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Die Zukunft von Social Networks ist dezentral: NoseRub

Schon heute haben manche Nutzer mehr Accounts bei Social-Network-Seiten, als sie tatsächlich Kontakte zum Hinzufügen hätten. Das ist nicht nur unsinnig, sondern auch nervig: Es kostet viel Zeit, jedes Mal seine Profilinformationen anzugeben, die immer gleichen Personen zu suchen und auf der neuen Plattform zu kontaktieren. Schnell kommt da der Wunsch auf, dass die Social Networks untereinander kommunizieren, um dem Nutzer Arbeit abzunehmen und ihm zu ermöglichen, alle Kontakte automatisch wiederzufinden.

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Dieser Ansatz scheitert auf verschiedenen Ebenen. Unter anderem sind die Social Networks nicht gewillt, ihre Daten zu exportieren. Die Business-Plattform Xing etwa beschreibt sich selbst als „Globales Networking für Geschäftsleute“ und verlangt derzeit 5,95 Euro monatlich für die Premiummitgliedschaft. Diese ist Voraussetzung, um andere Xing-Mitglieder anschreiben zu können. Echte Kommunikation ist auf Xing also nur gegen Bezahlung möglich. Facebook, MySpace und StudiVZ sind zwar kostenlos, aber auch hier gibt es für den Nutzer keine Möglichkeit, seine Daten einfach zu exportieren.

Exportieren ist nur die halbe Lösung

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Selbst wenn dies möglich wäre, würde es das folgende Problem nicht lösen: Wenn ich selbst Mitglied auf Flickr bin, kann ich mir dort die Fotos all meiner Kontakte anschauen. Was ist aber mit den Kontakten, die auf anderen Fotoseiten wie Picasa, Sevenload oder Ipernity ihre Fotos veröffentlichen? Ich kann Kontakte immer nur innerhalb eines sozialen Netzwerks erstellen, nicht aber übergreifend. Das wäre so, als wenn ich meinen DSL-Anschluss bei T-Online haben müsste, um jemandem mit einer „@t-online.de“- E-Mail-Adresse eine Mail schreiben zu können.

Ein absurde Vorstellung, aber genauso ist es im Moment mit den Social Networks. Dabei gibt es bereits die komplette Technologie, um soziale Netzwerke dezentral aufzubauen. Das bedeutet, dass ein Nutzer sich eine Plattform auswählt, auf der er sein Profil pflegt, und gleichzeitig Nutzer anderer Plattformen als Kontakte hinzufügen kann.

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Microformats, OpenID und RSS

Über Microformats [1] werden die einzelnen Profilseiten maschinenlesbar aufbereitet: hCard für persönliche Informationen und XFN, um die Art der Beziehung zu Kontakten zu beschreiben. Um vertrauliche Informationen aus dem eigenen Profil nur bestimmten Kontakten zugänglich zu machen, wird mittels OpenID und OAuth authentifiziert und autorisiert.

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Die in letzter Zeit so populären Lifestreaming-Angebote wie FriendFeed und SocialThing können ebenso leicht dezentralisiert werden. Über die öffentlichen RSS-Feeds von Blogs und Diensten wie Flickr und del.icio.us werden die Daten der Kontakte aggregiert, welche wiederum per XFN auf den Profilseiten der Kontakte entsprechend gekennzeichnet wurden.

Inzwischen bieten einige Open-Source-Projekte Lösungen für das Ärgernis an, immer wieder die gleichen Daten und Kontakte neu anlegen zu müssen. Eines davon ist das DiSo-Project [2], eine Sammlung von Plugins für das Blogsystem WordPress.

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NoseRub – mach es wie die Eskimos

Ein weiteres Projekt hört auf den Namen NoseRub [3] und versteht sich mehr als Protokoll denn als Anwendung. Unter Identoo.com, einem Hostingservice für NoseRub [4], ist eine Referenzimplementierung auf Grundlage von PHP und MySQL im Einsatz, die kostenlos benutzt werden kann. NoseRub („Nasereiben“) soll an das Begrüßungsritual der Inuit erinnern, das unabhängig von Rang und Status abgehalten wird. Ein schönes Bild also für ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, dass jeder sein eigenes soziales Netzwerk selbst verwalten kann.

Nach der Registrierung lassen sich verschiedene Netzaccounts wie Twitter, Flickr oder last.fm einrichten. Mehr als 50 verschiedene Online-Angebote werden zurzeit unterstützt, mit jedem Update kommen neue hinzu. Man kann aber auch jeden x-beliebigen RSS-Feed angeben. Die so gewonnenen Daten werden dazu benutzt, auf dem eigenen Profil anzuzeigen, wo im Netz man noch aktiv ist. Wo vorhanden, aggregiert NoseRub die RSS-Feeds der einzelnen Accounts und zeigt sie in einer Übersicht an. So kann sich der Besucher eines Profils einen Überblick davon verschaffen, welche Inhalte man selbst in den letzten Tagen auf den verschiedenen Plattformen eingestellt hat. Dieser so genannte „Social Stream“ erlaubt es auch nicht ganz so netzaffinen Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern, auf dem Laufenden zu bleiben, ohne dabei selbst bei zig verschiedenen Plattformen angemeldet zu sein.

URLs sind Deine Freunde

Nun kann man Kontakte hinzufügen, um anschließend deren Social Stream aggregiert anschauen zu können. Anders als in klassischen Social Networks können hier beliebige URLs als Kontakt hinzugefügt werden. Dort sucht NoseRub dann nach einer hCard, um daraus Namen und Foto auszulesen. Alle mit dem rel=„me“-Attribut versehenen Links werden nach RSS-Feeds durchsucht und diese dann als Netzaccounts des Kontakts angesehen.

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Wenn die URL ebenfalls eine durch NoseRub generierte Profilseite ist, sind die Informationen in genau diesem Format dort abgelegt. Da die verwendeten Microformate aber offen und frei zugänglich sind, kann jeder sie auch manuell, zum Beispiel in seinem eigenen Blog, nutzen. Viele Blogbetreiber tun dies bereits, um Besuchern anzuzeigen, wo sie beispielsweise die neusten Fotos finden können. Fügt man dem Link ein rel=„me“ hinzu, ist er automatisch ein standardkonformer XFN-Link und kann (nicht nur) von NoseRub ausgewertet werden.

Auch die Social-Graph-API von Google benutzt diese Informationen, um zu einer beliebigen URL die weiteren zugehörigen URLs herauszufinden. Dies ist praktisch, wenn man seine Netzidentität an vielen verschiedenen Stellen ausgebreitet hat. Googles Social-Graph-API ist somit in der Lage, zu einer Twitter-Account-URL auch die URLs zu del.icio.us und dem eigenen Blog zurückzugeben – vorausgesetzt, die URLs sind untereinander korrekt per XFN verknüpft.

Halbgar in Deutschland

Sehr ernüchternd ist es aber, wenn man sich die öffentlichen Profile von Xing-Nutzern anschaut. Obwohl die Mitglieder dort ihre unterschiedlichen Accounts angeben können, werden diese im öffentlichen Profil nicht angezeigt. Xing unterstützt auch nicht das Microformat hCard.

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Eine solche Profil-URL von Xing lässt sich als Kontakt hinzufügen, doch bleibt sie eine Sackgasse und kann nie der Mittelpunkt der eigenen Netzaktivitäten werden – zumindest nicht, solange Xing hCard und XFN ignoriert und damit ihren Mitgliedern die Teilnahme an einem noch viel größeren Netzwerk verwehrt: dem Internet.

Sicherheit und Privatsphäre

Wer sich NoseRub auf dem eigenen Server installiert oder einen Hostingservice wie Identoo.com nutzt, hat damit automatisch eine OpenID [5]. In Zukunft wird man sich mit dieser OpenID bei anderen NoseRub-Servern einloggen und dort authentifizieren können. Auf den Servern ist dann genau hinterlegt, welche Daten eines Profils für mich vom Besitzer sichtbar gemacht wurden und welche nicht. Im Zusammenspiel mit OAuth wird die gleiche Technologie genutzt werden, um die Synchronisation der Profil- und Accountdaten in regelmäßigen Abständen automatisch durchzuführen.

Auch das DiSo-Projekt verfolgt diesen durch vorhandene Standards getriebenen Ansatz und eignet sich somit als vollwertiger Kontaktendpunkt für NoseRub-Server. In diese Richtung wird sich die Zukunft der sozialen Netzwerke bewegen: Anstatt zu versuchen, alle Nutzer auf eine Plattform zu bekommen, wird man sich als Plattform der Wahl präsentieren, mit der man das gesamte soziale Netzwerk verwalten kann. Es kommt dann viel mehr auf Usability und Innovationen der Plattform an als darauf, möglichst viele Leute in das Netzwerk zu ziehen – das passiert bei den wirklich guten Plattformen von ganz alleine.

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