Tipps zur Provider-Wahl bei professionellem Server-Hosting: Hosting für Profis
Freitagabend, 20.30 Uhr. Eigentlich sollte die Website ja schon Mittags live gehen. Nun gut, Verschiebungen sind normal. Aber leider startet die erste Aktion am Samstag und Fernsehwerbung ist auch schon gebucht. Macht nichts, jetzt ist alles fertig, auf dem Testserver klappt es einwandfrei und der Chefentwickler startet das FTP-Programm, um die Daten auf den Webspace zu schieben.
Was jetzt folgt, können Sie sich vorstellen: Ein Problem – sei es eine abweichende PHP-Konfiguration, ein notwendiges Update oder ein Timeout beim Befüllen der Datenbank. Wenn Ihr Hoster in dieser Situation helfen kann, haben Sie einen guten erwischt. Zugegeben, diese Art des Lastminute-Supports ist nicht selbstverständlich und bei immer günstiger werdenden Paketen auch nicht zu erwarten. Zudem findet man so eine Leistung in der Regel nicht in den umfangreichen Leistungsbeschreibungen auf den Websites der Hoster – auch unsere Tabelle mit Angeboten im Bereich „Managed Server“ zeigt nicht, ob schnell ein Ansprechpartner zur Verfügung steht, der auch ausreichend Ahnung hat.
Dennoch, auch für Extremfälle können Sie bis zu einem gewissen Grad vorsorgen: Die erste Frage ist, ob Ihr Hoster überhaupt telefonischen Support bietet und welche Reaktionszeit er Ihnen zugesteht. Als nächstes sollten Sie nicht auf das günstigste Webspace-Paket oder auf den günstigsten nicht vom Hoster verwalteten Server setzen. Damit haben Sie meist besseren Support und erhalten mehr Möglichkeiten.
Für gehobene Ansprüche bietet sich der eigene (dedizierte) Server an. Erfordert ein Projekt nicht ganz so viel Power, reicht auch ein virtueller Server aus. Wer selbst als Hoster auftreten und Webspace-Pakete vermieten möchte, setzt auf einen Reseller-Server – den allerdings nicht alle Hoster anbieten (mehr zu Reseller-Hosting-Angeboten in T3N Nr. 15). Auch virtuelle Server sind nicht bei jedem Hoster zu finden.
Die zweite Entscheidung, die Sie neben der Größe des Pakets treffen müssen: Wer übernimmt die Verwaltung des Servers – der Hoster (Managed) oder Sie selbst (Root). Im Fall unseres Problemszenarios wären Sie bei einem Root-Server auf sich gestellt und müssten die Einstellung selbst ändern. Mit dem entsprechenden Know-how geht das sicherlich schneller, als auf den Hoster zu warten. Dafür müssen Sie auf Hilfe im Normalfall verzichten.
Root-Server sind grundsätzlich deutlich günstiger. Das erkauft man sich allerdings mit einigem Arbeitsaufwand beim Aktualisieren sowie der fehlenden Unterstützung für Betreuung und Konfiguration der Basisumgebung. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Managed-Variante, da Root-Server sich stark über den Preis und weniger über die Hoster-Leistung definieren.
Reseller: Risiken und Potenziale |
Die Wahl eines kleineren Hosters als Partner hat vor allem für freiberufliche Webdesigner oder Webagenturen einige Vorteile. Meist ist schnell ein kompetenter Ansprechpartner gefunden. Telefonischer Support ist meist selbstverständlich und auf individuelle Wünsche kann gut eingegangen werden. Genau hinsehen sollte man allerdings bei Resellern, die nur selbst bei einem anderen Hoster Root-Server gemietet haben. Ein Hoster, der nicht selbst Kontrolle über seine Plätze im Rechenzentrum hat, kann beispielsweise nicht einfach die Maschine neu booten oder schnell eine Festplatte austauschen. Auch das Know-how ist bei solchen Angeboten mitunter beschränkt. Deswegen sollten Sie sich auf jeden Fall vom Hoster bestätigen lassen, wo seine Server stehen und dass er sie direkt verwaltet. |
Viele Hoster bieten keine Managed Server an und sind daher nicht in der Matrix zu diesem Artikel vertreten. Hoster wie Domainbox, Variomedia, Alfahosting, webhoster.de und viele andere bieten dafür aber spezielle Webspace-Pakete für Reseller an. Diesen widmen wir uns in T3N Nr. 15 mit einem Artikel und einer Anbieterübersicht. |
Konfiguration und Einstellungen
Bei verwalteten virtuellen oder dedizierten Servern bietet der Hoster seinen Kunden in der Regel eine Konfigurationsoberfläche. Dies kann eine Eigenentwicklung sein; Hetzner hat beispielsweise mit konsoleH eine Anwendung, die viele Funktionen, beginnend mit dem Bestellprozess, abbildet. 1und1 als einer der Großen hat ebenfalls eine Eigenentwicklung im Einsatz. Andere Hoster setzen auf die bekannten Software-Oberflächen Plesk oder Confixx. Und auch im Open-Source-Bereich gibt es Alternativen wie SysCP oder VHCS.
Alle Oberflächen bieten Möglichkeiten zur Mailverwaltung. Auch FTP-Konten lassen sich bei virtuellen und dedizierten Servern problemlos anlegen. Dagegen wird die Verwaltung von Cronjobs und anderen spezielleren Funktionen sehr unterschiedlich geregelt. Eine Besonderheit sind Möglichkeiten wie „Software as a Service“. Dabei bietet der Hoster eine Oberfläche zum Installieren der entsprechenden (Open-Source)-Software. Einheitliche Standards wie APS (Application Packaging Standard [1] ) werden nur zögerlich eingeführt. Sofern vorhanden, kommen für Applikations-Installationen häufig individuelle Lösungen zum Einsatz. Hier tun sich vor allem Spezial-Hoster wie Mittwald hervor, die für TYPO3 eine 1-Klick-Installation mit Update-Manager bieten. Sollten Sie auf solche Fähigkeiten Wert legen, lassen Sie sich vor dem Abschluss eines Vertrags auf jeden Fall einen temporären Zugang zur Verwaltungsoberfläche geben. Aber auch ohne 1-Klick-Installation, die im Profibereich sowieso nicht so wichtig ist, bieten viele Hoster auf ihrer Website schon mal eine Basisinformation, welche Versionen von Open-Source-Produkten sie unterstützen.
Fernwartung
Für die Fernwartung bieten nahezu alle Hoster SSH-Zugriff. Der Root-Zugriff ist bei vom Hoster verwalteten Angeboten eigentlich immer untersagt. Dies bedeutet, dass Sie in Ihren Freiheiten beschnitten sind. Andererseits kann kein Hoster den reibungslosen Betrieb Ihres Servers garantieren, wenn Sie „hinter seinem Rücken“ manuelle Einstellungen vornehmen. Meist ist allerdings zumindest die Änderung der „php.ini“-Einstellungen und die Installation eigener Komponenten möglich – oft allerdings nur in Absprache mit dem Hoster beziehungsweise wenn der Hoster die Installation vornimmt. Ob das dann kostenpflichtig ist, hängt stark vom Einzelfall und natürlich auch vom Hoster ab.
IP und SSL
Standard für virtuelle und dedizierte Server ist eine feste IP-Adresse. Wenn Sie mehrere IP-Adressen benötigen, etwa weil Sie mehrere SSL-Zertifikate nutzen möchten, sollten Sie unbedingt erfragen, ob das problemfrei möglich ist. Gerade bei einem virtuellen Server kann die Erweiterbarkeit hier eingeschränkt sein. Und natürlich ist eine weitere IP-Adresse oft auch mit Kosten verbunden. Hier gibt es durchaus höhere Forderungen von fünf Euro pro Monat oder mehr. Bei anderen Hostern ist es dagegen zum Beispiel ausreichend, den Bedarf an IP-Adressen glaubhaft nachzuweisen. Auch bei den SSL-Zertifikaten unterscheiden sich die – hier jährlich abgerechneten – Kosten deutlich. Die Spanne reicht von 60 bis 150 Euro, oft auch abhängig von dem Unternehmen, das das Zertifikat ausstellt. VeriSign lässt sich hier beispielsweise den bekannten Namen recht teuer bezahlen. Einige Hosting-Anbieter übernehmen bei Managed Servern auf Wunsch auch gleich Beantragung und Einrichtung von SSL-Präsenzen.
Serverseitige Technologien
Im Gegensatz zur Serververwaltung gibt es bei der MySQL-Datenbankverwaltung meist keine großen Unterschiede. Die Menge an Datenbanken ist bei virtuellen oder dedizierten Servern nicht beschränkt (oder sollte es zumindest nicht sein). Als Verwaltungsoberfläche kommt bei MySQL üblicherweise phpMyAdmin zum Einsatz. Wer andere Datenbanken benötigt, muss allerdings genauer hinschauen. Dateibasierte Datenbanken mit SQLite sind bei modernen PHP-Konfigurationen mit PHP 5 in der Regel möglich. PostgreSQL ist nicht bei jedem Hoster installiert oder überhaupt verfügbar – hier hilft es nur, nachzufragen. Kommerzielle Datenbanksysteme wie Oracle oder Microsoft SQL Server sind ohnehin nur gegen einen entsprechenden Obolus zu erhalten.
Bei den serverseitigen Technologien gehören PHP und Perl zum Standard. Ruby und Python sind meist nur auf Wunsch verfügbar. Hier müssen Sie auf jeden Fall gesondert nachfragen. Bei PHP wird heute entweder die Wahl zwischen PHP 4 und PHP 5 gelassen oder gleich nur noch PHP 5 angeboten. Letzteres ist für einen modernen Webspace auf jeden Fall vertretbar, da der offizielle Support für PHP 4 mittlerweile ausgelaufen ist. Wenn Sie also noch PHP-4-Anwendungen einsetzen möchten, müssen Sie auf jeden Fall detailliert prüfen, ob das funktioniert. In der Regel können aktuelle Versionen von Standard-PHP-Software aber bedenkenlos in PHP-5-Umgebungen eingesetzt werden, andere (z. B. TYPO3 4.2.x) setzen dies sogar voraus.

Bei der Wahl eines Hosters für den eigenen Managed Server sollte man nicht nur auf die Geschwindigkeit achten, sondern auch auf den Aspekt Sicherheit, also das Monitoring- und Backup-Angebot.
Performance und Datentransfer
Natürlich lassen die Leistungsdaten Ihres Servers gewisse Rückschlüsse auf die Performance zu. Neben der CPU-Leistung (eines dedizierten Servers) ist hier vor allem der zur Verfügung stehende Arbeitsspeicher zu beachten. Bei einem virtuellen Server gilt es, statt des maximalen den garantierten Arbeitsspeicher zu betrachten, da sich sämtliche virtuelle Maschinen auf einem physikalischen Server den Speicher teilen müssen. Der garantierte Arbeitsspeicher ist also das Minimum, das Ihre Anwendung erhält. Im Bereich der Festplatten ist bei dedizierten Servern in Bezug auf Ausfallsicherheit und/oder Performance interessant, ob eventuell mehrere Platten im RAID-Verbund betrieben werden.
Ein häufiger Köder für Angebote ist unlimitierter Datenverkehr. Dieser beseitigt auf den ersten Blick „versteckte“ Kosten. Bei einer Anwendung mit hohen Transfervolumina, zum Beispiel einem Videoportal, können hier im Monat schon mehrere hundert Gigabyte anfallen. Über die Performance sagt das allerdings wenig aus. Dafür ist ausschlaggebend, wie groß die Leitungskapazität ist, die ein Server zur Verfügung hat. Teilen sich mehrere Server eine 100 MBit-Leitung und zumindest zwei davon laufen unter hoher Last, so bleiben für die restlichen nur wenig Leitungskapazitäten übrig, und die Daten tröpfeln zum Nutzer. Manche Hoster behalten sich zudem beim Überschreiten gewisser Grenzen vor, die Leitungskapazitäten zu drosseln oder Server bei Nutzung „über das übliche Maß“ hinaus trotz anderslautender Versprechungen vom Netz zu nehmen beziehungsweise entsprechende Verträge zu kündigen. 1und1 verwendet beispielsweise eine automatische Drosselung, die der Kunde dann per Webinterface wieder freischalten kann. Er muss dann halt regelmäßig klicken.
Sicherheit
Die Absicherung betrifft zwei Aspekte: die Sicherheit nach außen und die Absicherung über Backups. Nach außen sollte ein Hoster vor allem bei der Webserver-Konfiguration alle notwendigen Schritte beachten und die wichtigsten Komponenten aktuell halten. Dies merken Sie selbst an der Webserver-Version, der PHP- und MySQL-Version etc. An Ports sollte natürlich nur das absolut Benötigte offen sein. Hier lohnt ein Test mit einem Portscanner, der die eigene IP checkt. Exploit-Tools sollten Sie allerdings nicht oder nur nach Absprache auf den Webserver loslassen, da hier schnell eine juristisch problematische Grauzone beginnt.
Gerade bei Kampfpreisen für verwaltete Webserver sollten Sie beachten, dass oft beispielsweise das Monitoring weggelassen wird. Das heißt bei einem Ausfall des Webservers erhält kein Mitarbeiter des Hosters eine Benachrichtigung. Und unter Umständen kostet dann auch noch die Beseitigung des Problems extra. Dies ist beispielsweise im Serverpaket von Hetzner der Fall. Preislich ist diese Trennung – wenn Sie wie bei Hetzner sehr transparent gemacht wird – natürlich sinnvoll. Wer selbst monitoren möchte, aber keine Updates automatisiert einspielen will, wird hier fündig. Bei anderen gehört sogar das 24/7-Monitoring der Basis-Dienste zum regulären Management.
Ein anderer Aspekt ist das Backup-Angebot. Wird hier mit „lokalen Backups“ geworben, sichert der Hoster in der Regel nur auf der Maschine selbst – was natürlich im Worst-Case nicht sonderlich sicher ist. Ein separater Backup-Space ist auf jeden Fall empfehlenswert, im Idealfall sogar ein Off-Site-Backup (separater Brandabschnitt im Rechenzentrum). Manche Hoster, beispielsweise Internet24, bieten bei Servern eine gleich große Backup-Möglichkeit. Allerdings handelt es sich dabei meist nicht um ein automatisiertes Backup. Letzteres wird zumindest kostenpflichtig, aber von allen Hostern angeboten. Allerdings variieren die Preise auch dabei erheblich.
Fazit
Wenn es Freitagabend brennt, hat man sich idealerweise für den richtigen Hoster und das richtige Paket entschieden. Damit werden auch andere Thematiken wie Aktualisierung, Sicherheit und Verwaltung des eigenen Webservers wesentlich einfacher. Und Sie verbringen ein ruhiges Wochenende.
please publish the matrix table with the different hosting companies.
Wo ist denn die Tabelle?
Hi ravid und Norman,
ich habe die Tabelle soeben als PDF eingebunden. Ihr erreicht sie über einen Link am Ende des Artikels.
Super. danke Dir. Hatte aber doch noch das Magazin gefunden :)