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Interview

„Gründe im Team und liebe was du tust!“: t3n-Gründer beantworten Fragen aus der Community

Vor zehn Jahren gründeten Martin Brüggemann, Jan Christe und Andreas Lenz yeebase media und gaben die erste Ausgabe des t3n Magazins heraus. Zehn Jahre später sind 35 Mitarbeiter für den Verlag tätig, der noch immer von den Gründern geführt wird. Welche Tipps würden die Drei anderen Gründern mit auf den Weg geben? Was sind die aktuellen Herausforderungen im eigenen Unternehmen? Die t3n-Gründer beantworten diese und weitere Leserfragen im t3n Magazin Nr. 40 und im Rahmen der Themenwoche Wachstum mit Werten.

8 Min.
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Die t3n-Gründer Andreas Lenz, Martin Brüggemann und Jan Christe. (Foto: Kevin Münkel)

Mirko Klees aus Ludwigshafen: Wie wird t3n eigentlich ausgesprochen? Ten? T-3-N?

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Jan Christe (Chefredakteur, @janchriste): Es gibt viele Varianten. Sehr beliebt sind die englischen Aussprachen tee-three-en und ten. Wir sagen tee-drei-en. Letztlich ist uns aber egal, wie man t3n ausspricht, solange man nicht tn3 sagt.

Hendrik Lennarz aus Köln: Welche Growth-Hacks waren in den zehn Jahren als Entrepreneure die wertvollsten und warum?

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Andreas Lenz (Leiter Marketing/Vertrieb, @andylenz): Wir haben uns zum Start inhaltlich klar an die digital sehr gut adressierbare Open-Source- und vor allem an die TYPO3-Community gewendet und probiert, mit unseren Produkten einen Mehrwert für genau diese Zielgruppe zu bieten. Um Reichweite für unsere Marke und unserer erste Printausgabe zu schaffen, haben wir dann am 1. Mai 2005 auf t3n.de ein Blog und einen Newsletter gestartet, der unsere Zielgruppe täglich mit Nachrichten versorgt. Der Blog wurde über Mailinglisten und die damals noch angesagten „Google Alerts“ auf bestimmte Keywords schnell bekannt und war unser Onboarding-Mittel Nr. 1.Heute würde man das Blog wohl als Growth-Hack bezeichnen.Der effektivste Hack fand etwa einen Monat später statt. Wir haben dabei unsere aufgebaute Reichweite zusammen mit Pressemitteilungen dazu genutzt, um 1.000 Ausgaben vom t3n Magazin Nr. 1 zu verschenken. Der Andrang darauf war riesig, auch dank Artikeln wie dem der geschätzten Kollegen von Golem.de, die damals titelten: „T3N – TYPO3 bekommt ein Print-Magazin“. So war die Grundbefüllung unserer Datenbank schnell geschafft.

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t3n 40 erscheint am 27. Mai im Handel. Abonnenten erhalten das Heft eine Woche früher.

Tim Bischoff aus Berlin: Habt ihr damals zum Start einen Gründungszuschuss oder eine andere Förderung erhalten?

Christe: Ja. Wir haben insgesamt vier Gründerpreise gewonnen, die teilweise mit Geld dotiert waren und teilweise mit Sachleistungen wie günstigem Büroraum oder Coaching. Aber natürlich hat man uns die nicht einfach so gegeben, sondern wir musste dafür pitchen und unser Geschäftskonzept ausführlich vorstellen.

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Tim Bischoff aus Berlin: Hättet ihr auch ohne Förderung gegründet beziehungsweise weiter gemacht?

Christe: Auf jeden Fall. Wir haben die Förderung sowieso erst bekommen, nachdem wir bereits gestartet waren und die erste Ausgabe des t3n Magazins erschienen war. Zudem werden ohnehin nur Unternehmen gefördert, die auch ohne die Förderung in der Lage sind, zu bestehen. Die Förderung soll im Grunde nur den Start beschleunigen und vereinfachen.

Martin Brüggemann (CTO, @brgmn): Zum Zeitpunkt unserer Gründung war uns gar nicht bewusst, dass es so etwas wie Gründerförderung gibt. Wir hatten 3.000 Euro erspartes Startkapital, die richtigen Kontakte zu den wichtigsten Dienstleistern und haben dann einfach losgelegt.

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So sah die erste Version von t3n.de aus: Einfach gehalten und inhaltlich ausschließlich auf TYPO3-Nachrichten ausgelegt. Die Website war ein wichtiger Kanal, vor allem auch, um das Print-Magazin bekannter zu machen. (Screenshot: t3n.de)

So sah die erste Version von t3n.de aus: Einfach gehalten und inhaltlich ausschließlich auf TYPO3-Nachrichten ausgelegt. Die Website war ein wichtiger Kanal, vor allem auch, um das Print-Magazin bekannter zu machen. (Screenshot: t3n.de)

So sah die erste Version von t3n.de aus: Einfach gehalten und inhaltlich ausschließlich auf TYPO3-Nachrichten ausgelegt. Die Website war ein wichtiger Kanal, vor allem auch, um das Print-Magazin bekannter zu machen.

Alexander Wottschel aus Dahlenburg: Bereut ihr, am Anfang so viel Wert auf TYPO3 gelegt zu haben? Denn aktuell sieht man nicht mehr viele Themen zu dem CMS.

Christe: Wir bereuen gar nichts, im Gegenteil. Wir haben dem TYPO3-Projekt und der Community viel zu verdanken und wissen, dass wir ohne die vielen treuen Leser, die t3n von Anfang an gelesen und abonniert haben, heute nicht da wären, wo wir sind. Dass es heute deutlich weniger Artikel zu TYPO3 im Magazin gibt, ist richtig. Aber wenn man aus der Nische raus will, muss man sich weiterentwickeln. Auch unsere Leser haben sich in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt und beschäftigen sich heute mit weit mehr Themen als nur mit Content-Management.

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Alexander Wottschel aus Dahlenburg: Meint ihr, dass die besten Zeiten von TYPO3 vorbei sind?

Christe: Nein. Es gibt heute zwar deutlich mehr Konkurrenz auf dem Markt und viele CMS, die mit einer niedrigen Einstiegshürde auch Laien ermöglichen, eigene Webprojekte zu starten. Aber im Open-Source-Enterprise-Segment ist TYPO3 noch immer stark. Spannend wird, wie gut sich das neu entwickelte TYPO3 Neos in den nächsten Jahren im Markt behaupten kann.

Brüggemann: Aus meiner Sicht steht TYPO3 die beste Zeit noch bevor. Ich beobachte mit Spannung die Entwicklung des PHP-Frameworks TYPO3 Flow und des neuen CMS TYPO3 Neos mit Schwerpunkt auf Editor-Experience. Auch wenn aktuell noch kein Marketing gemacht wird, die Dokumentation unvollständig ist und es überall noch etwas hakt: Ein Großteil der Ideen und Lösungswege hinter TYPO3 Neos und TYPO3 Flow sind wegweisend – Domain Driven Design, AOP, Resource Handling, Content-Repository, TypoScript2 und EEL (statt ständig Plugins zu schreiben), um nur einige zu nennen.

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Benjamin Zekavica aus Aachen: Wie habt ihr eure Website erstellt? Welches CMS setzt ihr ein? Welche Plugins verwendet ihr?

Brüggemann: Unsere Website besteht aus verschiedenen Komponenten, die über einen vorgeschalteten Reverse-Proxy (nginx) zusammengeführt werden. Für den redaktionellen Teil /news und /magazin nutzen wir im Kern WordPress mit vielen selbst entwickelten Plugins (zum Beispiel für automatisiertes Tagging und Onpage-Keyword-Optimierung während der Content-Erstellung), für SingleSignOn, Startseite, Suche und Tag-Landingpages das PHP-Framework Symfony in Verbindung mit dem Suchserver Apache Solr. Unsere Verzeichnisdienste (/jobs, /marktplatz) sind aktuell noch PHP-Eigenentwicklungen. Unsere Business-Logik und den Shop auf t3n.de/store (Kampagnen, Auftragsverwaltung, Rechnungslegung, Versand) haben wir in den letzten drei Jahren komplett neu entwickelt und auf Basis von Domain Driven Design mit dem PHP-Framework TYPO3 Flow umgesetzt.

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Philipp aus Freiburg: Ihr seid nicht nur Journalisten, sondern auch Unternehmer. Welche Erfahrungen habt ihr auf diesem Gebiet gemacht? Welche Tipps gebt ihr angehenden Gründern?

Lenz:

  1. Sei mit Leidenschaft und Herzblut dabei und liebe was du tust.
  2. Schaffe ein Umfeld, auf das du jeden Tag Lust hast – zum Beispiel nette Kollegen, ein cooles Office oder flexible Arbeitszeiten.
  3. Sei immer offen für Feedback und kümmere dich um Vorbilder und Mentoren.
  4. Perfektion ist ein Zeitkiller, konzentriere dich auf das Wesentliche und sei auch mal mit 90 Prozent zufrieden.
  5. Schaffe eine authentische sympathische Marke, an die man leicht andocken kann. Stichworte: Offenheit, Community, Transparenz, Likeability, Lovebrand.
  6. Gründe im Team und nicht allein! Unser Gründerteam mit verschiedenen Skillsets, bestehend aus Martin (CTO), Jan (Chefredakteur) und mir (Sales und Marketingfuzzi) ist vermutlich der leistungsfähigste Motor, den man sich wünschen kann.
  7. Gehe Risiken ein, habe Mut Fehler zu machen, lerne daraus.
  8. Schaffe deinen Mitarbeitern größtmöglichen Spielraum und ein Umfeld, in dem sie Fehler machen dürfen.
  9. Vergiss nicht, Erfolge zu feiern, respektiere deine Partner und lobe deine Mitarbeiter, so oft es geht.
  10. In der Nische und in Grauzonen wird gewonnen. Habe immer die Augen offen für Innovationen, neue Lücken und Growth-Hacks.

Yvonne Kol aus Frankfurt: Werbeanzeigen, Sponsored Content, Printerlöse: Wie will ein Fachverlag wie t3n langfristig erfolgreich bleiben? Wie bereitet ihr euch auf den Strukturwandel in der Publisher-Welt vor?

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Lenz: Wir sehen gar keinen so starken Wandel oder Bruch und empfinden die tagtägliche Evolution in der Medienwelt beziehungsweise die Digitalisierung als Normalität. Seit rund acht Jahren hegen und pflegen wir unsere Social-Media-Kanäle, die inzwischen knapp 300.000 Fans und Follower haben. Dort seeden wir von Beginn an fast jeden t3n-Artikel. Native Adverstising und Sponsored Content betreiben wir aktiv seit mehr als vier Jahren, inzwischen generieren wir dort mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes. Alles was neu ist und Reichweite versprechen könnte, testen wir frühzeitig. So sind seit kurzem zum Beispiel Breaking-Tech-News von t3n.de über die App „Yo!“ („t3n“ im Yo Store) zu finden.

Ein Rätsel ist uns das fehlende Selbstbewusstsein im Print-Segment. Die Anzahl der Printtitel wächst stetig, es gibt viele Erfolgsgeschichten, die Medienwelt feiert jedoch unisono den Abgesang. Natürlich gibt es gerade im Bereich von Tages- und Wochenzeitungen große Probleme. Dort wo es um Nachrichten, kurzlebige oder zeitkritische Informationen geht, gewinnen digitale Lösungen gegenüber oft innovationsschwachen Zeitungsverlagen. Gerade aber in unserem Segment von hochpreisigen Special-Interest-Magazinen sieht die Welt anders aus. Viele Leser ziehen hier gut gemachte, abgeschlossene Print Magazine, Apps oder digitalen Werken vor und genießen Momente der Konzentration ohne Popups, Mouseover-Gesten, Facebook-Notifications, Skype-Nachrichten, E-Mail-Hinweisen, leeren Akkus oder fehlendem Netz.Gut und professionell gemacht, lebt Print nach wie vor und ist aus unserer Sicht sogar der wichtigste Baustein der Special-Interest- und B2B-Medienlandschaft. Aktuell genieren wir über 40 Prozent unseres Umsatzes mit Print. In den letzten Monaten konnten wir die Zahl der Print-Neuabonnenten von 200 auf inzwischen rund 300 pro Monat steigern. Unsere IVW-geprüfte Reichweite und Printauflage steigt seit zehn Jahren, neue Titel wie Wired, Business Punk und Make Magazin haben schnell einen festen Platz gefunden, alleine in den letzten 12 Monaten sind 123 neue Printtitel erschienen.Wir loten jede Option genau aus, testen wahnsinnig viel und freuen uns Tag für Tag über die wachsende Zahl an Chancen. Nichts bleibt wie es ist, alles wird anders, meist aber sehr viel langsamer, als Medien es herbeischreiben.

Brüggemann: Für unsere Verlagsgröße betreiben wir einen überdimensionalen Aufwand an Anwendungsentwicklung und technischer Lösungsfindung. Wir pflegen zum Beispiel seit 2008 ein kontrolliertes Themen-Glossar, aus dem wir unsere Artikel und Tag-Landingpages auf t3n.de automatisiert erzeugen, anstatt händisch zu taggen – nur um mal ein Beispiel zu nennen. Wir betreiben zudem viele Workflow-Tools etwa für die Themenfindung, Bewertung und Content-Workflows in der Redaktion. Durch Kanban-Boards und eine unternehmensweit gute Ticket-Kultur haben wir dabei dennoch den Wartungsaufwand ganz gut im Griff und immer Ressourcen für neue Ideen und Produkte frei.

Ein Ferienhaus in Dänemark mieten, eine Woche raus aus dem Büro, Projekte umsetzen und Spaß haben: Sogenannte DevCamps sind seit 2005 fester Bestandteil der Firmenkultur von yeebase media. (Foto: t3n)

Ein Ferienhaus in Dänemark mieten, eine Woche raus aus dem Büro, Projekte umsetzen und Spaß haben: Sogenannte DevCamps sind seit 2005 fester Bestandteil der Firmenkultur von yeebase media. (Foto: t3n)

Gerrit aus Koblenz: Wie versucht ihr, die Balance zwischen Tiefe der Recherche und zügigem Veröffentlichen zu finden, insbesondere bei sehr akuten Themen?

Christe: Das ist immer eine Gratwanderung. Aber letztlich geht bei uns Qualität vor Schnelligkeit. Ohnehin sind viele unserer Themen gar nicht so zeitkritisch, weil sie keinen tagesaktuellen Bezug haben, sondern eher Ratgeber sind oder Inspiration liefern. Zudem haben wir in der Redaktion ein Vier-Augen-Prinzip und einen CvD, der alle Texte gegenliest.

Wer bis zum 1. Juni das t3n Magazin abonniert, erhält die Ausgabe 39 sowie das aktuelle t3n-T-Shirt gratis dazu.

Wer bis zum 1. Juni das t3n Magazin abonniert, erhält die Ausgabe 39 sowie das aktuelle t3n-T-Shirt gratis dazu.

Björn aus Oldenburg: Was bedeutet für euch der Standort Hannover?

Lenz: Viel! Hannover ist vermutlich die am meisten unterschätzte Großstadt Deutschlands. Wir fühlen uns sehr wohl im t3n-HQ im Herzen der Stadt, in der Nähe der Stadteil-Fußgängerzone „Lister Meile“ und des größten Stadtwalds Europas. Komfort, Freizeitangebot und Lebensqualität sind sehr hoch. Die Wege innerhalb der Stadt sind kurz, der Flughafen ist gut zu erreichen und fast jeder Zug kreuzt den Hauptbahnhof. Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf sind in ein bis zwei Stunden erreichbar, man ist mittendrin. Die Wirtschaftsförderung, Hannover Impuls, der Coworking-Space Edelstall, die Hochschulen sowie die Messe AG rücken, je jünger und digital-afiner das Personal wird, immer näher zusammen. Es entstehen viele neue Ideen, Synergien und vor allem ein Klima, das immer gründungs- und innovationsfreundlicher wird. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr gemeinsame Events, Aktionen und lokales Engagement im Bereich Gründung von den großen, in der Region ansässigen Unternehmen wie Madsack, Schlütersche, Heise, Sennheiser, TUI, Jägermeister, Rossmann oder VW. Vielleicht können wir vergleichsweise jungen Digital Natives hier als Übersetzer und Bindeglied fungieren.

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Kommentare (2)

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Kieran Given

Gut gemacht Männer. Ich erinnere mich gut an den Anfänge. Es ist schon beeindruckend wie Ihr Print und Digital beherrschen. Eins lebt von dem anderen, etc.

Havanna

Hallo,

sehr interessanter Artikel.
Im Text „alleine in den letzten 12 Monaten sind 123 neue Printtitel erschienen “ (auch in der Printausgabe) ist ein Link „http://t3n-me/neue_magazine“ der wohl so nicht passt, verratet ihr mir den richtigen?

Gruß

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