Kontrolle über das digitale Leben ist im Web 2.0 nicht immer leicht: Command Your Data
Wir alle nutzen Sie, die tollen neuen sozialen Netzwerke und zumeist kostenlosen Webservices. Ein berufliches Leben ohne XING und LinkedIn ist für viele unvorstellbar. Freundschaften ohne Facebook – das war einmal. Wenn wir uns bei einem neuen Dienst anmelden, dann wollen wir ihn auch möglichst sofort nutzen – und verzichten gerne auf das intensive Studium der AGBs. Wozu auch? Schließlich haben Millionen bereits den gleichen Regularien zugestimmt – und der eine oder andere wird sie schon kritisch studiert haben.
Dabei findet sich in den AGBs unserer Lieblingsdienste durchaus Bemerkenswertes: Beispielsweise erteilen wir Facebook mit dem Akzeptieren der AGBs die Erlaubnis „vorbehaltlich der von dir festgelegten Einschränkungen, deinen Namen und dein Profilbild“ zu verwenden. Und Google ermächtigen wir, „nach eigenem Ermessen Ihren Firmennamen, Warenzeichen, Dienstleistungsmarken, Logos, Domainnamen und andere charakteristische Marken in Präsentationen, Marketingmaterial, Kundenlisten, Finanzberichten und Online“ zu vermarkten. Und LinkedIn behält sich „das Recht vor, jeden Inhalt, der als Teil Ihres Benutzerkontos verfügbar ist, mit oder ohne Ankündigung zurückzunehmen, zu entfernen oder zu löschen“. Und auch Google nimmt sich die Freiheit, die „Inhalte seiner Kunden zu prüfen, zu ändern oder zu entfernen“
Solange die Webdienste so funktionieren, wie sie funktionieren sollen, ist scheinbar alles in bester Ordnung. Wenn allerdings – wie vor wenigen Wochen tatsächlich geschehen – dem CTO von Open-Xchange ohne Vorwarnung der LinkedIn-Account mit seinem kompletten Netzwerk gesperrt wurde, dann zeigt das unsere Abhängigkeit und Ohnmacht. Wenn auf diese Weise private Daten abhanden kommen, ist das schmerzlich. Aber es ist schlichtweg unverantwortlich, sich bei geschäftskritischen Daten und Dokumenten allein auf Google Mail und Google Docs zu verlassen.
Der Schritt zurück zur digitalen Selbstbestimmung kann nach Meinung des Autors nur über die autonome Datenhaltung führen. Die Nutzer müssen jederzeit die Möglichkeit haben, Kontaktdaten, E-Mails und Dokumente lokal oder auf einem Backup-Medium zu speichern und unabhängig vom entsprechenden Webservice zu nutzen. Dies entspricht nicht zuletzt auch den Anforderungen des Gesetzgebers an die Revisionssicherheit [1] der elektronischen Daten, wie Sie für jedes Unternehmen vorgeschrieben sind. Ein weiteres, heute von Vielen noch nicht wahrgenommenes Problem ist die mangelnde Archivierbarkeit von Webservices wie Twitter und Skype. Denn wer garantiert heute, dass Tweets und Chats in fünf Jahren noch zugänglich sind?
Webapplikationen sind hilfreich und machen das Leben schöner. Nur sollte man aufpassen, dass man mit seinen Daten auch wieder von einem Dienst wegkommt. Die Lösung, die man bei Open-Xchange hierfür gefunden hat, heißt Mikroformats [2].
Mikroformats erzeugen „getaggtes“ HTML, das von Maschinen und Menschen gelesen und verarbeitet werden kann. Mit entsprechenden Crawlern lassen sich damit beispielsweise die Adressen des eigenen Netzwerkes aus XING oder LinkedIN extrahieren, in Open-Xchange importieren, und von dort auf das iPhone oder andere Smartphones übertragen. Auch die Facebook-, Google Mail-, Yahoo-, Web.de- und GMX-Adressbücher können wir auf diese Weise in die Open-Xchange-Adressbücher aufnehmen. Unter http://ox.io stellt Open-Xchange allen Interessierten personalisierte Testaccounts zur Verfügung, mit denen sie diese Funktionen kostenlos ausprobieren können. Unter oxmf.org ist dokumentiert, wie Adressen oder Dokumente „getaggt“ werden, damit sie auch von anderen Applikationen verarbeitet werden könnnen.
Damit löst Open-Xchange auch das Problem der Interoperabilität zwischen den verschiedenen Webapplikationen. So lassen sich damit beispielsweise schon heute die Kontaktdaten zwischen SugarCRM und Open-Xchange synchronisieren.Denn erst mit der Verzahnung der verschiedenen Webapplikationen zu einem „Webdesktop“ mit einheitlicher grafischer Oberfläche sind die Webapps eine sinnvolle Alternative zum Desktop. Immer vorausgesetzt, wir haben ein lesbares Backup im Schrank.
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