TYPO3 4.5: Die neue Langzeitlösung
Das Enterprise CMS
TYPO3-Entwickler nutzen das CMS für Lösungen von der kleinen privaten Homepage bis hin zu großen multilingualen Enterprise-Portalen. Um diesem breiten Spektrum auch in Version 4.5 gerecht zu werden, hat das Entwicklerteam darauf geachtet, die Rückwärtskompatibilität zu älteren Versionen sowie eine stabile Migration zum neuen Release zu gewährleisten. Ältere Features werden weiterhin unterstützt, allerdings wird die Verwendung veralteter Features in einem Logfile kenntlich gemacht, sodass Administratoren frühzeitig sehen können, wo bei einem künftigen Upgrade Handlungsbedarf besteht.
Besonders im Hinblick auf Enterprise-Anwender löst TYPO3 4.5 viele Probleme bezüglich der Workspaces. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiteten das Workspaces- und das Usability-Team Hand in Hand. Sie haben das komplette Interface für das Management der Workspaces umgeschrieben und dabei neueste Technologien wie Extbase und ExtJS verwendet. Das Workflow-Tool unterstützt die Arbeit in einer Umgebung, in der Änderungen von unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten freigegeben werden müssen.
Die Kernentwickler von TYPO3 haben den Fokus bei der neuen Version
4.5 LTS auf Enterprise-Tauglichkeit, Kompatibilität, Usability, APIs,
einen stabilen Release-Ablauf sowie Feature-Vielfalt gelegt. Die Ziele
im Einzelnen:
- Enterprise-Tauglichkeit: Den Upgrade-Vorgang zu 4.5 unkompliziert halten und Enterprise-Features wie Workspaces verfeinern.
- Kompatibilität: Kompatibilität zum Internet Explorer 6 beibehalten und dieselben Systemvoraussetzungen wie TYPO3 4.4 bieten.
- Usability: Eine bessere Usability als je zuvor bieten und die Ergebnisse der
User Experience Week 2009 umsetzen. - Ausgereifte APIs: Moderne APIs verwenden und entwickeln, die seit TYPO3 4.0 eingeführt wurden.
- Stabiler
Release-Ablauf: Der Entwicklungsfahrplan sollte wie bei den letzten TYPO3-Versionen exakt
eingehalten werden (was erreicht wurde – das Release-Team konnte den geplanten Veröffentlichungstermin 26. Januar 2011 halten). - Feature-Vielfalt: Das 4.5-Release wird für mindestens drei Jahre Verwendung finden. Aus diesem
Grund wollte das Entwicklerteam sicherstellen, dass die Version so viele
stabile Features wie irgend möglich beinhaltet.
Standard-Kompatibilität
Um die RFC-Kompatibilität für ausgehende Mails zu gewährleisten, spendierten die Entwickler TYPO3 4.5 eine neue Library für das Versenden von Mails. Diese verfügt über eine konsistente API und löst die klassische „t3lib_htmlmail“-Lösung zum Versand von E-Mails ab. RFC-konforme E-Mails sind insbesondere für Unternehmen wichtig, die TYPO3 verwenden, um Newsletter zu verschicken. Aber auch E-Business-Sites, die Mails an ihre Kunden verschicken, profitieren davon. Schließlich können Unternehmen nur mit standardkonformen automatisch generierten Mails sicherstellen, dass jeder Empfänger diese auch lesen kann.
Alle neuen TYPO3-Installationen sind mit der Unicode-Variante UTF-8 für das Backend sowie der Verbindung zur Datenbank konfiguriert. Das Rendering eines gut konfigurierten Frontends bleibt davon unberührt – der Support für andere Charsets ist aus Gründen der Rückwärtskompatibilität weiterhin integriert, wird aber in späteren Releases entfernt. Viele weitere Features sollen dafür sorgen, dass TYPO3 4.5 auch in den kommenden drei Jahren wettbewerbsfähig bleibt. Dazu zählen HTML5-Support für das Frontend, HTML5 standardmäßig im Backend, eine Lightbox-API sowie ein auf ExtJS basierendes Backend.
Usability
Während der TYPO3 Usability Week 2009 (T3UXW09) haben die Teilnehmer diverse Projekte ins Leben gerufen – einige der Resultate flossen bereits in TYPO3 4.4 ein. Version 4.5 beinhaltet nun alle Projekte der Usability Week. So haben die Entwickler nun auch die Live-Suche, einen schnellen und auf ExtJS basierenden Seitenbaum, auf ExtJS basierende Kontextmenüs, einen Grid-View sowie das neugeordnete Seiten- und Content-Bearbeitungsformular integriert.
So unterzog das Entwicklerteam das komplette Backend einer Schönheitskur, indem es seine für Version 4.4 begonnene Arbeit weiterführte und beendete. Unter anderem hat das Entwicklerteam das Interface überarbeitet: Die Icons, Farben, die allgemeine Ausrichtung der Elemente und viele kleine Details sorgen für ein einheitliches Erscheinungsbild. Das Designteam hat die vielen enthaltenen ExtJS-Komponenten (die neuen Tooltipps, den Seitenbaum, Grids, das Workspacemodul und andere Komponenten) auch visuell ansprechend in das Skin integriert.
Neue Features
Der neue Extension-Manager setzt auf ExtJS, eine schöne Grid-Ansicht bietet dabei viel mehr Komfort bei der Verwaltung von Extensions. Der Extension Manager ist optional und findet in künftigen Versionen weitere Verbesserung. Die alten Module sind weiterhin vorhanden.
Ein Highlight der neuen Version ist die Live-Search-Box oben rechts im Backend. Sie beinhaltet eine Autovervollständigung für gefundene Suchbegriffe. Eine ähnliche Technologie ermöglicht Eingabefeldern das Finden und Verwenden von Daten.
Eine neue System-Extension namens „Linkvalidator“ ist nun ebenfalls enthalten. Das Modul überprüft viele unterschiedliche Arten von Links, darunter interne, externe und Datei-Links. Die Extension durchsucht Überschriften, Texte und andere konfigurierte Felder. Außerdem bietet das Modul einen Just-in-Time-Checker, kann aber auch vorher geplante Checks durchführen.
Erweiterungen für Entwickler
Neben den Verbesserungen bei der Usability und den Enterprise-Features hat das Entwicklerteam auch viel Energie in die Entwicklungswerkzeuge gesteckt. Diverse neue Features erlauben Administratoren das Entwickeln moderner Websites und mächtiger Backend-Module, die noch schneller und umfangreicher sind als je zuvor.
Verbesserte TypoScript-Features stellen sicher, dass alle Objekte des Kerns neuerdings über die stdWrap-Funktionalität verfügen. Auf diese Weise erhalten Entwickler die größtmögliche Flexibilität. Dieses Feature war lange überfällig, konnte aber erst umgesetzt werden, nachdem das TYPO3-Team sichergestellt hatte, dass die Performance nicht darunter leidet. Nach den jüngsten Optimierungen rendert das Frontend nun noch schneller.
Darüber hinaus führt Version 4.5 ein neues TypoScript-Content-Element names „FLUIDTEMPLATE“ ein (siehe Artikel ab Seite 152). Dieses kann man ab sofort neben dem Marker-basierten Ansatz des Content-Objekts „TEMPLATE“ verwenden, um die Stärke der Fluid-Syntax zum Rendern von Seiten zu nutzen.
Moderne Websites, die auf HTML5 basieren, verwenden unter Umständen SVG-Objekte (Vektorgrafiken). Aus diesem Grund unterstützt TypoScript nun auch ein neues SVG-Objekt, das einen hilfreichen Fallback mittels Flash für Browser bietet, die SVG noch nicht nativ unterstützen.
Neue Erkennungsroutinen ermöglichen jetzt unterschiedlichen Output im Frontend, sodass Seitenbetreiber auch die zahlreichen neue Smartphones (iPhone, Android) berücksichtigen können. So kann man einfach Frontendvarianten anbieten, die die Eigenschaften des jeweiligen Smartphones berücksichtigen.
Darüber hinaus hat das TYPO3-Team eine Option implementiert, womit bestimmten Seiten SSL aufgezwungen werden kann, etwa um ein Kontakt- oder Bestellungsformular sicher abwickeln zu können. Diese Funktionalität stand zuvor nur über Extensions zur Verfügung.
Verbesserungen für Entwickler
Extbase, die MVC-Brücke zwischen dem PHP-Framework FLOW3 von TYPO3 Phoenix und TYPO3 v4, sowie die neue Templating-Engine Fluid werden mit jeder neuen Version von TYPO3 4.x weiterentwickelt. Das TYPO3-Team hat außerdem Strukturverbesserungen an der Dispatcher-Klasse von Extbase vorgenommen und Support für Dependency-Injection implementiert. Extbase kommt nun auch im Workspacemodul von TYPO3 4.5 LTS zum Einsatz. Fluid unterstützt zudem ab sofort „Widgets“, die ein einfaches Rendern eines Paginators für Listen ermöglichen.
Seit TYPO3 4.4 werden Icons mit so genannten „Icon Sprites“ gerendert – einer CSS-Technik zum Anzeigen von Icons über Hintergrundbilder. TYPO3 4.5 LTS hat einem dynamischen Generierer für Icon-Sprites an Bord.
Performance und Sicherheit
Der Performance von TYPO3 im Frontend und im Backend kommt stets größte Bedeutung zu. Das in Version 4.3 eingeführte Caching-Framework spielt hier eine zentrale Rolle. Es handelt sich dabei um einen Backport des Caching-Frameworks von FLOW3 – Version 4.5 ist wieder synchron mit der aktuellen Entwicklung.
Der Bedarf an Geschwindigkeit hat dazu geführt, dass die TYPO3-Entwickler dem Datenbank-Backend Support für Kompression spendiert haben. Um die Implementation von komplexeren Enterprise-Szenarien zu ermöglichen, hat das TYPO3-Team Support für „redis“-Backendcaching (RAM basiertes und hochskalierbares Caching Backend, das sich besonders für sehr große Cache-Einträge eignet) sowie den „igbinary Serializer“ integriert, der die Serialisierung von Arrays und Objekten beschleunigt sowie zu einem kleineren Cache führt. Das Modul findet transparent Anwendung, wenn es auf dem System installiert ist.
TYPO3 4.5 bietet auch optimierte SQL- und Datenbankzugriffsmethoden. Außerdem unterstützt der „Database abstraction layer“ (DBAL) jetzt „Prepared Statements“, was die meisten Installationen beschleunigt, die auf Datenbanksystemen wie Oracle oder MS-SQL basieren (ausgenommen MySQL).
Das Security-Team hat darüber hinaus eine Form-Protection-API (CSRF) eingeführt. Diese kommt innerhalb aller Editor- und Admin-Ansichten (Backend und Install-Tool) zum Tragen, kann aber auch für eine Verwendung in Website-Plugins (Frontend) erweitert werden.
Die Zukunft
Die Entwicklung fokussiert sich des Weiteren auf Bugfixing, Sicherheitsaspekte und Browserkompatibilität. Darüber hinaus haben die Arbeiten an TYPO3 4.6 bereits begonnen, um weitere neue Features anbieten zu können und die Code-Basis weiter zu optimieren, beispielsweise indem das Entwicklerteam nicht mehr benötigte Funktionalitäten (deprecated) entfernt.
Release-Team |
Das Release-Team setzt sich aus Ernesto Baschny (Release Manager) und Steffen Kamper (technischer Leiter) zusammen. Benjamin Mack (Release Manager von Version 4.4), Oliver Hader (Leiter des Core Teams) und Ben van’t Ende (Community Manager) haben dem Team assistiert. |