Programmieren auf Apple Silicon: Dieser deutsche Entwickler ist zuversichtlich
Der 21-jährige Entwickler Vladimir ist mit seiner intuitiven App Vectornator für vektorbasiertes Grafikdesign im App-Store von Apple überaus erfolgreich. Seine Software wurde bisher mehr als drei Millionen Mal für iOS und MacOS heruntergeladen. Sie gehört außerdem zu den ersten Apps, die den M1-Chip, der die neuen Macs antreibt, nativ unterstützen.
t3n.de: Moin Vladimir, stell dich doch bitte kurz vor und verrate uns, wie du zum Programmieren gekommen bist.
Vladimir Danila: Ich bin 21 Jahre alt und habe mit 17 mit Linerarity meine eigene Firma gegründet. Ich habe ungefähr mit zehn Jahren mit dem Programmieren angefangen, weil ich das damals einfach schon total spannend fand. Ich war ein großer Lego-Fan und für mich war Programmieren wie digitales Lego.
t3n.de: Okay, und hast du mit einem konkreten Projekt im Hinterkopf gestartet?
Vladimir Danila: Ja, ich hatte das Bedürfnis nach einem Grafikprogramm, denn ich hatte eine Website mit einem Blog, und irgendwie waren meine Zeichnungen immer total verpixelt. Dadurch bin ich schon früh auf das Thema vektorbasierte Grafiken gekommen. Auf der Suche nach einem Programm, mit dem ich Grafiken erstellen kann, die egal bei welcher Auflösung nicht verpixeln, bin ich über Adobe Illustrator gestolpert.
t3n.de: Harter Tobak für einen Zehnjährigen…
Vladimir Danila: Absolut! Die Software fand ich so schwer zu nutzen, dass ich mich irgendwann dazu entschieden habe, mein eigenes Vektorprogramm zu bauen. Ich habe dann – etwa als ich zehn war – angefangen, so etwas für das iPad zu entwickeln. Die App, mit der ich heute mein Geld verdiene, heißt Vectornator und ich habe sie seit meiner Kindheit immer weiter verbessert.
2017 habe ich damit auch bei „Jugend forscht“ mitgemacht und habe da den ersten Platz in der Kategorie Mathematik/Informatik belegt. Im Rahmen dessen habe ich auch unseren aktuellen Investorenkreis kennengelernt, der mir dazu geraten hat, ein Unternehmen zu gründen. Die haben mir dann ein wenig mit dem Startkapital geholfen und seitdem geht es eigentlich nur nach oben.
In Deutschland ist so eine Unternehmensgründung doch etwas kompliziert. Da ich erst 17 Jahre alt war, lief das Ganze anfangs über meine Mutter.
t3n.de: Wann war denn die erste Version von Vectornator fertig?
Vladimir Danila: Die erste Version kam direkt 2017 raus – im selben Jahr, in dem ich mit Unterstützung meiner Business-Angels die Linerarity GmbH gegründet habe.
t3n.de: Ihr wurdet schon häufiger im Apple-App-Store gefeatured, zum Beispiel als „App des Tages“ oder auch in der Kategorie „New Apps We Love“. Wie wirkt sich sowas auf die Downloads aus?
Vladimir Danila: Man merkt jedes Mal, wenn man irgendwo gefeatured wird. Selbst wenn man gar nicht weiß, woher es genau kommt. Es gibt ja in jedem Land einen App-Store mit eigenen Empfehlungen. Wir haben jedes mal einen Peak, der die Downloadzahlen teilweise auf Tagesbasis versechsfacht.
Wir können über den App-Store neue Kunden in der ganzen Welt erreichen, und es ist sehr gut, dass Apple kürzlich die Provision für Entwickler im Rahmen des Apple Small Business Program halbiert hat.
t3n.de: Profitiert dein Unternehmen auch von der verringerten Provision?
Vladimir Danila: Aktuell sind wir noch Pre-Revenue, aber sobald wir umschalten, werden wir natürlich auch davon profitieren. Wir starten ja von Null und kommen somit in das Programm. Eigentlich profitiert ja jeder davon. Bisher lag die Provision bei 30 Prozent, jetzt nur noch 15 Prozent. Das ist schon eine gute Sache für alle Entwickler und kleine Unternehmen.
t3n.de: Habt ihr eine für Apple Silicon optimierte und auf den neuen M1-Macs nativ laufende Version von Vectornator?
Vladimir Danila: Ja, wir gehören zu den ersten überhaupt, die ihre App auch nativ auf M1 zur Verfügung stellen konnten. Wir sind seit Tag 1 dabei und unterstützen die superschnellen Apple-M1-Chips mit Vectornator X5.4. Wir waren tatsächlich auch ganz kurz Teil der Keynote bei der Vorstellung der neuen Macs.
t3n.de: Wie hat sich denn die Anpassung für den M1 gestaltet? Ging das reibungslos?
Vladimir Danila: Tatsächlich ja. Wir hatten den großen Vorteil, dass wir recht modernen Code haben. Und wir mussten echt nur einmal auf den Ausführknopf von Xcode drücken. Außerdem setzen wir auf keine Third-Party-Libraries, bei denen wir dann erstmal hätten warten müssen, dass die entsprechend angepasst werden.
Wir kommen ohnehin aus der iOS-Welt, beziehungsweise auf dem Mac von Catalyst, sodass wir seit jeher Apple-Silicon first waren. Das war in dem Fall richtig praktisch, weil wir ganz einfach die ganzen Optimierungen vom iPad auf den Mac rüberziehen konnten. Die ganzen Low-Level-Prozesse und -Instruktionen, die man einfach auf Intel nicht zur Verfügung hatte.
t3n.de: Hast du schon einen M1-Mac bei dir rumstehen?
Vladimir Danila: Ja, wir haben ein paar in der Firma. Das coole ist aktuell, wenn du deinen M1-Mac startest und auf den App-Store gehst, wird unsere App direkt total prominent angezeigt. Es gibt einfach noch nicht so viele native Apps von Drittanbietern und wir sind da eine unter zehn, die bisher verfügbar sind.
t3n.de: Wie ist denn dein bisheriger Eindruck von den neuen Macs und Apple Silicon?
Vladimir Danila: Die sind super schnell. Das merkst du sofort. Auch die Akkulaufzeit ist unschlagbar.
t3n.de: Was hältst du von Unified Memory? Inwiefern können Entwickler davon profitieren?
Vladimir Danila: Das ist eigentlich eine Sache, von der alle Grafik-Apps massiv profitieren. Man spart einfach Zeit, denn man muss jetzt keine Daten mehr vom Arbeitsspeicher in die Grafikkarte übertragen. Das hat vorher beim Schreiben immer so einen kleinen Lag ausgelöst und ist jetzt alles zusammengeführt.
t3n.de: Meinst du, dass aufgrund von Unified Memory die aktuellen Konfigurationen der Macs mit 8 oder 16 GB ausreichen?
Vladimir Danila: Also ich hab mal ausprobiert, auf dem neuen Macbook Air mit acht Gigabyte zu entwickeln und das hat vollkommen ausgereicht. Ich weiß nicht, ob das an Unified Memory liegt oder generell an der Apple-Prozessorenarchitektur. Auch ein iPad Pro mit geringem Arbeitsspeicher kann zum Beispiel 4K-Videos schneiden und ohne Probleme speichern. Ich glaube, das liegt einfach echt an der generellen Optimierung der Prozessorarchitektur.
t3n.de: Was sind deiner Meinung nach die Besonderheiten und Fallstricke, wenn man für den M1 entwickelt?
Vladimir Danila: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wenn man modernen Code schreibt, erhält man die ganzen Optimierungen automatisch. Und wenn man das nicht macht, dann hat man wahrscheinlich ein Problem. Es gibt ja noch diverse Legacy-Player in der Industrie, die ihre Software noch nicht mal für 64-Bit optimiert haben. Ich glaub, die haben jetzt richtige Probleme.
t3n.de: Für dich wird das wahrscheinlich nicht so relevant sein, aber wenn man eine M1-Maschine für die Entwicklung nutzen will, fehlen ja noch einige Werkzeuge. Docker ist da ein Beispiel. Findest du die neuen Macs generell zu diesem frühen Zeitpunkt der Transition empfehlenswert für Entwickler?
Vladimir Danila: Das kommt darauf an. Für Leute, die mit Xcode programmieren, reicht es komplett aus. Es bedarf einfach etwas Zeit, bis native Versionen vorhanden sind. Ich denke, in zwei Monaten wird alles da sein, was man im Alltag so braucht. Für die Transition von Intel zu Apple Silicon bin ich auf jeden Fall zuversichtlich.