Von der Spielerei zur intuitiven Bedienung: Sinnvolle Navigation durch Geo-Verortung
Am Anfang des Internets gab es öfter animierte Links, denen der Nutzer hinterher hasten musste, oder „innovative“ Menüs, die es erst zu entdecken galt. Solche und ähnliche Arten der experimentellen Benutzerführung verdarben schon dem frühen Nutzer den aufkommenden Surf-Spaß und haben sich glücklicherweise nicht durchgesetzt. Für die breite Masse sind sie nicht geeignet und wenn überhaupt, findet man sie noch vereinzelt auf Seiten „hipper“ Agenturen. Wer seine Nutzer optimal führen und nicht überfordern will, tut das heute zumeist mit einer horizontalen oder einer vertikalen Navigation. Doch was auf der einen Seite übersichtlich und vertraut ist, wirkt auf der anderen Seite schnell etwas angestaubt und langweilig. Schon allein deshalb wird es weiterhin Experimente für neue Navigationsformen geben.
In der Nutzerführung neue Wege beschreiten
Im Grunde genommen fährt der Webentwickler mit einer klassischen Navigation immer gut, greift man doch die Gewohnheiten des Nutzers auf. Doch geht es auch intuitiver, zumindest bei Daten, die sich in irgendeiner Weise geografisch zuordnen lassen. Haben Informationen aus verschiedenen Bereichen zum Beispiel den gleichen geografischen Ursprung, lässt sich die Informationsdarstellung in Karten bündeln. Anstatt dass sich der Nutzer durch unterschiedliche Navigationsstränge in die vierte Ebene einer Website durchhangeln muss, um zum Beipiel Standort, Sortiment, Verfügbarkeit und Öffnungszeiten einer Autovermietungsfiliale herauszufinden, können die Informationen auch an einem Ort und auf einen Klick abrufbar sein. Statt über Auswahlfelder Land, Region, Stadt und Filiale auszuwählen, gibt es Geo-Informationsprovider, die entsprechendes Kartenmaterial und Software für die visuelle Navigation und Einbindung von Verknüpfungspunkten bereitstellen. Der bekannteste Vertreter ist Google mit seiner Applikation Google Maps, aber auch Yahoo und Microsoft stellen entsprechende Anwendungen bereit und bieten Schnittstellen, um sie in die eigenen Angebote zu integrieren. Neben der Darstellung von Karten und Satellitenfotos bieten alle auch
eine lokale Suche und einen Routenplaner. Während Yahoo Local Maps auf
die Flash-Technologie setzt, bauen Google und Microsoft auf Ajax.
Microsofts Live Search bietet zusätzlich sogar 3D-Ansichten, allerdings
wird dafür ein Browser-Plugin benötigt. Dank asynchroner Technologien
für die Datenübertragung sind Anwendungen auch in Echtzeit möglich.
Live-Sportreportagen können damit ebenso realisiert werden wie
Echtzeit-Onlinespiele. Bis heute ist die Nutzung der vorgestellten
Services kostenlos und bis auf das Anbieter-Logo werbefrei, was allerdings nicht immer so bleiben muss. Für welche Lösung sich
der Webentwickler letztlich entscheidet, hängt stark von der Art der zu erstellenden Anwendung und sicherlich auch von persönlichen Präferenzen ab.
Alle Services bieten viel mehr als bloß eine Satellitenansicht des eigenen
Heims oder die Routenplanung für den nächsten Ausflug. Vielmehr werden geografische
Informationen mit den Inhalten aus der jeweiligen
Suchmaschinen-Datenbank kombiniert. So erhält man ortsbezogene
Informationen, etwa zu Produkten oder Dienstleistungen.
Mehrwert für Betreiber und Betrachter
Werden die Systeme in Internetseiten integriert, entsteht ein Mehrwert für Betreiber und Nutzer gleichermaßen. Der Nutzer gelangt ohne große Umwege an relevante Informationen, während der Betreiber seine Website personalisieren kann, ohne dass sich ein Besucher anmelden muss. Es ergeben sich daraus völlig neue Anwendungen, nicht nur im Bereich Online-Marketing: Eines der bekanntesten Angebote ist dabei die Weltkartendarstellung von Fotos mit Geotags im Mega-Fotoalbum Flickr. Durch geschickte Nutzung der Schnittstelle zur Geo-Anwendung von Yahoo ist es Flickr gelungen, dem Nutzer nicht nur komfortabel gesuchte Bilder und Alben zu präsentieren, sondern ihm auch Inhalte anzuzeigen, die er ohne den regionalen Bezug niemals gesucht hätte. Aber auch andere Unternehmen nutzen erfolgreich die Vorteile der visuellen Verortung und erbringen so einen Mehrwert für die Besucher. Gerade für Verkehrsunternehmen ist die Darstellung ihrer Dienstleistung auf interaktiven Landkarten von großem Nutzen, da der Anwender zumeist mit der Geografie der jeweiligen Region oder Stadt vertraut ist und sich so leichter und intuitiver orientieren kann. New Yorker haben etwa die Möglichkeit, das gesamte U-Bahn-Netz über eine Karte zu erfassen [1], und auch Berlinern steht das Streckennetz ihrer Stadt mit Informationen zu Bahnhöfen, Linien und Baustellen zur Verfügung [2]. Durch die Integration der Inhalte in ein interaktives Streckennetz beziehungsweise einen Stadtplan auf Basis von Google Maps sind Informationen nicht nur zentral mit einem Klick erreichbar, sondern werden auch mit zusätzlichen Stadt- und Touristeninformationen ergänzt.
GIS-Erweiterungen für TYPO3
Möchte ein Entwickler Geo-Informatiosdienste im Zusammenhang mit TYPO3 nutzen und dabei auf vorhandenen Extensions zurückgreifen, muss er sich für den Service von Google entscheiden, da für die APIs der anderen derzeit keine Extensions existieren. Gleich drei stehen hingegen für Google zur Auswahl. Alle sind hervorragend online dokumentiert, dem Alpha-Stadium entwachsen und einfach und problemlos zu installieren. Um sie zu finden, sucht man im Bereich Extensions auf typo3.org nach „Google Map“. Voraussetzung ist in allen Fällen die vorherige Registrierung bei Google, um einen Google-Maps-Schlüssel zu erhalten.
Wird lediglich ein Punkt, zum Beispiel für eine interaktive Anfahrtskarte zum Unternehmen verlangt, nutzt man am besten „WEC map“ (wec_map). Nach der Installation der Extension wird der Google-Maps-Schlüssel eingegeben sowie die Optionen für das Erscheinungsbild der Karte, die Koordinaten des Punkts und die Textinformationen des Markers. Mit nur wenigen Klicks entsteht eine eigene Google-Maps-Karte. Eine interessante Variante der Erweiterung ist das Anzeigen der registrierten Nutzer auf einer Karte. Voraussetzng dafür ist die zusätzliche Installation der Frontend-Nutzer-Extension (fe_user). Leider ist es nicht möglich, auch noch den Online-Status anzuzeigen.
Eine gute Lösung bietet auch die Extension „LumoNet Google Maps“ (lumogooglemaps). Da sie als Datenstamm die Extension „Adress List“ (tt_address) nutzt, ist es nicht nur möglich, mehrere Marker auf einer Karte zu platzieren, sondern auch Funktionen und Informationsdarstellungen mit einer Vielzahl von Erweiterungen zu kombinieren, die auch auf „Address List“ aufbauen. So sind beispielsweise für stadtweite Kultur-Events Veranstaltungs- und Terminplaner möglich.
Die komfortabelste Lösung bietet „A Google Map Extension“ (rggooglemap). Sie erlaubt nicht nur unterschiedliche Marker in Kategorien zu ordnen, sie werden auch bequem per Drag & Drop über das Backend gesetzt. So müssen nicht einmal die einzelnen Geo-Koordinaten zur Hand sein. „A Google Map Extension“ bietet zudem zahlreiche Optionen zur Darstellung und hinterlässt einen gut durchdachten und strukturierten Eindruck.
Fazit:
Wie wichtig Geo-Verortung für die Zukunft des Internets sein wird, zeigt Google selbst. So wurde in der aktuellen Versionen von Google Earth, dem großen Bruder von Google Maps, gleich ein eigener Internet-Browser integriert. Insgesamt wird die Art der Informationspräsentation ihren Weg in immer mehr Anwendungen finden und dabei die Gestaltung und die inhaltliche Gliederung von Webseiten und Internetportalen beeinflussen.
Jeder, der die Möglichkeiten auch in TYPO3 nutzen möchte, gelangt schnell zum Ziel und kann dabei auf gute und ausgereifte Lösungen zurückgreifen. Schwierig wird es, wenn die Datensätze einer weiteren Ordnung als nur Breiten- und Längengraden folgen sollen. In solchen Fällen müssen selbst Erweiterungen entwickelt werden. In Anbetracht der vielen vorstellbaren Anwendungsmöglichkeiten zur Geo-Verortung werden bestimmt noch viele interessante Erweiterungen ihren Weg ins TER finden.