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Analyse

Identitätskrise im Job: Wenn der Traumberuf auf einmal keinen Spaß mehr macht

Der Traumberuf ist für viele Menschen ein fester Teil der Identität. Doch wenn dieser gar nicht so schön ist wie gedacht, kann das eine große Krise verursachen. Der Arbeitspsychologe Manuel Pietzonka weiß, wieso der Job eine Identitätskrise verursachen kann.

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Im Job kann man kleine und große Identitätskrisen bekommen. Die Hintergründe können aber oft unterschiedlich sein (Foto: New Africa/ Shutterstock).

Viele Menschen arbeiten lange daraufhin, um später hoffentlich ihren Traumjob zu erreichen. Sie studieren jahrelang, lassen sich unterbezahlt ausbilden oder machen Überstunden. Doch dann kommt die große Ernüchterung: Der Job, den sie sich jahrelang erträumt haben, ist gar nicht so toll. Das kann sogar zu Identitätskrisen führen. Immerhin war das Ziel jahrelang Teil der Persönlichkeit. Aber was macht man, wenn der Verlust des Traumjobs einen so sehr erschüttert?

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Nicht wenigen scheint es so zu gehen. Laut einer Umfrage der European Working Conditions Surveys (EWCS) sehen knapp zwölf Prozent der Menschen in Deutschland ihre Arbeit als sinnlos an. Bei den 25- bis 34-Jährigen, also den Menschen, die gerade in die Berufe einsteigen und sich festigen, ist das Gefühl der Sinnlosigkeit besonders hoch.

Für den Arbeits- und Organisationspsychologen Prof. Dr. Manuel Pietzonka aus Hannover ist die Identitätskrise auf der Arbeit ein bekanntes Phänomen: „Wenn wir gewisse Ansprüche an unseren Job haben und diese nicht erfüllt werden, dann kann man schon in eine Identitätskrise geraten.“ Pietzonka ist an der FOM Hochschule der Direktor des Instituts für Wirtschaftspsychologie und leitet den Fachbereich der Organisationspsychologie. Ob ein Job eine Identitätskrise verursachen kann, hängt laut dem Wissenschaftler im Wesentlichen von zwei zentralen Fragen ab: „Passt der Beruf zu meiner Person und kann ich mich in dem Beruf richtig selbst verwirklichen?“

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Wenn der Beruf nicht passt

Ob ein Job zu einer Person passt, untersucht die Arbeitspsychologie als so genannten „Person-Job-Fit“. Hierbei geht es darum, wie gut die individuellen Persönlichkeitseigenschaften, Motive und Fähigkeiten zu einem Job passen. Ist eine Person eher gewissenhaft, passt sie unter anderem gut in einen Verwaltungsberuf oder zur Polizei, „da sich gewissenhafte Menschen in der Regel gern an Vorgaben und Regeln halten, pünktlich sowie Ordnung und Struktur mögen“, erklärt Pietzonka.

Herauszufinden, welche Jobs zur eigenen Persönlichkeit passen, ist allerdings gar nicht so einfach, auch weil sich die Identität gerade in der Jugendzeit noch verändert: „Junge Menschen haben noch Entwicklungspotenzial“, so Pietzonka. Dennoch gibt es einige Angebote, wie vom Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit. Hier wird versucht, die individuellen Eigenschaften der Schülerinnen und Schüler mit dem passenden Job zu matchen.

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Büroalltag: Tweets, die den täglichen Wahnsinn offenbaren Quelle: Vaobullan-Shutterstock / Twitter

Sinnvolle und Sinnstiftende Jobs

Doch auch wenn die Anforderungen des Jobs zur eigentlichen Persönlichkeit passen, kann es zu beruflichen Identitätskrisen kommen, wenn man zum Beispiel das Gefühl hat, sich mit dem Beruf nicht selbst verwirklichen zu können: „Es gibt Menschen, die eine hohe berufliche Identität haben. Die Frage ‚Wer bin ich eigentlich?‘ wird dann in besonderem Ausmaß über den Beruf beantwortet“, erklärt Pietzonka. Können diese Personen sich beruflich nicht selbst verwirklichen, sind sie laut dem Psychologen eher gefährdet, eine Identitätskrise zu erleben.

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Pietzonka sieht auch die fehlende Sinnstiftung durch Arbeit als wichtigen Faktor für die Entstehung von Identitätskrisen: „Wenn der Sinn fehlt, sind Identitätskrisen wahrscheinlicher.“ Dabei unterscheidet er zwischen sinnvollen und sinnstiftenden Jobs. Während sinnvolle Berufe eher einen Nutzen zeigen, generieren sinnstiftende Jobs Lebenssinn für die eigene Person. „Im Idealfall ist ein Job sinnvoll und sinnstiftend, aber das muss nicht der Fall sein“.

Bau dir deinen Job

Pietzonka rät dazu, ein richtiges Ausmaß an Identifikation zu finden. „In den Debatten wird häufig so getan, als wäre die Identifikation mit dem Job etwas per sé und immer etwas Positives. Gleichwohl könnte ich mir vorstellen, dass Menschen, die sich zu viel mit ihrem Beruf identifizieren, besonders gefährdet für die Identitätskrisen sind, wenn sie zum Beispiel ihre beruflichen Ziele nicht erfüllen, arbeitslos werden oder in Rente gehen“, argumentiert er. Andere Identitätsfacetten wie Hobbys, Sport, Familie und Freunde sollten nicht vernachlässigt werden.

Fehlt einem trotzdem der Sinn im Beruf, haben viele Menschen die Möglichkeit, den Job zu wechseln. „Das ist ein bisschen von der beruflichen Qualifikation abhängig“, so Pietzonka. Menschen mit einem höheren Bildungsgrad haben auf dem Arbeitsmarkt oft mehr Möglichkeiten als Menschen mit einem einfachen Schulabschluss oder ohne Schulabschluss.

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Ansonsten können Arbeitnehmer:innen zusammen mit dem Arbeitgeber die Rahmenbedingungen verändern, sodass der Job besser zu einem passt. In der Arbeitspsychologie fällt das unter den Begriff Job-Crafting. „Der Begriff beschreibt die Fähigkeit des Arbeitnehmenden in Abstimmung mit der Führungskraft, die Tätigkeit so zu verändern, dass sie besser zu den eigenen Zielen und Vorlieben passt“, so Pietzonka. Die Person bekommt dann Aufgaben, die als erfüllender bewertet werden.

Der Arbeitspsychologe sieht im Job-Crafting eine Chance für Unternehmen, qualifizierte Mitarbeiter:innen in Zeiten des Fachkräftemangels zu halten. „Das Commitment eines Arbeitnehmenden zu seiner Organisation ist eine ganz wertvolle Ressource für ein Unternehmen“, so Pietzonka. Fehlt diese Zugehörigkeit, wechseln qualifizierte Fachkräfte nämlich zur Konkurrenz und die Unternehmen müssen sie aufwendig ersetzen.

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