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„Investoren sind wie Cheats” – Zu Besuch bei Konsolenkost

Mit teils über 30 Jahre alten Konsolen Geld verdienen? Konsolenkost.de beweist, dass dies möglich ist. Vom Atari 2600, Super Nintendo und GameBoy bis hin zu Wii, Xbox 360 und PS3 beherbergt das Lager des Shops alles, was das Gamer-Herz höher schlagen lässt. Angefangen hat alles auf dem Flohmarkt, heute beschäftigen Sebastian Kost und Julian Meyn 30 Mitarbeiter.

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Die ursprüngliche Geschäftsidee von Konsolenkost.de ist einfach: gebrauchte Spiele und Konsolen im Internet verkaufen. Sebastian Kost sagt von sich selbst, dass er schon immer geschäftstätig war. Angefangen hat alles im zarten Alter von zehn Jahren, als er seinen Vater regelmäßig auf den Flohmarkt begleitete. Während sein alter Herr Schallplatten verkaufte, sah er sich bei den anderen Ständen um und kaufte Comics, Überraschungseier-Figuren und Games. Diese platzierte er dann auf dem Stand seines Vaters und verkaufte sie zu einem höheren Preise wieder. Auch Julian Meyn hat damals als Kind sein erstes Geld auf dem Flomarkt verdient. „Gehandelt“ haben also beide schon im frühen Alter.

Von Alando über eBay zum Shop

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Nachdem dem Umzug seiner Familie nach Berlin, wollte Kost dieses Flohmarkt-Gefühl reproduzieren und begann, Games, die er auf Flohmärkten erwarb, auf der Online-Auktionsplattform Alando, die später von eBay geschluckt wurde, zu verkaufen. Das Ganze wuchs so schnell, dass Sebastian bereits in der Schule mehrere Mitschüler beschäftigte, die online Artikel für ihn einstellten.

Heute ist der USP des Gameshops das große Retro-Sortiment. Hier findet der Spieler Klassiker und Raritäten für Konsolen, die teilweise über 25 Jahre alt sind. Der Kunde kann im Shop ein aktuelles Mario Spiel für Wii bestellen und dazu zum Beispiel auch ein Mario Kart von 1997 für das Nintendo 64. Der Großteil des Umsatzes wird bei Konsolenkost natürlich mit aktuellen Spielen und Konsolen gemacht aber der Margen-Druck ist in dem Bereich ebenso groß wie die Konkurrenz. Daher auch die Nische im Retro-Bereich. Das große Sortiment aus über 40 Systemen und grade die Retro-Produkte machen Konsolenkost besonders.

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2006 meldete Kost ein Gewerbe an – zunächst allerdings nur für einen eBay-Shop. Anderthalb Jahre nach der Gründung kam sein Geschäftspartner und Mitinhaber Julian Meyn dazu, der ursprünglich Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing studiert und zuvor bei verschiedene Agenturen gearbeitet hat. In einer dieser Agenturen lernen sich Sebastian Kost und Julian Meyn kennen, wurden Freude und beschlossen schließlich zusammen einen coolen Online-Shop für Games ins Leben zu rufen.

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Mit Leidenschaft

Beide Geschäftsführer spielen auch selbst. Während Sebastian Kost in der Regel nur noch mit seinem Smartphone zum Spielen kommt, greift Julian Meyn auch ganz gerne auf ältere Konsolen wie zum Beispiel den ersten GameBoy zurück oder spielt, wenn Zeit ist, auch gerne Mal aktuelle Spiele auf der Xbox oder PS3. Auch wenn die Beiden sich nicht als absolute Gaming-Geeks verstehen und der Überzeugung sind, dass viele ihrer Kunden sich viel besser mit der Thematik auskennen, sind sich Julian Meyn und Sebastian Kost einig, dass man ein Interesse für Games unbedingt mitbringen muss, um mit einem Shop wie Konsolenkost erfolgreich zu sein. Generell sollte ein Shopbetreiber ihrer Meinung nach immer eine gewisse Leidenschaft für die angebotenen Produkte mitbringen. „Dann macht das Ganze auch viel mehr Spaß“, sind sie sich einig.

Konsolenkost kauft gebrauchte Spiele und Retro-Konsolen an, um diese dann wieder zu verkaufen.
Konsolenkost kauft gebrauchte Spiele und Retro-Konsolen an, um diese dann wieder zu verkaufen.

Platzprobleme

Das größte Problem der beiden Geschäftsführer bestand anfangs in massiven Platzproblemen. Konsolenkost startete aus einer einfachen Wohnung, wuchs aber so schnell, dass Kost und Meyn schnell in eine größere Wohnung und bald darauf in ein Loft in Schöneberg umziehen mussten. Irgendwann konnte man aber auch auf den 100 Quadratmetern des Lofts vor lauter Kartons und Produkten die Wände nicht mehr sehen und kaum von einem Zimmer ins nächste gelangen. Die Lage verschärfte sich weiter – nicht zuletzt, weil Sebastian Kost besonders in der Anfangszeit „total verrückt“ war, wie er sich schmunzelnd erinnert.

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Direkt in der Gründungsphase bezog er nämlich über einen Zwischenlieferanten regelmäßig Dreamcast-Controller für 1,50 Euro pro Stück, wollte aber seine Marge noch weiter optimieren und unbedingt wissen, wo diese herkamen, weil er sie für einen noch geringeren Stückbetrag einkaufen wollte. Seine Recherche führte ihn nach Frankreich und er entschloss aus dem Bauch heraus, einfach alle Controller abzunehmen, die es noch gab. Das Ergebnis: vier komplett beladene Tieflader in Frankreich, die auf die Auslieferung warteten. Jetzt wurden die Platzprobleme erdrückend und Kost vertröstete die Franzosen, während er händeringend nach einer größeren Lagerhalle suchte. Konsolenkost landete in einem neuen Gewerbepark in Berlin Lichtenberg, wo das Unternehmen auch heute noch sitzt, verkaufte drei der vier Container voll mit Controllern direkt in die USA und alles wurde gut.

Bei der Fülle an lagernden Produkten ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Um selbigen zu gewährleisten, haben die beiden Geschäftsführer ein ganz eigenes System der Lagerhaltung entwickelt und sogar eine Tablet-App für das Einscannen von Produktcodes erstellt, die dem Lagermitarbeiter Feedback in Form von typischen Soundeffekts aus bekannten Games gibt. Die Arbeitsabläufe bei der Einlagerung neuer Produkte unterscheiden sich bei Konsolenkost stark von anderen Online-Shops. Zuerst gilt es, den Artikel zu sichten und seinen Zustand fest zu legen. Mitarbeiter unterziehen jede Konsole einer Funktionsüberprüfung. Und eine eigene Abteilung repariert beschädigte Retro-Konsolen sogar.

„Investoren sind wie Cheats“

Wie beim Einkauf und der Lagerhaltung verfolgen die beiden Geschäftsführer auch in vielen anderen Bereichen den Ansatz, möglichst viel selbst zu machen und sich nicht auf Investoren und externe Agenturen zu verlassen. Das hatte zwar besonders in der Gründungsphase zur Folge, dass die Shop-Betreiber häufiger mal ins Fettnäpfchen traten, aber dank dieser Maxime haben sie auch viel gelernt. Julian Meyn ist stolz darauf, dass sie sich in den Bereichen E-Commerce, Adwords, SEO oder auch Affiliate-Marketing alles selbst beigebracht haben.

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Da ihr Geschäftsmodell schon immer gut funktioniert hat, sahen Kost und Meyn auch nie die Notwendigkeit, sich einen Investor ins Boot zu holen. Julian Meyn vergleicht Venture-Kapital im E-Commerce mit Cheats in Games: „Wer ein Game mit Cheats spielt und sich von anderen sagen lässt, wo es lang geht und welches Item er wann zu benutzen hat, der hat dieses Spiel nicht wirklich selbst gezockt. Es fehlt einfach ein großer Teil der Erfahrung und das Spiel macht bei Weitem nicht so viel Spaß. Genau so ist es auch, wenn man als Gründer einen Investoren hat, der rein redet und einem sagt, was man wann auf welche Weise tun muss.“ Die beiden Inhaber sind sich bewusst, dass sie mit einem Investor manchmal schneller vorangekommen wären und vielleicht auch weniger Fehler begangen hätten, aber das glich der Lernerfolg und das Mehr an Freiheit nach eigener Aussage mehr als aus.

plentymarkets als Grundgerüst

Konsolenkost setzt auf plentymarkets, und obwohl es an unterschiedlichen Stellen hakt, sind Kost und Meyn unter dem Strich zufrieden mit dem Shopsystem. Sebastian Kost weist allerdings darauf hin, dass Konsolenkost technisch ständig die Standardsoftware mit eigenen Lösungsansätzen erweitern muss, da man nicht immer warten könne, bis der Anbieter benötigte Funktionen implementiert. Der Game-Shop lässt sich allerdings auch nicht mit den meisten anderen Online-Shops vergleichen.

Vor allem Updates sind für Konsolenkost häufiger ein Problem. Deshalb wartet der Online-Shop für Games bei Updates immer möglichst lange, bis er diese einspielt. Sebastian Kost gibt zu bedenken, dass sich die Probleme ergeben, weil sein Shop immense technische Herausforderungen mitbringt. Schon allein die Artikeldaten sprengen bei 69.000 Artikeln in der Datenbank und bei 14.000 lagernden Produkten den Rahmen. Außerdem sollte man berücksichtigen, dass es sich bei jedem Artikel um ein individuelles Produkt handelt, da es sich in der Regel um Gebrauchtware und in vielen Fällen um Sammlerobjekte handelt.

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Jeder Artikel verfügt über viele Informationen wie Zustand, USK, Import, mit oder ohne Verpackung, Verkaufsrang, Pricing, Einfkaufspreis und so weiter. Dazu kommen weitere problematische Aspekte wie, dass ein Cron-Job bei Konsolenkost bis zu drei Stunden benötigen kann, das CSS inhouse erstellt wird und der Code auch schon mal „zu lang“ für plentymarkets sein kann.

Die beiden Inhaber fassen ihre Erfahrungen mit plentymarkets wie folgt zusammen: „Plenty hat eine Standardlösung und mit der kommen fast alle Plenty-Kunden super klar. Plenty ist sehr innovativ und wahnsinnig schnell, was bei uns manchmal dazu führt, dass eigene Skripte plötzlich nicht mehr funktionieren. Man ist immer schnell dabei, an Software rum zu meckern, aber komplett selbst hätten wir das niemals umsetzen können. Wir sind halt wirklich ein spezieller Kunde, der schon seit langem die Grenzen gesprengt hat. Die Probleme, die wir mit plentymarkets haben, hätten wir allerdings auch bei anderen Anbietern.“

Mit ihrem Know-How verstehen es die Techniker von Konsolenkost, nahezu jede jemals veröffentlichte Konsole zu reparieren.
Mit ihrem Know-How verstehen es die Techniker von Konsolenkost, nahezu jede jemals veröffentlichte Konsole zu reparieren.

Vertrauen der Kunden ist wichtig

Besonders bei gebrauchten Produkten müssen Shop-Betreiber allerdings viele Hebel in Bewegung setzen, um das Vertrauen bei ihren Kunden zu wecken. Neben Shopsiegeln setzt Konsolenkost auf Artikelbewertungen von echten Kunden und die Online-Reputation, die man sich über Facebook, Blogs, Foren und sogar Youtube-Unboxings von Kunden aufgebaut hat. Eine extrem detaillierte Artikelbeschreibung ist ebenfalls Pflicht. Die Mitarbeiter des Shops versuchen, den Zustand jedes Produkts sehr genau zu beschreiben, denn ältere Konsolen können schon mal vergilbt sein und auch Verpackungen können kleine Macken haben. Julian Meyn weist darauf hin, dass er auch viele Sammler zu seinen Kunden zählt. So gibt es auch solche, die ausschließlich verschweißte Produkte sammeln: „Wenn sich da eine Verschweißungsnaht zu sehr kreuselt, dann ist der Kunde schnell unzufrieden. Daher ist der individuelle Kundenservice bei uns auch das A und O. Es gilt in derartigen Fällen stets, eine Lösung zu finden, die den Kunden glücklich macht.“ Neue Kunden gewinnt Konsolenkost über eBay, Amazon, Newsletter-Marketing, Adwords, SEO, Affliliate-Marketing und Flyer als Paketbeilage.

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Der Reiz des Konsolenkost-Sortiments besteht vor allem darin, dass viele Produkte bei potenziellen Kunden ein nostalgisches Gefühl wecken. Sie erinnern sich beispielsweise an ein bestimmtes GameBoy-Spiel aus ihrer Kindheit, oder daran, dass sie früher unbedingt ein Gamegear von
Sega oder ein Atari Jaguar haben wollten. Wofür damals das Geld nicht reichte, ist für diese Kunden plötzlich erschwinglich: Konsolenkost macht es möglich.

Eckdaten von konsolenkost.de
Shopsystem plentymarkets
Payment-Anbieter PayPal, Rechnung über Klarna, Sofortüberweisung, Vorkasse, Nachnahme
Hosting Giga-Hosting
SEO Inhouse
Warenwirtschaft plentymarkets
Logistik DHL, FedEx, Deutsche Post
Mitarbeiterzahl 30
Kaffeemaschine keine
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