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Wie große Unternehmen Freiräume für Innovationen schaffen

Ohne Innovation und Weiterentwicklung wird auch das stärkste Unternehmen irgendwann abgehängt. Doch wie schaffen etablierte Firmen Freiräume für Innovation, um wirklich neue Produkte zu entwickeln?

3 Min. Lesezeit
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Kennt eigentlich noch jemand Flickr? Diese Fotosharing-Community, die als Vor- und Sinnbild des Web 2.0 die Welt eroberte? Heute ist Facebook die weltgrößte Fotosharing-Community, posten wir unsere Schnappschüsse mit Instagram, finden, teilen und rebloggen wir unsere Inspiration mit Tumblr – und Flickr? Ist alt, langsam, uninnovativ und gehört Yahoo.

Genau wie Delicious und eine Reihe anderer Stars des Web 2.0 sollte Flickr dem ehemaligen Startup Yahoo frische Ideen, innovative Mitarbeiter und neuen Startup-Geist bringen. Und genau wie für die anderen war das Ergebnis für Flickr Siechtum und langsamer Abstieg. Yahoo selbst hat keiner dieser Zukäufe wieder alte Stärke und neuen Schwung bringen können.

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Glaubt man ehemaligen Mitarbeitern und Kennern der Unternehmen, liegt der Grund dafür in dem Modus, in dem Yahoo die Integration der Zukäufe anging: Ihre Innovativität sollte vollkommen in Yahoo eingebunden und assimiliert werden. Aber so funktioniert das natürlich nicht.

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Wie funktioniert Innovation?

„Seien Sie innovativ!“ ist als Aufforderung ungefähr so sinnvoll und erfolgversprechend wie der Zuruf „Entspann Dich!“. Keins von beiden geht auf Kommando. Wahrscheinlich hat jeder schon einmal die Erfahrung gemacht: Neue Ideen kommen nicht, wenn man sie braucht und nach ihnen sucht, sondern wenn man losgelassen hat. Dann erscheinen Sie plötzlich wie eine Erleuchtung.

Hirnforscher erklären das so: Wenn wir uns nach der Formulierung eines gedanklichen „Arbeitsauftrags“ erstmal mit etwas anderem beschäftigen, dann geben wir einem Teil unseres Gehirns Zeit, daran weiterzuarbeiten, ohne dass wir es merken. Ungestört sozusagen. Diese Weiterbearbeitung, das unbewusste Weiterdenken, der ungesteuerte Einsatz kognitiver Kapazitäten ist es, was Ideen entstehen und reifen lässt. Damit das funktioniert, braucht man vor allem Zeit – um die Aufgabe in Ruhe zu formulieren und das Unbewußte ungestört weiterarbeiten zu lassen. Man muss Freiraum schaffen und diesen nicht antasten. Nicht umsonst funktioniert das Ganze am besten im Schlaf.

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Den gleichen Prinzipien folgt Innovation im Unternehmenskontext. Auch hier sind Zeit, Freiraum und der Mut, beides zuzulassen, die Bedingungen dafür, dass wirklich Neues entsteht. Klare Hierarchien, kurzfristige Zielvorgaben, engmaschiges Controlling – all das steigert Effizienz, aber verhindert auch Innovation, weil es Freiräume minimiert.

Wann lohnt sich Innovation?

Wie schafft man nun innerhalb des „stahlharten Gehäuses“ einer Unternehmensbürokratie diese Freiräume? Eine naheliegende Reaktion: Man kauft unabhängige, kreative Einheiten und lässt sie einfach machen – ungesteuerter Einsatz kognitiver Kapazitäten eben. Und genau da lag Yahoos Fehler: Nicht im Kauf der Startups, sondern in der Entscheidung, sie nicht einfach machen zu lassen.

Natürlich gibt es dafür Gründe: Innovation lohnt sich unternehmerisch nur, wenn sie verwertet werden kann. Thomas Edison zum Beispiel war erfolgreicher als Nikola Tesla, nicht weil er kreativer war, sondern weil er unternehmerisch dachte – und marktgerechte Produkte schuf. Neben der Autonomie als Bedingung für Neues ist also ebenso die Verwertungsstrategie entscheidend. Beides will feinfühlig austariert sein, soll Innovation nachhaltig funktionieren.

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Personen, nicht Strukturen: Intrapreneure sind gefragt

In der Welt der industriellen Produktion haben etablierte Unternehmen diese Balance längst für sich gefunden: Das Zusammenspiel von Grundlagenforschung, Anwendungsorientierung und Verwertung hat dort etliche Jahrzehnte Fortschritt und Marktwachstum gebracht. Fehlt eine solche Struktur in der Welt digitaler Ökosysteme?

Die meisten Versuche, diese Strukturen wie bei Burda oder Holtzbrinck in Form unternehmensinterner Labs zu etablieren, sind bisher gescheitert. Doch auch in der „alten“ Welt stehen meist Erfinder und ungewöhnliche Ansätze, nicht Systeme und Strukturen am Anfang der Innovation.

Xbox und Kinect, die innerhalb des Microsoft-Konzerns entstanden und wenig mit dem ursprünglichen Kerngeschäft des Software-Unternehmens zu tun haben; die Portierung des Mac-OS-X-Betriebssystems auf Intel-Rechner, die ein Apple-Ingenieur ohne Auftrag und im Geheimen begann; das Post-It als Ergebnis der langen Suche eines 3M-Materialforschers nach einer Anwendung für einen nur mittelgut klebenden Klebstoff: Solche Projekte sind erfolgreich, weil sie von Menschen mit Unternehmergeist vorangetrieben werden, die sich unabhängig machen vom Unternehmenskontext und bereit sind, etwas auszuprobieren.

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Im Englischen nennt man solche Menschen Intrapreneure und der Begriff trifft ganz gut, was sie ausmacht: Sie arbeiten innerhalb etablierter Unternehmen, aber sie agieren wie Entrepreneure. Sie schaffen und verteidigen den Freiraum, in dem Innovation funktioniert, und sie sorgen dafür, dass diese dann auch den Weg zur Verwertung findet.

Das Beste, was Unternehmen daher heute ganz ohne Zukäufe oder Labs tun können, um innovativer zu werden: Intrapreneure finden und fördern. Das Tolle daran: Der erste Schritt zu mehr Innovation kostet praktisch nichts – außer ein bisschen Aufmerksamkeit für die eigenen Mitarbeiter. Und die sollte ohnehin jeder haben.

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Kein Fachkräfte-Mangel

Sowas entspricht aber nicht der Denkweise in vielen Großunternehmen. Die sogenannte Lehmschicht verhindert das schon…

Davon abgesehen gibt es steuerliche Abschreibungsprojekte die man kauft damit man das viele Geld nicht an die Kleinaktionäre auszahlen und versteuern muss sondern lieber die Bilanz vergrößert und sich sein Boni-Manager-Gehalt erhöhen kann.

Google ist auch nicht der Burner: Siehe dodgeball. Der Gründer kam glaube ich als Foursquare zurück.
Ihr könnt ja mal folgende Aufkäufe zu „erfolgreich für die Kunden“ bzw. „schlechte für die Kunden“ sortieren: ICQ->AOL, dmoz->Google, imdb->amazon(?), skype->ebay und danach M$, paypal->Ebay, … und was ich sonst noch vergessen habe.

Wave, Orkut usw. war auch wo die Google-Mitarbeiter machen durften. Tja… Bei vielen Firmen ist die Ausbeute noch viel schlechter. Der User spürt, ob die App von den Programmierern genutzt wird. Google-Mail ist vermutlich nutzbar weil das Management es selber nutzt. Die anderen Seitenprojekte interessieren das Google-Management vielleicht nicht. Oder man will ständig neue Phones weshalb z.B. Android-Updates für nicht so relevant gehalten werden.

Und Edison war wohl gegen Wechselstrom sondern wollte ein Gleichstrom-Netz aufbauen. Die letzten Gleichstrom-Häuser wurden vor 5-10 Jahren in New York abgeschaltet bzw. umgestellt (heise berichtete). Um Antiwerbung gegen Wechselstrom zu machen (so wie die Dampf-Autos gegen die „Explosions-Motoren“(Benziner) Werbung machten) wurde m.W. die elektrische Hinrichtung eingeführt.

Tesla gilt weitläufig als Partylöwe. Siehe auch Sanctuary und vielleicht auch Warehouse 13 oder ich erinnere mich falsch (TV-Serien). Edison war vielleicht so jemand wie Steve Jobs dem Reality Distortion oder so zugeschrieben wurde.

Als kleiner Programmierer (früher neuer Markt, heute „Startup-Economies“) oder auch als Chief-Power-Technology-Assisting-Directing-Executive-Producer-Vice-President sieht man die Realität. Da denken genug nur an sich.

Die Grundidee hat Amazon vor ein paar Jahren explizit benannt: Man kauft kleine Teams auf. Das ist aber die einzige mir bekannte Groß-Firma welche so arbeitet wie im Text beschrieben. Oder halt Mittelständler wie Libri die immer wieder Innovationen einführen während z.B. Onlinebanking bis heute keine QR-Codes auf Handwerker-Rechnungen hat und ich 20-stellige SWIFT/IBAN-Nummern eintippen muss :-(

Wenn man Wirtschaftler oder Wirtschafts-Informatiker hat, welche eine Business-Idee haben (müssen) weil sie nach dem Studium keine gutbezahlten Berater-Posten in Berater-Firmen bekommen haben, kann man sich ja überlegen wie motiviert das Team ist. In USA mag das anders sein und ich würde fast vermuten, dort wäre der Artikel zutreffender. Aber auch da muss man sich Programmierer holen und genug Firmen (hier und dort) zahlen nur Praktikantenlohn gerne auch in Hochpreis-Mietgebieten und die fehlenden Rentenbeitrags-Jahre holt man vielleicht nie wieder auf. Bei Quora usw. gibts interessante Geschichten über Startups und New-Economy-Bubble-Firmen während man hier viele Projekte nicht mal aufzählen darf, gleichzeitig aber keine Lücken im Lebenslauf haben soll…

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kpfrahm

„Das Tolle daran: Der erste Schritt zu mehr Innovation kostet praktisch nichts – außer ein bisschen Aufmerksamkeit für die eigenen Mitarbeiter.“

Naja, wenn die Mitarbeiter eingeplante „Ressource“ der Effizienzmaschine sind, dann kostet das natürlich Lohn/Nebenkosten. Und für manchen Chef hört da der Spaß auf …

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