Social Commerce: Wie Online-Shops vom gemeinsamen Einkaufen profitieren
Ein Blick in die Wikipedia verrät: „Unter Social Commerce wird eine konkrete Ausprägung des elektronischen Handels verstanden, bei der die aktive Beteiligung der Kunden und die persönliche Beziehung sowie die Kommunikation der Kunden untereinander im Vordergrund stehen.“
Soweit die Theorie, aber wie weit ist die Praxis?
Die Entwicklung beim Social Commerce steht noch am Anfang. Aber schon heute bekommen Kunden auf einigen Webseiten die Möglichkeit, selbst zu gestalten, zu empfehlen, zu beraten und nicht zuletzt: zu verkaufen.
Allen Ansätzen ist gemein, dass Nutzer sich aktiv einbringen und untereinander austauschen können – dabei können Nutzer mit ihren Empfehlungen in manchen Fällen sogar Geld verdienen. Die verschiedenen Spielarten des Social Commerce sollen hier mit einigen Beispielen verdeutlicht werden.
Beispiel Produktlisten
Bei Amazon kann sich jeder Kunde schon seit langem einen Wunschzettel anlegen. Die so entstandene Liste kann man dann per E-Mail an Freunde oder Bekannte weitergeben. So wird automatisch der Umsatz von Amazon angekurbelt. Diese einfachen Wunschzettel sind sozusagen ein Urgestein des Social Commerce.
Beispiel Mass Customization
Bei der individualisierten Massenfertigung im Kundenauftrag können Nutzer selbst Produkte gestalten und sogar über private Homepages vertreiben. Das wohl bekannteste deutsche Beispiel ist Spreadshirt [1]. Nahezu alle notwendigen Funktionen wie Lagerhaltung, Produktion, Versand und Zahlungsabwicklung werden von Spreadshirt übernommen, die Nutzer müssen lediglich die Motive und Produkttypen selbst festlegen. Auch „A better tomorrow“ [2] ist ein Beispiel für dieses Geschäftsmodell.
Beispiel Social-Commerce-Portale
Eine weitere Spielart des Social Commerce sind spezielle Portale, die Nutzern bei der Suche nach Waren und Dienstleistungen helfen. Ein Vertreter dieser Gattung ist die Design- und Innenarchitektur-Plattform mydeco.com, die interaktive Planungs- und Visualisierungs-Tools wie beispielsweise einen 3D-Raumplaner sowie Social-Network-Fähigkeiten bietet. Mit dem 3D-Raumplaner können Nutzer Räume aus ihrem Haus nachbauen und diese daraufhin mit Möbelstücken einrichten und dekorieren. Der Clou dabei ist, dass alle zur Verfügung stehenden Möbel direkt über den Shop bezogen werden können.
Mit dem 3D-Raumplaner lassen sich Zimmer designen und von der Lampe über das Sofa bis hin zu den Tapeten einrichten.
Durch die Nutzung aktueller Web-Technologien in Zusammenhang mit der Funktionsweise fördert mydeco Inspiration und Ideenaustausch. Content, Shopping und Community werden zusammengebracht, verbunden mit der Hoffnung, dass in diesem kreativen Umfeld mehr gekauft wird als in traditionellen Shops, die mydeco im Funktionsumfang nachstehen.
Andere oft genannte Beispiele sind Edelight oder sosmart.de für Geschenke, Stylefeeder [3], Polyvore [4] oder Smatch [5] für Mode-, Wohn- und Lifestyletipps sowie Kaboodle [6], Thisnext [7], handeln.de oder Dealjäger [8] für die Angebotssuche.
Auch wenn der Beweis der Rentabilität noch aussteht, gibt es erste Erfolgsmeldungen. So hat Etsy [9], ein amerikanischer Onlineshop-Marktplatz für alle, die Handgemachtes verkaufen oder kaufen, seinen monatlichen Umsatz im Laufe des vergangenen Jahres verdreifacht. Eine der Spezialitäten von Etsy ist die Produktsuche anhand von Farben oder Materialien. So soll das traditionelle Stöbern nachempfunden werden.
Zusammenspiel von sozialen und technischen Faktoren ist entscheidend
Der Clou dabei: Der Shopbetreiber bietet eine technische Basis an und seine Kunden beteiligen sich aus eigenem Antrieb an den Wertschöpfungsprozessen des Unternehmens. Aber erst die aktive Beteiligung der Konsumenten und die persönliche Beziehung untereinander führen zu einem funktionierenden Social Commerce. Diese Faktoren sind die Basis für eine vertrauensvolle Kommunikation unter den Marktteilnehmern.
Produktbewertungen, persönliche Empfehlungen, Vorschläge, Blogs und Wunschlisten sind heute die Grundausstattung einer Social-Commerce-Plattform, die Produktsuche über eine Farbmatrix oder Materialien ist eine reizvolle Erweiterung. Händler können die Unterhaltungen zu ihren Produkten durch gute Produktbeschreibungen, Bilder, Anwendungsbeispiele und vielleicht auch durch originelle „virale” Marketingansätze unterstützen.
Lohnt es sich für Shopbetreiber?
Bislang war E-Commerce stark dadurch geprägt, dass sich der Kaufinteressent auf die Website des Online-Shops begab und dort ein Produkt kaufte. Doch dieses klassische Muster des Online-Shoppings beginnt sich zu ändern: Nicht mehr der Shop selbst ist der zentrale Punkt für den Verkauf, sondern es sind viele verschiedene Internetseiten, Portale oder Blogs, die oft eine viel persönlichere Beziehung zu den Konsumenten aufbauen können, als dies mit einem normalen Online-Shop möglich wäre.
Die Angebote müssen also näher am Interessenten sein, ohne diesen allerdings zu sehr zu bombardieren oder zu langweilen. Hierbei spielen vor allem Empfehlungen von anderen Konsumenten eine große Rolle. Auf Bewertungs- und Empfehlungsportalen oder direkt in sozialen Netzwerken wie Facebook berichten Käufer über Produkte und ihre persönlichen positiven und negativen Erfahrungen mit diesen Produkten. Wenn man als Anbieter offen und transparent an den „Marktgesprächen” teilnimmt, lässt sich ein langfristiger Erfolg erzielen. Denn begeisterte Kunden sind die besten Verkäufer, wie man spätestens seit Tupperpartys weiß.
So reizvoll die technischen Möglichkeiten des Social Commerce sind: Im Hinterkopf sollten Sie immer das Überangebot an Informationen haben. Setzen Sie also eher auf ungewöhnliche Geschichten und Ansätze, die sich vom stets vorhandenen „Grundrauschen“ absetzen. Und vergessen Sie nicht, Ihre Verdienstmöglichkeiten frühzeitig einzuplanen.
Sehr guter Artikel auch wenn das Startup für individuelle Möbel – woonio hier vergessen wurde – aber ich helf ja gern nach :)