- Mobile Payment existiert schon lange – in der Nische
- Paypal: Vom Online-Payment zum Point-Of-Sale
- Startpunkt Point-of-Sale: Starbucks und Square
- Mobile Payment mit Yapital: Gleichzeitiger Start in allen Kanälen
- Der stille Gigant – Mobile Payment mit Apples Passbook und Easypay
- Mobile Payment per QR-Code: Mehr als ein Übergangsphänomen
Mobile Payment per QR-Code: Strohfeuer oder Wegbereiter?
Die Zukunft für Payment-Anbieter sieht rosig aus: Der E-Commerce hat 2012 allein in Deutschland über 30 Milliarden Euro umgesetzt und der Umsatz wird in 2015 die 50 Milliarden-Euro-Marke knacken. Darüber hinaus kommt es bei Transaktionen zu einer Umverteilung von traditionellen Bezahlverfahren, wie etwa Rechnung oder Vorkasse, hin zu den modernen, die extra für die Online-Bezahlung geschaffen wurden.
Damit agieren Anbieter von modernen Bezahlverfahren auf der Basis von zwei Wachstumsfaktoren. Kein Wunder, dass der Platzhirsch Paypal mit jährlichen Wachstumsraten von über 30 Prozent die Milliardenmarke beim Umsatz geknackt hat. Beindruckende Werte, jedoch bescheiden, wenn man betrachtet, dass der Einzelhandelsumsatz über 400 Milliarden Euro beträgt. Sollte Mobile Payment davon lediglich zehn Prozent erobern, entstünde ein neuer Payment-Markt, der von der Größenordnung her das gesamte Segment der Online-Transaktionen überflügeln könnte.
Mobile Payment existiert schon lange – in der Nische
Seit es Handys gibt, existiert de facto auch Mobile Payment – allerdings in einem sehr überschaubaren Anwendungsbereich. Mit der so genannten Premium-SMS werden schon seit Jahren digitale Güter wie Logos und Klingeltöne abgerechnet. Beim SMS-TAN-Verfahren schickt die Bank an die angegebene Mobilfunknummer eine TAN-Nummer per SMS. Mit dieser schließt der Kunde die Transaktion im Anschluss ab. Einsatzgebiete und Transaktionskosten sind ähnlich wie beim Premium-SMS-Verfahren. Damit ist der Einsatzbereich natürlich sehr beschränkt und findet vor allen Dingen nicht am Point-of-Sale statt.
Doch genau dahin wollen die Anbieter, liegt dort doch das beschriebene riesige Potenzial. Die oft zitierte NFC-Technik stellt sich als die perspektivisch eleganteste Lösung dar. Um all die vielversprechenden NFC-Use-Cases Wirklichkeit werden zu lassen, gilt es aber, ein Henne- und Ei-Problem zu lösen. Die Transaktion über NFC funktioniert nämlich nur, wenn nicht nur das Smartphone NFC-fähig ist, sondern der Handel auch flächendeckend NFC-fähige Lesegeräte installiert.
Wer aber soll die Investition tätigen? Und welche Vorteile bieten sich dem Handel in dieser neuen Payment-Welt? Aufgrund dieser Problematik wird sich der Wandel zum Mobile Payment am Point-of-Sale (PoS) nicht in einem Big Bang vollziehen, sondern Zeit brauchen. Die konkurrierenden Anbieter müssen mit dem Handel über die Investitionen verhandeln und Nutzungsszenarien entwickeln, die dem Handel Vorteile bieten – zum Beispiel schnellere Transaktionen, Self-Service-Kassen oder die Verwendung der Daten für das Customer-Relationship-Management. All das kostet Zeit und Ressourcen.
Paypal: Vom Online-Payment zum Point-Of-Sale
Bis zur flächendeckenden Einführung von NFC-basiertem Payment gehört die Bühne den Übergangslösungen. Eine der Optionen ist die Nutzung eines QR-Codes. Auf dem Kassenzettel, den der Kunde etwa im Supermarkt erhält, befindet sich ein zweidimensionaler Code, den er mit der Kamera seines Smartphones scannt und so die Bezahltransaktion anstößt. Das ist längst nicht so elegant wie NFC, aber schneller und billiger umzusetzen, da der Verkäufer lediglich in Software investieren muss.
Praktisch anschauen und nutzen kann man QR-Codes beispielsweise in der Deutschen Bank Filiale „Q110“ in der Berliner Friedrichstrasse. Dort kann man die PayPal-QR-Code-Shopping-App einsetzen. Der Kunde muss einfach sein Paypal-Konto mit der App verknüpfen und eine Postadresse sowie einen vierstelligen Sicherheitscode hinterlegen. Anschließend ist er in der Lage, durch Scannen des QR-Codes Infos zu den angebotenen Produkten abzurufen, sie zu bestellen und eben auch direkt zu bezahlen. Dabei spielt es keine Rolle, wo er sich befindet, lassen sich die QR-Codes doch am PoS, an einer Plakatwand oder in einem virtuellen Shop anbringen. Mit dieser Lösung beschreitet Paypal den Weg zum „Everywhere Payment“. Das heißt, der Kunde wird in die Lage versetzt, mit einem Bezahlverfahren in jedem Kanal zu bezahlen. Aufgrund der schieren Masse an Kunden hat Paypal hier ein enormes Potenzial, auch wenn die Frage der Transaktionskosten und der Datenhoheit im Handel sicher diskutiert wird.
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Startpunkt Point-of-Sale: Starbucks und Square
Starbucks hat schon 2011 innovative QR-Code-Kampagnen gestartet. Neben Bargeld und Karte können Kunden in den Kaffeehäusern mit einer Loyalty-Karte oder der Starbucks-App bezahlen. Das hat den Nachteil, dass Nutzer ihren Account immer aufladen und schlichtweg im Blick behalten müssen, um zu checken, ob genug Guthaben vorhanden ist. Zudem handelt es sich um eine Insellösung, die nur im Starbucks-Universum funktioniert. Langfristig ist es unwahrscheinlich, dass der Kunde für jeden Retailer eine eigene App nutzt und diverse Prepaid-Konten verwaltet. Das wäre mehr als umständlich und dürfte auf Kundenseite nicht gerade auf Gegenliebe stoßen.
Diese Nachteile gehören allerdings – zumindest in den USA – der Vergangenheit an, da Starbucks dort mit Square Wallet kooperiert. Square, das mit der Dongle-Lösung für kleinere Händler gestartet ist und diese sozusagen zu Kreditkartenakzeptanz-Stellen gemacht hat, hat mit Square Wallet eine QR-Code-basierte App auf den Markt gebracht, die bei Starbucks zum Einsatz kommt. Aufgrund der hinterlegten Kreditkartendaten entfällt das Aufladen und Monitoren des Guthabens.
Darüber hinaus werden auch die Papierbelege überflüssig, da alle Transaktionen in der Square Wallet gespeichert sind. Kunden müssen bei Starbucks schlicht die App öffnen, den QR Code scannen und schon sind Bargeld oder Karten überflüssig. Square geht damit im Vergleich zu Paypal den umgekehrten Weg – sie starten am Point-of-Sale mit Dongles, begeben sich dann mit der App in die digitale Wallet-Welt und womöglich anschließend in den Online-Bereich, um so ebenfalls ein Payment für alle Kanäle anzubieten. Es wird natürlich spannend sein, wann Square diese Lösung in Deutschland anbietet und/oder ob es den europäischen Mittbewerbern iZettle, Payleven, Streetpay und Sum Up gelingt, vergleichbare Lösungen erfolgreich am Markt zu positionieren.
Mobile Payment mit Yapital: Gleichzeitiger Start in allen Kanälen
Die Otto-Group hat im vergangenen Jahr ihren neuen Payment-Dienst Yapital angekündigt, der gleich vom Start weg ein Bezahlen in allen Kanälen ermöglichen soll. Online funktioniert das wie eine übliche Wallet à la Paypal, während am Point-of-Sale entweder eine spezielle Yapital-Kreditkarte oder aber die Yapital-App zum Einsatz kommen soll. Mit der Yapital-App wird ein QR-Code auf dem Kassenzettel oder am Terminal gescannt, um das mobile Zahlen zu ermöglichen.
Die Otto-Group kombiniert damit sozusagen die beiden unterschiedlichen Entwicklungspfade von Paypal und Square und präsentiert vom Start weg ein Payment für alle Kanäle. Dahinter steckt die Philosophie, dass die Technik für den Konsumenten nicht entscheidend ist – er will schlichtweg überall mit dem gleichen Dienst zahlen, sodass ihm an jedem Ort die jeweilige Technologie, sei es nun Karte, App oder Wallet, zur Verfügung gestellt werden muss. Man darf daher gespannt sein auf die Einführung des Services in diesem Jahr.
Der stille Gigant – Mobile Payment mit Apples Passbook und Easypay
Passbook ist eine in iOS 6 vorinstallierte Sammel-App für Barcode-Dokumente mit zeit- und ortsbasierter Erinnerungsfunktion. Elektronische Tickets, Loyalty Karten oder mobile Coupons können in der App abgelegt und gesammelt werden. Die Geofencing- und Kalenderfunktion der App ermöglicht die Anzeige von relevanten Informationen auf dem Sperrbildschirm zu einer bestimmten Uhrzeit oder bei Eintreffen an einem bestimmten Ort.
Auf den ersten Blick hat das so gar nichts mit Payment zu tun. Aber ein Blick auf die Easypay-Funktion in der „Apple Store“ App lässt erahnen, wohin der Weg führen kann. Mit der Easypay-Funktion kann der Kunde in den Apple Stores Zubehörteile wie etwa Ladegeräte oder Kabel kaufen, indem er einen QR-Code scannt. Das Payment läuft dann über den iTunes-Account und die dort hinterlegten Zahlverfahren von Easypay.
Diesen Schritt könnte Apple auch mit Passbook vollziehen. Der Konzern könnte mit Passbook einen stufenweisen Einstieg in den mobilen Payment-Markt verfolgen. Passbook dient dabei der Heranführung der Kunden an mobile Bezahlverfahren und könnte in den nächsten Schritten zu einer Mobile Wallet mit Bezahlfunktion ausgebaut werden. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern fokussiert sich Apple nicht nur auf die Digitalisierung des Geldes, sondern kreiert erst einmal ein Ökosystem zur Digitalisierung aller Bestandteile der Geldbörse jenseits des Geldes. Diesmal kommt der disruptive Ansatz von Apple subversiv daher. Die Nutzung von Passbook durch den User und die Erstellung von Passbook-Anwendungen in den ersten Monaten sind jedenfalls enorm und verdeutlichen das große Potenzial.
Mobile Payment per QR-Code: Mehr als ein Übergangsphänomen
Über kurz oder lang wird das Smartphone nicht nur zum Träger des Geldes, sondern es verbindet auch den stationären Einzelhandel mit dem E-Commerce – es wird zum Missing Link, das den physischen Einzelhandel in die digitale Ökonomie integriert. Aus E-Commerce wird Everywhere Commerce – wir werden in Zukunft eine kommerzielle Transaktion von jedem Gerät aus starten, fortsetzen und beenden können. Und dafür wird das Smartphone das zentrale Gerät sein. Das eben genau dort dann auch die Bezahlfunktion integriert ist, ist nur die logische Konsequenz. Und da die Durchdringung mit NFC ein langwieriger Prozess ist, wird die günstige und einfache QR-Technologie mehr als nur ein kurzes Übergangsphänomen sein. Mindestens vier vielversprechende Ansätze sind im Blick zu behalten.
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BLE / iBeacons ist ein heißer Kandidat als Standard-Nahfeldkommunikation für Mobile payment. Sollte man berücksichtigen.