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Vorgestellt: Gregor Hochmuth und sein Bookmarking-Portal Mento: „Man kann sich schnell in Features hineinsteigern“

Interessante Links speichern, wiederfinden und vor allem mit Freunden teilen – diese Aufgaben erledigt der noch junge Service Mento mit Eleganz und schönen Lösungen im Detail. Dass es ihn gibt, verdanken wir nicht nur dem Macher Gregor Hochmuth, sondern auch seinen Freunden und der amerikanischen Bürokratie. Denn eigentlich sollte Mento ganz anders werden. Und beinahe hätte es den Dienst nie gegeben.

5 Min. Lesezeit
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„Den Namen Mento gibt es schon sehr lange“, sagt Gregor Hochmuth. „Aber eigentlich wollte ich eine Art Empfehlungsseite für alles machen.“ Restaurants, Bücher, Filme: Eben zu allem, worüber Freunde auch mit anderen Freunden reden und sich gegenseitig Tipps geben.

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Überhaupt Freunde: Sie spielen eine zentrale Rolle in Gregor Hochmuths Ideenwelt. Denn große Portale für Empfehlungen gibt es natürlich schon. Nur: „Da bestimmt die Mehrheit, was gut und was schlecht ist. Die Meinung meiner Freunde ist mir aber wichtiger“, sagt der Mento-Macher. „Auf jeden Fall kann ich eine Empfehlung dann besser einschätzen.“

Vorläufer des Portals brachte die Idee

Der erste Test eines solchen Systems verlief allerdings ernüchternd: Es lief einfach nicht richtig an. Wer auf die Mitarbeit einer Community setzt, kennt diesen Effekt: Nur ein verschwindend geringer Teil wird selbst aktiv. Innerhalb eines ja meist überschaubaren Freunde-Netzwerks waren das zu wenige. War die Idee etwa schon gescheitert? Nicht ganz. Denn eine Funktion war erstaunlich beliebt: Links empfehlen.

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Gregor Hochmuth reagierte, warf alles andere über Bord und konzentrierte sich auf dieses Feature. Ein Vorgehen, das sich bei ihm auch heute noch zeigt: Anfang August hat er das jetzige Mento [1] erneut aufgeräumt. Kaum genutzte Funktionen wanderten in die zweite Reihe, wichtige Features wurden noch stärker hervorgehoben. Dabei spielt Gregor Hochmuths eigener Geschmack keine Rolle. Wichtig ist, was den Nutzern gefällt. „Das ist eine Lektion, die man lernen muss“, hat er festgestellt. „Man kann sich schnell in eine lange Liste mit Features hineinsteigern.“

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Mento ist deshalb schlicht und mächtig zugleich. Diese Eigenschaft kennt man von anderen beliebten Web-Angeboten. Ein Beispiel: Google. Und beim Suchmaschinen-Giganten wäre Gregor Hochmuth auch beinahe gelandet. Die Zusage hatte er schon in der Tasche.

Zu dem Zeitpunkt war er schon seit vielen Jahren in den USA. Als er 14 Jahre alt war, hatte seine Mutter eine Professur angenommen. Was zunächst nur ein Jahr dauern sollte, wurde zum neuen Lebensmittelpunkt. Gregor Hochmuth machte den Schulabschluss und studierte an der Stanford University Informatik und Produkt-/Interface-Design. Diese Hochschule hat schon viele kluge Köpfe hervorgebracht, auch die Google-Gründer Sergej Brin und Larry Page.

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Google bot Gregor Hochmuth eine Stelle an, er benötigte nur noch eine entsprechende Arbeitsgenehmigung. Das Verfahren dafür zog sich aber immer länger hin. Schließlich ging Gregor Hochmuth in seine Heimatstadt Berlin – zunächst nur vorübergehend. Aus Wochen wurden Monate, die Zeit verging. Er begrub schließlich die Hoffnung auf einen Job beim Suchmaschinen-Riesen und nahm eine Stelle beim Risikokapitalgeber „Hasso Plattner Ventures“ an. Hier bewertete er Startups und ihre Technologie, begleitete sie ein Stück ihres Wegs. „Eine unglaublich tolle und bereichernde Erfahrung, auch wenn ich an eine solche Aufgabe selbst nie gedacht hätte“, sagt Gregor Hochmuth.

Schritt in die Selbstständigkeit

Obwohl ihm die Arbeit gefällt und sie sein Einkommen sichert, wagt er nach anderthalb Jahren einen neuen Schritt. Nachdem er so viele Ideen gesehen und bewertet hat, will er endlich sein eigene Idee umsetzen, die ihn schon so viele Jahre verfolgt: Mento. Er macht sich selbstständig.

Nach sechs Monaten ist eine erste Version in einer geschlossenen Alpha im Netz. Die Nutzer können gefundene Links abspeichern, mit Schlagworten versehen, direkt an Freunde senden oder in Channels einsortieren. Besonders beliebt: Screenshots hinzufügen. Das funktioniert beim Firefox direkt im Browser. Zudem sieht man, wer aus dem eigenen Netzwerk auf die Links geklickt hat. „Trifft man sich das nächste Mal, kann man sich darüber sofort unterhalten“, erklärt Gregor Hochmuth die Idee.

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Mit Hilfe der bekannten „A-B-Testmethode“ kontrolliert Gregor Hochmuth, wie neue Features oder ein verändertes Layout ankommen. Dabei bekommt die eine Hälfte der Nutzer etwas anderes zu sehen als der Rest. Kommt eine Version besser an, wird sie übernommen.

„Zuletzt waren einfach zu viele Knöpfe in der Mentobox“, sagt Gregor Hochmuth. Viele Nutzer wollen einen Link zunächst aber nur abspeichern. Dem trägt die aktuelle Version Rechnung. „Andererseits will ich Features den Nutzern nicht einfach wieder wegnehmen. Das ist der größte Balance-Akt.“ Wenn man die erste Masse von Usern habe, könne man sehr gezielt reagieren und das System auf das ausrichten, was die User nutzen.

Aber Gregor Hochmuth nimmt nicht nur weg, er fügt auch hinzu. Rubriken und Themen spielen eine größere Rolle. Man soll darüber noch einfacher auf relevante Links stoßen. Dazu gehören große, übergeordnete Rubriken, aber auch selbst angelegte Channels. Künftig könnte Mento zudem Experten und interessante Nutzer herausfiltern. Kriterien wären: Wer stellt die interessantesten Links in einer bestimmten Kategorie ein? Wer bekommt das meiste Feedback? Wem folgen die meisten?

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Ein anderes Thema ist eine API, damit Dritte zusätzliche Dienste zu Mento anbieten können. Die Idee sei interessant, aber die Hauptfrage sei der Traffic. „Am Ende verursacht die API die meiste Last, die Seite ist down und niemand sieht, warum.“ Geplant ist auf jeden Fall eine API, die zu Delicious kompatibel ist. Im ersten Wurf könnte sie den Im- und Export von Links ermöglichen – ein Feature, das sich viele Nutzer wünschen.

Künftiges Geschäftsmodell

Wie bei jedem Startup stellt sich die Frage nach dem Geschäftsmodell. Ein Teil ist bereits zu sehen: kontextsensitive Textanzeigen von Google AdSense. Zudem soll Mento beispielsweise als internes Tool für Unternehmen ausgebaut werden. Schon jetzt kann man Links auf „privat“ setzen, um sie nur einem ausgewählten Personenkreis zu zeigen. Die Idee ließe sich auf ganze Gruppen ausdehnen. Denkbar auch, dass Firmen ihre Linktipps unter dem eigenen Logo veröffentlichen und auf diese Weise Mehrwert schaffen und Nutzer anziehen. Möglich wären auch Pro-Features wie ein vollständiges Archiv der gefunden Seiten anstatt nur ihrer Adressen. Und wenn Gregor Hochmuth die Gedanken noch weiter in die Zukunft schweifen lässt, sieht er eine Link-Publishing-Plattform vor sich. „So wie iTunes eine Plattform für Podcasts ist, könnte Mento eine Plattform für Links werden“, erklärt er. Das wäre dann nicht nur für die eigenen Freunde interessant, sondern auch für Redakteure und Firmen.

Voraussetzung ist sicherlich, dass die Nutzer das auch wollen. Denn wenn das nicht ankommt, wird Gregor Hochmuth sicher die Konsequenz daraus ziehen – so radikal sie auch scheinen mag.

Zahlen und Fakten zu Mento
Verwendete Technologien
Das Backend ist mit Django programmiert. Der Vorgänger setzte auf Ruby on Rails. Im Frontend kommt die JavaScript-Bibliothek Prototype zum Einsatz (sie stammt noch aus Rails-Zeiten). Entwicklung mit Eclipse (pydev plugin) für Code und HTML sowie Macromedia/Adobe Fireworks für Grafik und Design-Skizzen.
Hosting-Konzept
Externer Dienstleister (www.joyent.com). Derzeit drei Server: Datenbank und Web, Media-Server (Image-Hosting und -Processing), Background-Tasks und Data Mining.
Entwicklungsteam
Intern/eigene Entwickler.
Nutzungsdaten
Start der öffentlichen Beta war Mai 2008. Die private Beta (mit dem Rails-Prototypen) begann im Oktober/November 2007, die Umstellung auf die jetzige Plattform erfolgte im Januar. Im ersten vollen Monat nach Start der öffentlichen Beta (Juni 2008) hatte Mento 40.000 Besucher und gut 100.000 Pageviews. Seit Beginn der Beta wurden mit Mento rund 55.000 Links empfohlen. DieTop-3-Seiten sind Flickr.com, YouTube.com und nytimes.com.
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