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Vom Bargeld zum Smartphone: Aktuelle Payment-Trends im stationären Handel

Bargeld gibt in Deutschland beim Bezahlen am Point of Sale (PoS) weiterhin den Ton an. Zwischen 60 und 80 Prozent aller Kunden zahlen im stationären Handel noch bar. Das ist in anderen Ländern wie den USA, England oder auch Skandinavien anders, aber auch in Deutschland zeichnet sich ein Wandel ab. Der folgende Artikel gibt einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen und Payment-Trends.

7 Min. Lesezeit
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Aktuell dominieren Banken und ihre Partner bargeldlose Zahlungen am PoS. Dies betrifft sowohl Kunden (Bezahlkarte) als auch Händler (Terminal). Die aktuellen Lösungen erwecken den Eindruck, dass der Smartphone-Hype, das mobile Internet sowie der Trend zu Deals, Rabatten oder Loyalty komplett an den Banken vorbeigegangen ist. Es scheint, als konzentrieren sich die Geldhäuser mit neuen Lösungen vor allem auf die großen Händler oder geschlossene Systeme wie Fußballstadien. In die Nische, abseits der großen Händler, stoßen neuerdings allerdings auch in Deutschland ganz neue Anbieter, die sich nahezu alle an zwei erfolgreichen Vorbildern aus den USA und Schweden orientieren: Square und iZettle.

Der stationäre Handel wird mobil

Die Zielgruppe der neuen Bezahllösungen rekrutiert sich vor allem aus kleinen oder fliegenden
Händlern und Dienstleistern, die heute in der Regel nur Bargeld
akzeptieren. Denkbar sind aber auch Händler, die ihre
bestehenden Lösungen ersetzen. Nach „Vertragsunterzeichnung“ im
Internet erhält der Händler von allen Anbietern die Hardware (kostenlos
oder gegen eine geringe Schutzgebühr) in Form eines Kartenlesers zur
Erweiterung des mobilen Endgeräts sowie eine kostenlose App.

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Händler
geben in der App den zu bezahlenden Betrag ein, lesen die Karte des
Kunden über ein kleines Gerät aus und der Kunde autorisiert die Zahlung
in der Regel per Unterschrift auf dem mobilen Gerät des Händlers. Anders
als bei den heutigen Kartenterminals fallen keine laufenden Gebühren
für Miete oder Bereitstellung der Hardware an. Vielmehr fällt lediglich
pro Transaktion eine Gebühr für den Anbieter an – in der Regel ein
kleiner Anteil vom Kaufpreis zuzüglich eines kleinen fixen
Cent-Betrags (Beispiel Streetpay: 2,75 Prozent plus 0,19 Euro pro
Transaktion).

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Square mischt US-Anbieter auf

Wie es zusätzlich zur reinen Bezahlung weitergehen kann, zeigt heute
schon Square in den USA. Das vom
Twitter-Gründer Jack Dorsey 2009 gegründete Startup mausert sich in den
USA zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die bestehenden
PoS-Anbieter. Inzwischen akzeptieren mehr als zwei Millionen stationäre
Ladengeschäfte Square. Das Unternehmen wickelt mehr als sechs Milliarden
US-Dollar pro Jahr an Transaktionensvolumen ab.

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Square vertreibt seine Kartenleser zudem nicht mehr nur über das Web,
sondern auch über einige der größten amerikanischen Outlets wie
Walmart. Durch die weite Verbreitung von Square im Handel hat das
Startup inzwischen weitere Lösungen geschaffen, die sowohl für den
Handel als auch für die Kunden erheblichen Mehrwert bieten. Händler
erhalten zum Beispiel mit dem „Square Register“ einen kompletten
Ersatz der Ladenkasse für ihr iPad, das zudem mit Loyalty und
Rabattangeboten ausgestattet ist.

Kunden die per Square bezahlen wollen, können sich eine
eigene App mit dem Namen „Pay with Square“ installieren. Die App fungiert dabei als vollwertige mobile Geldbörse
(Wallet). Kunden hinterlegen ihre Kreditkartendaten und
können bei Square-Händlern ohne Vorzeigen der Karte kontaktlos von App
zu App bezahlen. Zudem integriert die App Location-Based-Service-,
Loyalty- und Deal-Komponenten.

Neue Anbieter in Deutschland

Auch in Deutschland kommt langsam Bewegung in das Thema Payment am PoS. Zu den neuen Anbietern zählen unter anderem Streetpay [1], Payleven [2] und SumUp [3]. Auch weitere deutsche Unternehmen arbeiten an Lösungen und internationale Player zieht es ebenfalls auf den deutschen Markt. Die neuen Anbieter eint, dass sie alle nicht aus der klassischen Point-of-Sale-Welt kommen. Vielmehr liegt ihr Kerngeschäft im E-Commerce.

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Square Register fungiert als vollwertiger Ersatz der Ladenkasse und ist mit dem iPad kompatibel.
Square Register fungiert als vollwertiger Ersatz der Ladenkasse und ist mit dem iPad kompatibel.

Hinter Streetpay aus München steckt beispielsweise das Team des Payment-Service-Providers Masterpayment. Das Unternehmen bietet im E-Commerce schon lange alle Bezahlfunktionen aus einer Hand. Streetpay kann auf diese Erfahrungen zurückgreifen.

Payleven aus Berlin ist hingegen der neueste Spross von Rocket Internet. Die von den Samwer-Brüdern (Alando, Jamba, Zalando etc.) gestartete Beteiligungsgesellschaft ist bekannt für ihre schnelle und intensive Expansion erfolgreicher Business-Ideen in die ganze Welt. Wahrscheinlich bleibt auch Payleven keine reine deutsche Nummer. Dafür spricht unter anderem, dass Payleven gerade eine zweistellige Millionenfinanzierung bekannt geben konnte. Zudem hat der Anbieter die Domain „Payleven“ in vielen Ländern der Welt registriert (unter anderem in Singapur, Malaysia, Indonesien, Vietnam, Philippinen und Hong Kong).

Am ruhigsten ist es bisher um SumUp. Das auch in Berlin beheimatete Startup hat mit Daniel Klein einen Gründer des E-Commerce-Wallets Moneybookers im Team.

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Geringe Kreditkartenverbreitung als Problem

In Deutschland haben mehr als 90 Prozent aller Menschen eine Girocard
ihrer Bank, aber nur etwas mehr als 30 Prozent eine Kreditkarte. Daher
ist das bargeldlose Bezahlen in Deutschland stark geprägt von der
Girocard (früher EC-Karte) und nicht wie in anderen Ländern von
Kreditkarten.

Einer der Gründe für die starke Verbreitung des Girocard-Verfahrens
am deutschen PoS liegt in der gegenüber der Kreditkarten deutlich
günstigeren Gebührenstruktur für Händler. Statt der rund drei Prozent
für Kreditkartenzahlungen, verlangt die Deutsche Kreditwirtschaft nur
0,3 Prozent Disagio vom Handel.

Da das Girocard-Verfahren ein System der Deutschen Kreditwirtschaft
(DK) ist, entscheidet diese auch über alle Partner und alle
Bezahl-Terminals/Kartenleser, die Zahlungen in das geschlossene System
Girocard einbringen dürfen. Als Vorgabe der DK gilt, dass alle Zahlungen
über das Girocard-System mit CHIP (Kartenchip) und PIN autorisiert
werden. Dabei muss der Kunde die PIN zudem in ein für die DK als sicher
geltendes Gerät eingeben.

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Dies hat zur Folge, dass bisher aus Sicherheitsgründen noch keiner
der neuen Anbieter am PoS eine Zulassung für das deutsche
Girocard-Verfahren erhalten hat. Die bisherigen Kartenleser werten
entweder nur den Magnetstreifen oder nur den Chip des Kunden aus und nutzen
als Autorisierung die Unterschrift auf dem mobilen Gerät des Händlers.
Dabei verfahren die neuen Anbieter im Grunde genommen wie ein Händler im E-Commerce.

Unter Sicherheitsaspekten wäre eine Lösung denkbar, bei der ein
Kartenleser für das mobile Gerät zusätzlich zum Chipleser mit einem
eigenen PIN-Pad zur sicheren PIN-Eingabe ausgestattet wäre. Man darf
bezweifeln, dass diese Lösung den Kalkulationen der neuen Anbieter stand
hält, da die Kartenleser deutlich teurer sein werden.

Als Alternative nutzen Anbieter das in Deutschland auch sehr bequeme
und weitverbreitete ELV-Verfahren. Die notwendigen Daten für die
Lastschrift lassen sich wie bei Kreditkartendaten von der Girocard
auslesen, um nach der Unterschrift des Kunden eine Lastschrift vom
Kundenkonto abzubuchen. Dieses Vorgehen birgt allerdings das Risiko
für den Händler, dass Kunden ihre Lastschriften zurückziehen können und
sich dieses Risiko auch in Zukunft mit der so genannten
SEPA-Lastschrift, einem einheitlichen europäischen Lastschriftverfahren,
nicht reduzieren wird.

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Apple, PayPal und Google stehen in den Startlöchern

Der Trend beim Payment geht generell zu einer Kombination vieler
unterschiedlicher Vorteile. Das hat zuletzt auch Apple mit seiner
Ankündigung von Passbook für iOS 6 noch einmal verdeutlicht – zunächst,
ohne das Payment direkt selber zu integrieren, aber dennoch: 400 Millionen iTunes-Accounts mit einer hinterlegten Kreditkarte ergeben wohl das potenziell
größte mobile Wallet der Welt. In Kombination mit einer möglichen
NFC-Integration im kommenden iPhone könnte Apple mal wieder zum
Game-Changer avancieren.

Auch von anderen globalen Playern sind in den kommenden
Monaten noch einige spannende Ankündigungen zu erwarten. PayPal mit
seiner globalen E-Payment-Expertise, seinem immensen Kundenstamm aus dem E-Commerce, der Ankündigung des Square-Klons „PayPal Here“ in den USA,
den vielen PoS-Kooperationen in den USA und dem Window-Shopping (QR-Code-Shopping) in Deutschand, ist bereits auf einem vielversprechenden Weg.

Wie es mit Google Wallet auch außerhalb der USA weitergeht, steht
noch in den Sternen. Bisher hat Google allerdings nicht nachhaltig
bewiesen, dass der Konzern nationale Besonderheiten, wie sie im
Bezahlmarkt noch bestehen, berücksichtigt und vor allem
entsprechende Lösungen umsetzt. Genau darin besteht auch die größte
Herausforderung für die neuen Anbieter am PoS in Deutschand.

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Der PoS ist nur der Anfang

Zunächst funktioniert die mobile Geldbörse nur für den PoS, aber das könnte nur der Anfang sein und eine Expansion in den E-Commerce ist durchaus denkbar. Die Vorteile, die sich aus Features wie Loyalty, Deals und Rabatten für Kunden und Händler ergeben, werden das Bezahlen nachhaltig verändern. Vorgemacht hat dies neben Square auch Starbucks in den USA und England. Inzwischen verfügt Starbucks mit seiner integrierten Lösung aus mobilem Bezahlen, Loyality und Deals wohl über das größte geschlossene Mobile-Payment-System der Welt.

Aus Sicherheitsgründen hat bisher keiner der neuen Akteure für Bezahlsysteme am PoS eine Zulassung für das deutsche girocard-Verfahren erhalten.
Aus Sicherheitsgründen hat bisher keiner der neuen Akteure für Bezahlsysteme am PoS eine Zulassung für das deutsche girocard-Verfahren erhalten.

Eine Hürde für die neuen Anbieter scheinen die Kreditkartengesellschaften aufzubauen. Obwohl Visa in Square und MasterCard mehrere Millionen US-Dollar in iZettle investiert hat, fordern diese wohl von den Anbietern die Unterstützung des Chip- und in Teilen des PIN-Verfahrens auch bei der Kreditkarte. Diese vor allem in Europa relevante Forderung hätte zur Folge, dass die einfachen Kartenleser, wie Square sie beispielsweise nutzt, nicht mehr einsetzbar wären, da sie nur den Magnetstreifen auslesen. Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass das Visa-Akzeptanz-Logo heute auf den deutsche Seiten bei Payleven fehlt und Streetpay den Umweg über eine SMS und Eingabe auf einer Website wählt.

Fazit

Die heute von der Payment-Industrie noch getrennt verwalteten Kanäle PoS und E-Commerce werden durch das Thema Mobile verbunden. So entstehen Grauzonen für Anbieter und spannende neue Lösungen für Kunden. Die Deutsche Kreditwirtschaft muss sich mit ihrer Girocard die Frage stellen lassen, ob man das mobile Payment verschlafen will oder nach neuen Wegen sucht, um den aktuellen Trend aktiv zu fördern statt ihn zu verhindern.

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