Marktüberblick Managed Server: Server ohne Sorgen
Die meisten privaten Websites teilen sich Speicherplatz und Ressourcen eines Servers, den ein Hosting-Provider zur Verfügung stellt. Auch für professionelle Webauftritte kann dieses Shared Hosting ausreichend sein, solange es sich um technologisch weniger aufwändige Projekte mit niedrigen Besucherzahlen handelt.
Für einen Großteil aller Unternehmens-Websites und E-Business-Anwendungen ist Shared Hosting jedoch nicht geeignet. Selbst wenn der oftmals großzügig bemessene Webspace ausreichen sollte – die übrige Technologie beim Shared Hosting genügt den hohen Anforderungen an professionelle Webauftritte in der Regel nicht.
Zudem fehlen häufig Kundendienstmerkmale, die für kommerzielle Webseiten unabdingbar sind, etwa der 24/7-Service, mit dem Probleme rund um die Uhr behoben werden. Wer ein florierendes Online-Business oder eine umfangreiche Unternehmens-Webseite betreiben will, braucht einen eigenen Server.
Was heißt eigener Server?
Server-Hosting im eigenen Rechenzentrum lohnt sich aber nur für ganz wenige Unternehmen. Die meisten Webseiten-Betreiber sind gut beraten, auf das Angebot eines Hosting-Providers zurückzugreifen. Viele Hoster bieten dedizierte Server an. Ein dedizierter Server ist ein eigenständiges Rechnersystem, das dem Kunden exklusiv zur Verfügung steht, das er allerdings auch selbst verwalten und warten muss. Der Hosting-Provider greift nur sehr begrenzt ein.
Weil Aufgaben wie Linux-Administration, PHP-Installation oder manuelles Server-Backup nicht jedermanns Sache sind, jede Menge Fachwissen voraussetzen und viel Zeit kosten, wird eine andere Server-Variante immer populärer: Managed Server. Bei Managed Servern übernimmt der Hoster Verwaltung und Wartung des dedizierten Servers, sodass sich der Kunde nur um sein Kerngeschäft kümmern muss: den Webauftritt.
Von den dedizierten Servern unterscheiden muss man virtuelle Server. Sie sind keine physikalisch eigenständige Hardware. Stattdessen werden mittels spezieller Virtualisierungstechnologie mehrere Server auf einer Hardware betrieben. Genau wie dedizierte Server gibt es virtuelle Server als selbst zu verwaltende sowie als Managed Server.
Der Kunde bekommt in jedem Fall einen vollwertigen Server zum besonders günstigen Preis, da sich die Hoster einigen Verwaltungsaufwand sparen. In der Vergleichstabelle handelt es sich beim Angebot der Firma 1blu um einen virtuellen Managed Server, alle anderen Angebote beinhalten dedizierte Managed Server. Ungeachtet dessen bieten Hoster wie 1&1, internet24 oder Strato ebenfalls virtuelle Server an.
Geschwindigkeit und Traffic
Die in der Vergleichstabelle aufgeführten Hoster nutzen hoch gesicherte, teils TÜV-zertifizierte Rechenzentren mit schnellen Backbone-Anbindungen. Das neue 1&1-Rechenzentrum ist beispielsweise mit 40 GBit/s an die Hauptstränge des Internets angeschlossen. Es bietet Platz für 30.000 Server auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern [1]. Die Rechenzentren der Firma Hetzner sind sogar mit bis zu 80 GBit/s an Backbones angebunden [2].
Für jeden einzelnen Server in den Rechenzentren steht also theoretisch genug Bandbreite zur Verfügung, um eine gleichbleibend hohe Zugriffsgeschwindigkeit für die gehosteten Webprojekte zu gewährleisten. Dennoch zeigen sich hinsichtlich der Geschwindigkeit der Server-Anbindung erhebliche Unterschiede bei den verglichenen Angeboten. Mit einer Bandbreiten-Garantie von 1000 MBit/s sind Domainfactory und InterNetX die Spitzenreiter in Sachen Geschwindigkeit. Host Europe garantiert immerhin 500 MBit/s, während andere Anbieter nur 100 oder 10 MBit/s zusichern. 1blu, Hetzner und Plusserver garantieren gar nicht für die verfügbare Bandbreite.
Eine andere wichtige Kenngröße beim Vergleich der Managed Server ist der Traffic. Nicht alle Anbieter sind so großzügig wie 1&1, Domainfactory, Goneo, Greatnet, Host Europe, InterNetX und Mittwald, die den monatlichen Datendurchsatz in keiner Weise begrenzen. Andere Hoster drosseln die Geschwindigkeit der Anbindung ab einem bestimmten Traffic-Verbrauch. Vorsicht ist bei Centron und Plusserver geboten, wo nach Überschreitung des vereinbarten Inklusiv-Traffics jedes GByte abgerechnet wird. Besonders bei Centron kann das schnell teuer werden, da beim „Managed Server R140“ nur 500 GByte Traffic inklusive sind. Jedes weitere GByte kostet 59 Cent.
Server überlegt auswählen
Anders als beim Shared Hosting, wo Leistungs-Upgrades praktisch jederzeit möglich sind, ist ein Wechsel auf einen anderen Managed Server nicht immer ausführbar. Auf jeden Fall muss man mit Ausfallzeiten der Webpräsenz rechnen, oft auch mit erneuten Einrichtungsgebühren. Deshalb sollte die Auswahl des Managed Servers von vornherein unter Berücksichtigung vieler Kriterien erfolgen.
Neben den technologischen Ausstattungsmerkmalen spielt die Administration des Servers eine große Rolle. Dabei stellen sich zwei Fragen: Was leistet der Hoster für den Kunden? Und welche administrativen Freiheiten bleiben dem Kunden? Je nach Anwendungsfall kann es beispielsweise wichtig sein, selbst Web-Apps per Wizard installieren oder Backups der Server-Daten anlegen zu können. Andererseits sollte der Hosting-Provider dem Kunden alle Arbeiten abnehmen können, die er nicht notwendigerweise selbst erledigen will.
Besonders flexibel zeigt sich der Anbieter Plusserver, indem er dem Kunden bei der Zusammenstellung von Hardware und Software beinahe freie Hand lässt. So kann etwa der Hauptspeicher des Servers in einem Bereich von 4 bis 192 GByte frei gewählt werden und der Kunde darf selbst festlegen, ob er Webserver-Features wie Perl, Cronjobs oder Ruby on Rails benötigt. Nach Auswahl der Komponenten berechnet sich der monatliche Individualpreis.
Die anderen Hoster setzen bei den verglichenen Angeboten auf eine mehr oder weniger feste Zusammenstellung von Features. Sie bieten auf Nachfrage aber auch Individualisierungen, weshalb die Vergleichstabelle nur eine grobe Orientierung liefern kann. Die dort gezeigten Angebote liegen bei monatlichen Kosten von durchschnittlich 150 Euro im mittleren Preissegment. Bei der Auswahl haben wir uns am mittleren Leistungsbereich mit durchschnittlich 8 GByte RAM orientiert, wobei es angebotsbedingte Abweichungen nach unten und oben gibt. Alle Anbieter haben sowohl günstigere Einstiegslösungen als auch teurere Managed Server im Portfolio. In jedem Fall sollte die persönliche Beratung des Wunsch-Hosters vor der Miete eines Managed Servers stehen.
Service ist entscheidend
Beim Webhosting spielen Service und Support immer eine wichtige Rolle – bei Managed Servern sind es die bestimmenden Kriterien überhaupt. Während beim Shared Hosting auftretende Probleme meist innerhalb kurzer Zeit vom Hoster erkannt werden, weil sie viele Kunden betreffen, müssen Fehler oder Unregelmäßigkeiten auf einem Managed Server nicht unbedingt sofort bemerkt werden.
Ein gutes Monitoring-System ist deshalb sehr wichtig; allerdings schweigen viele Hosting-Provider über Details, wie die Server-Überwachung ganz genau abläuft und welche Hilfe für den Kunden zu erwarten ist, wenn er ein Problem entdeckt. Die Verfahrensweise ist von Anbieter zu Anbieter verschieden.
So macht 1&1 keine Meldung an den Kunden, wenn durch das Server-Monitoring Fehler entdeckt wurden. Diese werden laut 1&1 „typischerweise innerhalb von weniger als vier Stunden“ behoben. Andere Anbieter wie Centron oder Host Europe benachrichtigen ihre Kunden per E-Mail oder SMS über aufgetretene Probleme – ein angenehmer Service. Sehr detailliert informiert Strato über seine Monitoring-Services [3], aber auch Mittwald agiert hier vorbildlich.
Hilfe auch an Feiertagen
Probleme, bei denen der Support benötigt wird, können an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden täglich auftreten. Deshalb bieten fast alle Hoster einen 24/7-Service an. Die einzige Ausnahme unter den verglichenen Anbietern macht Goneo, wo der Support nur innerhalb der Service-Zeiten von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr erreichbar ist. Ein klares Manko.
Aber auch bei den anderen Anbietern ist nicht alles Gold was glänzt. So muss man etwa bei Greatnet für 24/7-Service kräftig in die Tasche greifen: Beim monatlich 199 Euro teuren Angebot „Managed Server Entry“ verlangt Greatnet 59 Euro für 15 Minuten Support außerhalb der Service-Zeiten – eine merkwürdige Relation.
Weitere Vergleichskriterien
Die meisten in der Vergleichstabelle aufgeführten Kriterien für die Auswahl eines Managed Servers sind geklärt; bei den weiteren technologischen Spezifikationen unterscheiden sich die verglichenen Angebote weit weniger. Zwar lassen die CPU-Leistung und der verwendete Arbeitsspeicher der Server-Hardware gewisse Performance-Unterschiede vermuten, allerdings sind alle Server so dimensioniert, dass diese Unterschiede eher gering ausfallen dürften.
Für viele Webanwendungen sollte die Größe des Festplattenspeichers ein grundlegenderes Auswahlkriterium sein. Denn es ist ein großer Unterschied, ob zwei mal drei TByte wie bei Host Europe oder nur 200 GByte wie bei 1blu zur Verfügung stehen.
Abschließend noch ein Blick auf die Server-Verwaltung. Die Webhosting-Provider bieten dazu Web-Interfaces an, bei denen es sich entweder um ihre eigenen Entwicklungen oder um Standard-Lösungen wie Confixx oder Plesk handelt – beide vom Hersteller Parallels [4].
Die Konfigurationsoberflächen dienen zum Einrichten und Aktivieren von Funktionen, bei denen der Kunde ohne Hilfe des Hosters selbst Hand anlegen kann. Dazu gehört zum Beispiel die Verwaltung von Domains und E-Mail-Konten, die entweder Bestandteil der Pakete sind oder aber optional hinzugebucht werden können. Hier lohnt es sich, die Verwaltungsoberfläche vor der Entscheidung für oder gegen einen Hoster kennenzulernen, denn sie bildet die Schaltzentrale eines Managed Servers.