Bausteine, Dokumente und Dateien innerhalb ihrer Kurse. Die Benutzerrollen sind damit hierarchisch aufgebaut, ein Rolleninhaber ist immer für einen Teilbaum der Lernobjekte und für die dazugehörigen Rolleninhaber verantwortlich. Auch die Verwaltung der Abonnements ist Teil des Kerns von Campus T3. Benutzer haben verschiedene Möglichkeiten eine Rolle einzunehmen, etwa durch eine gezielte Einladung oder einen gestellten Antrag.
Die Bedienung des Campus T3 ist sehr einfach und übersichtlich gestaltet. Jeder Benutzer hat auf seine Rollen zugeschnittene „Umgebungen“. Eine davon ist der „persönliche Schreibtisch“, der jedem Benutzer als zentrale Arbeitsoberfläche zur Verfügung steht. Neben dem Zugriff auf seine abonnierten Kurse kann der Benutzer hier Dateien hochladen und verwalten und diese anderen Benutzern zur Verfügung stellen.
Die Einbindung von WebDAV erleichtert den Zugriff auf Dateien und Lernobjekte. Dozenten können ihre kompletten Kurse zügig hochladen oder einzelne Dateien direkt auf dem Server bearbeiten. So könnte OpenOffice als Autorensystem genutzt werden, da es einerseits WebDAV direkt unterstützt und andererseits Dateien liefert, die sich elegant in den Campus T3 einbinden lassen.
Der Campus T3 ist eine TYPO3-Extension, die aus mehreren Plugins besteht. Mit Hilfe von TypoScript lassen sich die einzelnen Umgebungen individuell konfigurieren. Durch die Erweiterungskonzepte von TYPO3 können Schnittstellen zu anderen Extensions und anderen Systemen erstellt werden. So lässt sich jede denkbare Funktionalität eines Lernsystems hinzufügen. Die Anbindung an einen Video-Streaming-Server, an einen Newsserver oder an ein externes Verwaltungssystem sowie das Einfügen von Kalendern, Kurs-News oder Community-Funktionen ist dadurch leicht realisierbar.
Verfügbarkeit
Sehen und ausprobieren kann man den Campus T3 bei ViKar, dem Virtuellen Hochschulverbund Karlsruhe [1] (Demo-Login: „demo@fabrizio-branca.de“, Passwort: „demouser“). Im TYPO3 Extension Repository ist der Campus T3 zurzeit noch nicht erhältlich, da einige Programmteile noch angepasst werden müssen, bevor sich das System problemlos einsetzen lässt. Das LMS wurde mittlerweile als Projekt bei Sourceforge.net [2] angemeldet. Eine ausführlichere Beschreibung der Konzepte und der Implementierung ist in der zugrunde liegenden Diplomarbeit [3] zu finden.