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MIT Technology Review News

100.000 US-Dollar Exoskelett: Hersteller verweigert Reparatur und lässt Gelähmten im Stich

Wegen eines kleinen Kabels drohte ein Exoskelett für 100.000 Dollar zu Elektroschrott zu werden. So etwas ist kein Einzelfall in der Medizintechnik.

2 Min.
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Ein Exoskelett unterstützt beim Gehen. (Symbolbild: Unai Huizi Photography / Shutterstock.com)

Seit einem Reitunfall 2009 ist der Jockey Michael Straight querschnittsgelähmt. Fünf Jahre später kam ihm moderne Technik zu Hilfe: Ein Exoskelett ermöglichte ihm, wieder zu gehen. Das war nicht nur für den Alltag wichtig, sondern auch, um Straights Knochendichte aufrecht zu erhalten.

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Doch zehn Jahren und 371.091 Schritte später streikte das Gerät plötzlich. Der Grund war ein gelöstes Verbindungskabel zum Akku des Steuergerätes. Keine große Sache, dachte sich Straight. Aber Lifeward, der Hersteller des Exoskeletts, ließ ihn abblitzen. Geräte älter als fünf Jahre würden grundsätzlich nicht mehr gewartet, ließ man Straight wissen. Der machte seinem Ärger auf Facebook Luft: „Das ist eine erbärmliche Ausrede für eine schlechte Firma, mehr Geld zu machen. Nachdem ich fast 100.000 US-Dollar für die Maschine und das Training bezahlt habe, fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass 20 Dollar für eine Batterie der Grund sein sollen, dass ich nicht mehr laufen kann.“

Vier Tage für Reparatur des Exoskeletts

Das Pferdesport-Fachblatt Paulick Report und ein lokaler TV-Sender griffen die Geschichte auf, und sie zog ihre Kreise in den sozialen Medien. Der Hersteller lenkte schließlich ein, entschuldigte sich und reparierte das Gerät. „Ich habe es zwei Monate lang vergeblich versucht“, sagte Straight. „Nach all der Aufmerksamkeit durch Medien und soziale Netzwerke hat es dann nur noch vier Tage gebraucht, um das Exoskelett zu reparieren.“

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Ein Happy End also? Nicht unbedingt. Der Vorfall wirft Licht auf ein viel grundlegenderes Problem: Gerade in der Medizintechnik wehren sich viele Hersteller mit Händen und Füßen dagegen, dass Dritte ihre Produkte reparieren können. Schon bei normaler Hardware ist es ärgerlich, wenn beispielsweise Lautsprechersysteme wegen Softwareproblemen zu Elektroschrott zu werden drohen. Doch bei Medizinprodukten geht es mitunter um Leben und Tod: Während der Covid-Pandemie mahnte beispielsweise ein Hersteller von Beatmungsgeräten das Reparatur-Portal iFixit ab, weil es angeblich urheberrechtlich geschützte Reparatur- und Wartungsanleitungen in Umlauf brachte. Dabei waren die Geräte knapp und wurden dringend gebraucht.

Patient:innen verloren ihr Augenlicht ein zweites Mal

Besonders gravierend war auch der Fall eines Retina-Implantats, das Blinden zu einem rudimentären Sehsinn verholfen hatte. Es funktionierte aber nur, bis der Hersteller Second Sight den Support einstellte, nachdem er von einem Konkurrenten übernommen wurde. Patient:innen verloren ihr Augenlicht dadurch ein zweites Mal. Ähnliche Fälle kamen auch bei anderen Neuro-Implantaten vor.

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Viele Betroffenen machen sich deshalb daran, ihre eigenen Geräte zu hacken. Das kommt allerdings nur für Menschen infrage, die genügend Zeit, Hartnäckigkeit und Expertise mitbringen. Das grundlegende Problem lässt sich wohl nur durch eine bessere Regulierung lösen – etwa, indem sie Herstellern vorschreibt, für den Fall ihrer Pleite eine offene Software und die dazugehörige Dokumentation zu hinterlassen.

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Kommentare (1)

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Dirk Soetebeer

Das ist doch ein Armutszeugnis, wenn ein Hersteller medizinische Produkte nicht weiter supporten und deswegen die Betroffenen Patienten drarunter leiden müssen. So etwas ist moralisch verwerflich und gehört sich nicht.

Da hilft es oft nur die Fälle in sozial-Medien publik zu machen und somit indirekt Druck auf die Hersteller zu machen. Im geschilderten Fall hat es ja geholfen. Innerhalb von nur 4 Tagen war der Schaden beseitigt gewesen. Da fragt man sich doch allen Ernstes, warum es nicht gleich so ginge. Bei einem Produkt, was über 100 Tausend US-Dollar gekostet hat, kann man doch wohl einen längeren Service erwarten. Wie wäre es denn, wenn bei einem PKW auch nach 4-10 Jahren plötzlich hieße, dass dafür keine Reparaturen (egal welcher Art auch immer) mehr durchgeführt werden können und man sich gefälligst ein neues PKW beschaffen solle?

Das während der Covid-19 Zeit auch Reparatur-Portale wie iFixit verklagt werden, weil urheberrechtlich geschützte Anleitungen veröffentlicht werden, zeigt doch, wie skrupellos die Industrie mittlerweile geworden ist. Bei denen zählt anscheinend nur noch der Profit.

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