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Software

Digital Asset Management, die TYPO3-Community und Version 5.0: Interview mit René Fritz

Das Thema "Digital Asset Management" ist spätestens seit TYPO3 4.0 nicht mehr wegzudenken. Mit dem DAM existiert endlich ein Modul, dass selbst riesige Mengen an Bildmaterial und Dokumenten effizient verwalten und erfassen kann. Doch wie ist das DAM entstanden? Die T3N Redaktion traf sich mit René Fritz, dem DAM-Erfinder und langjährigen TYPO3-Kern-Entwickler zu einem Mittagessen.

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T3N-Magazin

René Fritz

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Herr Fritz, Sie sind ein Urgestein der TYPO3-Szene. Wie fühlt sich das an?
Es ist spannend die Entwicklung von Anfang an miterlebt zu haben, wobei ich
jetzt weniger die Software meine, als vielmehr das drumherum. Heute ist die Community
kaum zu überschauen. Es gibt eine Menge Mailinglisten, User Groups, Teams usw. Mehrere
Diplom und Forschungsarbeiten wurden schon zum Thema TYPO3 geschrieben. Es macht Spaß
die Menschen hinter den Mailadressen zu treffen und in Gesprächen und etwas über ihre
Projekte und Motivation zu erfahren.
In letzter Zeit konnte man Sie vermehrt in Beziehung mit dem DAM auf typo3.org
sehen. Wie kam es dazu, dass Sie anfingen das DAM zu entwickeln? Waren Sie enttäuscht
von den Funktionen des TYPO3-internen Datei-Moduls?
Das DAM hat eigentlich schon eine etwas längere Geschichte hinter sich.
Insbesondere Daniel Hinderink hatte schon früh die Anforderung gesehen ein besseres
Asset Management zu implementieren um mit großen Dateimengen besser umgehen zu können.
Da ich seinerzeit ein Projekt umsetzte das die Grundzüge eines DAM hatte, wollte ich
schauen ob ich das Projekt in diese Richtung lenken könnte. Es wurde dann im Rahmen von
Kundenprojekten immer ein wenig weiterentwickelt. Das ist natürlich wenig befriedigend
wenn man nicht das Budget hat um eine Software bis zu Ende zu entwickeln. Ich bin froh
das ich jetzt durch die TYPO3 Association die Möglichkeit bekomme das DAM zur Version
1.0 zu bringen.
Wo wird das DAM bevorzugt eingesetzt? Gibt es Anforderungen, wo Sie vom Einsatz
des DAM abraten würden?
Das Hauptinteresse das DAM einzusetzen ist zur Zeit bei Projekten die mit
mehreren tausend Dateien umgehen müssen, wobei diese Daten meist schon existieren
und sich das Problem stellt wie diese zu handlen sind. Ein schönes Beispiel ist
www.greenpeace.de. Die verwendeten Bilder lagen bereits vor und waren mit IPTC Metadaten
versehen, die dann automatisch vom DAM eingelesen und zur Kategorisierung verwendet
wurden. Diese Metadaten, wie Bildunterschriften zum Beispiel, können im Frontend
angezeigt werden. All das sind Funktionen die auch für kleine Websites interessant sind
und wie ich hoffe dort auch zunehmend genutzt werden. Sicherlich gibt es Szenarien wo
das DAM die Anforderungen nicht erfüllt. Hier muss man schauen ob das DAM in diese
Richtung sinnvoll weiterentwickelt werden kann oder eine andere Lösung anzustreben ist.
Ein Beispiel ist Dokumentenmanagement. Geplant sind einige Funktionen wie beispielsweise
Datei-Versionierung. Allerdings will das DAM nicht mit reinen
Dokumentenmanagement-Systemen konkurrieren.
Ihr "typo3lab" unter "typo3lab.colorcube.de" lässt jeden TYPO3-Anfänger
aufgrund des spektakulären Designs vor Neid erblassen – kommen Sie aus dem Bereich
Webdesign, digitale Gestaltung?
Vielen Dank. Freut mich das es immer noch gefällt, insbesondere da ich die Site
in Zukunft wieder mehr nutzen möchte. Ich habe eine zeit lang als Grafiker gejobt und
kleinere Drucksachen gemacht. Allerdings bin ich Autodidakt, sowohl was das
Programmieren als auch das grafische Arbeiten angeht. Es gibt übrigens Leute die
Programmieren als Kunst ansehen. Ich sehe das nicht so. Es ist sicherlich eine
Kunstfertigkeit aber die Kreativität muss sich doch in sehr engen Grenzen bewegen.
Deswegen bin ich immer wieder versucht visuelle Dinge zu machen, da kann es auch schon
mal passieren das ich einen Pinsel in die Hand nehme.
Zusammen mit Werner Altmann und Daniel Hinderink haben Sie eines der ersten
TYPO3-Bücher veröffentlicht. Wie war das nach vielen Jahren TYPO3-Enwicklung auf einmal
ein Buch über seine Erfindungen zu schreiben?
In der Community wurde immer wieder diskutiert das der Einstieg schwierig sei
und die Dokumentation nicht zu überblicken wäre. Dazu muss man natürlich anmerken das
TYPO3 aufgrund seiner Flexibilität eben auch eine gewisse Komplexität hat, in die man
sich einarbeiten muss. Allerdings wurde immer wieder der „rote Faden“ vermisst. Unser
Ziel war es diesen roten Faden zu liefern. Wir überarbeiten das Buch gerade und
versuchen das noch zu verbessern. Auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war, ist es
natürlich toll das fertige Buch in den Händen zu halten. Wir haben viel positives
Feedback bekommen, das motiviert natürlich weiterzumachen.
Was war das beste, was Sie je im Zusammenhang mit TYPO3 gemacht haben?
All die Leute kennenzulernen, die ich anfangs ja nur von Emails her kannte.
Teilweise hatten sich einzelne Leute vorher schon getroffen, aber die erste
Snowboardtour war natürlich eine großartige Sache. Ich fand es immer wieder erstaunlich
das sich all die unterschiedlichen Leute so gut vertragen. Ich möchte sogar behaupten,
das es so etwas wie eine gemeinsame Grundeinstellung gibt. Das ist sicherlich etwas
geschönt und es gibt auch Differenzen und Misstrauen. Aber man bewegt sich in die
gleiche Richtung.
Es soll Leute geben, die trotz der vielen Funktionen des DAM zusätzliche Module
– besonders für die Darstellung von Inhalten im Frontend – fordern. Haben Sie
entsprechende Pläne? Wie finanziert sich das Ganze?
Zunächst einmal hoffe ich mit der Version 1.0 die nötige Basis zu schaffen das
man problemlos mit dem System täglich arbeiten kann und was natürlich wichtig ist, das
eine stabile Basis für die Weiterentwicklung vorliegt. Schon jetzt gibt es Pläne für
zukünftige Funktionen. Auf der DAM Projektseite auf typo3.org sind zum Beispiel einige
Module vorgestellt. Was Frontend Funktionalitäten angeht werde ich noch
Beispielextensions entwickeln. Allerdings denke ich nicht das es das DAM-Plugin geben
wird. Zu vielfältig sind die Anwendungsmöglichkeiten. Die Finanzierung war in der
Vergangenheit schwierig da das Projekt zu groß für Sponsoring war. Ich hoffe das sich
bei der vorhandenen Basis Sponsoren für die Weiterentwicklung finden, da es sich dann um
überschaubare Komponenten handelt. Die Entwicklung kann natürlich auch im Rahmen von
Kunden-Projekte geschehen.
René Fritz vor 5 Jahren. Was haben Sie beruflich gemacht und wie hat sich ihr
Tagesablauf verändert? Macht es Spaß ein Kernentwickler zu sein?
Vor 5 Jahren habe ich an meinem ersten größeren TYPO3 Kundenprojekt gearbeitet.
In der Zeit hat sich schon einiges getan. Das TYPO3 Projekt hat sich verändert. Diese
Veränderungen habe ich miterlebt und manchmal auch etwas mitgestaltet. Ich arbeite mit
Leuten aus mehreren Ländern zusammen. Das ist schon spannend.
Wenn Sie nicht TYPO3-Extensions programmieren, was machen Sie dann? Betreiben
Sie Sport?
Natürlich viel zu wenig. Aber ich freue mich immer wieder auf’s Snowboarden.
Ansonsten koche ich gern, was auch schon mal kontraproduktiv sein kann.
Was erwartet uns mit TYPO3 5.0?
Die TYPO3 Version 5.0 ist noch in der frühen Planungsphase und ich kann noch
keine definitven Aussagen dazu machen. Klar ist das diese Version einige interne
Änderungen mit sich bringt und PHP 5 voraussetzen und ausnutzen wird. Wir wollen TYPO3
sozusagen fit für die nächsten Jahre machen. Die Bereinung der Architektur wird die
Entwicklung von Komponenten einfacher machen aber auch neue Möglichkeiten bieten die zur
Zeit nur schwer zu implementieren sind. Ich denke hier besonders an Schnittstellen zu
anderen Systemem z.B. über SOAP. Damit wird man mit dem Kern komunizieren und Aktionen
auslösen können. Eine Voraussetzung um Workflows mit externen Systemen zu
implementieren. Somit wird es auch möglich sein mehrere Backends bereitzustellen. Diese
müssen dann nicht alle webbasiert sein. Ich denke da insbesondere an Desktop
Applikationen um Content zu pflegen, zum Beispiel auf Basis der Eclipse Rich Client
Architektur. Dies ermöglicht dann auch Dinge wie Drag and Drop von Bildern. Soetwas ist
nur schwer oder gar nicht mit einem Web Client zu realisieren. Eine Weboberfläche hat
natürliich den Vorteil das man von jedem System und weltweit darauf zugreifen kann aber
es fühlt sich einfach nicht an wie eine Desktop Applikation. Ich denke das sich aufgrund
der Architekturänderungen einige interessante neue Möglichkeiten in Hinblick auf den
Enterprise Markt ergeben, ich glaube aber auch das TYPO3 aus den gleichen Gründen im
unteren Marktsegment erfolgreicher sein kann. Durch strikte Trennung von Komponenten
werden diese dann auch austauschbar sein, somit wäre es durchaus denkbar eine
Enterprise- und eine Dummy-Edition von TYPO3 zu haben, wobei die API bei beiden gleich
ist und Code auf beiden Systemen funktioniert. Die Dummy-Edition hat dann beispielweise
ein stark vereinfachtes Backend oder sogar nur Frontend-Editing.
Daniel Hinderink ist für Sie…
… ein Freund und jemand mit dem ich im Handumdrehen neue Ideen aushecken
kann.
Das größte Problem an der TYPO3-Community ist zur Zeit…
Ich denke die „Profis“, also die Agenturen könnten mehr zur Entwicklung
beitragen. Ich will nicht sagen, dass dies gar nicht geschieht und insbesondere
finanzielle Unterstützung über die Association ist einen gute und wichtige Sache. Aber
Gespräche, beispielsweise auf der CeBit, haben bei mir den Eindruck hinterlassen, dass
gerade die etwas größeren Firmen zu sehr mit betriebswirtschaftlichen Gedanken
beschäftigt sind als das sie zum TYPO3 Projekt etwas beitragen könnten. Wobei sich das
nicht widersprechen muss. Ein zweites Problem ist sicherlich das viele Projekte oder
Teams wieder im Sande verlaufen. Das sehe ich allerdings nicht so dramatisch und ist in
meinen Augen eher ein natürlicher Vorgang, da ja alles auf freiwilliger Arbeit basiert.
Hier kann ich nur den Hinweis geben (aus eigener Erfahrung) sich nicht in zu vielen
Projekten zu verzetteln und lieber auf wenige Sachen konzentrieren. Außerdem nicht
darauf warten das jemand anderes damit anfängt, denn du bist TYPO3.

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