- Zahlungssicherheit
- Internationalität
- Image
- Bankenunabhängigkeit
- Nachteile und Fallstricke
- Volatilität
- Steuer und Buchhaltung
- Hackerangriffe
- Vertrauensvorschuss
- Zeitverzögerung
- Bitcoin in der Praxis
- Technische Voraussetzungen
- Einbindung von Bitcoin-Payment-Providern
- Kunden informieren
- Preisauszeichnung
- Bitcoins an der Ladentheke
- Digitales Geld für digitales Business?
Die Kryptowährung in Onlineshops integrieren: Bezahlen mit Bitcoin
Ob Paypal, Kreditkarte oder Sofortüberweisung – jedes Mal, wenn im Verkaufsprozess ein Zahlungsdienstleister eingeschaltet wird, kostet das Geld. Für eine Zahlung mit Kreditkarte fallen Transaktionskosten von mindestens zwei bis drei Prozent an, Paypal nimmt im Regelfall 1,9 Prozent plus 35 Cent pro Transaktion.
Für das Akzeptieren von Bitcoins sind die Kosten vergleichsweise deutlich niedriger – selbst ein Allround-Dienstleister wie Bitpay nimmt nur ein Prozent pro Transaktion, und das auch nicht von Anfang an. Wer die Abwicklung selber vornimmt, für den ist das Akzeptieren von Bitcoin sogar kostenlos. Was müssen aber Onlineshop-Betreiber wissen, wenn sie Bitcoin als Payment-Option erwägen?
Zahlungssicherheit
Bitcoin-Transaktionen sind unumkehrbar – sobald sie häufig genug von anderen Teilnehmern des Peer-to-Peer-Netzwerks bestätigt wurden. Der Zahlende kann den Betrag dann nicht mehr zurückfordern – anders als etwa bei Lastschriftzahlungen. Das bringt mehr Sicherheit für den Händler.
Die allgemeine Empfehlung ist, vor allem bei größeren Summen mindestens sechs Bestätigungen abzuwarten – was durchaus mal eine Stunde oder auch länger dauern kann. Damit ist Bitcoin zwar immer noch deutlich schneller als jede Banküberweisung, mit der Instant-Bestätigung wie zum Beispiel bei Paypal-Zahlungen kann die Kryptowährung jedoch nicht mithalten – zumindest nicht, wenn der Händler auf Nummer Sicher gehen will. Da der Aufwand für betrügerische Bitcoin-Zahlungen – etwa durch Double-Spend-Attacken – aber recht hoch ist, hält sich das Risiko in Grenzen, dass sich jemand auf diese Weise ein Paar Turnschuhe ergaunern will.
Internationalität
Einer der ganz großen Vorteile von Bitcoin ist die Tatsache, dass das System keine Ländergrenzen kennt. Es funktioniert rein digital, und ob die Kunden nun im Dorf nebenan, in Afghanistan oder in Neuseeland sitzen, spielt für die Zahlung überhaupt keine Rolle. Damit eignet sich Bitcoin für den grenzüberschreitenden E-Commerce und ganz besonders für international agierende Shops, die auch in zahlungstechnisch weniger gut angebundene Länder verkaufen wollen.
Image
Geben wir es ruhig zu – dem Zahlungsmittel Bitcoin haftet noch etwas Nerdiges an. Das kann aber durchaus ein Vorteil sein – vor allem dann, wenn die eigene Produktpalette oder das Serviceangebot digital interessiertes und innovationsfreudiges Publikum ansprechen soll.
Da die Verbreitung zwar immer weiter wächst, vom Massenphänomen aber noch weit entfernt ist, ist die Akzeptanz von Bitcoin im Onlineshop ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich Händler von der Konkurrenz abheben können. Wer Bitcoins nicht nur in der Paper-Wallet liegen lassen und auf massive Kurssteigerungen hoffen, sondern tatsächlich damit einkaufen will, freut sich im Zweifel über jeden Shop, in dem er mit Bitcoin zahlen kann. Die Gelegenheit, den eigenen Shop in Verzeichnissen wie coinmap.org oder spendbitcoins.com listen zu lassen, sollten sich Händler nicht entgehen lassen.
Bankenunabhängigkeit
Schon mal versucht, ohne Bankkonto online einzukaufen? Mit Ausnahme vielleicht von der Cash Payment Solution Barzahlen gibt es kaum eine Payment-Lösung, für die nicht irgendwo im Hintergrund ein Bankkonto hängen muss. Bitcoin ist unabhängig von Finanzinstituten und damit auch für Menschen nutzbar, die kein Bankkonto haben. Das sind weltweit etwa zwei Milliarden – in Deutschland immerhin mehr als 600.000.
Nachteile und Fallstricke
Klingt alles zu gut, um wahr zu sein? Natürlich hat Bitcoin auch Nachteile. Allerdings lassen sich die meisten davon ganz gut in den Griff bekommen.
Volatilität
Das größte Risiko an Bitcoin ist zweifellos die hohe Volatilität. Kursschwankungen von um die 20 Prozent in kürzester Zeit sind keine Seltenheit. Wenn Bitcoin-Zahlungseingänge erst einmal in der eigenen Wallet bleiben, kann es also durchaus sein, dass sich ihr Wert plötzlich massiv verändert – zum Guten ebenso wie zum Schlechten. Die einfache Lösung: einen Bitcoin-Payment-Provider einschalten. Der wickelt nicht nur die Transaktionen ab, sondern ermöglicht es auch, die erhaltenen Bitcoins direkt in Euro umzutauschen. Damit lassen sich die Risiken der hohen Volatilität auf den Provider abwälzen.
Steuer und Buchhaltung
Die Steuer war früher ein echtes Argument gegen Bitcoin, inzwischen ist das anders. Bitcoins sind zwar kein gesetzliches, sondern sogenanntes „privates Geld“, wurden aber im Oktober 2015 vom Europäischen Gerichtshof als Währung anerkannt. Seitdem werden sie steuerrechtlich wie Fremdwährungen behandelt, sodass beim Handel mit und Umtausch von Bitcoins in andere Währungen keine Umsatzsteuer anfällt.
Das bedeutet nicht, dass Gewinne aus Bitcoin steuerfrei sind: Wer zum Beispiel für 1.000 Euro Bitcoins kauft und diese nach ein paar Monaten für 2.000 Euro wieder verkauft, muss auf den Gewinn Einkommenssteuer zahlen. Steuerfrei bleiben solche Kursgewinne nur bei einer Haltedauer von mindestens einem Jahr.
Alles in allem sind Bitcoins steuerlich damit gar kein so großes Problem, allerdings erweist sich die Buchhaltung häufig als trickreich. Denn die müssen Händler in Euro führen, sodass alle Bitcoin-Transaktionen immer zuverlässig zum jeweils zum Transaktionszeitpunkt gültigen Bitcoin-Kurs umzurechnen und zu buchen sind. Dabei müssen sich Händler entscheiden, in welcher Reihenfolge die gegebenenfalls zu sehr unterschiedlichen Kursen realisierten Ein- und Ausgänge berücksichtigt werden sollen. In der Regel wird es sinnvoll sein, bei Ausgängen zunächst die zuerst gekauften Bitcoins aus dem Bestand herauszurechnen. In der Fachsprache nennt sich das „First in, first out“ oder kurz Fifo. Die umgekehrte Vorratsbewertung – besser bekannt als „Last in, first out“ oder auch Lifo – ist ebenfalls möglich. Zu beachten ist, dass sich die einmal gewählte Methode nicht mehr ändern lässt.
Auch diese buchhalterischen Zusatzaufwände lassen sich durch die Einbindung eines Payment-Providers vermeiden. Denn wenn die Bitcoin-Zahlungseingänge sofort nach Erhalt in Euro umgewandelt und auf das Euro-Konto überwiesen werden, kommen Bitcoins in der Buchhaltung gar nicht erst vor.
Hackerangriffe
Von Börsen bis zu Privatpersonen: Bitcoin-Besitzer wurden schon häufig Opfer von Hackern. Ob per Malware, Trojaner, direktem Datenbankzugriff oder per E-Mail – aufgrund der Unumkehrbarkeit der pseudonymisierten Transaktionen sind Bitcoins das perfekte Ziel für digitalen Diebstahl. Selbst die größten Börsen und Trading-Plattformen wurden bereits gehackt. Vor Angriffen sicher ist nur, wer seine Bitcoins in Hardware-Wallets oder eher umständlichen Paper-Wallets lagert.
Auch diese Gefahr gilt natürlich nur dann, wenn Händler die erhaltenen Bitcoins als solche behalten. Wenn die Einnahmen stattdessen regelmäßig in Euro auf das eigene Konto überwiesen werden, sind selbst Hackerangriffe auf den Provider ein überschaubares Risiko.
Vertrauensvorschuss
Die Unumkehrbarkeit von Bitcoin-Zahlungen, die für den Händler ein Pluspunkt in Sachen Sicherheit ist, kann aus Sicht des Kunden ein Nachteil sein. Denn er muss dem Händler soweit vertrauen, dass er eine Bitcoin-Zahlung veranlasst – ohne Paypal-Käuferschutz oder sonst irgendeine Chance, sie im Fall der Fälle wieder zurückfordern zu können.
Es lohnt sich deshalb, in vertrauensbildende Maßnahmen zu investieren. Ein professionelles Auftreten, transparente Informationen und gegebenenfalls ein Treuhandservice können im Onlineshop hilfreich sein.
Zeitverzögerung
Wie oben schon angedeutet, sind Bitcoins für Instant-Zahlungen – etwa beim Verkauf digitaler Güter, die der Kunde möglichst sofort haben will – nur eingeschränkt geeignet. Es sei denn, der Händler riskiert, den Download schon vor dem Eingang der empfohlenen Anzahl an Bestätigungen freizugeben. Da sich das Betrugsrisiko für geringere Beträge in Grenzen halten dürfte, kann es für die meisten Händler durchaus vertretbar sein, Bestellungen auch ohne Bestätigung freizugeben – oder vielleicht nach der ersten Bestätigung, die im Schnitt zehn Minuten benötigt. Schließlich sind auch andere Zahlungsarten nicht frei von einem Restrisiko. Wer Yachten oder Sportautos verkauft, sollte sich allerdings besser in Geduld üben.
Eine Möglichkeit, die Bestätigung einer Zahlung zu beschleunigen, gibt es übrigens, allerdings nur von Seiten des Senders: Er kann eine Transaktionsgebühr festsetzen, die der Miner dafür bekommt, dass er die Transaktion mit in seinen Block aufnimmt. Ohne solche Transaction Fees kann es sein, dass die Zahlung gar nicht bestätigt wird, besonders bei kleinen Beträgen. Je höher jedoch die Gebühr, desto schneller die Transaktion – zumindest in der Theorie.
Bitcoin in der Praxis
Wenn die Entscheidung nach dem Abwägen aller Vor- und Nachteile für Bitcoin gefallen ist – wie geht das dann ganz praktisch?
Technische Voraussetzungen
Eigentlich brauchen Händler nur einen Bitcoin-Client, der auf dem Rechner eine Wallet anlegt und es ermöglicht, Adressen zu erzeugen, über die Zahlungen getätigt und empfangen werden können. Aber natürlich will das niemand bei jeder Bestellung manuell starten. Verschiedene Anleitungen, etwa das Merchant-How-to in der englischsprachigen Version des Bitcoin-Wikis, zeigen Händlern, wie sich die Adressgenerierung automatisieren und Zahlungseingangsbestätigungen anstoßen lassen. Angesichts der oben skizzierten Risiken wird sich eine eigene technische Lösung aber tatsächlich nur für die wenigsten Unternehmen lohnen.
Einbindung von Bitcoin-Payment-Providern
Es bietet sich beim Einsatz im Onlineshop an, einen Bitcoin-Payment-Provider zu integrieren. Der fängt nicht nur die Risiken auf, sondern übernimmt auch den Großteil der Abwicklungsarbeit. Vor allem dann, wenn er für das Shopsystem bereits ein fertiges Plugin anbietet. Je nach Anforderung und Systemvoraussetzungen lohnt sich ein Blick auf die folgenden Anbieter:
- Bitpay: Zu den größten Bitcoin-Zahlungsanbietern gehört Bitpay. Der in den USA angesiedelte Dienstleister bietet eine Komplettlösung für alles, was ein Händler braucht, um Bitcoins im eigenen Shop zu akzeptieren – bis hin zur täglichen Überweisung auf das Bankkonto. Dank der zahlreichen bestehenden Plugins geht die Integration außerdem recht schnell: Für die SaaS-Lösungen Shopify, Foxycart oder 3DCart ebenso wie für Open-Source-Systeme wie Drupal, Magento, Prestashop, WordPress/Woocommerce oder Oscommerce gibt es fertige Plugins. Über die Bitpay-API und diverse Code Libraries lassen sich auch individuelle Anbindungen realisieren. Pro Transaktion nimmt Bitpay eine Gebühr in Höhe von einem Prozent. Im Starterplan mit weniger als 30 Transaktionen im Monat beziehungsweise 1.000 US-Dollar am Tag oder 10.000 US-Dollar im Jahr und bei wöchentlicher Überweisung gibt es den Dienst sogar kostenlos.
- Coinbase: Bei Coinbase fällt ebenfalls ein Prozent Gebühr an – allerdings nicht bei jeder Transaktion, sondern erst bei der Überweisung auf ein Bankkonto. Diese ist für die erste Million (!) US-Dollar kostenlos. Coinbase bietet derzeit Plugins für WordPress/Woocommerce, Magento, Zencart, WP E-Commerce, Spreecommerce und Foxycart. Auch hier gibt es Libraries für verschiedene Programmiersprachen, mit denen sich eine eigene Anbindung bauen lässt.
- Coingate: Bitcoins und 48 verschiedene Altcoins können Händler über Coingate akzeptieren, ebenfalls gegen ein Prozent Gebühr. Coingate bietet derzeit Plugins für Woocommerce, Magento sowie Magento 2, Opencart, Prestashop, Oscommerce, Virtuemart, WHMCS und Zencart an.
- Coinsnap: Coinsnap kommt aus den Niederlanden und ist auf den europäischen Markt fokussiert. Entsprechend gestaltet sich auch die Plugin-Landschaft für europäische Händler sehr interessant: Abgesehen von Prestashop, Magento, Drupal, WordPress/Woocommerce und Shopware gibt es unter anderem auch Anbindungen für Joomla, JTL, Oxid Esales, Gambio und XT Commerce. Außerdem ist Coinsnap in die SaaS-Lösungen Smarttube und Shopmaker integriert und bietet ebenfalls eine API zur individuellen Anbindung. Zusätzlich zu einem Disagio von einem Prozent nimmt Coinsnap eine Transaktionsgebühr von zehn Cent.
Kunden informieren
Sind die technischen Voraussetzungen für das Empfangen von Bitcoin-Zahlungen geschaffen, empfiehlt es sich, den Kunden zu verraten, dass sie im Shop mit Bitcoins zahlen können – zum Beispiel mit einem entsprechenden Icon oder Button. Da nicht jeder Kunde wissen wird, was Bitcoins eigentlich sind, sollten Händler eine Infoseite mit näheren Informationen zum Grundprinzip der Blockchain-Währung und konkreteren Infos zur Zahlung bereitstellen.
Preisauszeichnung
Bitcoin hin oder her – im Shop müssen die Preise in Euro ausgewiesen werden. Dennoch sollte an irgendeiner Stelle auch der entsprechende Preis in Bitcoins genannt werden, spätestens nachdem der Kunde im Checkout die Zahlungsweise mit der Kryptowährung gewählt hat. Schließlich muss er ja wissen, ob er genügend Bitcoins sein Eigen nennt, um die entsprechende Summe zu überweisen.
In diesem Punkt versteckt sich allerdings doch noch ein Risiko: Wenn der Kunde seinen Kauf widerruft, muss der Händler ihm den Kaufpreis erstatten – und zwar mit dem Zahlungsmittel, das der Kunde für die Zahlung verwendet hat. Steigt der Kurs gerade, kann das für den Shop-Betreiber schnell zum Problem werden. Deshalb sollten Bitcoin-Preisangaben im Shop immer an einen Gegenwert in Euro gekoppelt werden. Der Kunde kauft die Kaffeemaschine dann nicht für 0,021 Bitcoin, sondern für „Bitcoin im Wert von 99 Euro“. Wenn der Kurs weiter steigt oder fällt, bekommt er im Fall eines Widerrufs die Menge an Bitcoins zurück, die zum Rückzahlungszeitpunkt 99 Euro entsprechen – und nicht einen sehr viel höheren oder sehr viel niedrigeren Betrag.
Bitcoins an der Ladentheke
Und was, wenn Bitcoins nicht (nur) im Onlineshop akzeptiert werden sollen? Mobile-Payment-Lösungen machen es einfach, Bitcoin auch an der Ladentheke als Zahlungsmittel zu nutzen. Coinbase etwa bietet eine androidbasierte Point-of-Sale-Lösung für Tablets und Smartphones an, ebenso das dänische Unternehmen Coinify. Bitpay lässt sich in bestehenden POS-Systemen wie Ingenico, Softtouch oder Visual Touch aktivieren. Die Kunden brauchen dann nur eine beliebige Bitcoin-Wallet auf ihrem Smartphone und zahlen, indem sie damit einen QR-Code der jeweiligen POS-Lösung einscannen – fertig.
Digitales Geld für digitales Business?
Eine Wunderwaffe im Payment-Dschungel ist Bitcoin noch nicht. Dafür ist die Verbreitung viel zu eingeschränkt, und selbst ausgesprochenen Bitcoin-Fans macht die noch nicht gelöste Bestätigungsfalle, die Instant-Zahlungen vor allem im hochpreisigen Segment riskant macht, ab und zu das Leben schwer. Die meisten halten die Kryptowährung außerdem lieber als Geldanlage in ihrer Wallet, als damit einkaufen zu gehen.
Dennoch ist die Kryptowährung durchaus eine Bereicherung für einen ausgewogenen Payment-Mix, vor allem bei Händlern, die ein experimentierfreudiges und Digitaltechnologien gegenüber aufgeschlossenes Publikum ansprechen wollen. Imageeffekte und Kostenvorteile sprechen für einen Einsatz der digitalen Währung – und wer ein Shopsystem nutzt, für das bereits Plugins von Bitcoin-Payment-Providern bestehen, muss für die Integration noch nicht einmal viel Aufwand betreiben. Einen Versuch kann es also allemal wert sein.