Konica Minolta setzt auf dezentrales Konzept mit zentraler Verwaltung: TYPO3 im Konzerneinsatz
Konica Minolta ist mit etwa 35.000 Beschäftigten in den Geschäftsbereichen Business Solutions, Printing Solutions sowie Optik und Sensorik weltweit als Anbieter von Dienstleistungen und innovativen Produkten aktiv. Das Internet spielt in der Kommunikation mit Kunden eine besondere Rolle für das Unternehmen. Nach der Fusion der beiden Unternehmen Konica und Minolta im Jahr 2003 stand das Unternehmen vor der Aufgabe, unabhängig voneinander gewachsene Netzwerke von Websites der verschiedenen Geschäftsbereiche in etwa 50 Ländern und in ebenso vielen verschiedenen Sprachen zu vereinen und zu vereinheitlichen.
Vor diesem Hintergrund startete die japanische Muttergesellschaft Konica Minolta Holdings Inc. ein Projekt zur weltweiten Vereinheitlichung aller Websites des Unternehmens. Nach dem Prinzip „One Country – One Site“ sollte sich das Unternehmen in jedem Land mit all seinen Geschäftsbereichen unter einem zentralen Webauftritt und einem einheitlichen Webdesign gemäß der Corporate Identity präsentieren. Unter der Haube sollte dabei weltweit ein einheitliches ContentManagementSystem zum Einsatz kommen.
Die Wahl fiel auf ein kommerzielles System, das in einem Pilotprojekt in Japan eingeführt wurde. In Europa hingegen verzögerte sich die Einführung des Systems wegen massiver technischer Probleme. Der CMS-Hersteller war nicht in der Lage, das System auf unterschiedlichen Server-Plattformen bereitzustellen und gleichzeitig alle Anforderungen des Unternehmens über Betriebssystem- und Hardwaregrenzen hinweg zu realisieren. Nach einiger Zeit wurde die europäische Geschäftführung ungeduldig und fällte schließlich die Entscheidung, aus dem weltweiten Projekt auszusteigen, da eine Besserung der Situation nicht abzusehen war.
Innerhalb kürzester Zeit musste also ein alternatives CMS gefunden werden. Die Lösung fand man im eigenen Unternehmen: Mit Konica Minolta Photo Imaging existierte eine erfolgreiche Community-Website für Kamera-Besitzer und Fans mit etwa 200.000 aktiven Anwendern – basierend auf TYPO3. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen wurden zwei Agenturen Mitte 2005 damit beauftragt, innerhalb von sechs Wochen die europäische und die deutsche Webpräsenz unabhängig voneinander mit TYPO3 zu realisieren. Beide Projekte wurden erfolgreich und termingerecht umgesetzt. Zudem konnte das europäische Webmarketing-Team auf einer Promotion-Tour eine Reihe weiterer Länder überzeugen, dass TYPO3 auch für ein gesamteuropäisches Konzept genau das Richtige System ist.
Master-Konzept
Da die tschechische Konica-Minolta-Website ohnehin ein Redesign benötigte und eine einheitlichen Plattform angestrebt wurde, erklärte Konica Minolta Europa dieses Projekt zum Piloten des neuen Master-Konzepts. Einerseits zielt dieses Konzept auf ein europaweit einheitliches System und eine einheitliche Struktur für alle Websites. Andererseits bestehen die einzelnen Länderniederlassungen zu Recht auf eine größtmögliche Freiheit bei der Strukturierung und Pflege ihrer Internetauftritte, um den Anforderungen ihrer nationalen Märkte und Wettbewerbssituationen gerecht zu werden. Das Masterkonzept ist daher grundsätzlich als Verbund unabhängiger Websites mit einer gemeinsamen Basis konzipiert.
Der sogenannte europäische Master ist eine vollwertige archetypische Umsetzung einer fiktiven Landes-Website. In diesem Master werden alle Strukturen, Inhalte und das grafische Design gepflegt und weiterentwickelt. Der Europäische Webmaster stellt jedem Land, das einen neuen nationalen Webauftritt startet, eine Kopie des Masters zur Verfügung. Dabei wird von vornherein darauf geachtet, dass die Kopie den unterschiedlichen Anforderungen und Eigenheiten der nationalen Märkte flexibel angepasst werden kann. Grundvoraussetzung ist die Lokalisierung der englischen Orginalinhalte. Bei der Pflege des Masters legt Konica Minolta daher besonderen Wert auf die Internationalisierung der Inhalte. Die Länderniederlassungen haben die Möglichkeit, ihre Kopie um spezifische Ergänzungen, wie etwa eigene Shop- oder CRM-Systeme, zu erweitern.
Die Definition von Workflows zur Pflege einer Website stellt TYPO3 erst seit Version 4.0 zur Verfügung. Bei der täglichen Arbeit wird diese Funktion jedoch nicht vermisst. Das hat vor allem zwei Gründe. Eine europaweit einheitliche Definition von Workflows widerspricht dem bereits genannten Freiheitsprinzip und schränkt die Flexibilität und die Anpassungsmöglichkeiten für die Länderniederlassungen ein. Darüber hinaus arbeiten alle Redakteure in regional verteilten Webteams unabhängig voneinander und eigenverantwortlich mit unterschiedlichen Systemen. Im Durchschnitt besteht ein solches Team aus lediglich drei Mitarbeitern, die Definition von Workflows wäre ein unnötiger Mehraufwand.
Stattdessen arbeitet jedes Land mit zwei getrennten TYPO3-Systemen. In der sogenannten Edit-Site werden die Auftritte gepflegt und erweitert. Sind Änderungen abgeschlossen und bereit für die Veröffentlichung, wird die Edit-Site mit der öffentlichen Website, Live-Site genannt, synchronisiert. Das TYPO3-Basissystem wurde so erweitert, dass es zwei verschiedene Websites auf Knopfdruck synchronisieren kann.
Auch nach der Installtion und der initialen Anpassung einer Landessite besitzt diese eine Verbindung zum Master. Über Module zur Content-Distribution können neue Inhalte dynamisch nachgeliefert werden. Zusätzlich stehen mehrere sogenannte Sandbox-Sites zur Verfügunng, die für die Entwicklung, das Testen von Extensions und für Experimente zum Systemverhalten genutzt werden. Weder die Edit-Site noch die Live-Site sind so während der Entwicklung gefährdet.
Während der Entwicklung des Masters wurden eine Reihe von Extensions an die Bedürfnisse von Konica Minolta angepasst, erweitert und teilweise neu entwickelt. Eine wichtige Neuentwicklung ist die ProductPro-Extension, eine Datenbank zum Produktdaten-Management. Mit Hilfe von ProductPro können Redakteure Daten zu den einzelnen Produkten des Unternehmens pflegen und aus TYPO3 heraus auf diese Daten zugreifen. Der Redakteur kann so für einzelne Produkte definieren, welche Daten und in welcher Form diese auf der Website dargestellt werden sollen. Mit Hilfe von ProductPro lassen sich Spezifikationslisten oder auch Produkt-Vergleiche schnell und ohne großen Aufwand generieren und im Web darstellen.
Alle europäischen Websites werden zentral im eigenen Rechenzentrum in der Europazentrale in Langenhagen gehostet. Serverseitig kommt TYPO3 in Version 3.8.1 auf dem Betriebssystem Suse Linux Enterprise Server 9 zum Einsatz. Als Hardware-Plattform dienen acht Dell PowerEdge 1855 Server mit 3Ghz Dual-Xeon-Prozessoren, die über eine 155Mbit-Leitung mit dem Internet verbunden sind. Um die Belastung der Server weiter zu minimieren, werden statische und dynamisch generierte Inhalt getrennt voneinander gehostet – auch hier bietet TYPO3 die nötige Flexibilität.
Support und Entwicklung
Sowohl die Entwicklung des Systems als auch der technische Support werden durch zwei Agenturen aus Köln und aus Garbsen bei Hannover übernommen und durch den europäischen Webmaster Volker Buchtal koordinert. Einige Länder setzen zur Pflege zusätzlich auf lokale Agenturen.
Ergänzend zu TYPO3 sind das Ticket-System Eventum und ein auf MediaWiki basierendes Wiki-System im Einsatz. Dieses dient zusammen mit einem Konica-Minolta-spezifischen TYPO3-Handbuch zur Schulung und Fortbildung der Redakteure und Webmaster sowie zur Dokumentation des Systems.
Zukunft
Derzeit wird das Masterkonzept in 14 Ländern umgesetzt, weitere stehen in den Startlöchern. Heute wird TYPO3 vor allem für die öffentlichen Auftritte eingesetzt. Zusätzlich werden nach und nach unterschiedliche CRM- und Shop-Systeme an das Content Management System angebunden. Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen wird bereits darüber nachgedacht, TYPO3 in Zukunft als Webfrontend für das Lotus Notes/Domino-basierte Intranet einzusetzen. Die Überlegungen für dieses Projekt haben jedoch gerade erst begonnen.
Mit TYPO3 hat Konica Minolta ein Content Management System gefunden, dass sich flexibel an die Anforderung des Unternehmens anpassen lässt und seinen kommerziellen Artgenossen mindestes gleichwertig ist. Die Erfahrungen zeigen, dass das System auch bei großen verteilten Website-Strukturen mit dezentral arbeitenden Teams eingesetzt und zentral gesteuert werden kann. Auch wenn das derzeitige Projekt auf den europäischen Raum beschränkt ist, werden die mit TYPO3 erzielten Erfolge im Unternehmen bereits weltweit mit großem Interesse verfolgt.