Die Reise nach Phoenix: TYPO3 5.0
Mittlerweile fällt das Projekt auch außerhalb der TYPO3- und PHP-Welt auf. Das zeigt sich nicht nur in Diskussionen auf den Mailinglisten zahlreicher anderer Projekte – wie phpGACL, eZ Components oder eGroupware – sondern auch am Besuch von David Nuescheler auf den diesjährigen Developer Days.
Der Stand der Dinge
Bisher konzentrierten sich die Arbeiten auf die architektonischen Grundlagen des neuen Systems. Neben zahlreichen Treffen im kleineren Kreis fand auch ein Treffen in Berlin statt, bei dem in lockerer Atmosphäre zwei Tage lang Architektur und Entwicklungsmethoden diskutiert wurden.
Wie bereits im letzten „5.0-Artikel“ (erschienen in T3N Nr. 6) erläutert, ist die Schaffung einer neuen und zukunftsfähigen Basis einer der tragenden Gründe für die Neuentwicklung. Im letzten halben Jahr gab es in diesem Bereich große Fortschritte, die gründliche Herangehensweise hat sich als lohnend erwiesen.
Der Rückgriff auf bewährte Entwicklungsmuster zeigte sich vor allem durch die damit verbundene Vereinheitlichung der Sprache der Entwickler untereinander als sehr hilfreich. Techniken wie Domain Driven Design [1] machten schnell deutlich, dass neben der Entwicklung des eigentlichen CMS zahlreiche Nebenschauplätze, gemeinhin als Infrastruktur bezeichnet, zu bespielen sind.
Zudem wurden – in anderen Programmiersprachen übliche – Techniken in die PHP-Programmierung übertragen, so etwa aspektorientierte Programmierung und Inversion of Control. Diese Techniken sind, obwohl sie gerade erst Einzug in die PHP-Welt halten, teilweise schon mehr als 20 Jahre alt. Tragender Pfeiler der Entwicklung ist auch das Prinzip der Continous Integration [2].
Für viele der Probleme gibt es bereits Einzellösungen (z. B. Mojavi, Seasar oder GAP) oder Frameworks wie Symfony. Diese Lösungen sind aber entweder nicht leistungsfähig genug, werden nicht mehr (ausreichend) gepflegt oder haben noch kein offizielles Release veröffentlicht. Auch japanische Code-Dokumentation wollten wir den TYPO3-Entwicklern nicht zumuten.
Ein Projekt, zwei Produkte: CMS und Framework
Die Konsequenz dieser Erkenntnisse war die Entwicklung eines eigenen Frameworks. So kann eine durchgehend hochqualitative,
konsistent programmierte und dokumentierte Lösung geschaffen werden. Dies kommt letztendlich auch den Nutzern zugute, weil diese sich nicht sechs, acht oder noch mehr APIs, Programmierstile und Dokumentationen aneignen müssen.
Weil das Framework an sich recht umfangreich ist und zugleich keinen TYPO3-spezifischen Code enthält, war die auf den Developer Days 2007 bekannt gegebene Trennung der Projekte der nächste logische Schritt. Es wird zukünftig zwei Produkte geben, „TYPO3 CMS“ und „TYPO3 Framework“. Ein erstes Release des TYPO3 Frameworks ist zur TYPO3-Konferenz 2007 in Karlsruhe geplant (die Roadmap unter [3] wird laufend aktualisiert).
Das Framework ist bereits in weiten Teilen fertiggestellt, in den kommenden Monaten wird es vor allem um Ergänzungen und Verbesserungen an der Code-Basis gehen. Bisher stellt das Framework Funktionen in folgenden Bereichen zur Verfügung:
- Aspektorientierte Programmierung
- Dependency Injection (Inversion of Control) und Komponenten-Management
- Erweiterte Reflection-Funktionen
- Paket-Management
- Utility-Funktionen
- Model-View-Controller
Die Unterstützung für Model-View-Controller befindet sich noch in der Entwicklung, daher sind hier derzeit die stärksten Änderungen zu beobachten. Das Komponenten-Management und die AOP-Unterstützung sind dagegen vom Funktionsumfang bereits stabil, so dass in naher Zukunft die Bereitstellung von Framework-Snapshots geplant ist.
Langfristig haben wir die Hoffnung, dass auch andere Projekte das Framework nutzen und Feedback sowie die Pflege des Frameworks auch außerhalb der TYPO3-Community stattfinden. Dies ist jedoch Zukunftsmusik, momentan dient die Trennung vor allem als Hilfsmittel für eine saubere Entwicklung: Sie stellt sicher, dass die Entwickler klar zwischen der Arbeit am CMS und der Infrastruktur unterscheiden.
Das Content Repository
Bereits früh reifte der Gedanke, die Speicherung von Daten in TYPO3 5.0 komplett vom Konzept der relationalen Datenbanken zu lösen; recht bald kristallisierte sich die Nutzung eines Content Repositories mit JSR-170-konformer Schnittstelle heraus.
Diese Lösung verfolgen wir weiterhin und haben dafür prominente Unterstützung: David Nuescheler von Day Software, der führende Kopf der Expertengruppen zu den JCP-Standards JSR-170 und JSR-283 (dem Nachfolger von JSR-170), bot seine Unterstützung an und hielt auf den TYPO3 Developer Days 2007 einen Vortrag, der beim Publikum sehr gut ankam. Zugleich machte er nochmals sehr gut deutlich, welche Vorteile ein Content Repository mit standardisierter Schnittstelle bietet. Die Folien zu allen Vorträgen im Track zu TYPO3 5.0 finden sich im Projektbereich unter [4].
Die geplante Nutzung eines JSR-170-kompatiblen Content Repositories ist nicht nur technisch interessant: Die API wurde im Java Community Process standardisiert und ist dennoch keine „Java-API“, wie David Nuescheler betonte. Somit bietet sich hier eine großartige Chance, die bisher strikt getrennten Welten von PHP und Java einander näherzubringen.
Die Entwicklung unseres nativ in PHP implementierten Content Repositories hat noch nicht begonnen, allerdings laufen bereits Recherche und grobe Planungen; ein Team wird in den nächsten Wochen zusammengestellt.
Die Menschen hinter TYPO3 5.0
Das Team hinter TYPO3 5.0 wächst und verändert sich – das soll es auch in Zukunft tun. Wer sich berufen fühlt, an der Zukunft von TYPO3 mitzuarbeiten, sollte sich einfach bei uns melden. Zurzeit besteht das Team aus den folgenden Mitgliedern:
Robert Lemke ist der Kopf des Teams und dafür verantwortlich, die Fäden zusammenzuhalten. Seine Liebe zu schönem und sauber programmiertem Code ist für diese Rolle sehr hilfreich – besonders in Kombination mit einem schier unstillbaren Hunger für Fachliteratur und Dokumentationen. |
Karsten Dambekalns ist ebenfalls an der Entwicklung der architektonischen Grundlagen beteiligt und wird die Implementierung und Einbindung eines PHP-basierten Content Repositories leiten. Zudem ist er verantwortlich für die technischen Grundlagen der DocBook-basierten Projektdokumentation. |
Daniel Brün ist der letzte Neuzugang und hat mit seiner Erfahrung bereits viel zu den aktuellen Architekturdiskussionen beigetragen. Besonders, weil er sich viel außerhalb des Dunstkreises von TYPO3 und PHP aufhält, sind wir dankbar für seine Mitarbeit. |
Sebastian Kurfürst hat sich bereits als Mitglied des Core-Teams einen Namen gemacht. Im Rahmen des 5.0-Teams hat er bereits an allen Ecken und Enden geholfen, von Tests über die Entwicklung von Prototypen einzelner Ideen bis hin zur Pflege und Koordination der Arbeiten rund um die Entwicklungsplattform. |
Ronny Unger nahm die (undankbare?) Arbeit auf sich, die Unit-Tests zur JSR-170-API von Java nach PHP zu portieren, einige hundert Testcases in Dutzenden von Tests hat er bereits portiert. Dabei hat er auch Memory-Probleme bei der Nutzung der Java-Bridge isoliert und behoben. |
Christian Jul Jensen ist ein Urgestein der TYPO3-Community und soll sich in Zukunft um die Erhaltung der Seele von TYPO3 kümmern. |