Gesundheit im Unternehmen: So gestaltet ihr den perfekten Arbeitsplatz

Die New-Work-Formel für ein langes und erfülltes Berufsleben. (Grafik: Florian Thiemann)
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Ein Besuch in den neuen Räumen der Hamburger Otto Group fühlt sich an wie der Besuch einer „Schöner Wohnen“-Ausstellung: Die Flure sind weitläufig und durch dezente Lichtakzente in Szene gesetzt; verglaste Konferenzräume lassen die Großraumbüros hell und offen wirken. Für spontane Besprechungen gibt es Sitzecken mit tief hängenden Lampen und so vielen Grünpflanzen, dass es für eine ganze Wohnung reichen würde. Und wer zwischendurch abschalten will, kann sich in die „Social Spaces“ zurückziehen – zum Beispiel eine Küche mit hellen Massivholzmöbeln oder ein Loft mit Korbsesseln und Blick über Hamburg.
Wer arbeitet wann, wie und wo? Diese Frage sei seit rund zwei Jahren ein großes Thema im Otto-Konzern, erzählt Irene Oksinoglu. Die 42-Jährige leitet dort die Initiative „Future Work“, beschäftigt sich mit der Frage, wie Arbeit künftig aussehen soll. Dabei geht es ihr bei der Bürogestaltung nicht nur ums Design. Wichtig sei vor allem ein Arbeitsumfeld, das Mitarbeiter seelisch und körperlich unterstütze, sagt Oksinoglu: „Wir wollen, dass Mitarbeiter stets selbst entscheiden können, wo sie wann arbeiten, je nachdem, was ihrer Persönlichkeit, ihrer Aufgabe und ihrer Teamstruktur entspricht.“ Dazu baut Otto derzeit für über 100 Millionen Euro die Firmenzentrale im Hamburger Norden um, bis 2022 soll alles fertig sein.
Ähnliche Überlegungen treiben nicht nur die Otto Group um. Schon bald wird es sich kaum noch ein Unternehmen leisten können, Mitarbeiter binnen weniger Jahre zu verheizen. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht ab Mitte des nächsten Jahrzehnts ein großer Schwung der Babyboomer-Generation in Rente. Neue Fachkräfte zu finden, dürfte dann noch schwieriger werden. Umso wichtiger sei es daher, dass Firmen ihr bestehendes Team fit halten, sagt Simone Kauffeld, Professorin für Organisationspsychologie an der TU Braunschweig. Und ein bisschen Betriebssport oder sporadische Gesundheitstage reichten dazu nicht aus: „Viel wichtiger ist es, den Arbeitsalltag grundsätzlich so zu gestalten, dass er nicht krank macht.“

Was zeichnet eine gute Arbeitsumgebung aus? Bei der Raumgestaltung gibt es bei Otto verschiedene Ansätze: offene Architekturen, aber auch Rückzugsräume für Telefonate wie etwa eine Telefonbox. (Foto: Otto)
Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Nachdem Arbeitnehmer 2016 und 2017 seltener ausgefallen waren, stieg die Zahl der Fehltage zuletzt auf ein neues Rekordhoch. Das zeigt der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse. Im Schnitt haben Deutsche demnach im vergangenen Jahr 15,5 Arbeitstage, vor allem wegen Muskel- und Skeletterkrankungen wie Rückenschmerzen, verpasst. Gleichzeitig habe die Zahl der psychischen Erkrankungen stark zugelegt, so die Studie: von 2006 bis 2018 um rund 92 Prozent!
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