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Interviews zur Zukunft von PHP

Martin Brüggemann, technischer Geschäftsführer bei yeebase media, ist mit PHP aufgewachsen und beschäftigt sich derzeit vor allem mit Frameworks, ORM/ODM, Indexierung und NoSQL.

5 Min. Lesezeit
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t3n Magazin: Derzeit ist nicht klar, ob die nächste PHP-Version 5.4 oder 6 sein wird. Woran liegt das?

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Martin Brüggemann: PHP 6.0 war als der „Unicode-Release“ auserkoren. Dazu wollten die Mitglieder des PHP-Projekts das Thema Unicode und den grundlegenden Ansatz noch mal überdenken. Der daraus resultierende Thread auf der Mailingliste ist vorerst im Sand verlaufen, ohne dass irgendwas dokumentiert wurde. Somit stellt sich die Frage, ob der nächste große Wurf wirklich mit Unicode zu tun haben wird.

t3n Magazin: Welche spannenden Neuerungen sind denn schon im neuen Trunk oder werden vermutlich bald einfließen?

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Martin Brüggemann: Das aus meiner Sicht interessanteste Feature ist „Horizontal Reuse“. Dabei geht es um einen alternativen Multiple-Inheritance-Ansatz. Die Wahl ist hier vorerst auf Traits gefallen. Ein möglicher neuer Aufhänger für PHP 6 sind Zends Performance-Patches. Mit FPM ist außerdem bereits ein alternativer Ansatz zur Nutzung von FastCGI in den Trunk eingeflossen. Schließlich gibt es noch die Themen „Large File Support“ und „Large/Infinite Integer Support“. Hierfür gibt es jedoch noch keinen Patch.

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t3n Magazin: Facebook hat vor wenigen Monaten das Projekt „Hip Hop“ veröffentlicht, um PHP zu beschleunigen. Was halten Sie davon?

Martin Brüggemann: Allgemein bin ich recht unbeeindruckt. Die Zugewinne von „bis zu 200 Prozent“ halte ich für extrem wenig, soviel würde ich von einem PHP-zu-C-Extension-Compiler erwarten. Der größte Vorteil ist die Speicherreduzierung dank Multi-Threading. Von daher habe ich das Gefühl, dass Facebook langfristig sowieso lieber seine eigene, wenn auch an PHP angelehnte, Sprache haben will. Meine Hauptsorge ist, dass Facebook langfristig keine Ressourcen mehr in die Entwicklung des APC-Cache steckt.

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t3n Magazin: Immer mehr Entwickler entdecken, wie komfortabel schlanke und moderne Sprachen wie Ruby oder Phyton sind. Warum sollten Entwickler trotzdem auf PHP setzen?

Martin Brüggemann: Das Killer-Argument für PHP ist und bleibt die große Verbreitung. Es gibt viele Entwickler, preiswertes Hosting und eine große Auswahl an Komponenten und fertigen Applikationen. PHP ist nicht die am schönsten designte Sprache, jedoch enorm schnell, wenn es darum geht, wichtige neue Webtrends direkt in den Sprachkern aufzunehmen.

t3n Magazin: Welches PHP-basierte Open-Source-Projekt finden Sie derzeit besonders spannend?

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Martin Brüggemann: Ich verfolge die Entwicklung von Symfony2 und den diversen Components mit großem Interesse. Mit Doctrine2, den eigenen Symfony Components und auch einigen Zend-Framework-Klassen wird hier die Open-Source-Entwicklung in Reinkultur praktiziert.

t3n Magazin: Derzeit ist nicht klar, ob die nächste PHP-Version 5.4 oder 6 sein wird. Woran liegt das?

Martin Brüggemann: PHP ist ein Open-Source-Projekt. Anders als zum Beispiel bei MySQL gibt es keine Firma, der der Quellcode gehört und die eine stringente RoadMap bestimmen könnte. In PHP 5.3 hat man Dinge implementiert, die eigentlich für PHP 6 geplant waren. Die Frage ist auch, was man sich von PHP 6 erwartet.

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t3n Magazin: Welche spannenden Neuerungen sind denn schon im neuen Trunk oder werden vermutlich bald einfließen?

Martin Brüggemann: Da müsst Ihr den Releasemaster fragen (lacht).

t3n Magazin: Facebook hat vor wenigen Monaten das Projekt „Hip Hop“ veröffentlicht, um PHP zu beschleunigen. Was halten Sie davon?

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Martin Brüggemann: Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob man viel dazu sagen muss. HipHop ist sehr interessant, allerdings vermutlich für die meisten Anwendungen nicht praktikabel. Terry Chay (PHP-Entwickler beim US-Social-Network Tagged, Anm. d. Red.) hat sich in seinem Blog dazu sehr ausführlich geäußert (http://bit.ly/php_hiphop). Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

t3n Magazin: Immer mehr Entwickler entdecken, wie komfortabel schlanke und moderne Sprachen wie Ruby oder Phyton sind. Warum sollten Entwickler trotzdem auf PHP setzen?

Martin Brüggemann: Viele innovative Ansätze entstehen im Ruby-Umfeld. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass Ruby – anders als PHP – nicht so sehr im Enterprise-Umfeld gefestigt ist. PHP hingegen hat ein Stabilitäts-Niveau erreicht. Als weltweit am meisten eingesetzte Skriptsprache, die das halbe Internet antreibt, wäre es gefährlich, mal eben irgendwelche Dinge in die Sprache zu implementieren, die plötzlich viele große Websites ins Wanken bringen würden. Das heißt nicht unbedingt, dass PHP damit ein behäbiger alter Tanker ist – es gibt nur eine gewisse Verantwortung gegenüber dem umfangreichen Einsatz für Webanwendungen, und das ist auch genau der Grund, warum Entwickler auf PHP setzen sollten.

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t3n Magazin: Welches PHP-basierte Open-Source-Projekt finden Sie derzeit besonders spannend?

Martin Brüggemann: Piwik, weil es eine Alternative zu Google Analytics sein möchte. Und Drupal, das Gartner in seinen „Magic Quadrant“ im Bereich Web Content Management aufgenommen hat. Für mich ist Drupal die qualitativ hochwertigere Alternative zu TYPO3.

t3n Magazin: Derzeit ist nicht klar, ob die nächste PHP-Version 5.4 oder 6 sein wird. Woran liegt das?

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Martin Brüggemann: Die Entwickler-Community von PHP scheint sich da uneinig zu sein. Die ursprüngliche Idee, mit PHP 6 die komplette Unicode-Unterstützung in den Kern einfließen zu lassen, hat sich als ziemlich große Baustelle entpuppt und nun gibt es Meinungsverschiedenheiten, wie wichtig die Unicode-Unterstützung im Vergleich zu anderen Funktionen ist. Aus meiner Sicht sollten die Kernentwickler ruhig ein paar kleine Versionen releasen, das ist auf jeden Fall viel besser als Stillstand. Ich bin wirklich froh, dass wir heute nicht mehr auf PHP 5.2 rumsitzen und auf das glorreiche All-in-one-PHP-6-Release warten. Kurze Release-Zyklen sind immer gut.

t3n Magazin: Welche spannenden Neuerungen sind denn schon im neuen Trunk oder werden vermutlich bald einfließen?

Martin Brüggemann: Vieles, was ursprünglich für PHP 6 geplant war, ist inzwischen in PHP 5.3 eingeflossen und mit PHP 5.4 werden wieder knackige Neuerungen aus dem PHP-6-Featurepool dazukommen. Am Ende bleibt bei PHP 6 wahrscheinlich „nur“ die konsequente Unicode-Umsetzung. Wer damit allerdings schonmal was zu tun hatte, weiß, dass das alles andere als einfach zu implementieren ist. Selbst wenn das seine Zeit braucht, ist es genau der richtige Schritt.

t3n Magazin: Facebook hat vor wenigen Monaten das Projekt „Hip Hop“ veröffentlicht, um PHP zu beschleunigen. Was halten Sie davon?

Martin Brüggemann: Nettes Projekt. Für die meisten Menschen nicht relevant. Die Performance ist mit Einsatz eines Bytecaches wie APC und seit PHP 5.3 wirklich super. Wenn man nicht gerade 10.000 Server betreibt, sollte man sich lieber auf gutes Software-Design konzentrieren.

t3n Magazin: Immer mehr Entwickler entdecken, wie komfortabel schlanke und moderne Sprachen wie Ruby oder Phyton sind. Warum sollten Entwickler trotzdem auf PHP setzen?

Martin Brüggemann: Weil es wirklich jeder DAU benutzt und es auf jedem Webspace läuft. Außerdem wird PHP immer besser: WordPress, Drupal, Zend Framework, TYPO3, FLOW3, Symfony… – zwar ist nicht alles davon superschön programmiert, aber ohne PHP gäbe es das Internet nicht, so wie wir es heute kennen. Als PHP 1998 das Internet eroberte, war es genau das richtige Tool, um statische Websites einfach dynamisch zu machen. Viele Leute denken heute noch, PHP sei eine unausgereifte „Hobby-Coder-Sprache“. In den letzten 12 Jahren ist PHP aber erwachsen geworden. Am Ende kommt es drauf an, welche Sprache man mag und ob man sie gut beherrscht. Mit Ruby kann ich auf jeden Fall noch schlechteren Code schreiben als mit PHP und langsam ist das dann auch noch (lacht).

t3n Magazin: Welches PHP-basierte Open-Source-Projekt finden Sie derzeit besonders spannend?

Martin Brüggemann: FLOW3. Das ist für mich der beste Beweis, dass PHP inzwischen für ambitionierte Einsatzzwecke wie aspektorientierte Programmierung und Domain-Driven-Design taugt. Bei t3n setzen wir hauptsächlich auf Symfony, Doctrine und das Zend Framework. Alles pragmatische Tools, die ich nicht missen möchte.

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