Die Einsatzmöglichkeiten von SEO-Tools
Artikel aus September 2011
War noch vor wenigen Jahren jeder Suchmaschinenoptimierer auf die Tools beschränkt, die er selber schreiben konnte, gibt es inzwischen eine große Vielfalt professioneller Werkzeuge. Neben den Anbietern großer SEO-Suiten (siehe Tabelle am Artikelende) buhlen spezialisierte Tools (siehe Infoboxen) um die Gunst der Nutzer. Nicht in den Überblick der SEO-Suiten hat es das Web-Tool Seitwert geschafft. Seitwert bietet zwar über eine übersichtliche Oberfläche den Zugriff auf die Daten verschiedener anderer Anbieter an, allerdings fehlen wesentliche Infos, wie etwa ein eigener Sichtbarkeits-Index, so dass Seitwert derzeit nicht mit den „großen“ SEO-Suiten konkurrieren kann. Seitwert wird im Abomodell angeboten und kostet ab 6,95 Euro pro Monat.
Da Suchmaschinentools mit großen Datenmengen umgehen müssen, hat sich als Vertriebsmodell ein webbasierter Zugriff mit monatlicher Abrechnung durchgesetzt. Lediglich ein Tool kann der Anwender als Programm auf dem Desktop installieren. Der SEO Traffic-Booster von Data Becker ist in verschiedenen Versionen für 89,95 Euro, 297,50 Euro und 595 Euro erhältlich. Neben der festen Bindung an einen Arbeitsplatz hat dieses Vorgehen einen weiteren gravierenden Nachteil: Es stehen weitaus weniger Daten zur Verfügung und diese auch erst ab dem Zeitpunkt, ab dem man dem Programm die Erhebung dieser Daten befohlen hat. Für ernsthafte Einblicke und eine langfristig orientierte Suchmaschinenoptimierung ist das zu wenig.
Die richtigen Keywords finden
Am Anfang war das Wort. So pathetisch das klingt, so zutreffend ist es in der Suchmaschinenoptimierung. Denn eine ordentliche Sichtbarkeit in den Ergebnissen von Google kann man immer nur im Zusammenhang mit den Suchbegriffen (Keywords) bewerten. Noch vor einer umfangreichen Investition in Technik, Inhalt und Linkaufbau für eine Website sollte klar sein, welche wirtschaftlichen Potenziale im Thema stecken.
Die Formel für ein gutes Keyword könnte man vereinfacht so darstellen: inhaltliche Nähe * Klickpreis * Suchvolumen / Konkurrenz. Je besser der Begriff zu einem Geschäftsmodell passt und je höher das mögliche Besuchervolumen darüber und die wirtschaftliche Bewertung in den AdWords ist, umso mehr lohnt sich die Optimierung. Eine starke Konkurrenz reduziert natürlich die Chancen, da hierdurch die Optimierungskosten steigen.
Wer all diese Werte nicht grob schätzen möchte, benötigt reichlich Software-Unterstützung. Schon das kostenlose Keyword-Tool von Google liefert gute Dienste. [1] Hiermit kann man zu jedem Thema schnell die dazugehörigen Suchbegriffe inklusive deren Suchvolumen und einem Wettbewerbs-Index recherchieren.
Mit einer professionellen Keywords-Recherche in einem der in der Matrix am Artikelende vorgestellten SEO-Tools spart man Zeit und bekommt meist noch einige Informationen on top. So erhält man neben den Standard-Angaben noch Informationen über die Universal-Search-Einblendungen und sieht schnell, ob sich die Optimierung für Google Maps oder Images lohnt.
Für derartige Keyword-Recherchen fragen die Tool-Hersteller regelmäßig Hunderttausende bis mehrere Millionen Keywords bei den Suchmaschinen ab und erweitern diese Ergebnisse mit Informationen wie CPC, vermutetem Suchtraffic sowie einem Konkurrenz-Index. Häufig bringen sie auch Begriffe miteinander in Beziehung. Wer etwa nach „Segelfliegen“ recherchiert, erhält zum Thema passende Begriffe, die ihm selber gar nicht eingefallen wären.
Spezial-Tools: Link-Building |
Majestic SEO (www.majesticseo.com) |
Mit dem Wegfall der Yahoo-API ist für viele Backlink-Tools eine datenarme Zeit angebrochen. Deshalb setzt Majestic SEO ganz auf eine eigene Datenbank und bietet viele Analysemöglichkeiten an, darunter auch ein Site Explorer, der als direkter Ersatz für den weggefallenen Yahoo-Siteexplorer dient. Im teuersten Account ist der Zugang zu einer API enthalten. Die Preise für das monatliche Abo variieren zwischen 30 und 250 Pfund. Eine kostenlose Version mit stark eingeschränkter Funktionalität ist ebenfalls erhältlich. |
Link Research Tools (www.linkresearchtools.com) |
Einen etwas anderen Ansatz wählen die Link Research Tools. Auch hier kommt eine eigene Datenbank zum Einsatz, für Auswertungen greift die Software aber auch auf andere Quellen zurück und stellt damit eine Art Meta-Backlink-Tool dar. Eine API ist in der Entwicklung. |
Keywords beobachten
Der Optimierer steht am Ende seiner Keyword-Recherche mit einer großen Liste an Keywords da. Natürlich will man für diese Suchbegriffe den aktuellen Stand ermitteln und in Zukunft regelmäßig aktualisieren. Doch spätestens bei mehr als zehn oder 20 Keywords versagt das händische Überwachen. Denn hier geht es ja nicht nur um die erste Suchergebnis-Seite von Google, sondern mindestens um die ersten 100 Plätze – und das auch noch für die Konkurrenz und im Zeitverlauf. Hier stellen die Tools eine enorme Erleichterung dar. Sie überwachen nicht nur die Begriffe, die ein Nutzer angefordert hat, sondern den gesamten Keyword-Datenbestand. Fällt einem also heute ein neues Keyword ein, kann man über die SEO-Suiten nicht nur sofort den aktuellen Stand sehen, sondern erfährt auch, wie sich die eigene Website dazu in der Vergangenheit geschlagen hat.
Spezial-Tools: Linkverwaltung |
Backlink-Spinne (www.backlink-spinne.de) |
Die Backlink-Spinne ist eine reine Software-as-Service-Lösung; die Linkdaten werden also auf den Servern des Anbieters gespeichert. Damit ist eine ordentliche Portion Vertrauen zum Anbieter nötig, erhält dieser doch damit einen detaillierten Einblick ins eigene Linkbuilding. Im monatlichen Abo kostet das Tool zwischen 20 und 300 Euro. Man kann den Service für 30 Tage mit bis zu maximal 50 Backlinks kostenlos testen. |
Linkbird (www.linkbird.de) |
Um das Vertrauensproblem zu umgehen, bietet Linkbird seine Lösung als Software an, die auf einem Webserver installiert werden kann. Für einen Aufpreis ist aber auch hier eine reine Mietlösung erhältlich – die dann aber das gleiche Vertrauensproblem aufwirft. Das Tool schlägt ebenfalls mit 20 bis 300 Euro im Monat zu Buche und bietet einen Testzugang für Unentschlossene. |
Die „Sichtbarkeit“ von Domains
Was die IVW-Zahlen für Tageszeitungen und die Hochrechnungen für politische Parteien sind, ist die Sichtbarkeit oder die Visibility für Websites. Ein Sichtbarkeitsindex repräsentiert den Versuch, Websites hinsichtlich ihrer Reichweite im Google-Ranking zu bewerten. Hierbei können sehr viele Faktoren eine Rolle spielen – und ebenso viele Konzepte verfolgen die SEO-Tool-Anbieter. Mehr oder weniger beruhen die verschiedenen Konzepte auf der Abfrage einer möglichst großen Menge von möglichst populären und repräsentativen Keywords. Hierbei variiert die Zahl von einigen Hundertausend bis hin zu mehreren Millionen Keywords. Die jeweils ersten 100 gefunden Trefferseiten werden dann gespeichert – ihnen kann so ein Sichtbarkeitswert zugeordnet werden. Taucht eine Seite wie chip.de sehr häufig und mit sehr guten Positionen in diesen Abfragen auf, bekommt sie einen höheren Indexwert als eine kleine Seite.
Spezifische Domain-Werte
Darüber hinaus gibt es auch viele andere Werte, die man zur Bewertung einer Domain heranziehen kann. Dies sind zum Beispiel die Zahl der Seiten, die Google von der Domain im Index hat und die Zahl der Links, die auf diese Seite zeigen (dazu weiter unten mehr). Manche Tool-Hersteller vergeben auch spezielle KPIs, die komplexe Daten zu einer Zahl verdichten. Das soll helfen, Domains miteinander zu vergleichen und den Erfolg einer Google-Optimierung zu verfolgen. Selbstverständlich helfen diese KPIs nur, wenn sie sich den selbst gesteckten Zielen unterordnen. Schließlich geht es ja um professionelle Zielerreichung und nicht um Zahlenspielereien.
Die einfache Verfügbarkeit des Sichtbarkeitswerts führt in der Praxis leider dazu, dass dieser Wert zur De-Facto-Zielgröße wird – auch wenn er im Einzelfall wenig über den Geschäftserfolg einer Website aussagt. Damit ist eine Fehlsteuerung der SEO-Maßnahmen vorprogrammiert. Hier kann ein projektspezifischer Sichtbarkeitswert helfen, den der Nutzer mit Keywords zusammenstellt, die für sein Geschäftsmodell wichtig sind.
Die verschiedenen SEO-Tools erfreuen sich bei Optimierern deshalb einer solchen Beliebtheit, weil sie auch die schnelle Analyse von Konkurrenzsites ermöglichen. Man kann so mit einem Klick erkennen, wie sich etwa ein Google-Update auf die Website eines Konkurrenten ausgewirkt hat. Und welche Konkurrenten überhaupt in Google vertreten sind, verraten die Tools ebenfalls.
Optimierungspotenzial Onpage finden
Passt das HTML der Webseite? Sind die Überschriften richtig formatiert? Wie kann die technische Performance der Seite verbessert werden? Alles sehr komplexe Fragen, deren Beantwortung den Blick eines erfahrenen SEO-Spezialisten voraussetzen. Deshalb trauen sich auch nur wenige Tools an diese Aufgabe heran und bewerten solche Onpage-Faktoren. Der Vorteil wäre natürlich eine gewisse Automatisierung und wiederum die Möglichkeit, hieraus einen KPI zu entwickeln, der im Projektverlauf fortgeschrieben werden kann. Aber: In der Regel sollte man solche automatisierten Onpage-Analysen nicht ohne einen fachlich fundierten Blick einsetzen.
Backlinks finden und bewerten
Für viele ist die Analyse und Optimierung der Backlink-Struktur so etwas wie die Königsdisziplin der Suchmaschinenoptimierung. Längst geht es nicht mehr darum, möglichst viele Links – egal woher – zu erhalten. Viel wichtiger ist, woher diese Links kommen. So ist ein Textlink von spiegel.de wertvoller als der Bannerlink in einem kleinen Blog. Das leuchtet ein, zeigt aber auch das wichtigste Problem hierbei: Wie findet man denn alle Links, die auf eine Seite zeigen? Einen ordentlichen Einstieg in diese Analyse bieten die kostenlosen Google Webmaster Tools, allerdings fehlt hier jegliche Bewertung. [2] Außerdem liefern die Webmaster Tools nur Links für die eigene Website; doch richtig spannend wird es erst, wenn der Optimierer die Backlinks der Konkurrenz analysieren kann. Denn die Linkquellen der Konkurrenten sind die erste Anlaufstelle für Links auf die eigene Website.
Wer nicht das gesamte Internet nach Links absuchen möchte, sollte ein Tool einsetzen. Doch auch diese sind immer nur so gut, wie ihre Datenbasis. Es geht nicht nur darum, die Links zu finden, sondern diese auch zu bewerten. Kriterien hierfür sind etwa die Art der Seite, auf der der Link steht, wie viele weitere Links darauf zu finden sind, wie „stark“ die Domain ist und ob der Verweis auch wirklich direkt erfolgt – also nicht über den Umweg via AdServer oder JavaScript.
SEO bedeutet auch Linkaufbau, der Optimierer sucht also nach passenden Backlink-Quellen, von denen er einen Verweis erhalten kann. Dies können thematisch passende, redaktionelle Portale oder Verzeichnisse sein, die vielleicht nur angesprochen werden. Oder es geht um Seiten, die ihre Links nur für Geld verkaufen. Derartige Seiten muss man erst finden und bewerten. Hierfür sind die Trefferlisten der eigenen Keywords und die Backlink-Strukturen der Konkurrenz ein automatisierbarer Startpunkt für die Recherche. Ist mit dem Seitenbetreiber zum Beispiel ein Linktausch vereinbart, sollte man die gegenseitigen Backlinks gut überwachen. Denn gerade, weil Backlinks so wertvoll und schwer zu finden sind, ist die Verwaltung des so genannten Link-Portfolio so wichtig.
Auswahlkriterien
Auch wenn sich alle großen SEO-Tools als Komplettpakete anpreisen, gibt es erhebliche Unterschiede bei den Funktionen und Datenbeständen. Gerade für die sehr exportorientierte deutsche Wirtschaft ist es zum Beispiel wichtig, auch in ausländischen und fremdsprachigen Märkten vertreten zu sein. Damit fällt dem eingesetzten SEO-Tool die Aufgabe zu, für fremde Sprachen Daten zu liefern und daraus wiederum einen Sichtbarkeitswert zu bauen.
Ein Geschäftsmodell, das in einer sehr spezifischen Nische angesiedelt ist, sollte auf einen großen Datenbestand an Keywords achten. Die Möglichkeit, nutzerspezifische Sichtbarkeitswerte anzulegen, kann dann ebenfalls sehr wichtig sein. Wer es hingegen mit vielen wechselnden Websites zu tun hat – ein Webdesigner zum Beispiel – sollte darauf achten, dass alle für ihn wichtigen Werte über Ad-Hoc-Analysen zugänglich sind. Denn manche Tools erlauben tiefergehende Analysen nur für eine begrenzte Menge an Domains.
Extrem schwer in eine schematische Marktübersicht zu pressen sind die Faktoren Usability und Datenqualität. Ob man als Anwender mit der Bedienung eines spezifischen SEO-Tools wirklich zurecht kommt, kann man immerhin über einen Praxistest feststellen.Wie gut aber die Datenqualität des jeweiligen Tools ist, ist ungleich schwerer zu ermitteln. Wer sich ernsthaft mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigt und aus den Tools weitreichende Maßnahmen ableitet, sollte ein zweites Tool zur Absicherung heranziehen.
Nicht immer muss es die große All-in-one-Lösung sein. Wer vor allem auf die Backlinkfunktionen schielt, ist womöglich mit einem spezialisierten Linkanalyse-Tool besser bedient. Für die Überwachung der Keywords kann man dann ein kostengünstiges Modul eines anderen Anbieters hinzubuchen.
Schließlich kann die Verfügbarkeit einer API für die Auswahl entscheidend sein. Oft besteht bereits eine komplexe Tool-Landschaft: Web-Analytics, Warenwirtschaft oder unternehmensweites KPI-Reporting. Die Anbindung eines SEO-Tools an bestehende Systeme kann das gesamte Online–Marketing auf ein neues Niveau heben.
Fazit
Die Vielfalt der Tools zeigt, dass der Bedarf an SEO-Werkzeugen groß ist und sich deren Einsatz fast für jeden Seitenbetreiber lohnt. Wer es ganz genau wissen möchte, setzt zur Verifizierung sogar mehr als ein Tool ein. Vor der Wahl des passenden SEO-Tools sollte man aber zunächst die eigenen Bedürfnisse definieren.
Mit einem Klick auf untenstehende Tabelle wird sie euch in voller Größe angezeigt.
(Featured Image: Allzweckjack / photocase)
Der Artikel kam für mich zur rechten Zeit und gab einen guten Überblick.
Ich hätte mir aber mehr Detail-Infos zu den jeweiligen Tools gewünscht. Bspw. zu den Backlinks-Recherche-Möglichkeiten oder zur Mandantenfähigkeit.
Auch kamen in der tabellarischenn Übersicht die jeweiligen Besonderheiten der Tools (SEM-Module, Keyword-Horoskop etc.) zu kurz.
Und zu guter Letzt fehlte meiner Meinung nach ein wichtiges Multi-Tool – nämlich das von WISE. Warum eigentlich? Das ist zumindest preislich sehr attraktiv.
Besten Dank & viele Grüße
Arno Oesterheld
Der Artikel aist doch aus Oktober 2011 und die Matrix etc. inzwischen veraltet. Warum wird der erneut auf der Startseite gefeatured? Macht ja irgendwie keinen Sinn. Ein Update wäre gut gewesen.
Kein kalter, sondern ein 1 Jahr alter, gefrorener Kaffee. Krasser Fall von Sommerloch!
Ist ja alles richtig in dem Artikel, aber den fand ich schon zu kurz, als er noch aktuell war. Und sowas auf der Startseite?
Hey!
Wo ist denn die Kommentarfunktion im Facebook Artikel?
https://t3n.de/news/klickbetrug-facebook-viele-405674/
Schade, wenn zwar eine Frage an die Leser gestellt wird, jedoch keine Antwortmöglichkeit besteht…
Viele Grüße
Robert
Sorry Robert, aber ich kann dir nicht ganz folgen. In dem Artikel kann man doch ganz normal kommentieren oder habe ich etwas falsch verstanden?
Viele Grüße aus dem t3n HQ,
Alex