Der neue Star unter den Open-Source-Shopsystemen: Magento Commerce
Varien, die amerikanische Agentur hinter Magento Commerce, und deren Geschäftsführer Roy Rubin betreuen schon seit einigen Jahren Kunden im Bereich E-Commerce und haben viele angepasste Shoplösungen geschaffen, die weit über die Fähigkeiten bekannter Open-Source-Systeme hinausgehen. Irgendwann traf Varien die Entscheidung, ein neues eigenes System zu programmieren – ein System, das allen Anforderungen des modernen Internethandels gewachsen sein und all die Optimierungen enthalten sollte, die sich aus den täglichen Geschäftsprozessen im E-Commerce ergeben. So legte Varien Mitte des Jahres 2007 den Grundstein für Magento Commerce.
Anders als andere Shopsysteme auf Open-Source-Basis wie xt:Commerce oder osCommerce wird Magento Commerce nicht von einer Community, sondern von einem großen Team aus
Projektmanagern, Programmierern und Designern entwickelt, die ein von Grund auf neues System entwickeln. Die auf der Magento-Website veröffentlichten Videos und Wiki-Artikel zeigen, dass der Entwicklung des Systems eine akribische organisatorische und wirtschaftliche
Planung sowie eine straffe Roadmap vorausgingen. Die erste finale Version ist bereits für Mitte 2008 geplant.
Flexibilität
Eine der wichtigsten Funktionen, die Varien in Magento Commerce implementiert hat, ist die extrem flexible Produktkategorisierung, die sich nahezu an jede erdenkliche Situation anpassen lässt. Durch Funktionen wie „kombinierte Produkte“ und „Attribute“ sind auch Shops für Waren wie Textilien oder Download-Produkte, die sich bisher nur schwer in Onlineshops abbilden ließen, ohne Kopfzerbrechen realisierbar. Darüber hinaus besticht Magento Commerce durch eine exzellente Suchmaschinen-Optimierung, eine benutzerfreundliche, templatebasierte und Ajax-getriebene Anwendungsoberfläche für Front- und Backend, Funktionen wie Cross- und Upselling sowie umfangreiche Analyse- und Report-Funktionen.
Technologisch basiert Magento Commerce auf dem Zend Framework, damit auf PHP 5 und vollständig objektorientierter Programmierung. Das System bietet zudem unzählige Möglichkeiten, die bestehenden Funktionen und Fähigkeiten durch eigene Module zu erweitern. Besonders positiv fällt die strikte Einhaltung des MVC-Modells auf, was nicht nur der Übersichtlichkeit des Codes zugute kommt, sondern auch eigene Erweiterungen des Systems und die spätere Pflege enorm erleichtert.
Community
Nach der Veröffentlichung der ersten Beta-Version konzentrierte sich Varien zusehends auf die Beteiligung der Community. Varien hat dafür ein Team zusammengestellt, das sich ausschließlich um die Betreuung der Community-Mitglieder kümmert. So stehen auf der Projekt-Website magentocommerce.com neben einem Forum auch aktuelle Weblogs in den jeweiligen Sprachen (betreut von Community-Mitgliedern), ein Wiki, Screencasts und How-To-Dokumente zur Verfügung. Anfang November legte Varien mit der Einrichtung von Magento Groups nach. Dieser virtuelle Treffpunkt soll Community-Mitgliedern dazu dienen, gemeinsam Projekte realisieren und koordinieren zu können. Jeder Gruppe steht dabei ein eigenes Weblog sowie ein Wiki zur Verfügung, damit die Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern schnell und effektiv gelingt.
Ökosystem
Um Magento auch für Drittanbieter interessant zu machen, hat Varien eine neue Plattform namens Magento Connect angekündigt. Dort sollen Anbieter in der Lage sein, kostenpflichtige Erweiterungen zu Magento anzubieten und zu vertreiben. Dazu zählen nicht alleine die oft als Plugins bezeichneten Funktionserweiterungen, sondern auch einzelne Design-Blöcke, komplette Template-Pakete oder vollständig vorinstallierte Server-Images zum sofortigen Einsatz von Magento Commerce. Dadurch will Varien ein vielseitiges und funktionales Ökosystem rund um Magento Commerce erschaffen. Magento Connect soll kurz nach der Veröffentlichung der ersten finalen Produktversion von Magento Commerce Anfang 2008 an den Start gehen.
Schnittstellen
Ein Onlineshop wird in aller Regel nicht als Insellösung konzipiert, sondern muss sich in verschiedene bereits existierende Systeme wie Warenwirtschaft oder CRM einbinden lassen. Magento begegnet dieser Anforderung mit DataFlow, einem extrem flexiblen Tool zur Datenkonvertierung. Das System besteht aus insgesamt vier Komponentenarten: Adapter, Parser, Mapper und Validatoren. Alle Komponenten können nacheinander Daten in verschiedene Richtungen und Formate übertragen und umwandeln. Dadurch ergeben sich unter anderem folgende Möglichkeiten:
- Export jeder beliebigen Information in jedes beliebige Format mit Re-Import-Möglichkeit nach der Bearbeitung
- Datenexport zu Produktsuchmaschinen
- Datenimport und Integration in bestehende ERP/Inventarsoftware (z. B. SAP, Great Plains, MAS 90/2000, Oracle, Netsuite, Quickbooks, Peachtree etc.)
- Integration in CRM-Lösungen (z. B. SugarCRM, SalesLogix, Salesforce.com, ACT etc.)
- Integration in Auftragsmanagement und EDI Interfaces
- RSS-Unterstützung (z. B. Produktneuheiten, Sonderpreise, Produktverfügbarkeiten, Bestellstatus)
Zahlreiche Weblogs und Wiki-Artikel, vor allem aber die diversen Screencasts und Demovideos bieten Einsteigern einen guten Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten, die Magento jetzt schon bietet. Die aktuelle Beta-Version steht frei zum Download zur Verfügung. Auch wenn der Funktionsumfang bereits enorm ist, raten die Entwickler von Varien derzeit davon ab, die Beta-Version produktiv einzusetzen. Eine deutsche Sprachdatei existiert zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht, wird von der deutschen Community jedoch bereits entwickelt und soll in einer der kommenden Versionen an Bord sein.
Ausblick
Laut Roadmap soll die erste finale Version von Magento Commerce Mitte 2008 fertig sein. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Varien mit Magento der ganz große Wurf gelingt und das System zum Status Quo in Sachen E-Commerce mit Open Source wird. Bleibt zu hoffen, dass Varien das bislang vorgelegte Tempo beibehalten kann und nicht der Versuchung unterliegt, allzu lukrativ erscheinende Systembestandteile unter Verschluss zu halten.