
Die neue Elektroden-Technologie löst angeblich eine ganze Reihe von Problemen beim Speichern von Energie. (Grafik: Nawa Technologies)
Zehnfache Leistung, dreimal bessere Energiespeicherung, fünfmal höhere Lebensdauer von Akkus: Das französische Unternehmen Nawa Technologies spricht von einem „Quantensprung“. Dahinter steckt ein patentiertes Elektroden-Design aus vertikal angelegten Kohlenstoffröhren im Nanoformat (VACNT). Nawa bezeichnet das Ergebnis als schnellste Elektrode der Welt.
In herkömmlichen Akkus bestehen die Elektroden aus einer Mischung von Aktivkohle und anderen Pulvern, Additiven und Bindemitteln. Dadurch müssen die Ionen ihre Ladung durch ein Labyrinth aus Strukturen tragen. Dieser Weg ist nicht nur häufig verschlungen, sondern auch oft blockiert. Die Lösung von Nawa sieht vor, mit Nanoröhren jeden winzigen Klumpen aktiven Materials direkt mit dem Stromkollektor zu verbinden. Damit verkürzt sich der Weg, den die Ionen zurücklegen, drastisch. Nawa-Gründer und CTO Pascal Boulanger erklärte dem Online-Magazin New Atlas: „Die Entfernung, die das Ion braucht, um sich durch das Lithium-Material zu bewegen, beträgt nur wenige Nanometer statt, wie bei einer normalen Elektrode, Mikrometer.“

Durch Kohlestoffröhrchen finden die Ionen ihren Weg sehr viel schneller. (Grafik: Nawa Technologies)
Das steigert nicht nur die Leistung, sondern senkt auch die Ladezeit. Nawa prognostiziert Ladezeiten von fünf Minuten, um einen Auto-Akku von 10 auf 80 Prozent zu laden. Zusätzlich könnten die Energiespeicher sehr viel leichter und kompakter werden. Die starre Struktur und die breite Verteilung der Lithium-Klumpen eliminierten zudem eine Reihe von Faktoren, die Batterien altern lassen. Nawa spricht von einer fünfmal längeren Lebensdauer für Akkus mit VACNT-Technologie. Noch bessere Leistungsdaten vermutet Boulanger, wenn man andere aktive Substanzen einsetzt, etwa Silizium statt Lithium.
New Atlas hat sich an unabhängige Fachleute gewandt, um das Prinzip zu überprüfen. Cameron Shearer von der School of Chemical and Physical Sciences in Südaustralien bestätigte die guten Eigenschaften von vertikalen Kohlenstoffröhrchen. „Es überrascht mich nicht, dass eine zehnfache Leistungssteigerung möglich ist“, zitiert ihn das Portal. Sein Einwand bezieht sich auf die Kosten für die Herstellung der Nanoröhren. Damit konfrontiert antwortete Boulanger, man verwende ein Verfahren zur Gläser-Beschichtung und das sei sehr billig. Man habe das Pilotstadium hinter sich gelassen und verfüge nun über eine funktionsfähige Produktionsanlage. Erste einfache Produkte könnten 2022 auf den Markt kommen. Versionen, die alle Vorteile in sich vereinen, ab 2023. Es gibt nach Angaben des Unternehmens auch einen ersten Großkunden: Der französische Batteriehersteller Saft produziert Energiespeicher für die Autokonzerne PSA und Renault.
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Dein t3n-Team
Liebe Redaktion,
wisst ihr eigentlich was ein Quantensprung ist.
In kurzen Worten; es ist kleinste Veränderung, welche die Natur zu bieten hat.
Habt ihr das wirklich ausdrücken wollen ?
Mit freundlichen Grüßen
T. Schäfer
Lieber Torsten Schäfer!
Nein, das haben wir nicht ausdrücken wollen und auch nicht ausgedrückt. Denn bei dem Wort Quantensprung handelt es sich um ein sogenanntes Januswort mit zwei völlig gegensätzlichen Bedeutungen. Wir meinten erkennbar die andere…
Gruß
D. Petereit, t3n
Hallo Herr Petereit,
nein, Sie – bzw. t3n – meinten erkennbar gar nichts, denn von einem Quantensprung spricht das Unternehmen Nawa Technologies. t3n ist nur der Bote.
Ich wette übrigens 10:1 gegen eine Marktreife in 2022/2023.
Es wurde eine interessante technische Neuerung mitgeteilt. Vielleicht in nicht ganz passenden Worten. Dass sich jetzt hier ein paar Oberschlaumeier daran abarbeiten, ist mehr als lächerlich. Es wimmelt in unserem Land einfach vor solchen Erbsenzählern. Darum ging es im Artikel nicht – es ging um Fortschritt. Schade, dass sie das nicht gemerkt haben, oder nicht merken wollten.
Das mit den Nanotubes ist schon seit längerer Zeit in der Pipeline in verschiedenen Inkarnationen. Letztendlich ist die Akkutechnik auf die nach wie vor ungünstige Situation der Elektroden fixiert. Was aber wenig bis nichts daran ändert, dass Akkus nach wie vor vor allem einen Haufen Blech mit geringer Leistungsdichte am Ende des Einspeisungskabels mit sich herum schleppen.
Bei Autos mit einer dosierten Leistungsbilanz, wie sie z. B. bei Autos im Kurzstreckenbereich, bei uns mit L6e oder L7e Zulassung sinnvoll eingesetzt werden, macht das definitiv Sinn.
Bei Autos/Fahrzeugen, die auf der langen Strecke eingesetzt werden müssen, ist das eher fragwürdig.
Die Innovation muss also im gesamten Antriebsstrang statt finden und darüber hinaus. Und dabei spielt auch die Verringerung des Fahrzeuggewicht eine wesentlich Rolle. Daran führt kein Weg vorbei.