Blogosphäre: zwischen Gegenwart, Zukunft und Update-Problemen: Von Lebensströmen und Spiegelfechtern
„Die Zukunft des Bloggens enthüllt“, titelte die amerikanische Seite ReadWriteWeb [1]. These: Blogs werden nicht mehr gebraucht, automatisch erstellte Lifestreams á la FriendFeed lösen sie ab. Tatsächlich ist Lifestreaming ein großer Trend. Alle Aktivitäten im Web 2.0 werden darüber auf einer Seite gebündelt. Sehr praktisch. Mit Sweetcron [2] ist man nun auch nicht mehr auf externe Dienste angewiesen. Was WordPress für Blogs ist, will das Open-Source-Projekt Sweetcron für Lifestreams sein.
Aber lässt sich das Bloggen so schnell und einfach ins Aus stellen? Schon in den Kommentaren bei ReadWriteWeb gab es heftigen Widerspruch. Tenor: Einen Teil der Blogs machen Lifestreams überflüssig. Will ich einen Linktipp geben, auf ein Video hinweisen oder Bescheid sagen, dass ich neue Fotos bei Flickr hochgeladen habe, brauche ich dazu kein Blog mehr. Das können Lifestreams besser. Habe ich der Welt hingegen etwas mitzuteilen, werde ich wohl weiterhin selbst etwas dazu schreiben. Denn mal ehrlich: Irgendwo müssen die vielen Inhalte ja herkommen, die ich in meinem Lifestream empfehle, markiere und speichere.
Twitter entwischt seinen Killern
Vom Blogging zum Microblogging: Twitter machte wieder von sich reden. Eine Zeit lang funktionierte der Dienst für 140-Zeichen-Nachrichten sogar beinahe fehlerfrei. Viele Funktionen sind aber noch immer abgeschaltet. Dafür kaufte Twitter die Twitter-Suchmaschine Summize und nennt sie nun Twitter Search [3]. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht ebenfalls das Twitter-Schicksal erleidet und künftig gar nicht mehr oder nur noch unvollständig funktioniert. Derweil zeichnet sich neben den zahlreichen Twitter-Nachahmungen eine Konkurrenz aus dem Open-Source-Lager ab: Mit Laconica [4] könnte eine verteiltes Netz fürs Microblogging entstehen. Jeder kann auf seinem Server diesen Dienst selbst einrichten, alle Installationen kommunizieren untereinander. Die Hoffnung auf mehr Stabilität erhielt allerdings einen Dämpfer, als die Laconica-Beispielinstallation Identi.ca [5] schon kurz nach dem Start nicht mehr erreichbar war. Trotzdem sind sich viele Beobachter einig: Ein verteiltes Twitter als Alternative zum zentralistisch organisierten Original ist ein interessantes Konzept.
Dass Twitter trotz aller Probleme beliebt ist, zeigte eine Auswertung von Benedikt Köhler in seinem Blog [6]. Er analysierte Zahlen von Alexa, Google Trends for Websites und Quantcast. Eindeutiges Ergebnis: Twitter führt mit großem Abstand. FriendFeed, Plurk, Jaiku und Pownce sind weit abgeschlagen. Wenn die so genannten Twitter-Killer erfolgreich sein wollen, müssen sie sich also gehörig was einfallen lassen.
Blogger und der Blick in den „Spiegel“
Ein wenig erinnert die endlose Geschichte „Journalisten gegen Blogger“ ja schon an das klassische „Mad“-Comic „Spion vs. Spion“: Jeder versucht den anderen reinzulegen, aber einen Sieger gibt es nicht. So nahm sich das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ des Phänomens der Blogger in Deutschland an. Man stellte ihre Kompetenz in Frage, ihre Relevanz sowieso. Die Diskussion in den Blogs brandete auf, schlug Wellen und … verebbte. Wie immer, könnte man hinzufügen. Es kam der nächste „Spiegel“ und die Blogosphäre hatte sich anderen Themen zugewandt.
Böse Überraschung für WordPress-Podcaster
Alte Weisheit: Mit jedem Update wächst der Berg an schlechten Erfahrungen. Podcaster, die WordPress einsetzen, dürften auch erst einmal geschädigt sein: Kaum hatten sie die neueste Version 2.6 eingespielt, verweigerte das Podcasting-Plugin „PodPress“ seinen Dienst. Nichts ging mehr. Des Rätsels Lösung lag in einer neuen Funktion von WordPress: der Artikel-Versionierung. Wie man es beispielsweise von der Wikipedia kennt, kann man sich nun alle Zwischenschritte vom ersten Entwurf bis zum aktuellen Beitrag ansehen, sie miteinander vergleichen und eine alte Variante wieder herstellen. Genau das funkte PodPress dazwischen. Lösungen waren zwar schnell gefunden: Man konnte das Problem entweder bei WordPress [7] oder bei PodPress [8] beheben. Aber das erforderte in beiden Fällen Eingriffe in den Quellcode, wovon nicht jeder Benutzer begeistert war.