Apple Pay als Paukenschlag: Die Auswirkungen auf Kunden und Händler

Apple Pay ist in Deutschland gestartet und das wird vieles verändern. (Foto: t3n.de/Jochen G. Fuchs)
Apple Pay ist verdammt einfach, deshalb wird es vieles grundlegend verändern. Kunden können einmalig Karten-Zahlungsdaten, E-Mail-Adresse und Rechnungsanschrift in ihrem iPhone hinterlegen und zukünftig sehr schnell bezahlen und einkaufen. Eine Handbewegung und der Kaffee im Coffeeshop ist bezahlt. Ein Klick auf Apple Pay, ein Griff ans Smartphone zur Zahlungsbestätigung und ein Einkauf im Onlineshop ist erledigt. Das sind keine Euphemismen, es sind tatsächlich nur eine Handbewegung und ein Griff. Das führt dazu, dass beispielsweise in einem Onlineshop ohne jegliche Registrierung mit einem Klick und einem nachfolgenden Handgriff zum iPhone zur Authentifizierung der Zahlung per Touch-ID oder Face-ID eingekauft werden kann. Selbst das 25-Euro-Limit für kontaktlose Zahlungen ist quasi weg – da Apple schon mit Touch-ID oder Face-ID einen zweiten Faktor für die Authentifizierung nutzt.
Was Apple Pay für Kunden verändert
Einkaufen wird einfacher, im stationären Handel, aber ganz besonders im Onlinehandel. Die Neukundenregistrierung ist ein Hindernis, im besonderen für die sehr auf Bequemlichkeit bedachte Apple-Zielgruppe. Bevor da jemand mühsam einen neuen Kundenaccount anlegt, wird mit One-Klick-Button in der Amazon-App bestellt.
Apple Pay könnte also mehr Kunden dazu bringen, auch mal woanders zu bestellen: Wenn die nervige Registrierung entfällt und mit einem Handgriff gleichzeitig bezahlt wird, ist die Hürde deutlich niedriger. Das Beispiel von Paypal Express zeigt es, nur dass Apple Pay noch schneller und komfortabler ist. Mit Paypal-One-Touch rückt Paypal zwar näher an Apple, aber die Paypal-Lösung funktioniert nicht immer so kompromisslos schnell und einfach. Händler, die Apple Pay integrieren, werden also eine steigende Anzahl von Gastbestellungen verzeichnen können. Das ist eine grundlegende Veränderung im E-Commerce.

Apple Pay ermöglicht jetzt auch Ticketsysteme, hier in der Allianz-Arena beim FC Bayern München. (Foto: t3n/Jochen G. Fuchs)
Dazu kommt, dass Apple Pay theoretisch sämtliche Kundenkarten und Loyalitäts-Systeme kombiniert beim Bezahlen einsetzen kann, beispielsweise bei Payback. Die Wallet bringt weiteren Mehrwert durch die Nutzung von digitalen Tickets, beispielsweise im Einsatz in der Allianz-Arena beim FC Bayern München.
Was Apple Pay für Händler verändert
Für den Händler ist das einerseits positiv, weil durch Neukunden-Bestellungen der Umsatz zunehmen kann. Andererseits gibt es eine Schattenseite: Der Kundenkontakt wird schwerer, die Kundenbindung auch. Es gibt ja keinen Nutzeraccount bei Neukunden, die mit Apple Pay zahlen.
Aber das Beharren auf einem Nutzer-Account wäre fatal, denn es verhindert die Migration des Kunden von Amazon und könnte die grundlegende Veränderung ausbremsen. Deshalb sind Händler besser beraten, wenn sie nach intelligenten Lösungen suchen und dem Kunden einen deutlichen Mehrwert bieten, um ihn nach dem Einkauf zur Anlage eines Kundenaccounts bewegen. Dann kann Apple Pay auch als Bezahlungsmethode bei eingeloggten Nutzern verwendet werden.
Was hingegen nicht mit Apple Pay geht: One-Klick-Lösungen. Apple unterstützt in Deutschland aktuell keine wiederkehrenden Zahlungen. Gleichbleibende Beträge wie beispielsweise die monatliche Abogebühr von Netflix kann Apple Pay in den USA schon wiederholt verarbeiten, ohne eine erneute Nutzerauthentifizierung zu verlangen. Bei wechselnden Beträgen muss der Zahlungsdienst passen: Da ist bei jeder Zahlung eine Nutzerauthentifizierung nötig.
In Deutschland werden wiederkehrende Zahlungen für Abomodelle mit gleichbleibenden Beträgen wahrscheinlich irgendwann kommen. Wann, ist unklar, Apple hat dazu nichts verlauten lassen.
Für Händler wird die Gesamtlage keinen anderen Schluss zulassen als eine schnellstmögliche Integration von Apple Pay. Sonst riskieren sie, die umsatzfreudige Apple-Kundschaft zu verlieren, die lieber dort einkauft, wo das präferierte Zahlungsverfahren angeboten wird. Das zeigen schon die ersten Informationen zum Start von Apple Pay aus Bankenkreisen.
Die Zukunft von Apple Pay ist rosig, der Start furios
Und wieder einmal hängt der Erfolg eines Dienstes vom goldenen Käfig ab. Apple hat die NFC-Schnittstelle nicht für Zahlungen freigegeben. Mit Android kann jeder eine Bezahl-App starten. Das ist gut für die Vielfalt, aber genau deshalb schlecht fürs Geschäft. Die Winner-takes-it-all-Regel wird hier greifen, beispielsweise hat die Deusche Bank kein Google Pay, sondern eine ebenso gut und schnell funktionierende Lösung in der eigenen App eingebaut. Eigentlich ist es zu früh, um schon den Tod von Google Pay zu prognostizieren, aber unter Einbeziehung von Samsung Pay dudelt doch schon langsam „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus den iPhone-Kopfhörern. Bei Apple ist die Deutsche Bank hingegen an Bord und schwärmte beim Start vom tollen Nutzererlebnis bei Apple Pay. Was bleibt ihr auch anderes übrig: Der NFC-Chip ist dicht, das Nutzererlebnis ist tatsächlich toll. Ende der Geschichte – und die goldene Käfigtür ist zu. Alle anderen rund 2.000 Banken, mit denen Apple gerade noch verhandelt, werden dann wohl folgen müssen.
Der Start von Apple Pay erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschlands Kassiererinnen und Kassen keine Angst mehr vor der kontaktlosen Zahlung haben. Was waren das noch für Zeiten, als an der Kasse beinahe die Polizei gerufen wurde, weil da jemand irgendwas Komisches am Terminal gemacht hat. Bis zum Jahresende sollen rund 80 Prozent der Terminals in Deutschland kontaktlos sein.
Nur rund 20 Prozent der deutschen Bankkunden haben eine Kreditkarte, die Schnittmenge mit den Apple-Kunden ist riesig. Genau deshalb wird schnell ein hohes Zahlungsvolumen entstehen, denn die nerdige Kundschaft lechzt geradezu nach Apple Pay – und gibt auch mehr Geld aus als andere Kundengruppen.
Mobiles Zahlen ist ja schon auf dem Siegeszug – auch ohne Apple Pay: Die BVG kassiert schon zwei Drittel ihrer Fahrscheine in der App. Mit Apple Pay versprechen sich alle, die beim Start dabei sind, einen weiteren Siegeszug. Die Deutsche Bank sprach Dienstagmittag um 11 Uhr schon von dreistelligen Apple-Pay-Registrierungen pro Minute. Das wären mindestens 6.000 Neuanmeldungen pro Stunde! Gleichzeitig will die Deutsche Bank ebenfalls dreistellige Registrierungen pro Minute, also wieder vierstellige Zahlen pro Stunde, für ihre neue virtuelle Apple-Pay-Debitcard erhalten haben. Ein Produkt, das gerade deutschen Kunden sympathisch zu sein scheint. Die Debitkarte ist eine Kreditkarte, die direkt mit dem Girokonto verbunden ist und deren Zahlungen genau wie mit einer Girocard sofort vom Konto abgebucht werden. Das Standardmodell von Fintechs wie N26 ist also bei den altbackenen Banken angekommen und schiebt die Kreditkartendurchdringung des deutschen Marktes an.
Rein spekulativ: Wenn aktuell alle beteiligten Banken dieselben Zahlen vorweisen könnten, dann hätte sich während des Lesens dieses Textes rechnerisch eine komplette Kleinstadt registriert. Und seit heute morgen 7 Uhr bis heute Nachmittag 17 Uhr vermutlich rechnerisch schon ganz Stuttgart. Herzlich Willkommen, Apple Pay.
Selten liest man derart unreflektierte Jubelperserkommentare in denen wirklich jede Behauptung eine gefärbte Vermutung bar jeglicher recherchierte Substanz ist, weit entfernt jeglicher Realität.
Es wird nichts, rein gar nichts am bisherigen Zustand ändern. Über 50% aller befragten, das habe ich aus einem Artikel hier auf t3n vor kurzem, lehnen MobilePayment als Zahlungsmethode ab. Zudem ist mit Google Pay ein genau so einfaches und in Deutschland aufgrund der Android-Verbreitung weiterverbreitetes Zahlungsmittel schon ewig verfügbar.
Der Artikel gehört zur Kategorie „AppleNerd dreht ab, weil er endlich ApplePay nutzen kann.
Fanboy-Beitrag, mehr nicht. Das geht auch schon länger mit GooglePay, PayPal, …
„Was waren das noch für Zeiten, als an der Kasse beinahe die Polizei gerufen wurde, weil da jemand irgendwas Komisches am Terminal gemacht hat.“ Hab ich selbst so erlebt bei Karstadt Münster. Da wurde der Abteilungsleiter gerufen, weil ich angeblich noch nicht bezahlt hätte, obwohl es sogar auf dem Bon stand.