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UX & Design

Enterprise 2.0 bringt Unternehmen die Dynamik des Web 2.0: Die Kunst des Loslassens

„Enterprise 2.0“ ist die Hochzeit von interner Unternehmenskommunikation und Web 2.0. Aber ist es eine Liebesheirat oder doch nur Show? Sören Stamer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender von CoreMedia, erklärt, welche Chancen Blogs, Wikis und andere Tools für den Informationsaustausch bieten. Ein Blog allein macht dabei noch kein Enterprise 2.0. Die Unternehmenskultur muss einen solchen Wandel zulassen. Dann lockt eine neue Dynamik.

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Das Internet verändert unser Leben und Arbeiten. Es stellt bewährte Geschäftsmodelle, Arbeitsweisen, Strukturen und auch bewährte Wahrheiten infrage. Neue Ideen und Veränderungsprozesse verbreiten sich mit steigender Geschwindigkeit und verändern die Rahmenbedingungen grundlegend. Damit wird die Führung von Unternehmen vor eine existenzielle Herausforderung gestellt: Wie kann man eine Firma überhaupt führen, wenn sich der Markt, die nutzbaren Technologien, der globale Wettbewerb und die Gesellschaft mit zunehmender Geschwindigkeit verändern?

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Die Technologien des so genannten Web 2.0 bieten Unternehmen Chancen und Entwicklungspotenziale und ermöglichen eine Kultur des offenen Dialogs. Diese Technologien, die auch unter dem Oberbegriff „Social Software“ zusammengefasst werden, beinhalten Wikis, Instant Messaging, Blogs, Social Bookmarking und Social Networking Software. Ihr aktiver Einsatz innerhalb des Unternehmens und teilweise sogar über dessen Grenzen hinaus ist Voraussetzung für ein Enterprise 2.0. Dabei geht es immer um die bestmögliche Nutzung der kollektiven Intelligenz.

Doch neben der Technik braucht es auch eine von Vertrauen geprägte Unternehmenskultur, die von Unternehmensführung und Belegschaft tatsächlich gelebt wird. Nur dann kann wirklich von „Enterprise2.0“ gesprochen werden: Wenn durch Technikeinsatz die interne und externe Kommunikation sowie Vernetzung gefördert wird und möglichst viele Mitarbeiter sich schließlich dazu entscheiden, sich tatsächlich über alte Abteilungsgrenzen hinweg kreativ an Prozessen im Unternehmen zu beteiligen.

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Denn ein Enterprise 2.0 unterscheidet sich von einem Enterprise 1.0 grundsätzlich durch Art und Umfang der erfolgreichen Selbstorganisation und Vernetzung. Während ein Enterprise 1.0 seine Leistung mit Hilfe hierarchischer Strukturen und Prozesse zu steigern versucht, wird mit Enterprise 2.0 eine genau entgegengesetzte Strategie verfolgt: Hierarchien werden bewusst abgebaut, um damit den nötigen Raum für Selbstorganisation zu schaffen und so eine dauerhafte Innovationsdynamik und Kreativität zu entfachen, mit der sich die Leistung statt um wenige Prozente gleich um ein Vielfaches steigern lässt.

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Deutsche Wirtschaft schöpft Potenzial nicht aus

Eine aktuelle Studie des „Bundesverbandes Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e.V.“ vom 18. Juli 2008 belegt, dass die Wirtschaft bereits auf Web 2.0 baut. 60 Prozent der befragten Firmen wollen demnach zukünftig vermehrt Web-2.0-Technologien einsetzen. Zwei Drittel der Unternehmen bewerten die Erfahrungen mit Blogs, Wikis und sozialen Netzwerken als positiv, denn sie erhöhen die Produktivität der Unternehmen und haben mittlerweile ihren festen Platz in den Arbeitsabläufen gefunden.

Auch die von CoreMedia im Herbst 2007 in Auftrag gegebene Studie „Enterprise 2.0 in Deutschland“ (erstellt von Berlecon Research) bestätigte die Annahme, dass Unternehmen die Art und Weise, wie sie kommunizieren und zusammenarbeiten, an neue Herausforderungen anpassen müssen. Die Umfrage zeigte, dass deutsche Unternehmen zwar bereits erfolgreich mit Web-2.0-Techniken experimentieren, diese aber nicht abteilungs- oder unternehmensübergreifend einsetzen. Ohne die unternehmensweite Vernetzung bleibt das kollektive Wissen jedoch weitgehend ungenutzt und das große in Web 2.0 liegende Potenzial wird nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft, weil nur weitere Wissensinseln entstehen, die einer effizienten Nutzung von Informationen eher im Weg stehen als zuträglich sind.

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Gegen eine Einführung von Web-2.0-Anwendungen werden häufig die Sicherheitsrisiken angeführt, die durch den Verlust von Kontrolle in ihrer bekannten Form entstehen könnten. Informationen fließen nicht mehr in den gewohnten Bahnen von oben nach unten oder umgekehrt, sondern breiten sich weitgehend ungehemmt aus. Und der tatsächliche Nutzen ist für viele noch unklar.

Enterprise 2.0 fördert die Innovationsdynamik

Durch den Einsatz der Enterprise-2.0-Werkzeuge sind deutliche Effizienzgewinne möglich:

  • Doppelarbeit wird vermieden.
  • Einarbeitung in neue Themen wird erleichtert.
  • Experten werden schneller gefunden.
  • Lösungen für Probleme werden schneller und effizienter erarbeitet.

Darüber hinaus steigert der direkte Austausch innerhalb großer Teams die Innovationsdynamik. Die Erfahrung hat gezeigt: Je besser die Vernetzung, desto höher die Wahrscheinlichkeit für wirklich neue Lösungsmuster.

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Die Vernetzung von Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden ist das Leitmotiv des Enterprise 2.0, seine Werkzeuge sind innovative Web-2.0-Technologien. Sie geben Mitarbeitern die Kontrolle über ihr Tun, lassen ihnen Handlungsspielraum und machen sie unabhängig von den Vorgaben und Restriktionen traditioneller IT.

Blogs bieten die Möglichkeit, Gedanken und Informationen auszutauschen, Arbeitsprozesse zu dokumentieren und transparent zu gestalten. Die tägliche E-Mail-Flut ist allgemein bekannt – man wird zunehmend mit irrelevanten Informationen zugeschüttet und kann sich kaum dagegen wehren. Mit Plattformen wie Blogs und Wikis kann man diesem Problem begegnen und das Wissen sinnvoll bündeln. Gerade die Generation der so genannten Digital Natives, also junge, technikaffine Mitarbeiter, erwarten heute an ihrem Arbeitsplatz Kommunikations- und Kollaborationsformen, die sie aus ihrem eigenen Umfeld kennen.

Mehr Vernetzung durch das Unternehmensblog

Der zentrale Baustein für die interne aber auch externe Kommunikation von CoreMedia ist die unternehmensweite Blog- und Dialogplattform blog.coremedia.com. Sie dient als Konversations- und Diskussionsplattform zwischen Mitarbeitern, Führungskräften, Kunden und Partnern. Im Durchschnitt nutzen rund 70 Prozent der Mitarbeiter das Blog regelmäßig. Insgesamt werden pro Monat um die 1.000 Beiträge verfasst, davon sind 20 Prozent der Beiträge auch für Externe lesbar.

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Die Diskussion im Blog ist vollkommen transparent und schafft ein Bewusstsein für gemeinsame Themen. Alle Einträge können kommentiert, bewertet und mit „Tags“ versehen werden. Da alle Beiträge parallel in den persönlichen Blogs erscheinen, legen auch alle Beteiligten erkennbaren Wert auf die Qualität ihrer Artikel. Die Menge der Reaktionen auf einen Beitrag und die Bewertungen bzw. Empfehlungen durch die Kollegen sind mittlerweile ein wichtiger Maßstab für die Relevanz eines Beitrags geworden.

Das direkte Feedback ermöglicht einerseits das Zueinanderfinden der Experten und gleichzeitig ein beschleunigtes Lernen des Unternehmens. Im CoreMedia-Blog können jedem einzelnen Beitrag Publikationsrechte („Level of Privacy“) zugewiesen werden, die darüber entscheiden, ob ein Beitrag nur von anderen Mitarbeitern, von Mitgliedern einer geschlossenen Nutzergruppe (z. B. Kunden oder Partnern) oder von allen Besuchern des CoreMedia-Blogs gelesen werden können. Die einzige Regel lautet: „Don’t write anything stupid“ – denn jeder ist für sein Tun selbst verantwortlich.

Microblogging für Unternehmen

Eine gute, innovative Alternative für den schnellen und knappen Gedankenaustausch ist Microblogging (wie z. B. Twitter). Im Gegensatz zu Blogs ist es ein noch verhältnismäßig unbekanntes, aber sehr hilfreiches Web-2.0-Kommunikationstool. Bei Microblogging geht es darum, seine Gedanken, Ideen oder Fragen zeitnah und spontan zu übermitteln. Pro Nachricht stehen dafür 140 Zeichen zur Verfügung. Die Feeds oder Kurznachrichten können von anderen Teilnehmern abonniert werden, man „folgt“ also den Gedanken der anderen.

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CoreMedia setzt die Eigenentwicklung „Trillr“ seit der CeBIT 2008 als experimentelle Microblogging-Plattform für den internen Gebrauch ein. Ursprünglich ist Trillr aus einem Peer-Group-Projekt heraus entstanden, hat sich innerhalb des Unternehmens sehr schnell viral verbreitet und wird heute von 90 Prozent der Mitarbeiter benutzt. Seit dem Gebrauch von Trillr sind die E-Mail-Verteiler auffällig geschrumpft. Besonders gut eignet sich das Tool erfahrungsgemäß für die Live-Berichterstattung von Messen, Konferenzen oder der vierteljährlich stattfindenden „CoreMedia Open Spaces“.

Jangaroo: CoreMedia goes Open Source

Mitte Juli hat CoreMedia einen Teil seiner Technologie als Open-Source-Projekt unter dem Namen Jangaroo veröffentlicht [1]. Seit der Gründung von CoreMedia vor zwölf Jahren nutzt und unterstützt das Unternehmen Open Source, weil es ein starker und zunehmend wichtiger Werttreiber für die IT-Welt und unsere Gesellschaft ist. Es geht darum, die Zusammenhänge beim Aufbau einer Open-Source-Community besser zu verstehen, mehr eigene Erfahrungen zu sammeln und spannende Kontakte aufzubauen. Das Projekt wurde in einer Peer Group von engagierten Entwicklern aus der Taufe gehoben und von ihnen auch maßgeblich umgesetzt.

Für eine ausführlichere Betrachtung des Themas Enterprise 2.0 empfiehlt sich der im Frühjahr erschienene Herausgeberband „Enterprise 2.0 – Die Kunst, loszulassen“ mit zahlreichen Fachartikeln namhafter Autoren wie Andrew McAfee, David Weinberger, Don Tapscott und Casestudies von Nokia, SAP und Vodafone [2]. Die Autoren gehen der Frage nach, wie Web-2.0-Technologien als Werkzeug für Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden können und ob es sich für das Management lohnt, loszulassen und Kontrolle abzugeben.

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