Wie die Plattform IFTTT Hardware mit Web-Diensten verknüpft: Wenn dies dann das
Bislang sorgte die Digitalisierung unseres Alltags mit all seinen Profilen, Informationen, Kanälen und Daten auch für einiges mehr an Arbeit. Doch das soll sich ändern. Etwa durch die Automatisierungen, die der Web-Dienst IFTTT [1] kostenlos und einfach ermöglicht. Die Abkürzung steht für „If This Than That“ (wenn dies, dann das) und beschreibt damit das simple Prinzip: Ein Auslöser (Trigger) stößt Aktionen (Actions) an. Ändert man also beispielsweise sein Profilfoto auf Facebook, tauscht IFTTT es automatisch auch bei Twitter aus. Auf gleiche Weise löst der Eingang einer E-Mail mit Anhang automatisch dessen Speicherung in Evernote aus oder das „Später lesen“-Kennzeichnen eines Feedly-Beitrags die automatische Ablage des Posts als PDF-Datei in der Dropbox.
Wenn-Dann-Regeln für Dinge
Über 60.000 solcher Rezepte genannten Automatisierungsregeln befinden sich im öffentlichen Verzeichnis von IFTTT. Jeder kann sich daraus bedienen und sie für eigene Bedürfnisse abwandeln oder sich seinen speziellen Anwendungsfall mit wenigen Klicks selbst zusammenstellen. IFTTT gibt vielen Web-Diensten dabei eine neue Nutzendimension. Es ist eben etwas anderes, ob man als User eine Aktion ausführen muss (und das vielleicht jeden Tag viele Male aufs Neue) oder ob man dies ein für alle Mal automatisieren kann. Erstaunlich eigentlich, dass es einen solchen Dienst nicht schon länger gibt. Schließlich liegen die dafür notwendigen Infos und Daten sowieso schon digital vor.
Da ist es nur folgerichtig, dass IFTTT seinen Service auf das Internet der Dinge ausgeweitet hat – sofern die Hersteller der Geräte mitspielen. Nach dem „Internet der Menschen“ wird das „Internet der Dinge“ eine
mindestens ebenso große Wirkung entfalten, sagt unter anderen der
RFID-Mitentwickler Kevin Ashton. Was das bedeutet, zeigen zum Beispiel die „Good Night Lamps“ [2] : Schaltet man eine der miteinander vernetzten Lampen an
einem Ort ein (oder aus), schalten sich alle anderen Lampen
ebenfalls ein (oder aus). Eine simple und natürliche Art, jemandem
mitzuteilen, dass man nach Hause gekommen ist. Wer es noch einfacher mag,
kann die Lampen natürlich auch per Bewegungssensor ein- oder ausschalten.
Gesundheitscheck per Internet
Der Fitness-Tracker Jawbone Up [3] lässt sich ebenfalls per IFTTT erweitern. Die per App oder Web-Dienst erfassten Daten übergibt IFTTT beispielsweise automatisch in ein Google Spreadsheet, das Schlaf, Bewegung und Mahlzeiten noch detaillierter auswertet. Alternativ schickt IFTTT die Daten auch an Evernote oder – mit Datum versehen – an den Google-Kalender. Wer sich per Foursquare im Fitness-Center eincheckt, kann das mit Hilfe von IFTTT automatisch im Stream von Jawbone Up festhalten. Und wer sich motivieren möchte, für den setzt IFTTT automatisch einen Tweet ab, sobald man mehr als 10.000 Schritte pro Tag gegangen ist (oder aber falls man sich noch nicht bewegt hat). Bei zu wenig Schlaf bietet sich dagegen wohl eher eine automatische Warnmeldung per E-Mail an den Lebenspartner an.
Die smarte Waage von Withings [4] sowie das relativ neue Blutdruck-Messgerät des gleichen Herstellers sind ebenfalls von Haus aus mit dem Internet verbunden. Auch hier kann man via IFTTT seine Messdaten an einen Web-Dienst seiner Wahl übergeben – etwa an ein Google Spreadsheet oder an Evernote. Darüber hinaus lassen sich die Geräte mit Jawbone Up verknüpfen: Die Withings-Informationen laufen dann im Fitness-Tracker zusammen und geben damit noch tieferen Einblicke in den Zusammenhang von Gewichtsentwicklung, Gesundheit und Fitness.
Auch kann sich der Nutzer Ziele setzen und daran bestimmte Aktionen knüpfen – beispielsweise einen Tweet oder eine E-Mail abzuschicken, sobald er sein Wunschgewicht erreicht hat. In den über 100 Rezepten, die es für die Waage bei IFTTT bereits gibt, findet sich auch die eine oder andere Kuriosität: Beispielsweise die Idee, alle Lichter auszuschalten, sobald man auf die Waage tritt (dazu braucht der Anwender allerdings die Hue-Glühbirne von Philips, siehe unten). Einen Hauch praktischer ist das IFTTT-Rezept, durch das die Kaffeemaschine anspringt, sobald der User morgens auf die Waage steigt (möglich mit der smarten Steckdose von Belkin).
Smartes Heim
Belkin [5] zielt mit seinen WeMo-Geräten auf das intelligente Zuhause, über das zwar schon Jahrzehnte gesprochen wird, das aber erst jetzt Wirklichkeit wird. Zur WeMo-Serie gehören bislang der Steckdosenaufsatz Switch und der Bewegungssensor Motion. Mit ihrer Hilfe lassen sich Geräte per Bewegung oder über eine Smartphone-App ein- oder ausschalten. Letztere ermöglicht auch das Einrichten von Zeitplänen.
IFTTT macht Switch und Motion allerdings noch flexibler: Mithilfe des Web-Services schaltet sich das Licht an, wenn die Sonne untergeht (wozu IFTTT die Uhrzeit beim Wetterdienst abfragt). Zudem kann der User die smarten Steckdosen so per SMS oder per Sprachsteuerung bedienen, wenn er diese nicht automatisch anschalten möchte, sobald das Einchecken via Foursquare oder die „Finde meine Freunde“-iPhone-App anzeigt,
dass sich der Smart-Home-Bewohner seinem Zuhause nähert. Dort angekommen, lässt sich das Eintreffen neuer E-Mails durch ein Blinklicht anzeigen (Switch schaltet die Steckdose dazu mehrere Male ein und aus). Alle Freunde der Statistik werden auch schätzen, dass sie dieses ganze Ein- und Ausschalten automatisiert sammeln können, etwa in einem Google Spreadsheet.
Die Philips Hue sorgt hingegen für die richtige Lichtstimmung: Ihre Lichtfarbe lässt sich je nach Gelegenheit anpassen – auch via App. Im Duett mit IFTTT kann der Nutzer die Lichtstimmung dem Wetter, Sonnenstand, gerade per iPhone geschossenem Foto oder via
Spotify gehörten Song anpassen. Blinken ist auch in diesem Bereich äußerst beliebt: Ob es sich nun um neu eingetroffene E-Mails handelt, einen Punkt der Lieblingsmannschaft oder dem glücklichen Eintreffen zu Hause – dank IFTTT blinkt die Hue-Lampe.
Die Heimautomatisierung
Der Bereich der Heim-Automatisierung bietet viele weitere Beispiele, wie das Internet der Dinge dem Nutzer zu Diensten sein kann. SmartThings [6] ist zum Beispiel ein Gesamtpaket, das den gesamten Haushalt automatisieren will. Gründer Alex Hawkinson zieht gar die Parallele zu Facebooks „Social Graph“ und sieht hier einen „Physical Graph“ entstehen [7]. Alles ist miteinander verbunden und steht in Beziehung zueinander, meint Hawkinson. Er selbst soll mehr als 200 vernetzte Sensoren und Objekte in seinem Haushalt haben, die auf Bewegung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder die Anwesenheit bestimmter Personen reagieren, die das System per „Presence Tag“ am Schlüsselbund erkennt. So schließt sich das SmartThings-Büro selbst ab, sobald der letzte Mitarbeiter gegangen ist, schaltet das Licht aus, dreht die Heizung herunter und aktiviert das Alarmsystem.
„Ninja Blocks“ [8] ist wie SmartThings ein System aus diversen Sensoren und einem IFTTT-ähnlichen System der Vernetzung und Automatisierung. Allerdings sind die Ninja Blocks Open Hardware und setzen auf Ubuntu Linux, Node.js und Arduino. Zudem gibt es eine REST-API, um Mobile- oder Web-Apps zu erstellen, die mit Ninja Blocks zusammenarbeiten.
Fazit
Schon heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich das Internet der Dinge zunutze zu machen. Manches davon ist eher spaßig und etwas für Geeks. Andere Anwendungen aber zeigen, dass sich die Funktionalität und Nützlichkeit eines Geräts so entscheidend erweitern lassen. Was wir hier sehen, ist zudem nur der Anfang. In Zukunft werden solche Automatisierungen selbstverständlich und viel umfangreicher sein.
So mancher wird sich dabei die Frage nach der Datensicherheit stellen. Und tatsächlich ist es eine persönliche Entscheidung, ob man diese Informationen einem oder gar mehreren Online-Diensten anvertrauen möchte. Dass die nicht immer sicher sind und solche Daten neugierige Augen anlocken, ist klar. Allerdings dürfte diese Frage keinem Internet-Vielnutzer wirklich neu sein. Neu ist jedoch, dass sich beispielsweise jemand in den Betrieb eines Haushalts hacken könnte. Hier haben die Hersteller in der Regel bereits Maßnahmen ergriffen, um das zu erschweren.
Else meint: If This THAN That – der ist ja mal geil, besonders in diesem Magazin *lol*
Meine LaughWatcherBox hat das gleich gemerkt und sofort einen Tweet abgesetzt, dass ich gerade gelacht habe und die WhenWiLaugh-Lachsäcke bei meinem Dad in Bamberg und meiner Ma in Duisburg haben volle Möhre losgelegt *späßli*