Benutzerfreundliche Open Source Software ist einfach besser: Die Nutzer einfach begeistern
Blättert man in den Anzeigenbeilagen der großen Elektromärkte, so springt es einen an: „Mit intuitiver Bedienung“, „Jetzt noch einfacher“, „Einfach wie nie!“. Die Werbeleute haben es erkannt: Niemand möchte komplizierte Software haben. Im Zusammenhang mit Open-Source-Software (OSS) ist dieser Werbespruch selten zu hören. Verbreitetet ist dagegen das Vorurteil, hier entwickelten Geeks für Geeks. Fragt man Nutzer, warum sie OSS benutzen, so wird in den seltensten Fällen eine „einfache Bedienung“ als Grund genannt. Gleichzeitig ist die vermutete „komplizierte Bedienung“ einer der größten Vorbehalte, wenn es um die Entscheidung geht, OSS in Firmen oder Verwaltungen einzusetzen.
Wie steht es um die Benutzerfreundlichkeit von OSS?
Aufgrund der Vielfältigkeit von OSS lässt sich die Frage nicht direkt beantworten. Dennoch spielt sie in der Geschichte der Plattform OpenUsability.org eine wichtige Rolle: Jan Mühlig wollte im Jahr 2003 die Frage der Benutzerfreundlichkeit zumindest für Linux versus Windows beantworten und startete eine vergleichende Usability-Studie [1]. Er ließ Nutzer typische Aufgaben auf einem KDE und einem Windows XP Desktop durchführen. Das überraschende Ergebnis war, dass es keinen eindeutigen Sieger gab. Die Studie wurde in der OSS-Gemeinschaft mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Insbesondere fragten immer mehr Entwickler nach, wie sie denn mit ihrem Projekt in den Genuss von Usability kommen könnten. Schnell wurde klar, dass es ein großes Bedürfnis nach Usability-Beratung gab – nur wussten OSS-Entwickler nicht, wen sie fragen sollten.
Auch die „andere Seite“ hatte Annäherungsschwierigkeiten: Usability-Experten, die sich professionell mit dem Thema Benutzerfreundlichkeit auseinandersetzen, wollten gern in OSS-Projekten mitarbeiten. Doch waren OSS-Entwickler nach schlechten Erfahrungen mit selbsternannten „Experten“ oft negativ eingestellt gegenüber Usability. Empfehlungen wurden selten als konstruktive Kritik, häufig als Abwertung verstanden. Nur in seltenen Fällen kam es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit.
Genau an dieser Schnittstelle setzt die Plattform OpenUsability.org an. Sie wurde entworfen, um einen Treffpunkt für OSS-Projekte und Usability-Experten zu schaffen. Projekte können sich auf der Plattform anmelden und zeigen so, dass sie Usability in ihre Weiterentwicklung integrieren möchten. Usability-Experten wiederum bietet sich ein Überblick über aufgeschlossene OSS-Projekte, die sie ansprechen können. Seit dem Launch im Frühjahr 2004 haben sich über 140 Projekte und über 2.000 Entwickler und Usability-Experten auf der Plattform angemeldet. Die Projekte bilden einen guten Querschnitt durch die OSS Community. So finden sich neben großen Projekten wie The Gimp, TYPO3 oder KDE auch viele sehr kleine und mittelgroße Projekte auf der Plattform [2]. Da OpenUsability.org momentan einen reinen Treffpunkt darstellt, kann keine vollständige Bilanz über die Arbeit in den Projekten gezogen werden.
Um die Erfolge der Usability-Arbeit in Zukunft deutlicher sichtbar zu machen, wurde im vergangenen Jahr der Verein Open Usability e.V. gegründet. Dieser hat sich zur Aufgabe gemacht, Usability in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen, zum Beispiel durch Regionalgruppen wie die Berliner OpenUsability-Gruppe [3] oder die Organisation der Berliner Veranstaltung im Rahmen des World Usability Day am 3. November 2005 [4].
Erfolgsstory: kuroo |
Kuroo ist ein KDE Software-Installationsmanager für Gentoo-Linux. Das Projekt meldete sich 2005 auf OpenUsability.org an. Nach einer vollständigen, Usability-optimierten Überarbeitung der Benutzer-Oberfläche stieg die positive Bewertung des Programms durch die Nutzer von etwa 70 auf deutlich über 80 Prozent [5]. |