Programmieren macht Spaß. Open-Source-Software ist so gesehen das nützliche Nebenprodukt einer Tätigkeit, die ausgeübt wird, weil sie lustvoll ist. Diese einfache Erklärung tönt auf den ersten Blick überzeugend, weist aber beim genaueren Hinsehen zwei gewichtige Schwachpunkte auf. Sie vermag erstens nicht die Qualität diverser Open-Source-Produkte zu erklären. Zweitens unterstellt sie irrationale Software-Entwickler.
Ein rationaler Software-Entwickler weiß, dass mit dem Verkauf von Software Geld verdient werden kann und er schätzt vermutlich eine Option, bei welcher „Spaß haben“ und „Geld verdienen“ gleichzeitig realisiert werden kann, höher ein als eine Option, bei der nur Spaß möglich ist. Open-Source-Software ist aber frei erhältlich, also kann mit dem Verkauf solcher Software kein Geld verdient werden. Den rationalen Software-Entwickler vorausgesetzt, wäre demnach zu erwarten, dass überhaupt keine Open-Source-Software entsteht.
Spaßsucher handeln rational
Damit Spaß die Erzeugung von Open-Source-Software auch unter der Annahme von rationalen Programmierern motivieren kann, braucht es ein zusätzliches Element. Stellen wir uns einen Software-Entwickler vor, der die Alternativen hat, in seiner Freizeit in einem Open-Source-Projekt zu arbeiten oder sein Pensum als Programmierer in der Software-Firma auszuweiten. Wenn der Ertrag an Spaß bei beiden Optionen gleich groß ist, wird dieser Programmierer zweifellos die zweite Option wählen, weil er dadurch den zusätzlichen Nutzen eines größeren Einkommens hat. Wenn allerdings der Spaß beim bezahlten Programmieren geringer ist, so wird ein Open-Source-Engagement dieses Software-Entwicklers verständlich. Das Schlüsselelement, damit Spaß als Motivationsfaktor für Open-Source-Software funktionieren kann, ist also, dass die gleiche Tätigkeit (das Programmieren) in einem unterschiedlichen Kontext (Open Source/kommerzielle Software) unterschiedlich viel Spaß macht.
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