Nasa findet Mikroben, wo es eigentlich keine geben dürfte: Warum das für uns nützlich sein könnte

Reinräume kommen in vielen Bereichen der Wissenschaft zum Einsatz. Die dekontaminierten Räume werden etwa genutzt, um bei der Herstellung von Halbleitern die Verunreinigung durch Partikel zu verhindern. Auch in der Raumfahrttechnik werden Reinräume eingesetzt, damit solche Partikel und Mikroben nicht unabsichtlich ins All gelangen. Dass das schwerer als gedacht ist, zeigt jetzt eine Studie der Nasa in Zusammenarbeit mit Forscher:innen aus Indien und Saudi-Arabien.
26 Mikrobenarten im Nasa-Reinraum: Wie geht das?
Die Wissenschaftler:innen haben Proben der Nasa-Reinräume aus dem Jahr 2007 analysiert. Die Proben wurden zu drei Zeitpunkten vor, während und nach dem Zusammenbau der Phoenix-Raumsonde genommen, die zum Mars geschickt wurde. Alle Proben wurden seither bei –80 Grad Celsius in einem 20-prozentigen Glycerin-Stamm für künftige Analysen aufbewahrt.
Insgesamt wurden in den Proben 215 Mikrobenstämme entdeckt, von denen sich 26 als neue Arten herausgestellt haben. Dabei handelt es sich laut den Wissenschaftler:innen und der Nasa um extremophile Organismen, also Lebensformen, die sich besonders schwierigen Umständen anpassen und darin überleben können. In diese Kategorie der widerstandsfähigen Organismen fallen unter anderem Unterarten wie Thermophile, die sich hohen Temperaturen angepasst haben oder Radiophile, die sich enormer Strahlung aussetzen können.
Die Ergebnisse der Studie können auf gleich zwei Arten nützlich sein. Zunächst können die Gene der Mikrobenarten genauer analysiert und in der Wissenschaft zum Einsatz kommen. Junia Schultz, eine der Wissenschaftlerinnen hinter der Studie, sagte dazu gegenüber Space: „Die Gene in diesen neu entdeckten Bakterienarten könnten in der Medizin, der Lebensmittelkonservierung und anderen Industriezweigen genutzt werden“.
Zudem kann die Nasa aus diesem Fund lernen und die eigenen Reinräume weiter verbessern. Dadurch werden Kontaminationen auf künftigen Missionen womöglich verhindert. Kasthuri Venkateswaran, Hauptautor der Studie, sagt dazu: „Zusammen können wir die Geheimnisse der Mikroben, die selbst extreme Umgebungen im Weltall überstehen, entschlüsseln. Organismen mit dem Potenzial, die Wissenschaft, Bioengineering und interplanetare Erkundungen zu revolutionieren“.