Im Jahr 1998 hatten insgesamt 16 Länder mit dem Aufbau der internationalen Raumstation ISS begonnen. Wegen Bedenken der USA war China allerdings von einer Beteiligung ausgeschlossen worden. Das Land brachte daher in den vergangenen Jahren zwei eigene, allerdings kurzlebige Weltraumlabore ins All, in denen auch Raumfahrer (Taikonauten) lebten und arbeiteten. Jetzt hat China den Startschuss für den Bau einer eigenen Raumstation gegeben. Am Donnerstag wurde das Kernmodul ins All gebracht.
Kernmodul für chinesische Raumstation
Das 22,5 Tonnen schwere Modul mit dem Namen „Tianhe“ (dt.: Himmlische Harmonie) startete vom chinesischen Weltraumbahnhof Wenchang an Bord einer Rakete des Typs „Changzheng-5“ (dt.: Langer Marsch 5) in den Orbit. Mittlerweile hat es chinesischen Medien zufolge seine Umlaufbahn erreicht. Dem sogenannten Kernmodul sollen zwei weitere Module folgen. Danach soll die erste Ausbauphase im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Die chinesische Raumstation ist auf eine Lebensdauer von 15 Jahren ausgelegt.
Die ISS hat derzeit eine Betriebserlaubnis bis Ende 2024, könnte aber auch noch bis 2028 im All bleiben – und wird dann kontrolliert und in mehreren Teilen zum Absturz gebracht. Noch diskutieren Experten aber darüber, wie das sogenannte Deorbiting möglichst sicher vonstatten gehen könnte. Schließlich brauchte es 42 einzelne Raketenstarts, um alle Teile ins All zu bringen. Auf der Erde würde die ISS über 400 Tonnen auf die Waage bringen.
Beim kontrollierten Absturz der russischen Raumstation Mir, die etwa 124 Tonnen wog, fielen – geplant – 40 Tonnen nicht verglühter Trümmer in den Pazifik. Wie gefährlich nicht verglühte Trümmer sein können, hat zuletzt erst der Absturz von Trümmern einer außer Kontrolle geratenen SpaceX-Rakete gezeigt.
Platz für 3 Taikonauten
Aber zurück zur chinesischen Raumstation. Die soll in etwa 240 Tonnen wiegen und vom Umfang her eher der Mir als der ISS entsprechen. Das Kernmodul allein bietet Platz für drei Taikonauten, die jeweils rund sechs Monate an Bord bleiben können. Die beiden weiteren Module sollen für die Durchführung wissenschaftlicher Experimente dienen. Wohl auch als Reaktion auf den eigenen Ausschluss bei der ISS hat China hier alle Länder zur Kooperation eingeladen. Auch Experimente können eingeschickt werden.
In den kommenden Monaten sollen insgesamt elf weitere Raketenstarts zum Ausbau der chinesischen Raumstation erfolgen, darunter vier bemannte Raumflüge. Schon im Juni könnten drei Taikonauten zum Kernmodul geflogen werden. Neben wissenschaftlichen Versuchen soll die Raumstation laut Futurezone China auch bei geplanten weiteren Missionen ins All unterstützen. Aktuell befindet sich ja schon die Raumsonde Tianwen-1 mit einem Rover an Bord in der Marsumlaufbahn. Der Rover soll in den kommenden Wochen auf die Marsoberfläche gebracht werden.