Reminder: Unterstütze deine Social-Media-Manager:innen! - t3n

Social-Media-Manager:innen sind die, „die den ganzen Tag auf Insta rumhängen“. Warum das nicht stimmt und warum du dich eventuell mit deinen Leuten unterhalten solltest. Ich schreibe das Briefing am Mittwoch, ich vertrete heute für den einen Tag meine Social-Media-Kolleg:innen im Community-Management. Nach zweieinhalb Stunden brauchte ich den ersten Spaziergang und habe den Glauben in die Menschheit verloren. Außerdem trudeln permanent neue Kommentare und Mentions ein. Ich komme kaum zum Schreiben und wenn, dann ist das alles Mist, weil mich im Hintergrund beschäftigt, dass viele Menschen „Lügenpresse“ gröhlen und wild beleidigen, nur weil ihnen eine Studie zu E-Autos nicht gefällt. (Wenn das Briefing heute etwas holprig klingt, liegt das genau daran.) Ich bin sowas von bereit, dass der Tag vorbei ist und ich das nie wieder machen muss. Dabei ist das nur ein Teil, ein einziger, vom dem riesigen Repertoire, das Social-Media-Manager:innen bedienen müssen. Deshalb ein kleiner Aufruf an alle Chef:innen und Marketer:innen: Eure Social-Media-Menschen haben massig Liebe verdient! Community-Management: Verdammt hartes Brot Fangen wir direkt damit an: dem Community-Management. Romantisiert klingt es oft danach, mit coolen Fans zu chatten. Tatsächlich ist die Aufgabe auch oft, den Wildwuchs an Hass, Beleidigungen und Trollen zu stoppen. Viele Menschen haben online keinen Filter und schreiben wirklich alles, was ihnen in den Sinn kommt – Beleidigungen, Sexismus und Rassismus sind in den Facebook-Kommentarspalten leider gang und gäbe. „Eure Scheiße interessiert keine Sau“ gehört da noch zu den netten Sachen. Und Gnade denen, die irgendwas mit Corona oder Impfungen posten. Oder Inhalte, die irgendwie „linksversifft“ rüberkommen könnten, wie E-Autos, jeglicher Post, in dem gegendert wird oder Paare, die nicht heterosexuell und weiß sind. Sich stundenlang mit dem Hass und Frust anderer Menschen auseinanderzusetzen, das schlaucht enorm. Zur Wahrheit gehört auch: Die meisten Fans sind liebe, nette und vor allem stille Menschen. Für diese Leute schaffen wir bei t3n gern Inhalte. Es ist eigentlich ein kleiner Teil der Community, der sich nicht im Griff hat. Aber das ist leider oft der lauteste Teil. Und für den braucht man ein krass dickes Fell. [crosslinks ids="1411529,775171,1210924"] Unter dem Hashtag #AusgebranntePresse erzählen Journalist:innen, wie sie von einer radikalisierten Szene von Verschwörungsideolog:innen angegriffen werden. Darunter finden sich auch etliche Berichte von Social-Media-Redakteur:innen wie dieser hier: [twitter 1475968982813401091] Das sind keine Einzelfälle. Eure Community-Manager:innen müssen sich jeden Tag mit Hass, Hetze und dem ungefilterten Frust von Menschen auseinandersetzen. Wenn du kannst, setz dich mit deinen Social-Media-Expert:innen mal zusammen. Frag sie, wie es läuft. Bitte sie, ehrlich zu sagen, wie es ihnen geht und ob sie etwas brauchen – mehr Ressourcen, bessere Tools, Tee und Taschentuch, mehr Pausen. Ermögliche ihnen unbedingt ungestörten Urlaub wie allen anderen auch und sorge dafür, dass in der Zwischenzeit andere die Vertretung übernehmen. Im Idealfall herrscht bei dir eine Offenheit für persönliche Probleme, sodass sie auch sagen können, wenn sie professionelle Unterstützung brauchen, um damit umzugehen. Ergo: Zeigen deine Leute Zeichen von psychischen oder Suchterkrankungen oder anderen Schwierigkeiten, versuch zu signalisieren, dass du sie unterstützt. (Auch wenn das natürlich nicht nur für deine Social-Media-Manager:innen gelten sollte.) [crosslinks ids="1437996,1357043,1428597"] Das Problem mit dem Ruf Die Socials sind angeblich die, die nur in den sozialen Medien rumscrollen, Kolleg:innen auf die Nerven gehen und am Ende nur unlustigen Kram posten. Marketer:innen betonen gern, wie strategisch wichtig die Social-Media-Kanäle sind, die Bespielung aber ist hart. Die Algorithmen wollen konstant gefüttert werden, kommt da ein paar Tage nichts, geht die Reichweite direkt in den Keller. Wie alle anderen auch müssen Socials alles reporten: Reichweite, Likes, Kommentare, Engagement, Leads, Conversions, was auch immer. Sie erstellen Strategien und produzieren Fotos, Grafiken, Videos, Texte und teilweise Social Ads. Die meisten Sachen davon, wie Fotografie, Videografie oder Grafikdesign sind dabei eigene Ausbildungsberufe, unsere Socials vereinen sie oft alle in sich. Gute Social-Media-Manager:innen sind breit begabte Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit kreative Ideen zaubern müssen. Diese Menschen sind aber auch oft davon abhängig, dass andere aus dem Unternehmen sie unterstützen. Für Behind-the-Scenes-Content müsste sich jemand einverstanden erklären, sich zu zeigen. Manchmal brauchen sie Unterstützung mit Fachwissen aus anderen Abteilungen. Wenn eure Social-Expert:innen also das nächste mal etwas brauchen: Denkt dran, dass sie hart arbeitende Menschen sind, die genau wie ihr auf das Unternehmensziel einzahlen. Macht mal mit und schaut euch an, was sie den ganzen Tag tun und wie viel das alles ist. Und dann macht euch einen Beruhigungstee.