SEO für Redakteure – Erfolgreich für Leser und Suchmaschine schreiben
Verweigert man die Kommunikation mit Google & Co. kommt das einer Verweigerung gegenüber dem Suchenden gleich. Stellen Sie sich vor, Sie treffen Julian Assange und haben die einmalige Gelegenheit, mit ihm über Wikileaks zu sprechen. Sie holen tief Luft, schauen ihm fest in die Augen und sagen: „Eine nette Seite haben Sie da. Guter Traffic. Schon mal über das Amazon Partnerprogramm nachgedacht?“
So ähnlich fühlte man sich noch vor zwei, drei Jahren, wenn man Journalisten und Redakteure von der Notwendigkeit einer sinnvollen SEO-Strategie überzeugen wollte. Suchmaschinenoptimiertes Schreiben war gleichbedeutend mit dem Negieren einer anspruchsvollen Autorentätigkeit und dem gekonnten Spiel mit der Sprache.
SEO als Ansporn
Mittlerweile ist die Bedeutung von Informationsmanagement und Auffindbarkeit jedoch in den meisten Online-Redaktionen angekommen, mehr noch: ein gewisser Ehrgeiz setzt sich durch. Wie viele Leser kann der Redakteur mit seinem Artikel erreichen? Schafft er es als Top-Teaser in Google News? Und wie lange findet man den Artikel im News-Index?
Doch nicht nur News-Redakteure profitieren davon, suchmaschinenoptimiert zu schreiben. De facto ist SEO für jeden, der Content im Internet produziert, relevant und aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Wie schreibt man nun aber einen guten Artikel fürs Netz?
Die richtigen Fragen stellen
Die erste Herausforderung besteht in der Identifikation der eigenen Zielgruppe. Was banal klingt, ist erfolgsentscheidend. Wen möchte man überhaupt mit seinem Artikel erreichen? Wonach würde diese Person suchen? Und welche Intention hat sie bei der Suche?
Auch wenn Meta-Keywords keinen Einfluss mehr auf das Ranking im organischen Index haben, sollten Redakteure sie häufig setzen. Dies hat einen einfachen Grund: Durch die Reduktion auf einige wenige Begriffe wird der Autor mit der Frage konfrontiert, worum sich sein Artikel eigentlich dreht. Meist wird im Zuge dieser Abstraktion deutlich, dass die verwendeten Keywords kaum oder zu selten im Artikel vorkommen. Anders ausgedrückt: Der eigentliche Inhalt wird nicht deutlich genug kommuniziert – weder an die Maschine, noch an den Leser.
Die Antwort liefern
Wenn man nun die Kernbegriffe des Artikels identifiziert hat, lautet die nächste Frage: Sind diese Begriffe auch für den Leser relevant? Oder würde die Mehrheit der Suchenden beispielsweise nach „Reisetipps“ und nicht nach „Urlaubstipps“ suchen? Hier kommt das erste hilfreiche und kostenfreie Tool zum Einsatz: das Google AdWords Keywordtool.
Mittlerweile in seiner Funktionalität deutlich eingeschränkter als die Vorgängerversion, bietet das Google AdWords Keywordtool immer noch einen guten ersten Einblick in die Welt der Suchbegriffe. Das Vorgehen ist einfach: Keyword eingeben, das meist recht kreative Google-Captcha lösen und „Suchen“ klicken. Anschließend in der linken Spalte unter „Keyword-Optionen“ das Häkchen bei „Exakt“ setzen und bei „Weitgehend“ entfernen. Das Ergebnis: das eigene Keyword plus verwandte Begriffe mit der Angabe zum Wettbewerb (hier sind die Konkurrenten gemeint, die zu diesem Begriff Anzeigen bei Google schalten) und die spannende Zahl „monatliche, lokale Suchanfragen“. Folgt man dem angesprochenen Tourismus-Beispiel, sieht man bei der Eingabe von „Reisetipps“ und „Urlaubstipps“, dass Ersteres häufiger gesucht wird. Daher sollte man auch dieses Keyword wählen.
Man könnte meinen, dass das die Kreativität einschränkt. Dem ist allerdings nicht so, denn hier fängt sie erst richtig an. Die Aufgabe besteht nun darin, den Artikel auf die gefundenen Begriffe hin zu optimieren und zwar so, dass er nach wie vor natürlich geschrieben aussieht und gut klingt. Autoren sollten strikte Richtlinien wie „das Keyword muss in 100 Worten mindestens x mal vorkommen“ oder „wichtige Begriffe sollten immer im ersten Abschnitt erscheinen“ vergessen.
Richtwerte für Keywords
Niemals sollte der Verfasser eines Textes seinen Leser vergessen. Denn für eben diesen optimiert man schließlich den Artikel. Spricht der Artikel niemanden an, erhält der Autor keine Erwähnungen und Verlinkungen auf Twitter, Facebook & Co sowie keine Backlinks – nach wie vor eine der wichtigsten Währungen im SEO.
Natürlich sollte der Begriff im Text vorkommen und dabei ganz natürlich auf den gesamten Text verteilt werden, nicht nur im ersten Abschnitt. In der Headline ist das Setzen des Keywords sehr sinnvoll, denn meist generiert sich der Seitentitel (Title) aus der gesetzten H1. Wenn das CMS mit einer Dachzeile arbeitet, ist es sinnvoll, hier die stärksten übergeordeten Begriffe einzufügen.
Wie oft sollte das Keyword vorkommen? Ein Richtwert wäre eine Keyword-Dichte (Keyword-Density) von 2,5 bis 4,5 Prozent. Allerdings sollte man bei letzterem schon richtig gut schreiben können und auch immer das Template beachten, in das der Artikel eingebunden ist. Wenn die Seite an sich schon intern mit dem Linktext (Anchor) „Reisetipps“ auf 20 weitere Unterseiten verlinkt, der Begriff also schon 20 mal auf der Seite vorkommt, dann sollte die Density des Artikels nicht zu hoch werden, da sonst die Keyworddichte auf der gesamten Seite zu groß ist.
Fünf Rankingfaktoren, die Redakteure beeinflussen können
- Keyword in der H1: Die H1 ist die wichtigste Überschrift und sollte das Keyword enthalten, um den sich der Artikel dreht.
- Keyword
im Title: Viele CMS ziehen den Seitentitel aus der gesetzten H1. Somit
kann man auch den Seitentitel durch die richtige Wahl der Überschrift
beeinflussen. Sollte dem nicht so sein, hilft ein technisches
Nachbessern des CMS. Accessibility-Guidelines empfehlen ein gewisses
Matching von Title und H1. Google mag Accessibility-Guidelines! Daher
hat sich eine Technik bewährt, die die teilweise Generierung des Title
aus der H1 stützt. - Keyword in der URL: Ebenso wie der Title wird
die URL oftmals aus der H1 der Seite generiert. Andere Techniken
generieren URLs beispielsweise aus dem Tagging, das der Redakteur für
den Artikel vorgenommen hat. Beim Tagging gilt ebenso wie beim
Definieren von Meta Keywords: Worum dreht sich der Artikel? Kann man die
ein, zwei Masterkeywords benennen, um die er sich wirklich dreht? - Keyword
im Linktext (Anchor) des internen Links: Bei internen Links sollte man beachten,
dass man die entsprechende Unterseite treffend mit dem entsprechenden
Keyword verlinkt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die
Variation der Anchors in der internen Verlinkung pro Unterseite nicht zu
groß wird. Das heißt, dass man im Idealfall eine Unterseite intern mit
höchstens drei differierenden Anchortexten verlinkt. - Keyword im
Anchor externer Links: Je klarer ein Artikel auf ein Keyword fokussiert
ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mit eben diesem
Keyword verlinkt wird. Je besser der Artikel ist, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit, dass er überhaupt verlinkt wird.
Interne Verlinkung nicht vergessen
Große Bedeutung kommt auch der internen Verlinkung zu: kann der Redakteur aus seinem Artikel sinnvoll auf eigene Unterseiten verlinken, die dem Leser einen Mehrwert bieten und zum Thema passen? Dann sollte er dies auch tun und darauf achten, dass der verlinkte Text die wichtigsten Begriffe der Unterseite enthält. Doch auch hier gilt: nicht übertreiben! Wenn man die Anzahl der Worte des Artikels durch alle Links teilt, die von der Seite ausgehen, dann sollte die Zahl Vier als Ergebnis auf einem redaktionellen Angebot niemals unterschritten werden.
Fazit
Die Fokussierung auf die richtigen Suchbegriffe und ihre sinnvolle
Platzierung ist grundlegend für den Erfolg der Website. Wenn man oben
genannte Hinweise verinnerlicht und auch die zum Text passenden Bilder
aussagekräftig benennt sowie mit Bildunterschriften versieht, Videos
entsprechend beschreibt, wenn die interne Verlinkung der Seite den
Grundsätzen der erfolgreichen Mensch-Suchmaschine-Mensch-Kommunikation
folgt und wenn man vor allem niemals vergisst, dass der Leser
anspruchsvoll ist und die Konkurrenz nur einen Klick entfernt ist, dann
ist man auf dem besten Weg, gefunden und gelesen zu werden.
Hilfreiche Tools zur Keywordrecherche | |
Google Keyword Tool | Tool zur Ermittlung von Suchvolumina mit Synonym-Vorschlägen, einem Blick auf Konkurrenzaktivitäten und Trends |
Google Insights for Search | Eine Übersicht über die Nachfrage-Entwicklung eines Keywords mit regionaler Spezifikation, Prognose für die Zukunft und Einblick in die Google-Kategorisierung von Begriffen |
Google Webmaster Tools | Ein Must-have für jeden Publisher! Direkte Kommunikation mit Google über Dashboard mit Informationen über Googles Relevanzeinschätzung der eigenen Seite im Hinblick auf Keywords |
Leipziger Wortschatz | Kostenfreie Datenbank zum Finden von Synonymen |
Das beste Tool: Google selbst! Suchen Sie nach Ihrem Keyword und klicken Sie in der linken Spalte auf „Mehr Optionen“. Dort finden Sie „Verwandte Suchanfragen“ oder das Wunderrad. Direkt bei der Eingabe eines Begriffes werden Ihnen Vervollständigungen, Adressen und Alternativen vorgeschlagen (Suggest). |
Ich frage mich gerade wie alt der Artikel ist oder ob ich etwas verpasst habe. Das Wunderrad wurde schon vor einem halben Jahr entfernt! Von daher lohnt es sicherlich, die eingesandten Artikel, auch wenn Sie von anerkannten Größen aus der SEO Szene stammen, auf ihre Aktualität zu prüfen. Gerne könnt Ihr mich eines besseren Belehren…
Habe mich auch gefragt wie alt dieser Text schon sein mag.
Bei dem Tipp „Keyword in der H1: Die H1 ist die wichtigste Überschrift und sollte das Keyword enthalten, um den sich der Artikel dreht.“ kam ich ins Zweifeln.
Guter Bericht, und ich denke vorallem für Redakteure ist SEO wichtig. Aber ganz so einfach wie es in dem Bericht vorgestellt wurde, ist es wirklich nicht!
Wenngleich vieles im Artikel richtig ist, kann man den Grundtenor „Schreiben für SEO“ durchaus kritisch sehen. Meine Erfahrungen haben jedenfalls gezeigt, dass eine starke Ausrichtung auf Keywords eine Pressemitteilung vielleicht in die Google-News führt und eine Seite bezüglich des Rankings verbessert. Doch hat das dem Betreiber der Site keine großen Vorteile gebracht, da das Ranking etwa stark überschätzt wird. Wichtiger war oft eine positive Erwähnung bzw. Verlinkung durch andere. Diese hat dem Renommée einiges hinzugefügt und das SEO dann auch verbessert. Mein Tip: Interessant schreiben und wirklich neue Informationen bringen, dabei das Keyword einstreuen. Niemals die maximale Keyword-Dichte nutzen, das macht den Text unleserlich und unglaubwürdig. SEO-Texte gibt es an allen Ecken für umsonst.
Hi Olaf, der Artikel ist vom Januar 2011, da gab’s das Rad noch (und WDF*IDF und Google+ noch nicht :)).
Und Ray: ganz Deiner Meinung, daher habe ich hier ja versucht klarzumachen, dass der Leser das wichtigste Rankingkriterium ist. Dennoch scheint die Forderung, dass die Schlüsselbegriffe, um die es geht, klar genannt werden, banal zu sein – ist sie aber nicht.
Und dabei geht es nicht nur um Print-Importe, die meist Schwierigkeiten beim Medienwechsel verursachen, sondern auch um Artikel an sich, die hervorragend geschrieben sind, aber nach drei Tagen, wenn der Startseitenteaser verschwindet, leider nicht mehr gefunden werden können, eben weil die Begrifflichkeit nicht klar ist. Und das ist schade: für Leser und Autor.