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23 Stellenbörsen beschweren sich bei EU über Google for Jobs

Die Stellenbörsen werfen Google unfaire Praktiken bei der Anzeige von Jobinsteraten in den Suchergebnissen vor. Jetzt haben sie einen Brief an die EU-Kommissarin für Wettbewerb geschrieben.

Von Johanna Kleibl
3 Min. Lesezeit
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Das Google-Logo an einer Glasfassade. Mal wieder wird dem Konzern vorgeworfen, dass er seine Marktmacht missbraucht. (Foto: Shutterstock).

In einem Brief an die EU-Kommissarin für Wettbewerb, Margrethe Vestager, fordern 23 Online-Stellenbörsen, dass die EU dem Konzern temporär „unfaire Praktiken“ untersagen soll, solange noch wettbewerbsrechtliche Untersuchungen gegen Google laufen. Das berichtet die Presseagentur Reuters unter Bezugnahme auf einen Brief, der am Dienstag der EU-Kommissarin zugesandt worden sein soll.

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Es geht um das Tool Google for Jobs, das Jobangebote von Plattformen und Unternehmensseiten zusammenträgt und in einem auffälligen Widget in den organischen Suchergebnissen präsentiert. Das sehen die Kritiker als eine Ausnutzung der Marktmacht und somit wettbewerbswidrig. Laut Reuters werfen einige Konkurrenten Google vor, die Suchmaschine nutze ihre Dominanz aus und locke User zur eigenen Seite, ohne dass dabei die üblichen Marketing-Ausgaben fällig werden.

Google for Jobs wurde in Deutschland Mitte Mai eingeführt, in den USA gibt es das Feature schon seit Mitte 2017. Geht aus einer Suchmaschinen-Eingabe die Intention einer Jobsuche hervor, zeigt Google in einer Box drei passende Stellenangebote an. Tatsächlich steht die Box fast immer an erster Stelle bei den organischen Suchergebnissen. Beim Klick auf einen Job wird der User erst einmal auf die Ergebnisliste innerhalb des Google-Tools weitergeleitet. Um zur Seite zu kommen, auf der das Inserat ursprünglich erschienen ist, brauchte es einen weiteren Klick. Johannes Beus, SEO-Experte und Chef von Sistrix, merkte eine Woche nach der Einführung an, dass Google for Jobs auf Anhieb zum Sichtbarkeit-Marktführer geworden ist.

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Gemischte Reaktionen auf die neue Konkurrenz

Die Reaktionen auf den Vorstoß von Google fielen unterschiedlich aus. Vor dem deutschen Launch des Features hat Google nach eigenen Angaben eng mit verschiedenen Jobbörsen und Karrierenetzwerken zusammengearbeitet, darunter Xing, Linkedin, Monster und die Stellenmärkte diverser Zeitungen. Andere Anbieter von Jobbörsen kritisierten Google hingegen direkt nach dem Launch. Laut Reuters gehen Branchenkenner davon aus, dass Google zukünftig Anzeigen auch im Job-Tool verkaufen wird. Damit könne Google „Milliarden Dollar“ an den Konkurrenten verdienen.

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Das Widget von Google for Jobs steht ganz oben bei den organischen Suchergebnissen. Hier ein Beispiel zur Suche nach einem IT-Job in Berlin.(Screenshot: t3n)

Nick Zakrasek, Senior Product Manager bei Google, erwiderte auf die Kritik, dass auch Konkurrenten sich das Feature nutzbar machen könnten. „Jeder Dienstleister vom Arbeitgeber bis zur Jobplattform kann die Features nutzen, und viele dieser Nutzer haben einen deutlichen Anstieg an Bewerbungen festgestellt. Durch eine Verbesserung der Suchergebnisse für Jobs ermöglichen wir mehr Traffic zu den Seiten und unterstützen ein gesundes Ökosystem für die Jobsuche“, sagte Zakrasek gegenüber Reuters.

Google hat Guidelines für die Formatierung von Stellenangeboten veröffentlicht. Wer diese befolgt, hat bessere Chancen, im Job-Tool gut zu ranken. So ist zum Beispiel ausdrücklich gewünscht, Gehaltsschätzungen in Form strukturierter Daten anzugeben. Wer die eigene Seite richtig strukturiert, kann unter Umständen sogar mehr Zugriffe als vor der Einführung von Google for Jobs akquirieren. Einige Jobbörsen haben sich den Rahmenbedingungen angepasst und ihre Seiten entsprechend optimiert. So sagte etwa Scott Gutz, CEO der Stellenbörse Monster gegenüber Reuters, dass seine Seite den Verfassern von Anzeigen nun eine Anleitung für deren Struktur an die Hand gibt, die zu einem höheren Ranking im Google-Tool führen soll. Er scheint Erfolg damit gehabt zu haben. Jahrelang habe Monster User verloren, weil die Seite in den organischen Suchergebnissen schlecht gerankt habe. Durch das neue Tool sei Monster wieder aufgestiegen, so Gutz gegenüber Reuters.

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Kritik an der enormen Marktmacht

Doch es gibt zahlreiche Stellenportale, welche die veränderten Bedingungen nicht einfach hinnehmen wollen. Zum Beispiel die Axel-Springer-Tochter Stepstone. Kurz nach Einführung des Job-Tools in Deutschland hatte Stepstone einen Rückgang der Weiterleitungen von Google beklagt. Ein Stepstone-Sprecher warf Google damals vor, die Marktmacht zu missbrauchen und die eigene Job-Anzeige in den Suchergebnissen bevorzugt zu platzieren.

Stepstone hat schon im vergangenen Jahr, also vor dem eigentlichen Launch von Google for Jobs, eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht, wie Reuters unter Berufung auf einen Sprecher berichtet. Google räume dem eigenen Job-Aggregator in den Suchergebnissen einen hohen Stellenwert ein, hieß es zur Begründung. Möglich sei dies nur wegen der Marktmacht des Konzerns. Stepstone hält dieses Vorgehen für wettbewerbswidrig.

Laut Reuters könnten weitere formelle Beschwerden folgen, sollte die EU-Kommission den Forderungen des Briefes nicht nachkommen. Margrethe Vestager ist nur noch bis Ende Oktober im Amt, Reuters erfuhr allerdings von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, dass die Wettbewerbs-Kommissarin eine „intensive“ Übergabe vorbereite, sodass das Anliegen nach ihrer Amtszeit nicht fallengelassen wird.

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Google steht immer wieder wegen seiner enormen Marktmacht in der Kritik. Erst Mitte Juli hatte die EU-Kommission eine Rekordstrafe in Höhe von rund 4,3 Milliarden Euro gegen Google verhängt. Damals ging es um Missbrauch der Marktmacht beim Betriebssystem Android.

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