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Tech for Future: Mit Technologie den Klimawandel stoppen – geht das?

Die Industrialisierung hat uns in die Klimakrise gestürzt. Kann Digitalisierung uns in letzter Sekunde retten? Wir haben Forscher, Gründer und Investoren gefragt, ob Technologie die Klimakrise aufhalten kann – oder sie nur noch schlimmer macht.

19 Min. Lesezeit
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Die Anlagen von Climeworks können CO2 aus der Luft filtern – aber können sie die Klimakatastrophe abwenden? (Foto: Climeworks/ Julia Dunlop)

In einer Lagerhalle auf dem Gelände einer ehemaligen ­Kabelfabrik in Berlin-Spandau scheint violettes Licht aus meterhohen Glasschränken. Saftig grüner Thymian, Salbei und Koriander sprießt darin, fein aufgereiht in wassergefüllten Behältern. Davor: Menschen in weißen Kitteln auf Leitern, die Bleche mit Keimlingen in Regale schieben wie Tiefkühlpizzen in Backöfen.

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Glaubt man Guy Galonska, sieht so eine Antwort auf den Klima­wandel aus. Der 29-jährige Israeli mit Fünftagebart, schwarzer Rundbrille und beigefarbenem T-Shirt schreitet in Sandalen durch sein 2.500 Quadratmeter großes Forschungszentrum. Der Mitgründer des Startups Infarm ist besorgt: „Die Wetterextreme nehmen weltweit zu“, sagt Galonska. „Schon ein globaler Temperaturanstieg um einen Grad wird die traditionelle Landwirtschaft vielerorts zur Lotterie machen.“ Erst Mitte Juni sah sich der Unternehmer darin bestätigt: Tennis­ballgroße Hagelkörner hatten im Département Drôme südlich der französischen Stadt Lyon fast 100 Prozent der Ernten vernichtet. Getreide­felder, Apfelfarmen, Gemüseplantagen – alles war in Minuten unter ­einem zentimeterdicken Brei aus Eisklumpen begraben worden.

Galonskas Lösung sind futuristische Brutkästen, die Kräuter und bald auch Gemüse in geschützten Räumen wachsen lassen – ohne Sonnenlicht, ohne Erde, dafür platzsparend und wetterunabhängig. Vertical Farming heißt der Trend. Die Anbautechnik, sagt ­Galonska, werde schon bald unvermeidbar sein, nicht nur, um die rasant wachsenden Bevölkerungen in Städten zu versorgen. Es gehe ihm auch um den Klimaschutz an sich: „Die Produk­tion von Lebensmitteln beschränkt sich auf nur wenige Klima­zonen der Erde mit einer durchschnittlichen Entfernung von 2.500 Kilometern zwischen Erzeuger und Händler“, erklärt der Gründer. „Auch deshab macht der CO₂-Fußabdruck von Lebensmitteln ­circa 17 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus.“

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Wo einst Kabel gefertigt wurden, baut Guy Galonskas Startup Infarm jetzt Kräuter und bald auch Gemüse in futuristischen Brutkästen an. Sein Ziel: Künftige Nahrungsmittelkrisen eindämmen und gleichzeitig das Klima durch Technologie schützen. (Foto: Ole Witt)

Wo einst Kabel gefertigt wurden, baut Guy Galonskas Startup Infarm jetzt Kräuter und bald auch Gemüse in futuristischen Brutkästen an. Sein Ziel: Künftige Nahrungsmittelkrisen eindämmen und gleichzeitig das Klima durch Technologie schützen. (Foto: Ole Witt)

Das Klima ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Wenn sich nichts Grundlegendes ändert, so warnen die Wissenschaftler des Weltklimarats, erwärmt sich die Erde in den nächsten 20 Jahren um mindestens 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Klima. In ihrem jüngsten Report vom Oktober 2018 zeichnen die Wissenschaftler ein apokalyptisches Bild der Konsequenzen: Hungersnöte, Waldbrände und Artensterben würden sich bis zum Jahr 2040 verschlimmern.

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Jenseits der 1,5 Grad droht sogar eine Hitzespirale: Bio­masse in auftauenden Permafrostböden in Nordkanada, Alaska, ­Grönland und Ostsibirien würde Milliarden Tonnen zusätzliches CO₂ freisetzen, genau wie Waldbrände in der Tundra oder den Tropen. Schmelzendes Eis in der Arktis könnte mittelbar den Golfstrom zum Versiegen bringen. Wie Dominosteine würden ­diese sogenannten „Kippelemente des Klimas“ eine Krise nach der anderen auslösen, während es auf der Erde immer heißer wird. Auch die Wissenschaft kann nicht vorhersagen, was dann genau passieren wird.

Zeit, zu handeln. Denn eine Chance, den Klimawandel zumindest zu beschränken, steckt in einer der größten Umwälzungen unserer Zeit: der Digitalisierung. Sie könnte bei der Transfor­mation der Wirtschaft hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit eine entscheidende Komponente werden: zum Beispiel mit einer digitalen Energieinfrastruktur, die uns dabei hilft, von fossilen Kraftwerken auf Solaranlagen in der Nachbarschaft umzustellen; mit digitalen Geschäftsmodellen, die unseren Elektroschrott sinnvoll recyceln, statt ihn auf Müllkippen nach Afrika zu ­schicken; oder mit komplexen Apparaturen, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre filtern.

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Randvoll mit Hightech stecken auch die Brutkästen von Infarm-­Mitgründer Guy Galonska: Schläuche leiten Nährstoffe zu den Keimlingen, Infrarotkameras überwachen Wachstum und Gesundheitszustand, von oben spenden LED-Leuchten das nötige Licht. „Jeder unserer Schränke ist ein vollwertiges IoT-­Device”, erklärt der Gründer. Sensoren erfassen Daten zu ­Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert und Lichtintensität der Pflanzen und ­schicken sie drahtlos weiter in eine Cloud. Aus Diagrammen können die Infarm-Mitarbeiter dann ableiten, unter welchen Bedingungen das Gemüse am besten gedeiht. „Etwa, ob der ­Koriander mehr Sauerstoff benötigt oder der Thymian mehr Licht braucht“, sagt Galonska. Sogar den Geschmack könne das Startup steuern. Bis zu 7.500 Nutzpflanzen können laut Infarm in einem zwei Quadratmeter großen Brutkasten jährlich heranwachsen. Das klingt wenig, doch die Geräte haben einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich überall auf wenig Raum aufstellen, etwa in Supermärkten oder Lagern wie in Berlin-Spandau. Aktuell betreibt Infarm mehr als 250 solcher Minifarmen. Bis Ende des ­Jahres 2019 sollen es europaweit bereits 1.000 sein.

In der Masse liegt letztlich auch das Ökologieversprechen der Berliner: Denn Ackerflächen muss Infarm für die Anzucht seiner Nutzpflanzen nicht bewirtschaften. So verbraucht das ­Startup nach eigenen Angaben bis zu 90 Prozent weniger Wasser und 70 Prozent weniger Dünger im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft. „Da wir nah am Verbraucher anbauen, vermeiden wir zudem Verpackungsmüll und lange Lkw-Transporte über ­Tausende von Kilometern, was viel CO₂ vermeidet”, sagt ­Galonska. Er beruft sich auf eine Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung in Heidelberg, wonach ein Kopf Eissalat aus regionalem Anbau in seinem Lebenszyklus rund 500 bis 600 Gramm CO₂ verbraucht. 25 Mal so viel wie der von ­Infarm, glaubt man den Zahlen von Galonska.

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Vertical Farming ist deswegen aber noch lange kein Garant für mehr Klimaschutz. Matthias Arlt vom Max-Planck-Institut für Pflanzenphysiologie in Potsdam sieht vor allem den Energieverbrauch für den Betrieb der Farmen kritisch: „Pflanzen beziehen ihre Energie von der Sonne, die es in der freien Natur zuhauf gibt. In geschlossenen Systemen sieht das natürlich anders aus“, sagt Arlt. Denn wo es kein Sonnenlicht gebe, müsse es künstlich erzeugt und von außen zugeführt werden. Bei Infarm seien das vor allem die vielen LED-Leuchten in den Geräten, die das Licht-Schattenspiel von Wolken und Sonne nachahmen ­sollen. „Wenn dafür dann konventioneller Strom genutzt wird, der in Deutschland zu 56 Prozent aus fossilen und nicht CO₂-mini­mierenden Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl stammt, verpufft der positive Effekt aufs Klima schnell“, erklärt Arlt. Anders, so der Forscher, könne das aussehen, wenn Infarm seine Brut­kästen komplett mit Ökostrom betreibe. Das ist laut Gründer Guy Galonska bisher aber nur in den eigenen Lagern der Fall. Supermärkte und Restaurants – die sein Geschäft als Hauptabnehmer der Geräte groß machen sollen – habe er dagegen noch nicht von einem Wechsel auf Ökostrom überzeugen können.

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Grünes Nullsummenspiel

Wer vor der Infarm-Halle in Berlin-Spandau auf ein Fahrrad steigt, schafft es in 30 Minuten zur Technischen Universität (TU) in ­Charlottenburg. Im Hauptgebäude hängt ein „There is no ­Planet B“-Spruchband mit dem Fridays-for-Future-Logo aus dem Fenster. In einem Büro der TU sitzt Tilman Santarius in oliv­grünem T-Shirt und runder Brille an einem Schreibtisch und tele­foniert. Santarius ist Professor für nachhaltige Digitali­sierung am ­Einstein Center der TU. In einem Regal neben der Tür liegen ein paar Exemplare seines Buches „Smarte grüne Welt?“. ­Santarius’ Spezialgebiet ist das Fragezeichen im Buchtitel. Genau das Fragezeichen, das bei Galonskas Infarm auch noch ungeklärt ist.

Es gibt etliche Techunternehmen, die damit werben, dass ihre Produkte die Umwelt schonen: Apple sagt, dass iMessages mit erneuerbarer Energie verschickt werden. Elon Musk sagt, es gäbe Tesla nur, um Transport nachhaltiger zu machen. Die ­Telekom sagt, Kunden könnten mit ihren Smarthome-Systemen Energie sparen. Die Slogans der Techunternehmen klingen, als löse die Digitalisierung die Klima­krise von selbst. Doch dem ist nicht so, wie Wissenschaftler Santarius herausgefunden hat. „Bei Smarthome-Anlagen für Heizungen untersuchen wir, wie viel graue Energie in die Produktion der Geräte geflossen ist, und wie sich das Verhalten der Nutzer damit ändert“, sagt er. Graue Energie ist die Energie, die zur Herstellung eines Produktes benötigt wird. Bei Smarthome-Systemen könne sie sich nach zwei Jahren ökologisch amortisieren. Dazu kommt ein weiterer ­Aspekt; „Häufig sparen Nutzer bei der Heizung, haben dann aber Mehrverbräuche, weil sie mehr Gadgets in der Wohnung haben: Entertainment, vernetzte Alarmanlage, Dimmer … die Mehr­verbräuche muss man gegenrechnen mit den Einsparungen der Heizung“, sagt Santarius. Bei Smarthome-Systemen kommen Nutzer durchschnittlich bei plus minus Null heraus.

Das Phänomen ist typisch für technische Innovationen: ­„Onlinezeitung statt gedruckter Ausgabe, Musikstreaming statt CD, Carsharing statt Automobilität und öffentliche Verkehrsmittel – alles in allem eher ein Nullsummenspiel“, so ­Santarius. Dieser sogenannte „Rebound-Effekt“ ist seit 150 Jahren bekannt: Dem britischen Ökonomen William Stanley Jevons war 1865 ­aufgefallen, dass die Dampfmaschine von James Watt zwar ­effizienter Kohle verbrannte als vorher –, aber mit ihr ging die Industrialisierung erst so richtig los. Insgesamt wurde viel mehr Kohle verbrannt als vor der Erfindung der sparsameren Dampfmaschine. Auch Carsharing schafft theoretisch effizientere ­Mobilität in Großstädten; aber der Verkehr nimmt nicht ab. E-Mails verschicken sich auch schneller als Briefe; also schreiben wir gleich 20 bis 30 am Tag. Rebound-Effekt heißt: Wenn etwas einfacher wird, sind Menschen nicht schneller zufrieden. Sie ­wollen mehr davon.

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Auch wenn dieses Mehr mit Batterie läuft, heißt das noch lange nicht, dass es nachhaltig ist. Die angeblich grüne Technik kann das Problem auch schlimmer machen: Ende Mai zeigte Ex-Rennfahrer Nico Rosberg im ehemaligen Flughafen Berlin-­Tempelhof, was er „Green Tech“ nennt: Während draußen die Rennwagen der neuen „Formula E“ im Kreis fuhren, wurde im Hangar ein Elektro­auto mit 1.900 PS beworben. Und Kreuzfahrtschiffe mit Hybridantrieb. Ein weiteres Highlight: Ein elektrischer Hubschrauber der Firma Volocopter. „So wollen wir jedem Menschen den Traum vom Fliegen ermöglichen und modernen ­Städten helfen, ihre wachsenden Mobilitätsprobleme zu lösen“, wirbt das Unternehmen. Experte Santarius hält wenig von diesem Versprechen: „Da sehe ich eine ganz große Gefahr“, kommentiert der Forscher das in seinem Büro. „Es wird immer energieintensiver sein, Menschen und Güter durch die Luft zu transportieren als auf dem Boden. Wenn die breite Bevölkerung Lufttaxis nimmt, um vom Arbeitsplatz nach Hause zu fliegen –, dann ist es mit der Ökologie schnell dahin. Autonome Personendrohnen werden wie ein Brandbeschleuniger für den Klimawandel wirken.“ Santarius hofft stattdessen auf „einen neuen Frühling für öffentliche Verkehrsmittel“ – dank Apps und Technik: Lufttaxis müssten so reguliert werden, dass sie die öffentlichen Verkehrsmittel ergänzen „und nicht parallel zu S-Bahn-Linien fahren“, erklärt er.

1,5 Flugstunden von Berlin entfernt, in Zürich, sitzt Lorenz Hilty in seinem Büro und fächert sich Luft zu. In Zürich sind es um die 35 Grad. Hilty ist Informatikprofessor an der Universität Zürich und forscht zu Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und Nachhaltigkeit. Er selbst sei seit zwei Jahren nicht mehr in ein Flugzeug gestiegen, erzählt Hilty am Telefon.

„Oft stellen wir nach drei Jahren fest, dass die Ökobilanz eines Startups doch nicht so positiv ausgefallen ist, wie ursprünglich ­erwartet.“

Doktoranden an seinem Lehrstuhl erforschen, wann Sharing Economy nachhaltig ist und wann nicht; wann E-Scooter einen positiven Effekt haben oder wie sich Digitalisierung auf unsere Zeitnutzung auswirkt. Hilty baut aus den Ergebnissen digtale Modelle, einen „Ameisenhaufen von künstlichen Agenten, in dem wir Muster von Verhaltensweisen erkennen können.“ Die ­Modelle verknüpft er zu einer Art Meta-Modell – ein Spiel mit dem ­Arbeitstitel „Post-fossil Cities“. „Die Spieler beeinflussen die Entwicklung einer fiktiven Stadt, beispielsweise als Industrievertreter, Konsumenten oder Politiker.“ Die Herausforderung: Die Stadt soll bis 2050 klimaneutral werden.

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Hilty will damit das Bewusstsein für die Komplexität vermitteln, die hinter dem Klimawandel steht. „Wenn Politik und Industrie im Spiel einen gemeinsamen Plan fassen, alle Häuser abzureißen und neue Energiesparhäuser zu bauen, wird das ­einen riesigen Schub von CO₂-Emissionen auslösen, denn Bauen ist CO₂-intensiv“, erklärt er. Auf einem Bildschirm sehen die Teilnehmer, ob der CO₂-Wert steigt oder sinkt. Und die Zeit läuft auch, wenn die Spieler diskutieren und nicht handeln.

Am Beispiel der Schweiz, so Hilty, lassen sich die Zusammenhänge zwischen Ressourcenverbrauch und Digitalisierung gut nachvollziehen. Ein großer Teil der Wertschöpfung wird in den Bereichen Software, Banken und Versicherungen erwirtschaftet – alles sehr immateriell. Trotzdem verbrauchen Schweizer laut Statistiken im Schnitt 40 Tonnen Ressourcen pro Kopf und Jahr, wenn man Erdöl, Lebensmittel, Baumwolle und Metalle hinzurechnet. Zwei Drittel dieser Ressourcen kommen aus dem Ausland. „Die schmutzigen, schweren Produktionsprozesse sind nicht weg, wir haben sie nur ins Ausland verschoben, unter anderem nach China“, sagt Hilty. „Wenn in China aber jeder leben würde wie in einer westlichen dematerialisierten Ökonomie, bräuchte China einen eigenen Planeten, der dann Chinas China ist und die Rohstoffe liefert.“

Die Klimatüftler aus der Garage

So komplex der Zusammenhang zwischen einzelnen Akteuren, so kompliziert ist auch der Kampf gegen den Klimawandel. ­Findige ­Ideen sind nötig. Lisa Wendzich und Bryce Felmingham etwa entdeckten ihre Marktlücke erst über einen Umweg: Von ­Wendzichs Vater, dem Inhaber einer Solarwartungsfirma, erfuhr das deutsch-australische Gründerduo, dass es für Besitzer oft ­billiger ist, eine Solaranlage im Schadensfall neu zu kaufen, statt fehlerbehaftete Module auf den Prüfstand zu stellen und zu reparieren.

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In der Green Garage, einem Inkubator für Cleantech-Startups in Berlin, werden ausrangierte Solaranlagen zweitverwertet und zu Handyladestationen umgerüstet. Suncrafter-Mitgründer Bryce Felmingham sagt: „Bis zum Jahr 2050 produziert die Industrie rund 80 Millionen Tonnen Solarschrott.“ (Foto: Michael Hübner)

In der Green Garage, einem Inkubator für Cleantech-Startups in Berlin, werden ausrangierte Solaranlagen zweitverwertet und zu Handyladestationen umgerüstet. Suncrafter-Mitgründer Bryce Felmingham sagt: „Bis zum Jahr 2050 produziert die Industrie rund 80 Millionen Tonnen Solarschrott.“ (Foto: Michael Hübner)

Mit schweren Folgen für die Umwelt: Denn die Herstellung von Solarmodulen ist energieintensiv und viele Bestandteile, etwa Blei oder Kadmium, sind giftig und somit schwer zu entsorgen. „Die Erkenntnis wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass die Industrie bis zum Jahr 2050 knapp 80 Millionen Tonnen Solar­schrott produziert“, erklärt Felmingham. Er und Wendzich sehen sich deshalb als Pioniere der Wiederverwertung von ausrangierten Solarmodulen, die mitunter noch einen Wirkungsgrad von knapp 90 Prozent haben. Mit ihrem Startup Suncrafter kaufen die Gründer entsprechende Module bei Unternehmen zum Spottpreis auf – und rüsten sie zu Handyladestationen um, die sie an Eventbetreiber weitervermieten. Das Geschäft läuft gut an: „Erste Anlagen wurden uns schon zum kompletten Abbau angeboten. Umsonst“, erzählt Mitgründerin Wendzich.

Mit dieser Idee des Upcyclings schaffte es Suncrafter im Frühjahr 2019 auch in die sogenannte „Green Garage“. Der 40 ­Meter lange, grün gestrichene Flachbau mit schweren Echtholztüren auf dem Euref-Campus in Schöneberg gehört zur europäischen Klimaschutz­initiative Climate KIC. In Berlin und vier weiteren Städten betreibt die Initiative den laut Selbstauskunft größten Inkubator für Cleantech-Startups in Europa.

„Wir suchen in den Businessplänen unserer Bewerber nicht zuerst nach Umsätzen und Kundenzahlen, sondern vor allem Antworten darauf, wie mit Technologie nachweislich CO₂ eingespart werden kann“, sagt Aimee Apel, die das Gründerprogramm in Deutschland mitverantwortet. Das ist leichter gesagt als getan: Denn nicht jede Idee hält ihr Klimaversprechen: „Oft ­stellen wir nach drei Jahren fest, dass die Ökobilanz eines Startups doch nicht so positiv ausgefallen ist, wie ursprünglich erwartet“, erklärt Apel. Um Rebound-Effekten entgegenzuwirken, arbeitet die Klimaschutzinitiative aktuell an einer speziellen Software, die Startups schon vor dem Einzug in den Inkubator einem ökologischen Stresstest unterziehen soll. Die Umsetzung werde aber noch dauern. „Es braucht ein belastbares Set an global verfügbaren Daten, das neben Parametern wie dem Energieverbrauch einer Technologie auch berücksichtigt, ob ein Team zentral an einem Ort arbeitet oder verteilt“, so Apel. Davon hänge schließlich ab, ob Dienstreisen etwa per Flugzeug notwendig sind.

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Seit dem Start des Programms vor zehn Jahren sind laut Apel mehr als 900 grüne Startups unterstützt worden. Darunter etwa der Smarthome-Pionier Tado, an dem heute auch Amazon beteiligt ist, oder das Startup Tracks, das LKW auf Autobahnen mittels Software zu sehr dicht auffahrenden Kolonnen zusammenschalten will, sogenanntes „Platooning“. Durch die so entstehenden Windschatten könnte Kraftstoff gespart und CO₂ vermieden werden. „Bei einem handelsüblichen LKW mit einer jährlichen Fahrdistanz von 130.000 Kilometern rechnen wir mit einer Kraftstoffersparnis von 1.716 Litern beziehungsweise 4,5 Tonnen CO₂ im Jahr“, sagt Tracks-Gründer Jakob Muus. Die gesamten Emissionen im deutschen Straßengüterverkehr einberechnet, entspräche das einer Senkung um circa 1,6 Millionen Tonnen CO₂. Marktfähig ist seine Software aber noch nicht. Während einzelne US-­Bundesstaaten die Platooning-Technik bereits erlauben, hat sich die EU noch bis 2022 eine Erprobungsphase auferlegt. „Danach erwarten wir Regulierungen, die das Potenzial von Platooning auf europäischen Straßen hoffentlich freisetzen“, sagt Muus.

Staubsauger für CO2

Um das 1,5-Grad-Ziel des Weltklimarats noch zu schaffen, muss allerdings mehr passieren, als nur CO₂ zu sparen. 100 bis 1.000 Milliarden zusätzliche Tonnen CO₂, so rechnen die Klimaforscher in ihrem Bericht vor, müssten der Erdatmosphäre bis zum Jahr 2100 auch wieder entzogen werden. Je nachdem, wie schnell wir die Treibhausgase künftig senken können. Anders gesagt: Wir brauchen Staubsauger für CO₂. Und zwar viele.

Neben großflächigen Aufforstungen hoffen Forscher dazu auf den Durchbruch von CO₂-Speicheranlagen, wie sie das ­Züricher Startup Climeworks herstellt. Die Stahlkonstruktion der Firma ist zehn Meter hoch, besteht aus drei Schiffscontainern und 18 turbinenähnlichen CO₂-Kollektoren. Die Kollektoren saugen die Umgebungsluft an und ziehen sie durch einen chemisch beschichteten Filter, an dem das Kohlendioxid anhaftet. Ist der Filter vollgesogen, wird der Kollektor geschlossen, auf 100 Grad Celsius erhitzt und der Kohlenstoff extrahiert. Die so gereinigte Luft strömt dann auf der anderen Seite der Anlage wieder heraus. Das gespeicherte CO₂ wiederum kann eingelagert oder als Rohstoff von der Industrie weiterverarbeitet werden. Zum Beispiel zu klimaneutralen Treibstoffen für Autos und Flugzeuge.

Entwickelt wurde das System von den deutschen Ingenieuren Jan Wurzbacher und Christoph Gebald, zwei ehemaligen Studenten der renommierten ETH Zürich. Sie wollen bis zum Jahr 2025 rund ein Prozent der globalen CO₂-Emissionen aus der Luft filtern – rund 300 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr. Um das zu erreichen, würden nach Berechnungen von Climewors ungefähr 250.000 der heutigen Filteranlagen benötigt. „Oder vergleichsweise 750.000 Schiffscontainer voll mit CO₂-Kollektoren“, wie Sprecherin ­Louise Charles vorrechnet. „Das klingt zunächst viel, aber das ist die Menge an Schiffscontainern, die im Laufe von zwei Wochen den Hafen von Shanghai durchqueren.“ Zehn Jahre nach seiner Gründung hat das Startup allerdings gerade mal 15 Anlagen in ganz Europa in Betrieb. Das Problem: Noch ist die Technik teuer. „Wenn man die Entwicklungskosten mit einbezieht, kann man mit ein paar ­Millionen Euro pro Anlage kalkulieren“, sagt Charles. Hinzu kommt der große Energiebedarf, etwa um die Anlage auf Temperatur zu bringen. Pro gefilterter Tonne CO₂ fallen in der jetzigen Bauart zwischen 1.800 und 2.500 Kilowattstunden Strom an. Den bezieht Climeworks bisher zwar mehrheitlich aus erneuerbaren Quellen oder Abwärme. Sollten die langfristig benötigten 250.000 Anlagen aber einmal stehen und jede von ihnen jährlich 900 Tonnen CO₂ filtern, würden diese laut Climeworks etwa 675 Terawattstunden Strom benötigen. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Menge, die alle deutschen Haushalte pro Jahr verbrauchen. Unterm Strich kann Climeworks eine Tonne reines CO₂ für derzeit etwa 600 Euro aus der Luft filtern. Zwar wird das Klimagas bereits zu Marktpreisen an Getränkehersteller (Kohlensäure) und Gemüsebauern (Düngemittel) verkauft, profitabel ist das Startup aber noch nicht annähernd.

Sie wollen bis 2025 rund ein Prozent der globalen CO₂-Emissionen aus der Luft filtern – rund 300 ­Millionen Tonnen C0₂ pro Jahr.

Climeworks muss deshalb Kosten senken. „Unser langfristiges Ziel ist es, eine Tonne CO₂ für 100 Euro aus der Luft filtern zu können“, erklärt Charles. „Dafür brauchen wir sowohl Pionierkunden als auch Regulierungen, die den wahren Preis von CO₂ reflektieren sowie die Unterstützung von Investoren.“ Bisher sind mehr als 50 Millionen Euro in Climeworks geflossen, rechnet man Fördergelder hinzu. Weitere Einnahmen erhofft sich das Startup durch die Fridays-for-Future-Bewegung: „Die Klimastreiks haben gezeigt, dass in der Bevölkerung ein großer Wunsch nach Handlung herrscht. Die Menschen wollen, dass etwas unternommen wird, und auch, dass sie selbst etwas gegen die Klima­krise tun können“, sagt Charles. „Wir haben darauf mit einem Abo reagiert, mit dem jede Person für einen monatlichen Beitrag CO₂ in ­ihrem Namen aus der Luft entfernen und in Gestein wandeln lassen kann.“ Je nach Menge, so die Sprecherin, könnten Nutzer so ihre jährlichen Reiseemissionen ganz oder teilweise ausgleichen. ­Solange aber ­große Massen an CO₂ weiterhin durch fossile Kraftwerke in die Luft geblasen werden, saugt auch Climeworks dem Schmutz nur hinterher. Ohne eine ganz neue Art von Energie wird die Transformation der Weltwirtschaft nicht gelingen.

Solarstrom vom Nachbarn

„Ich gehe davon aus, dass sich das Energiesystem in den nächsten zehn bis 20 Jahren komplett auf links drehen wird“, sagt Kerstin Eichmann. Sie ist Investmentstrategin der „Innogy Innovation Hub GmbH“, einer Tochter von Innogy, die wiederum ein Tochterunternehmen von RWE ist. Eichmann kümmert sich in Berlin um Blockchain-Konzepte und wie man entsprechende Lösungen auf die Probleme der Energiewirtschaft anwenden könnte. „Auf links drehen“ heißt für sie, dass immer mehr Menschen mit Solar­anlagen auf dem Dach ihre eigene Energie erzeugen. Anbieter wie die Sonnen GmbH im ­Allgäu verkaufen Batterien, mit denen Hausbewohner die Solarenergie speichern können. Auch ­E-Auto-Pionier Tesla hat einen Heimspeicher im Sortiment. Es wird damit möglich, Solarenergie in kleinen Netzen – sogenannten „Micro Grids“ – mit Nachbarn zu teilen. Ein Problem bisher: Wie rechnen diese Kleinsterzeuger den eingespeisten Strom ab?

Die Bundesnetzagentur treibt dafür die Verbreitung von ­smarten Stromzählern voran, mit denen Nutzer messen können, wie viel Strom sie verbrauchen oder produzieren. Die ­Daten werden dann genutzt, um in Nachbarschaftsnetzwerken den eingespeisten Strom in Echtzeit zu handeln. Und hier kommen Eichmanns Blockchain-Ideen ins Spiel. Die große ­Stärke der Blockchain-Technologie: Sie ermöglichen die Koordination von Ressourcen ohne Mittelsmänner, die alles organisieren. Das ­System Bitcoin funktioniert, ohne dass es zentral gesteuert wird. Mit Blockchain-­Technologie können aber nicht nur ­Bitcoin-Transaktionen festgehalten und koordiniert werden, sondern auch Energietransaktionen – zum Beispiel der Verkauf von ein paar Kilowattstunden Energie an die Nachbarn. Um den Energie­verkehr in Deutschland sinnvoll zu koordinieren, sollte das System aber viel mehr können, als nur simple Transaktionen zu organisieren. Es muss auch Anreize setzen, um die Energieeinspeisungen finanziell attraktiver zu machen, wenn gerade viel Energie gebraucht wird. Und es müsste dafür sorgen, dass die Spannung im Netz trotz vieler kleiner Einspeisungen stabil bleibt.

Wenn diese Energiewende, hin zum „Prosumer“, also zum Konsumenten, der gleichzeitig auch Produzent ist, kommt, müssen Energiekonzerne wie RWE ihr Geschäftsmodell über­denken. ­Kerstin ­Eichmanns Arbeitgeber ist deshalb Mitglied der Energy Web ­Foundation (EWF) geworden. Ein Konsortium, in dem neben ­Innogy noch Unternehmen wie EnBW, Eon, Siemens, Shell Total und das Ludwigshafener Stadtwerk Mitglied sind. Die EWF hat mit Partnern aus der Szene eine eigene Blockchain aufgesetzt, die diesen lokalen Energie­handel möglich machen soll. Stolz erzählt Kerstin Eichmann, dass die Innogy Innovation Hub eine eigene Node betreibt, einen Knotenpunkt dieser Blockchain „Es wird der Tag kommen, an dem wir unser Geld nicht mehr mit dem Verkauf von Energie verdienen, sondern beispiels­weise als Systemintegrator, der es Haushalten ermöglicht, ihren ­selbsterzeugten Strom über Smart Contracts zu vermarkten“, sagt Eichmann. Noch ist diese anstehende Transformation offensichtlich aber noch nicht bis zur Konzernspitze der Muttergesellschaft RWE durchgedrungen: Im Rheinland versucht RWE noch immer mit aller Macht, Wälder wie den Hambacher Forst zu ­roden sowie Dörfer zu enteignen und umzusiedeln, um nach Kohle zu graben – der schädlichsten fossilen Energiequelle überhaupt.

Ein System des Kreislaufs

Während die Großkonzerne noch an ihren alten Geschäfts­modellen festhalten und bestenfalls vorsichtig neue erkunden, ist die Wende hin zu nachhaltigeren Verhaltensweisen bei Konsumenten schon voll im Gange: Im Berliner Westen, in einem Verwaltungsgebäude aus den 1930er-Jahren, führt Philipp Gattner durch die Gänge seiner Firma Rebuy. Mitarbeiter sitzen an langen Tischen in Großraumbüros. Im linken Flügel stehen ein paar DJ-Plattenspieler, an einer Tafel an der Wand loben Mitarbeiter sich gegenseitig: „Kudos to myself, I‘m great“ hat jemand geschrieben.

„Wenn ich auf Partys gefragt werde, sage ich, ich bin ­Onlinetrödler“, erzählt Philipp Gattner. Er ist 37, trägt Flanellhemd, Pullover und Bart. Den Onlinetrödler würde man ihm auf der Party sofort abnehmen. Gattner hat während seiner Zeit bei McKinsey promoviert, und Rebuy, der Laden, in dem er Chef­trödler ist, hat 2018 rund 140 Millionen Euro Umsatz gemacht: 90 bis 100 Millionen mit gebrauchten Smartphones, Laptops und Kameras; 40 bis 50 Millionen mit Büchern, CDs und Medien.

Es muss nicht immer das neueste Gadget sein: Über 500 Mitarbeiter machen bei Rebuy gebrauchte Smartphones, Laptops und Kameras fit für den Wiederverkauf. So soll eine Kreislaufwirtschaft entstehen. (Foto: Rebuy)

Es muss nicht immer das neueste Gadget sein: Über 500 Mitarbeiter machen bei Rebuy gebrauchte Smartphones, Laptops und Kameras fit für den Wiederverkauf. So soll eine Kreislaufwirtschaft entstehen. (Foto: Rebuy)

Über 500 Leute arbeiten bei Rebuy und prüfen, reparieren und verkaufen die Geräte, die andere Kunden ihnen per Post schicken – mit neuer Garantie. Das Geschäft boomt. Rebuy ist mit Abstand der größte Händler für gebrauchte Elektronik in Deutschland und – abgesehen von Online-Marktplätzen wie Ebay – auch in Europa.

Natürlich ist es günstiger, wenn zum Beispiel Smartphone-­Käufer 700 Euro für ein gebrauchtes iPhone ausgeben statt über 1.000 Euro für ein neues – zumal sich die Geräte aus technischer Sicht nicht mehr so stark weiterentwickeln wie in den Anfangsjahren. Das funktioniert aber auch deshalb so gut, weil der Zeitgeist den Konsum grundsätzlich infrage stellt. Muss es unbedingt immer ein neues Gerät sein? „Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Wenn man es bei uns kauft, muss eben kein neues iPhone produziert werden. Wir merken das auch daran, dass das Suchvolumen nach ‚gebrauchtes iPhone‘ nach oben geht, dass Businesspartner auf uns zukommen. Oder größere Mobilfunk­anbieter, die gezwungen sind, den Kunden nachhaltigere Modelle anzubieten“, erzählt der Rebuy-Geschäftsführer.

Kreislaufwirtschaft nennt sich das in der Fachsprache: Ein ­System, das Ressourceneinsatz, Emissionen und Abfälle minimiert, weil Konsumprodukte in einen Kreislauf eingespeist werden. Dafür ist es wichtig, dass zum Beispiel technische Geräte so gebaut sind, dass sie relativ einfach repariert, wiederverwendet und instand gehalten werden können. „Die Politik muss Her­steller zu Reparaturstandards verpflichten und dafür sorgen, dass auch ältere Geräte verlässlich mit Updates versorgt werden“, erklärt Viola Muster, Projektmanagerin beim Conpolicy-Institut für Verbraucherforschung in Berlin. Sie untersucht dort, wie sich die Geschäftsmodelle der Techbranche vereinbaren lassen mit den Wünschen umweltbewusster Verbraucher.

Für Muster ist klar: „Digitalisierung und Nachhaltigkeit können nur zusammengehen, wenn wir die Rahmenbedingungen auch durch Politik verändern.“ Eine CO₂-Abgabe hält die Verbraucherforscherin für ebenso unverzichtbar wie eine überarbeitete Ökodesign-Richtlinie, die neben der Energieeffizienz und Haltbarkeit von Technikgeräten auch soziale Aspekte berücksichtigt. „Es muss klar sein: Wo kommen die seltenen Erden her, die in meinem Smartphone stecken? Wie wurden die abgebaut? Und welche Recyclingmöglichkeiten gibt es?“, so Muster.

So wirkmächtig die Digitalisierung auch ist, sie wird die ­Klimakrise nicht von sich aus lösen. Innovation und effiziente Maschinen allein haben uns die ­Klimakrise schließlich erst beschert, wie das Beispiel von James Watts Dampfmaschine und der Industrialisierung zeigt. Die Digitalisierung kann dabei helfen, unsere Welt zu gestalten. Sie ist aber immer nur Werkzeug für einen anderen Zweck: Das kann der schnellere Austausch von Nachrichten sein – oder die Vermeidung von CO₂. Der Imperativ aber, wie wir die Welt mit der Macht der Digitalisierung gestalten, kann nur aus der Gesellschaft kommen –, und muss schließlich über die Politik in Gesetze gegossen werden.

Genau wie die „Fridays for Future“ die Aufmerksamkeit für den Klimawandel erhöht und die „Scientists for Future“ die fachliche Rückendeckung geliefert haben, kann der Aufruf „Tech for Future“ dafür sensibilisieren, neue Technologien viel stärker in einem nachhaltigen Sinne einzusetzen und zu entwicklen. Gute Beispiele gibt es dafür genug.

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Dein t3n-Team

Wolfi

Ab ca. der 60. Jahre jeden einzelnen Tag. Jeden Tag ein kontinuierlicher Ausstoß an Schadstoffen in die Luft und Wasser. Ab den 80. Jahren stieg dieser Ausstoß massiv an. Ab den 2000. Jahren als China und andere Schwellenländer dazu kamen stieg der Ausstoß noch einmal massiv an. Also seit ca. 60-70 Jahre ein ununterbrochener massiver Ausstoß an Umweltgiften. Alleine der Energieaufwand um diese Schadstoffe über die Jahrzehnte freizusetzen ist gigantisch.

Der Aberglaube, Dogma und falsches Versprechen der unbegrenzten Möglichkeiten und Machbarkeit in und mit Technologie muss heute als falsches Versprechen, und mit Sicherheit berußte Lüge erkannt werden! An dem sich ganze Generationen von Wissenschaften endlos, maßlos faszinieren haben mit dem Motor der Neugierde-Befriedigung etc.! An dem sich durch die Industrie genauso viele Kapitalisten bereichert haben.
Wer sich heute hinstellt und offen erklären will, das dieser massive Zerstörung wiederum mit Technologie zu beseitigen ist. Damit der Klimawandel verhindert werden kann ist immer noch nicht aus dem „faszinierenden Traum“ der technologischen Möglichkeiten aufgewacht, oder will sich wie Generationen vorher daran bereichern. Bzw. ist intellektuell nicht in der Lage zu erfassen das diese Faszination für technologische Zusammenhänge in der Tat nichts weiter ist als eine Triebbefriedigung an dem sich heute das akademische Intellekt als pseudointellektuelle enttarnt ist. Die angeblichen geistigen Eliten aus Wissenschaft und Industrie waren nichts Anderes als pseudointellektuelle Blender und/oder bewusste Betrüger.

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Rudolph Bauer (Bremen), Autor

„Wer sich heute hinstellt und offen erklären will, das dieser massive Zerstörung wiederum mit Technologie zu beseitigen ist … will sich wie Generationen vorher daran bereichern.“ Nicht die „Generationen vorher“ haben sich bereichert, sondern seit Generationen die Unternehmer/innen der kapitalistischen Ökonomie.

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Niebeljung

Es ist wohl eher Tatsache, dass Digitalisierung und ganz besonders Blockchain massiv Energie verbrauchen. Digitalisierung ist meistens Teil des Problems. Das Einzige was mit Digitalisierung erreichbar wäre bezüglich effizienter Energienutzung sind smarte Stromzähler, mit je nach Angebot und Nachfrage schwankendem Strompreis. Die Möglichkeit gäbe es seit langem wird aber nicht genutzt, weil man die Geräte hacken kann (ein weiterer Nachteil von Digitalisierung). Dabei wäre es dringend erforderlich zum Ausgleich von Stromschwankungen den Strom in Zeiten von erhöhtem Bedarf zu verteuern (sowohl die Abnahme als auch die Einspeisung) und in Zeiten des Überangebots zu verbilligen. Wenn man dann noch smarte Haushaltsgeräte hat die Abwarten bis der Strom mal gerade günstig ist dann kann jeder davon profitieren und das Stromnetz wäre stabilisiert.
Zur Zeit läuft es gerade umgekehrt. Die Destabilisierung des Stromnetzes wird geradezu provoziert indem der Strom auch zu Spitzenzeiten genau so viel kostet als zu Zeiten wo man froh wäre wenn ihn jemand verbraucht. Das kostet die Stromabnehmer EEG-Umlage, weil dann teuer produzierter Strom verschenkt werden muss ans Ausland oder die Einspeisung abgestellt werden muss bei gleichzeitiger Entschädigung. Und zusätzlich müssen wegen der Verbrauchsschwankungen Reservekraftwerke bereitgehalten werden um einen Stromausfall zu verhindern. Die EEG-Umlage wird also kaum für Erneuerbare Energien ausgegeben, sondern für das Unvermögen, Angebot und Nachfrage vernünftig zu regeln. Und ein angebliches Hochtechnologieland schafft es nicht das Netz kostengünstig zu stabilisieren, weil man keinen Stromzähler zustande bringt der nicht zu hacken wäre.
Ansonsten sucht der Artikel in der Startupszene nach Lösungen für ein Problem, das nur eine ganze Schwerindustrie lösen könnte. In ähnlichem Umfang wie es produziert wurde müsste man das CO2 wieder verarbeiten. Das kann kein Startup und wahrscheinlich wird es keine defizitäre Industrie geben für so einen Zweck.
Die Natur könnte mit der Zeit helfen indem sie Holz produziert das nicht verbrannt wird und nicht verrottet, sondern in Häusern als Baustoff lange Zeit überdauert. Urwälder helfen nicht so viel weil dort ähnlich viel Holz verfault als neu entsteht. Daher ist es nicht allzu schädlich fürs Klima, Tropenhölzer in langlebigen Produkten zu verarbeiten. Aber das Abbrennen der restlichen Wälder ist dafür umso schädlicher. Weil beides anscheinend untrennbar zusammengehört ist auch von Tropenholz abzuraten.
Eine andere Möglichkeit wäre die Erderwärmung aufzuhalten, indem man die Erde beschattet. So wie Vulkane Schwefel ausstoßen in große Höhen könnten wir per Flugzeug oder Raketen dasselbe machen. Der Schwefel wandelt sich um und die Kristalle reflektieren das Sonnenlicht. So kühlt die Erde ab trotz höherem CO2 Gehalt. (Obwohl Vulkane viel mehr CO2 als Schwefel ausstoßen haben sie doch meist eine abkühlende Wirkung wegen dem Schwefel.) Ergebnis davon wären prächtige Sonnenuntergänge aber auch eine getrübte Sicht für irdische Teleskope.
Weil es sicher Länder geben wird, die nicht mitmachen wollen und weiter Kohle verheizen, muss diese teurer werden. Dazu wäre ein Ankauf von Kohle auf internationalen Märkten sinnvoll. Die Gruben des Braunkohletagebaus eignen sich gut zur Lagerung der gekauften Kohle. Wenn die im großen Stil aufgekauft wird dann wird sie immer mehr wert, so dass das eine gute und sichere Geldanlage wäre. Nur verwenden sollte man sie die nächsten hundert Jahre nicht. Danach kann das ein sehr wertvoller Rohstoff sein in Zeiten wo es kaum mehr Rohstoffe gibt.
Man könnte so viel machen aber aktuell werden viel mehr Gelder ausgegeben um klimaschädliche Vorgänge zu subventionieren. Wer zum Beispiel mit dem Auto zur Arbeit fährt bekommt Kosten erstattet. Ein Fahrradfahrer der kein Auto hat bekommt nichts, obwohl er sich viel mehr anstrengt. Kein Auto zu haben wird von der Politik bestraft weil fast alle Parteien von Parteispenden der Automobilindustrie abhängig geworden sind. Aktuell werden Gelder für den Klimaschutz zweckentfremdet, indem man Elektroautos subventioniert. Obwohl die Unternehmen von sich aus verpflichtet wären eine abgasarme Flotte auf den Markt zu bringen. Weil sie kein konkurrenzfähiges Elektroauto zustandebringen werden sie die Vorgaben nicht einhalten können und müssten ihre Elektroautos unter Wert verkaufen um den Schadstoffausstoß ihrer Flotte zu begrenzen. Allein deshalb, um die Autoindustrie vor diesem Verlustgeschäft zu bewahren springt die Politik ein und subventioniert Elektroautos. Kostet viel Steuergelder aber bringt dem Klima nichts weil die Elektroautos sowieso verkauft werden müssten. Wieder einmal ein Geschenk der Parteien an die Parteispender finanziert vom Steuerzahler. Um Klimapolitik geht es noch lange nicht, es geht immer noch darum klimaschädliche Vorgänge zu unterstützen und das auch noch als Klimaschutz zu verkaufen.

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Hans-Jürgen Engelmann

Wer meint man könne den Klimawandel stoppen, muß ja einen IQ von unter 30 haben. den Klimawandel kann man ebensowenig stoppen wie das Klima schützen. Wir können das ganze nur beeinflussen.
Man sollte Klimaschutz nicht mit Artenschutz verwechseln. Das ist das was hier irrtümlich zum Hype gemacht wird. Denn es gäbe ohne Klimawandel kein leben auf unserem Planeten und auch die Evolution hätte es nicht gegeben. Was die dummen Aktivisten nicht begreifen ist, das wir nur eine Eposode im Verlauf der Erdgeschichte sind.

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paul chlebek

Als Mensch verantwortungsvoll, respektvoll und schützend Pflanzen und Tieren gegenüber zu handeln. Darum geht es. Das impliziert viele Einsichten und führt zu vielen Konsequenzen. Genauso wie das Gegenteil.

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Wolfi

Der Klimawandel wird kommen…! Da helfen auch die Wutreden von Teenagern nichts mehr. Da sitzt „Gretchen“ in USA vor Politikern und zelebriert „keiner kann und stoppen…“ das es zum Fremdschämen peinlich ist. Das dort tatsächlich noch niemand verinnerlicht hat das dieser Aktivismus mindestens 20 Jahre zu spät kommt! Es geht höchstens noch um Schadensbegrenzung.

Nur, wenn die Welt angesichts der brisanten Lage und dem Bemühen dieser Aktivisten für „Bitcoins“ derartige Energien verschwendet (siehe den Beitrag von „Niebeljung“)! In dem das Wort „Verschwendung“ erst seine wirkliche Bedeutung erhält. Angesichts dessen das man diese Währung, rein theoretischen, einfach aushändigen hätte können. Oder auf welchem Weg auch immer. Das diese Währung mit einem derartigen Energieaufwand „generiert werden muss“ ist völlig entgegen jeder Logik! Die zu allem Überfluss dann auch noch für Kriminalität für wie geschaffen ist, dann geben ich „H-J Engelmann“ recht, das hier Aktivisten jenseits des IQ um 30 sich gegenseitig beweihräuchern.

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