Blogosphäre – Professionalisierung ist kein Kinderspiel: Verkaufte Blogs und neue Träume
Jeden Tag werden auf eBay komplette Webprojekte verkauft. Nur ein so großes Weblog wie „Basic Thinking“ war noch nicht darunter. Letztlich ging es für 46.902 Euro an Serverloft. Die Firma betreibt mit onlinekosten.de bereits eine Website, ist aber ansonsten im Hostinggeschäft zu Hause. Ob das nun ein Schnäppchen oder eine Schnapsidee war? Die Leser jedenfalls blieben zunächst treu.
Diskutiert wurde rund um die Auktion unter anderem, inwiefern man ein Blog überhaupt verkaufen kann. Denn in der Regel ist es etwas Persönliches und mit dem
jeweiligen Blogger direkt verbunden. Zumindest in Deutschland ist das tatsächlich noch oft so. Die US-amerikanische Newsseite TechCrunch würde
dagegen wohl niemand mehr als Michael Arringtons Blog auffassen –
weshalb er sich kurzfristig einen Monat Auszeit nehmen kann, was er
nun getan hat.
Alles so professionell hier…
Spuren für eine langsam wachsende Professionalisierung (und wie manche meinen: Normalisierung) gibt es auch anderswo. Kai Müller vom Stylespion hatte gegen Ende des Jahres bereits erklärt: Das Blog ist nun seine Hauptaufgabe [1]. Damit möchte er seinen Lebensunterhalt verdienen. Einen anderen Weg geht Timo Hetzel: Zu den Podcasts „Bitsundso“, „Gamesundso“, „Videogamesundso“ und „Serienundso“ gibt es nun ein „Plus“ genanntes, freiwilliges Abo [2]. Man bezahlt einen Beitrag und bekommt dafür das eine oder andere Extra – und das gute Gefühl, die Macher des eigenen Lieblingspodcasts zu unterstützen. Ob das klappt? Wir werden es sehen.
Und noch mehr Blog-Business: Eine GmbH steht inzwischen hinter dem Angebot von WordPress Deutschland. Das wurde notwendig, weil der Service in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen ist und es für die nächsten Wochen und Monate viele weitere Pläne gibt. Ein ähnliches Angebot wie WordPress.tv wollen die Macher beispielsweise auf Deutsch bringen: In zahlreichen Videos werden hier neuerdings grundlegende Informationen zum Blogsystem WordPress vermittelt und außerdem wird von Veranstaltungen wie den WordCamps berichtet.
Blog auf dem Jugendschutz-Index
Noch eine Premiere: Erstmals ist ein Blog von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert worden. Das Blog darf nun minderjährigen Besuchern nicht mehr zugänglich sein. Inhaltlich drehte es sich um das Thema Magersucht. Als erstes reagierten manche mit dem „Zensur“-Reflex und es wurde der staatliche Eingriff angeprangert. Bald darauf gab es auch andere Stimmen. Allen voran Johnny Haeusler, der das Thema detailliert von verschiedenen Seiten beleuchtete [3].
Blogcharts-Explosion
Ein anderes dankbares Streitthema sind Blogcharts: nach diversen Kriterien sortierte Toplisten. Mal zählen die Links [4], mal die Leser des RSS-Feeds laut Google Reader [5] oder laut Feedburner [6], mal sind es mehrere Zahlen zusammen [7] und mal sind die vorn, die für viele Schlagzeilen sorgen [8]. Besonders bunt treibt es der Statistikdienst blogoscoop [9] : Macher Martin Kunzelnick hat ausgerechnet, dass man sich hier rein rechnerisch gesehen 2.864.727.332.766.000 individuelle Rankings erstellen kann: meiste Kommentare, meiste Postings, ältestes Blog in Stuttgart, in den letzten sieben Tagen viel gelesenes Blog über Mode… Über 4.000 Blogs sind hier inzwischen verzeichnet. Jens Schröder wiederum hat den deutschen Blogcharts [4] einen Relaunch gegönnt und nun gibt es nicht nur die wöchentliche Topliste, sondern beispielsweise auch diverse Vergleichsgrafiken. Ein Paradies für Statistikjunkies.